Morgenstimmung im "Tal der Camper"
Ich habe noch einen Tag "in Reserve".
Ich entscheide mich, den in Bordeaux zu verbringen und buche noch im Zelt liegend eine Nacht mehr in dem Hotel, das ich schon von Sonntag bis Montag - meinem Abreisetag - vorgebucht habe - ein Hotel wie immer an Ab- und Anreisetagen in der Nähe des Bahnhofs. Das Ende der Ferien naht!
Danach packt mich doch die Wehmut, als ich mein Zelt einpacke: Tschüss Freiluftleben, Tschüss ungebundene Zeit!
Ich habe mich trotz der Anstrengungen
gut erholt und fühle mich so herrlich verlangsamt - besonders jetzt, wo ich noch 10km radeln muss, um Kaffee bekommen zu können.
In Le Porge auf dem Campingplatz ist zwar alles noch vorhanden, auch das Freiluftrestaurant, aber die Öffnungszeiten sind sparsamer geworden, im Laden gibt es keine Frischware mehr.
Und so muss ich 10 km auf schnurgerader Strecke radeln, um in Le Porge-Bourg Kaffee und Sandwich ordern zu können.
7 km ist der Sand/Waldgürtel breit, danach kommen Wiesen - aber immer noch schnurgeradeaus...
Ich weiche heute nämlich von meinem selbstgesteckten Track ab, der sich sonst immer nach der Maxime richtet: möglichst naturnah und schön, möglichst viel motorverkehrsfrei.
Aber mein Track über Lacanau nach Bordeaux ist 88km lang; das ist mir heute zu viel. Die Abkürzung könnte 10km oder mehr sparen.
Und das ist der Grund, warum man auf dem Bild oben langweilige, nackte Straße sieht.
Auch hinter Le Porge wieder öde Straße:
Ab t/km 20 bin ich wieder auf einer " Voie Verte", der ehemaligen Eisenbahntrasse Bordeaux - Lacanau. Natürlich geht die hier im platten Land auch schnurgeradeaus, aber ohne Autoverkehr kann man beim Radeln mehr seinen Gedanken nachhängen.
Ich bekomme Kaffeedurst. Die Dörfer wechseln sich im 8km Rhythmus ab. Das erste allerdings hat kein Bar-Café: komisch!
Aber das zweite Dorf hat eine Kirche! Juhu! Davor ist ganz gewisslich eine Bar! <$£¥#%^ Leider Fehlanzeige!
Das dritte hat alles: Gymnasium, Tennisplatz, Schwimmhalle, Immobilienverkäufer, aber kein Bar-Café!
"Un village Français sans bar-café est un village perdu"( Herbertus von Aquitanien)
Verarmendes Frankreich! Seufz!
Aber: manchmal muss man nur Geduld haben:
Plötzlich tut sich bei t/km 50 ein altes Bahnhofsgebäude auf, sehr schön hergerichtet mit Spielflächen und - wichtig - einer Umnutzung zum Restaurant.
Ein Blick in die Speisekarte sagt mir, dass ich hier richtig bin!
Das war jetzt nicht das preiswerte Menue du Jour, aber eine Labsal für Augen und Gaumen!
Als ich weiterfahre, merke ich, dass ich in der Peripherie von Bordeaux angekommen bin. Die Voie Verte geht noch eine ganze Weile am norwestlichen Stadtrand entlang und wird später durch normale Radwege abgelöst. Mit Hilfe der hervorragenden Karte "openfietsmap.nl" habe ich einen Parcours herausgesucht, der mich erst zur Garonne führt und dann am Fluss entlang zum Bahnhofsviertel.
Das geht dank meines Garmin Navigationsgeräts hervorragend und ganz ohne Stress; immerhin sind es noch mehr als 20 km Stadtfahrt....
Das Hotel liegt direkt am Bahnhof: das ist schnell gefunden.
Und: ich muss mich wieder an Lärm und Fülle einer Großstadt gewöhnen. Ich kenne diesen Effekt schon von meinen anderen Reisen.
Die Tour ist zuende; insgesamt 593 km,
Morgen ist Besichtigungstag zu Fuß.
Tusch: Für insgesamt 15 000 Rad-km dank Helga.
AntwortenLöschenTusch: Für diesen wieder unterhaltsamen und informativen Reiseblog über knapp 600 km im fernen Süden.
Tusch: Für eine nun entspannte und gute Bahnrückfahrt zurück nach HH.
Kranich