Dienstag, 6. August 2013

Huningue - Montbeliard 92km

Um 5.45 Uhr raschelt es neben meinem Zelt. Nein, das ist kein Tierchen, sondern ein Zelterpärchen, das sein Zelt abbaut und alles auf dem Rad verstaut. Der Zeltplatz direkt am Rhein in Huningue ist klein und eng gepackt und wird von Radfahrern des Rheinradwegs und des Eurovelo 6 bevorzugt angesteuert. Und Radler rüsten früh! Aber so früh?
Mir gelingt es noch etwas zu dösen, aber  6.45 Uhr stehe dann doch auf und baue ab. Entsprechend früh bin ich auf dem zentralen Platz in Huningue und frühstücke. 
Der Kanal beginnt 500m links vom Fuße der Dreiländerbrücke. Der Radweg Eurovelo 6, dem ich bis Chalons folgen werde, ist ausgeschildert und in seinem Verlauf eindeutig. 

Der Weg ist schön und folgt dem Kanal, der hier nicht mehr schiffbar ist und Canal de Huningue heißt.

Später dann - hinter Kembs - kommt ein Abzweig vom Rhein zum Kanal, der nun für die großen Binnenschiffe, die den Hafen von Mulhouse anlaufen, groß genug ist. 
Das ist dann etwas monoton, aber der Radweg ist immer noch schön zu befahren.
Bis Mulhouse sind es 35 km und keine Restauration in Sicht. Es empfiehlt sich, sich in Huningue etwas mitzunehmen - in meinem Fall ein Croissant aux amandes.

Vor 3 Jahren haben wir die Durchfahrt durch Mulhouse nicht gefunden und irrten durch die Vororte. Ob wir nur zu dusselig waren und ob die Beschilderung jetzt verbessert ist, kann ich nicht sagen, denn ich und mein App CityMaps2Go, wir haben uns einen anderen Weg gesucht: mal sehen, ob der Fußweg, der da gestrichelt am Kanal weitergeht, fahrradgängig ist.
Heureka! 

Zuerst ist es nur ein Trampelpfad, dann eine Piste und ab der Brücke Rue de Bâle wieder feinster Radweg (Eurovelo 6), der wunderbar am Kanal durch die Stadt geleitet. (...das ist jetzt reiner Ehrgeiz, dass ich hier fahre. Die Wegweisung geht auf geteerten Straßen bis zu dem Punkt, wo der hergerichtete Radweg wieder einsetzt) Jetzt braucht man die nächsten 300km keine Landkarte mehr. Auch die Umleitung wegen einer Baustelle am Stadtausgang ist weg.
Es ist jetzt 10.30 Uhr und ich wollte eigentlich nur eine kleine Etappe für den ersten Tag. Aber wie es so kommt: für morgen ist Gewitter und Regen angesagt und für genau den Tag habe ich ausnahmsweise wegen der Zeltplatzverteilung eine 90km Etappe vorgesehen. Also: warum nicht durchstarten und dann morgen beim schlechten Wetter eine eher kleine Etappe? Mein Online-Berater Kranich rät zu einem Hoteltag!
Also ziele ich Montbéliard an! 
Über die Strecke ist nur zu sagen: schön!

Als die Schleusendichte zunimmt, ahnt man, dass die Wasserscheide näher rückt. 



Der Wind hat kräftig aufgefrischt und kommt von vorn; das Terrain steigt an. Beides bremst mich aus. Gegen 16 Uhr soll es Gewitter geben: ich radel gegen die Uhrzeit! Das ist in meinem Genussradelprogramm eigentlich nicht vorgesehen!
Bei km 78 breite ich meine Zeltunterlage aus und mache eine Siesta: im leichten Schlaf höre ich die Schreie der Kinder, die weiter hinten von der Brücke in den Kanal springen. Ab und zu höre ich ein Sirren: das sind vorbeirauschende, schweigsame Radler. 
Danach geht es entspannt und erfrischt weiter. Bei km 86 nehme ich einen Traubenzucker. Aber es hält nicht lange vor. Hartnäckige Halluzinationen von einem halben Liter frisch gezapftem Bier lassen sich aus meinem Kopf nicht mehr vertreiben (die Wasserflasche ist leer).
Kurz vor dem Ziel bei km 91 habe ich einen Druckverlust auf dem hinteren Reifen.
Mit letzter Kraft/ Luft erreiche ich das Hotel Balance in Montbeliard. Sie haben auch ein Zimmer für mich.

Es ist wie ein Déjà Vu: hier habe ich schon 2010 mit Nicola einen Schlechtwettertag verbracht.
Um 19Uhr wird dem Drang nach Bier nachgegeben.
(sprich: Paulaneeh)
Nachricht an KaKa: Schlauchwechsel samt Chainglidermontage erfolgreich abgeschlossen. 
Um 19 Uhr donnert es dann endlich; aber weiter passiert noch nichts. Die Gewitterfront scheint Montbéliard zu umrunden. 
Ob es nun am nächsten Tag eine kurze Etappe oder gar keine gibt, das sehen wir am Morgen. 


     



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