Ich wache um 7.40 kurz vor dem Weckerklingeln auf; es ist 8,5 Grad auf meinem Tacho. Mein Schlafsack jedoch ist kuschelig warm.
Ich kann jetzt zusammenpacken, denn ab 8.30 Uhr gibt es Frühstück. Der Campingplatz in Parthenay ist gut geführt und hat top Sanitaires!
Im Folgenden habe ich mit dem Fluss Thouet nicht mehr viel zu tun: es geht in die gewellte Landschaft.
Das geht dann vom Ausgangspunkt 150 m in die Höhe; eigentlich nicht so schlimm.... wenn es zwischendurch nicht immer wieder abwärts gehen würde..
Heute gibt es schon bei tkm 8 einen Kaffee; warum auch nicht?
Da ich der Einzige bin, der bei diesen Temperaturen draußen sitzt, trage ich brav zum Bezahlen meine Tasse und das Milchkännchen mit hinein. Und da passiert es: gut gefließter, grauer Kachelboden, aber eine unsichtbare Ministufe in Fliesendicke dazwischen. Ich stolpere und das Milchkännchen mit der Restmilch verteilt sich auf dem Boden. Ich entschuldige mich ( soweit ich kann), in den Augen des Wirtes allerdings nur eiskalte Verachtung....
Wer macht denn so was: Geschirr reintragen...
Drüben auf der anderen Straßenseite ist ein Bäcker. Da ich nicht weiß, was mich auf der Strecke erwartet, gehe ich hinein und erwerbe ein Sandwich - das ist dann immer ein gefülltes Baguette, also länglich. Deswegen bitte ich immer, das in zwei Teile zu schneiden. Das hat schon manches Mal Ratlosigkeit hervorgerufen. Da muss man ja ein Messer suchen. Wer macht denn so etwas, ein Sandwich in zwei Teile?
Auch dieser jungen Dame bei diesem Bäcker ist das fast zu viel. Als ich sie hinterher bitte, die beiden Hälften in zwei verschiedene Tüten zu packen, behauptet sie glatt, sie hätte keine mehr.....
Tüte ist länger als die Taschenbreite....
Weiter geht es mit der gewellten Landschaft. Ich komme langsam auf Betriebstemperatur: morgens ist eh nicht meine stärkste Tageszeit...
Bei tkm 23 passiere ich die Quelle des Thouet und bin auf dem höchsten Punkt der Gegend. In der Ferne sehe ich schon - verheißungsvoll - die Flachgebiete des Poitou. Und prompt geht es abwärts nach Le Beugnon, dem Ende der Véloroute.....um dann zum Dorf wieder hoch zu gehen.
Auf meiner Karte ist in diesem Dörfchen Messer und Gabel verzeichnet. Das kann alles heißen: hier war mal was und ist jetzt geschlossen, hier ist ein Café heute leider ohne Essen, oder ein richtiges Restaurant, aber Schließtag oder nur Abends Essen, oder auch Menu du Jour; letzteres ist hier im Nirgendwo eher unwahrscheinlich.
UND DAS UNWAHRSCHEINLICHE TRITT EIN:
Ein richtiges, elaboriertes Restaurant. Leider steht „Fermé“ an der Tür. Ich setze mich auf die verlassenen Stühle, mache Fotos und ein bisschen Pause.
Aber die leckeren Küchengerüche in der Luft lassen mir keine Ruhe. Ich studiere noch einmal die Öffnungszeiten und da steht: Freitags ab 12 Uhr geöffnet. Moment, ist heute nicht Freitag? Ist es nicht gleich 12 Uhr?
Foie Gras mit Mango
Seewolf mit Kressesauce
Ingwerpudding (=Kuchen) mit Orangensoße
Das zweite Wunder: englische Bedienung und der Koch ein ehemaliger englischer Militär....
Kein Wunder, dass die sich hier wohlfühlen: die grüngewellte Landschaft mit ihren Farnen und den Heckenbegrenzungen an den Straßen könnte auch Devon oder Cornwall sein...
Carol, die mich an meinen Tisch geführt hat, erkundigt sich nach meiner Tour und nach meinem Tagespensum und ist entsetzt: das sei doch kein Urlaub!
Nach einem doppelten Espresso verabschiede ich mich. Die Beine sind ganz gnädig; aber ich habe es ihnen ja auch leicht gemacht: es geht lange erst einmal abwärts! Umgekehrt hätte ich das nicht fahren mögen.
Aber natürlich bleibt es ja nicht so: die Flachgebiete haben zwar gewinkt, sind aber noch nicht da: die eine oder andere Kuppe ist noch zu überwinden.
In Coulonges angekommen gefällt mir der Marktplatz: zum ersten Mal einer mit schattenspendenden Platanen: der Süden läßt grüßen!
Der Zeltplatz selber ist sehr schlicht ; aber was solls?
...der billigste bisher: 3,80 Euro!
....auf der Matte liegen und in den Himmel gucken....
Moin Herbert,
AntwortenLöschenja, ich sehe schon, dir geht's gut. Wäre ich doch nur nach F, anstatt nach DK gefahren. Schöne Zeit wünscht Ingo.
Ein wunderbarer Bericht. Das macht gute Laune!Und dann so ein unerwartetes Menü... Wie schön! Gruß Ulli
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