Dienstag, 10. Mai 2016

Hamburger Erkundungen (22) : Landungsbrücken - Stade


Landungsbrücken – Stade
(42 km)

Ich versuche hier im Blog immer, Anflüge von Lokalpatriotismus zu unterdrücken.
Aber heute – ich muss es zugeben – fällt es mir sehr, sehr schwer!
Die Tour heute – an einem so wunderschönen Tag – ist wirklich geeignet, eingefleischte süddeutsche Radfahrer mit Neid zu erfüllen, weil sie das nicht haben!

Die Tour beginnt erst einmal mit einer Fährfahrt der Linie 62 nach Finkenwerder (9.45 Uhr).

Abfahrt Landungsbrücken. Im Hintergrund der Stintfang, Teil des hohen Elbufers
 
Für Nichthamburger muss man erklären, dass hier im Hafen auf der Elbe Schiffslinien fahren, die dem Verkehrsverbund angehören. Man kann also mit dem Nahverkehrsticket (ohne zusätzliche Kosten für das Fahrrad), mit dem man zu den Landungsbrücken angereist ist, gleich auf der Fähre weiter fahren - die dazu noch alle 15 Minuten verkehrt.
Woanders zahlt man viel Geld für so eine tolle Wasserfahrt mit unvergleichlichen Ausblicken. Der Wind weht einen um die Nase, die Möwen kreischen: man wähnt sich am Meer. Dabei ist das Meer noch 100 km weit weg.
Für die Auswärtigen: das Hafengebiet ist angelegt in einem Binnendelta des Flusses Elbe. Der Strom teilt sich mitten im Binnenland in einen Nord- und einen Südlauf auf, um sich hinter Hamburg wieder zu vereinigen. In diesem Binnendelta befinden sich Inseln, Werder genannt. Früher waren hier Weiden, die bei Sturmfluten regelmäßig überspült wurden. Heute ist alles eingedeicht und bebaut: ob nun mit Hafenanlagen oder Wohngebieten oder landwirtschaftlichen Anbaugebieten.

Und die Linie 62 nach Finkenwerder ist die schönste Strecke, die viel von dem mächtigen Strom zeigt, der die Elbe an dieser Stelle schon ist.


 
Museumshafen Övelgönne, eine Station der Linie 62

Lieber Nichthamburger Blogleser: schauen Sie nachfolgendes Video an und urteilen Sie selbst.
Und dann muss es aber auch genug sein mit dem Lokalpatriotismus!
 

In Finkenwerder angekommen – dieser ehemaligen Elbinsel mit ihrem schönen  „Hintergarten“ – geht es gleich auf einen Radweg, der in die Obstanbaugebiete führt.
Dies ist hier im Blog schon beschrieben und bebildert worden (Hamburger Erkundungen 19 und 16).

http://radreiseblog.blogspot.de/2015/06/hamburger-erkundungen-14.html
http://radreiseblog.blogspot.de/2015/02/hamburger-erkundungen-16-von-harburg.html

Dazu nur ein Foto von der Idylle an der Alten Süderelbe:
 
   
Heute blühen die Apfelbäume, wabert der Duft des frisch erblühten Flieders herüber und der Geruch frisch gemähtes Grases lässt einen den Tag preisen. Die plötzliche Ruhe hier hinten auf der Deichstraße, auf der nur ab und zu einmal ein Auto fährt, versetzt einen in eine kontemplative Stimmung; das pulsierende Leben Hamburgs ist nicht weit weg und trotzdem ist man hier in einer anderen Welt.
Die Häuser liegen auf den Deichen, die jetzt – da die alte Süderelbe zu einem toten Seitenarm der Elbe geworden ist – nutzlos geworden sind; aber dennoch wunderschön!
Das alles muss man erlebt haben!
Man kann diesen Abschnitt bis zum Airbusgelände ( 8km) auch per pedes machen. Von der Haltestelle „Am Rosengarten“ fahren eine Menge Busse zurück nach Finkenwerder –City und damit zum Fähranleger.

Nach diesen 8 km Finkenwerder geht es auf einem straßenbegleitenden Radweg bis zur Klappbrücke über die Este....



Blick von der Estemündung hinüber nach Blankenese
...und zur anderen Seite: die Sietaswerft
....und dann kommt das nächste „Sahnestück“: der Radweg zwischen Fluss und Deich.
Heute mit dem starken Ostwind im Rücken ist der wie eine Rennbahn!

Wenn Hahnöfersand auftaucht, muss man eine Weile mit einem Radweg parallel zur Straße vorliebnehmen, aber hinter Jork geht es zurück auf die „Rennbahn“.

In Jork ein Mühle mit einem Restaurant mit gehobener Küche



Neuenschleuse

Als ich dieses Foto machte,  liegt in meinem Rücken - oben auf dem Deich über der Schleuse - das Café Möwennest.

Ich ging dort hoch und bekam Appetit: mehreren Gästen wurde ein ausgesprochen appetitlich aussehendes Frühstück serviert. Ich guckte gierig auf die Teller und ging von der Terrasse in das kleine Café hinein (herrliche Aussicht!), sah den leckeren hausgemachten Kuchen für den Nachmittag schon bereitstehen und studierte die Frühstückskarte und wollte ordern.

Aber da wurde ich bös zurückgepfiffen: „ Nee, Frühstück ist nich mehr!  ´n ´Brötchen könn´ Se noch kriegen – mit Mettwurst oder Käse!“

Ich kam mir vor wie in der Servicewüste Nordfriesland und verließ das Café.

die Imbissgasse am Anleger der Fähre Lühe - Schulau  ("...was drauf auf die Pommes?")
 
Ich fürchte fast, dass ich mit nachfolgendem Bild meinen guten Ruf als Anhänger der gehobenen Gastronomie ziemlich ruiniere....



Apfelplantage im Deichvorland
werktags leider erst ab 14 Uhr geöffnet

Am Ende – wenn das ehemalige Atomkraftwerk  auftaucht – geht es südwärts  6 km in die wirklich hübsche Innenstadt von Stade hinein.
Nach dieser Rennfahrt bin ich schon um 13.15 Uhr dort angekommen!
Sollte der Wind aus West kommen - was er ja meistens tut - würde ich die Tour umdrehen und in Stade beginnen.




Zurück nach Hamburg bringt einen die S-Bahn oder – wenn für Fahrräder die Sperrzeit 16 -18 Uhr angebrochen ist – der Metronom.

.....und hier gehts zum Track!




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