Jedenfalls als ich mich kurz vor 9 Uhr am verabredeten Treffpunkt für das Taxi einfinde, bin ich gespannt und nervös, ob das klappen wird. Bin ich wirklich an der richtigen Kirche? Wie lange warte ich hier, wenn das Taxi nicht kommt? Was ist, wenn die gar kein Großraumtaxi schicken?
Calmo, calmo! Punkt 9 Uhr biegt ein großer Golf Caddy um die Ecke, der für Rollstuhltransport umgebaut ist, und hält direkt vor meinem deutlich sichtbar aufgebautem Fahrrad.
Danke an das Team im Hotel Castillo de Javier, die sich in mehreren Schritten rührend darum gekümmert haben.
(Hotel, Zimmer, Bar,Ausstattung, Preis und Service 1A!!!)
Es spricht viel dafür, eine Tour noch einmal rückwärts zu fahren: die Ausblicke sind andere! Die Schlucht, die das Flüsschen Larraun hier durch die felsigen Berge gegraben hat, sieht von dieser Seite noch imposanter aus. Und natürlich sieht man das durch die Frontscheibe eines Transporttaxis wesentlich entspannter an....
Ich bin also wieder in Lekunberri - vor dem gleichen Laden, wo ich gestern
Wasser gekauft habe und tue heute dasselbe. Und dann geht es wieder auf die Plazaola. Dem Stückchen hinter dem langen Tunnel von Uitzi bin ich auf der Herfahrt ausgewichen, weil ich genug von Schotterwegen hatte. Diese restlichen 5km nehme ich jetzt in Angriff: auch noch eine schöne Strecke!
Beim langen Tunnel bin ich ja jetzt schon "Eingeweihter": das Vlies zum Wärmen und die zusätzliche Stirnlampe liegen schon bereit.
Ab Tunnelanfang geht es in diese Richtung ja abwärts.
Und so genieße ich weitere 10 km lockere Fahrt auf der Plazaola, bis mein Zugang zur Straße oberhalb von Leitza kommt, die mich ins Nebental bringen soll.
Nebental heißt leider auch immer eine Kuppe überwinden zu müssen. Das heißt in meinem Fall: 200 Höhenmeter auf 4 km, die ich in 50 Minuten schaffe. Ich handel dann immer mit mir: 500m im ersten Gang geastet, dann eine Stehpause, bis der Herzschlag wieder unten ist. So kommt man auch voran!
Nicht dass jemand in Versuchung kommt zu glauben, dass ich diese Steigungsabschnitte mit Gepäck liebe; ich nehme sie nur in Kauf, um andere Genüsse einer Radtour erst möglich zu machen.
Dieser Abschnitt war dann - wenn ich alles richtig geplant habe - die letzte veritable Steigung auf dieser Tour.
Darauf folgte die Abfahrt. Und nun habe ich auch wieder Augen für die Schönheit der Landschaft: traumhaft! Bis zu den Kuppen hinauf mit Mischwald bedeckt. Wie schön muss das hier mit der Herbstlaubfärbung aussehen!
Wir zuhause denken immer nur an die Alpen. Dabei gerät aus den Augen, was für ein schönes Gebirge die Pyrenäen sind!
Kurz nach 12 Uhr bin ich schon am Ziel:
Was für ein Gegensatz zu gestern:
Das Gewusel in der historischen Altstadt von Pamplona und nun dieses ruhige, entzückende Bergdorf Ezkurra!
Der Frontón von Ezkurra: das Spiefeld für den baskischen Nationalsport Pelota, einer Art Squash ohne Schläger
Das Dorf:
Heute ist Samstag: ab 18 Uhr strömten alle Leute der Gegend zusammen, nahmen einen Schluck und gingen hinauf zur Kirche. Jetzt sind alle wieder unten in und am Gasthaus und palavern: sieht aus wie intaktes Dorfleben!
.. und als ich mich um 20.30 zum "Cena" nach innen begebe, sitzen dort die Fans und gucken ein Pelota-Endspiel mit lautstarker Begeisterung!
Zum Essen bestelle ich eine Flasche Rosado: mit dem dadurch hervorgerufenen Glimmer ist mein "baskisches Glück" perfekt!
Morgen geht es weiter das Tal hinunter, um dann auf einer weiteren Eisenbahntrasse dem Fluss Bidasoa zu folgen und wieder ins Französische zu wechseln. Am Abend soll dann in St. Jean de Luz zum ersten Mal das Zelt ausgepackt werden.
Montag und Dienstag ist schlechtes Wetter angesagt mit Gewitter und deutlicher Abkühlung. Müssen wir mal sehen. Nach hinten heraus habe ich noch Spielraum, was die Routenplanung angeht....
.. Und jetzt auch noch dieser Vollmond!
Die warme Luft umhüllt einen schmeichelnd: das ist das südliche Leben!
Nur der Wind deutet auf künftige Wetteränderungen hin...
Fasse zusammen: Hotel, Taxi, kühlender Tunnel, Flasche Rosado, Vollmond. Bin ich hier noch richtig bei einem Radreiseblog? :-)
AntwortenLöschenGuten Einstieg nach Frankreich - und zwar ohne Gewitter,
Gruß Kranich