Ich tüdel mit meiner Kamera GoPro herum und filme eine Vorbeifahrt. Die Abläufe wollen ja auch geübt werden. Das Stativ GorillaPod ist bei so etwas der Bringer.
Das Tal wird jetzt noch schöner, so etwas von romantisch - besonders als dann 9.30 Uhr die Sonne herauskommt
Johannes würde jetzt sagen: schmerzhaft schön!
10 Uhr gibt es dann bei km 15 ( ich sagte ja schon, dass ich heute etwas lahm bin !!) eine Kaffeepause.
In der Bar-Restaurant-Epicerie-Relais de Poste kann man französisches Leben beobachten. Dazu gehört anscheinend ein Gläschen Weißwein wie auch das Schwätzchen mit der Briefzustellerin.
Ich kann auch noch mal beobachten, worauf Johannes, der ja französische Verwandtschaft hat, mich hingewiesen hat: bei den traditionellen Bises, den Begrüßungsküsschen, kein Kontakt mit den Armen; nur Oberkörper leicht vorgebeugt, Wange an Wange und in die Luft geküsst. Hier die Variante, dass er den einen gibt und sie den anderen.
Zwei Kraniche überfliegen mich und geben kurz Laut, damit ich sie bemerke..
Oder waren es Reiher?
Nach Deluz weitet sich das Tal: es wird herabgestuft von "schmerzhaft schön" auf "sehr, sehr schön". Neben dem Radweg finden sich Gemüsebeete, deren Erde nach dem gestrigen Regentag wunderbar duftet: ein typischer Sommergeruch! Nur Wandern kann im Erleben noch intensiver sein!
Auf der Anfahrt nach Besançon komme ich auch an meinem Lieblingscafé vorbei. Leider ist es eine unerwiderte Liebe. Ich sehe schon beim Abfahren vom Radweg, dass der Besitzer gewechselt hat: der Garten ist mit klotzigen Tischen ausgestattet, die geometrisch ausgerichtet sind, das Haus ist frisch gestrichen, der Garten zum Radweg mit einem hässlichen grünen Zaun abgetrennt. Wir lieben keine Zäune!!
Wir lieben die offenen, einladenden Gartenlandschaften!
Die strenge Patronne ist nicht mehr da, dafür ein Haufen junger gutaussehender Männer. Es ist 11.20 und sie rüsten für das Mittagessen. Leider, leider sehen sie sich außerstande, mir ein Sandwich oder irgendetwas anderes Salziges zu machen. Ein Dessert könnte ich bekommen. Ich winke ab, trinke meinen Kaffee für 4 Euro und trolle mich.
Aber wie das so ist mit unerwiderter Liebe, hat man die Tatsache erst einmal akzeptiert, ist man offen für was Neues. Und das kommt bei km 45! Dazu gibt es einen Extrapost!
Aber erst einmal kommt die Durchfahrt durch den Festungsfelsen in Besançon.
Der Kanal und der Radweg gehen untendurch.(Die Durchfahrt habe ich gefilmt, aber kein Foto davon gemacht).
Besançon habe ich von meiner Besichtigungsliste gestrichen. Ich habe zwar etwas Luft in meinem Zeitplan, aber die möchte ich jetzt noch nicht verpuffen lassen. Lieber im Süden etwa den einen oder anderen Ruhetag einlegen. Und dies ist nun ja auch keine Städtebesichtigungstour!
Ich hatte vergessen, dass das Doubstal auch hinter Besançon wunderschön ist! Eine Weile schwanke ich, aber dann muss ich " schmerzhaft schön" sagen!!
Beim km 45 bin ich glücklich, bei km 49 kommt mein zweiter "Platten"!! Hallo? Ich bin 2011 1400km durch Frankreich gefahren ohne irgendeine Malaise!! Und jetzt schon der zweite "Platte".
Aber sehen wir es mal positiv: gibt es einen schöneren Ort als diesen, um einen "Platten" zu haben?
Mein Ziel ist der schöne Zeltplatz von Ranchot. Hier waren wir schon 1995 mit den Kindern, hier war ich 2009 und 2010 mit Nicola. Ja! Ich weiß! Ich bin ein Wiederholungstäter! Aber das hat ja seinen guten Grund!
Der Platz liegt urromantisch auf einer Halbinsel zwischen Kanal und Fluss; das Beste ist aber, dass die alte Patronne in ihrem Campingplatzrestaurant wunderbar kocht. Ob sie noch da ist? Sie wollte ja verkaufen!
Bei der Anfahrt sehe ich es schon: Besitzerwechsel! Das Wäldchen ist aufgeräumt, einige Bäume gefällt und hübsch ordentlich gestapelt, gekürzter,angenehmer Rasen, neuer Kies auf der Auffahrt. Der neue Patron: nicht sympathisch, aber kocht auch. Wie - dazu später!
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