07:10 Uhr
Es wird viel geschimpft auf die deutsche Bahn. Reisen kann ja auch Stress machen; und mit der Institution Bahn hat man dann etwas, an dem man seine Spannung entladen kann.
Dabei kommen die positiven Stimmen aber zu kurz! Wenn alles okay ist, braucht man ja nicht die Stimme erheben....
Deswegen preise ich hier wieder einmal die Bahnanreise. Mit ein bisschen Know-how beginnt der Reisegenuss gleich nach dem Einsteigen!
Wenn ich so wie heute sehr früh starte, beginnt der Genuss mit einem Frühstück im Speisewagen.
Zugegeben: erst einmal spricht nicht viel dafür!
Das Angebot auf den Bahnhöfen ist viel interessanter und auch noch preiswerter als im Zug - erst recht als in diesem Schweizer Speisewagen mit seinen unverschämten Preisen und seiner altmodischen Chrom-Glas-Leder- Optik im 80igerJahre Stil.
Aber:
Die Glasoptik und die großen Panoramafenster geben einen schönen Rundumblick auf die sich langsam erhellende Landschaft frei, der Kaffee ist um Klassen besser als in den DB-Zügen, die Wagen sind gut gefedert.
DAS GÖNN' ICH MIR!
Und so sitze ich kurz hinter Harburg - wenn die Emsigkeit der einsteigenden Personen versiegt ist - im Speisewagen und esse und schaue. Sogar die Kaubewegung wird bei mir altem Schlemmer entschleunigt!
Überhaupt: der Schweizer Eurocity! In jedem Wagen zwei Fahrradhaken neben der Tür, außen deutlich gekennzeichnet: kein Radfahrergedränge beim Ein- bzw Umsteigen. So lieben wir es!
(Genussleser können diesen Abschnitt überspringen, Radfahrer können weiterlesen)
12:08 Uhr
Apropos Know-how: dazu gehört, dass man bei Bahnreisen mit Fahrrad und Gepäck viel Zeit für das Umsteigen einplanen sollte; andernfalls kommt man ins Schwitzen, in Panik, oder holt sich eine Zerrung vom die Treppe Runter- oder Raufheben, weil es schnell gehen muss.
Das habe ich auch alles so eingeplant bis auf eben in Koblenz:
Da waren es nur 20 Minuten. Die reichen normalerweise dicke; aber ein Intercity, der durch die ganze Republik fährt, hat gern einmal Verspätung, zumal die Fernzüge dankenswerterweise ja auch schon mal aufeinander warten. Eben war die Umsteigezeit in meinen RE nach Luxembourg auf 2 Minuten geschmolzen (wäre kein Problem gewesen: ich hätte auch noch einen Zug eine Stunde später nehmen können). Der Zugbegleiter im IC war so freundlich und hat mich "angemeldet". Aber garantieren konnte er es nicht.
Aber mein Ehrgeiz war angestachelt, weil das meine Aussicht auf eine kleine Stadtrundfahrt in Luxemburg-Stadt erhöhte.
Ich sicherte mir die Poleposition an der Tür, motivierte den Hinter-mir-Stehenden, mir nach meinem Ausstieg die Taschen anzureichen, die dann schnell eingehakt waren. Glück war dann, dass ich auf Fahrstuhlhöhe zum Halten kam und den gleich benutzen konnte.
UND SO REICHTEN ZWEI MINUTEN!
Radfahrer, die selber schon Bahnanreisen gemacht haben, werden jetzt bedächtig mit dem Kopf wackeln. Alle anderen werden ihn schütteln und meine verfluchte Ausführlichkeit beklagen!
Aber das gehört genau zu dem Reiseknowhow, das schon die Anreise zum Genuss macht.
(Apropos Genuss: ich fuhr vorhin durchs Rheintal, einer der schönsten Eisenbahnstrecken Deutschlands und jetzt im Moseltal: nicht minder schön!)
16:11Uhr
(Abfahrt im TGV nach Paris - 2Std10min)
Luxembourg! Hier war ich noch nie und meine kindlichen Bilder, die ich noch im Kopf hatte, zeigten einen verwunschenen Kleinstaat mit einem gnomigen Erzherzog an der Spitze.
Die erwachsenen Bilder sagen natürlich, dass es eine Metropole mitten im fast vereinigten Europa ist,
Sehr schön liegt die Altstadt getrennt durch die tiefe, geschlängelte Schlucht des Flüsschens Pétrusse. Das gibt Gelegenheiten zu kühnen Brückenbauten mit tollen Aussichten.
Ansonsten gibt es die übliche Fußgängerzone mit dem Touristengedränge in der Bebauungsanmutung von Zürich.
Naja, war ja nur ein kurzer Eindruck.
Für eine richtige Würdigung müsste man länger bleiben.
In der Fußgängerzone
19:20 Uhr
Jetzt sitze ich hier...
....warte auf den Nachtzug und habe mir was zu Essen bestellt
Die Fahrt vom Gare de l' Est zum Gare Austerlitz (20min, 5,5km) verlief problemlos und war sogar sehr schön!
Bis auf eine Megakreuzung immer auf einem separaten Radweg am Kanal! Richtig: ein Kanal! Der war zwar teilweise überdeckelt, mündete aber zum Schluss in die Seine!
Hier die Bilder:
In 8 Minuten habe ich in diesem Jahr auch schon mal mit Rad und Gepäcktaschen die Züge gewechselt - über zwei Treppen ohne Fahrstühle.
AntwortenLöschenIn 2 Minuten- das ist jedoch Spitze !!! Weiterhin gute Anfahrt.
Kranich
Endlich wieder auf Tour. Ich freue mich für Sie, und das umso mehr, als dass ich heute in einer Woche zur "kleinen Juraprüfung" nach Frankreich starte.
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