Donnerstag, 13. August 2020

Hamburger Erkundungen (62)

 

Eine schattige Tour im Norden

 

Whow, dass man in Hamburg einmal für eine lange Zeit Schatten sucht bzw die Tour danach aussucht, dass sie möglichst oft im Schatten ist, kommt nicht so häufig vor.

Hamburg soll in diesem Sommer den Hitzerekord an langanhaltender Hitze aus dem Jahre 1994 auch schon überboten haben.

Nun – Frühaufstehen und Schatten sind also im Moment das Leitmotiv. Und da haben wir es heute wieder gut getroffen. Wieder waren Ulli und Silke die Guides auf einer Tour, die sie so oder ähnlich schon gemacht hatten wie auch ebenfalls viele geführte Wanderungen in diesem Gebiet.

Unser Treffpunkt war die U-Bahnstation Ohlstedt – „stedt“ fett gedruckt, weil meine Synapsen da häufig ins Abseits geraten und daraus Ohlsdorf machen; das ist jedoch ein anderer Stadtteil!

Ohlstedt ist die Endstation der Walddörferlinie der U1. Und diese Stadtteile tragen den Namen Walddörfer zu Recht!

Die Grundstücke sind eingerahmt von Bäumen oder Waldrändern, die Fahrbahnen teilweise begrenzt durch hohe Wälle mit uralten Bäumen darauf...

 

Wir fuhren zuerst ins Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental: eine wilde, naturbelassene Gegend, wo einige Nebenbäche der Alster sich in die Landschaft eingegraben haben. 

 

 
Das führte uns ins Alstertal, das den Namen Tal zu Recht trägt, denn wenn man da einmal die Talkante hoch muss, hat man kurze aber knackige Anstiege. Ungeübte Radfahrer müssen da vielleicht einmal kurz Schieben. Aber was solls? Was ist schon dabei, einmal ein paar Meter zu schieben? 




 

Ulli und Silke führten mich auf Wege, die ich noch nicht kannte, denn das Alstertal hat zu beiden Flussseiten lauschige Wanderwege.

Vorbei an der Mellingburger Schleife ging es dann hoch zum Kupferteich, der uns am Ende mit der Mellingbek ins Wittmoor führte: die ganze Zeit schattig und ohne Bebauungskontakt. Das ist schon großartig!

Im Wittmoor nahmen wir den Weg auf der Westseite mit der Gedenkstätte an die Opfer des KZs Wittmoor. In der Mitte des Geländes – weit in der Ferne – sahen wir Kraniche; allerdings zu weit zum fotografieren.

 





 

Das Wittmoorareal hat dann am Rand auch noch ein erhöhtes Heidegebiet: gerade blüht die Besenheide. Wozu in die Ferne schweifen, wir haben es hier doch ganz nah!

 


 

Dann ging es hinüber nach Duvenstedt. Dem Lauf der Ammersbek folgend kamen wir zum Eintritt in den Duvenstedter Brook. Durch die Trockenheit war ein Sandweg nicht nutzbar. Wir kürzten die Brookrunde ab und fuhren danach dann durch den Wohldorfer Wald zurück zum Ausgangpunkt. 

 

 

Der Wohldorfer Wald ist ein Laubwald und vielfältiger und interessanter, als ich bisher gewusst hatte. Danke, Ulli und Silke! 


33km

Unsere abschließende Einkehr war im Landhaus Ohlstedt, ein bereits erprobtes Restaurant. Dort trennten wir uns dann auch wieder.

Mal schauen, wie ich daraus eine Schlemmertour mache.

Zum Abschluss muss ich noch von etwas beinah Heroischem berichten:

 

Schon auf der Hinfahrt machte mich Ulli mehrmals auf einen geschlossenen, mit Grafitti verschmierten Rolladen im Bahnhofsgebäude aufmerksam: offenbar die Eisdiele der Kette Eisbär, die so wunderbares Eis und dazu auch noch einen guten Kaffee bieten soll. Und beim Abschied wies er noch einmal darauf hin, dass sie jetzt geöffnet habe.

Ich aber – heroisch und stur – fahre auf den Eingang des erhabenen, aus Backsteinen gebauten Bahnhofsgebäudes zu. Die altmodischen Türen – inzwischen adaptiert – öffnen sich mir und meinem Rad wie in Tausenundeinernacht automatisch. Die inzwischen nutzlose Schalterhalle hat nur noch Automaten; aber die Wirkung ist ungemein: erfrischende Kühle empfängt mich, die Höhe des Raumes erzeugt die andächtige Wirkung eines Sakralraumes, einer Wallfahrtskirche. Sanft und leise gleite ich auf meinem Fahrrad zum Ende des Raumes, wo neuerdings ein Fahrstuhl ebenfalls magisch einen in den Himmel hebt....naja auf den Bahnsteig. Der ganze Raum duftet nach Weihrauch und lullt mich ein....doch halt! Das ist ja gar kein Weihrauch, das sind die magischen, Begehren auslösenden Düfte der Kindheit, die Aromen der Eisherstellung!

(Die Eisdiele hatte zur Belüftung eine Hintertür zur Schalterhalle geöffnet.) Ich schaue auf die Uhr. Ich könnte es noch schaffen....

Sanft gleite ich mit meinem Fahrrad wieder hinaus aus den automatischen Türen, fahre um die Ecke und stelle mich für einen Erdbeerbecher an....


Das Landhaus Ohlstedt liegt direkt an der Endstation der U1 und ist damit ideal für eine Rundtour oder einer Strecke mit Ohlstedt als Endpunkt. Es ist eingebettet in den waldigen, ruhigen Stadtteil. Es hat mehrere Räume, auch einen luftigen für größere Gruppen und eine schöne Außenterrasse. Man sitzt hier sehr angenehm. 

 



Das Landhaus wird auch sehr gut besucht von den Einwohnern Ohlstedts.

Es gibt einen Mittagstisch, den man zu einem Dreigang erweitern kann.

Bei unserem Besuch gab es gerade Dorade, was uns sehr freute. Die Dorade perfekt gebraten: wie es sein soll. Dazu Rosmarinkartoffeln und ein Salat, der etwas dürftig war. Ich bestelle immer einen Salat und messe daran die Fantasie der Küche. Mein Urteil heute: solide. Es wird irgendwann einen „second try“ geben.....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen