Bei „uns“ in Hernani hat es nicht gewittert; aber da „wir“ etwas höher liegen, konnte man die Lightshow gestern Abend gut beobachten.
Aber es deutete sich ja schon durch die feuchte Schwüle an, dass das Wetter sich ändert. Auf dem Foto sieht man ja gut den Dunst, der über der Nordküste liegt.
Ich schaffe es, 8.15 Uhr los zu kommen. Ich fahre runter ins Zentrum zum Verpflegung kaufen. Nun: früh los heißt auch, dass die Geschäfte noch nicht geöffnet haben. Ich finde aber einen Fruchthandel, der mir mit Wasser, Fruchtsaft und etwas verpacktem Gebäck dienen kann.
Bisher habe ich immer Leitungswasser mitgenommen; aber hier in Spanien ist Chlor zugesetzt: das finde ich eklig.
8.45 Uhr geht es auf die Piste. Den Fluss habe ich verlassen; es geht jetzt parallel zu den Bahngleisen.
In Urnieta geht es eine lange, lange ansteigende Gerade an Gewerbe vorbei. Es geht auf den Talschluss zu; die Eisenbahn ist tief unten in einem Einschnitt und hat am Talende einen Tunnel: die hat’s gut!
Ich quäle mich hoch - schon jetzt total nassgeschwitzt - überquere die Bahn und finde dann den Radweg, der mit Serpentinen mich über die Kuppe führt und nun bis Andoain ausgebaut ist - zum Teil schon die Trasse der Plazaola nutzt.
In Andoain gibt es bei tkm 10 noch einen Kaffee und ein klebriges, leckeres Croissant, bevor es in die Wildnis geht.
Denn die Via Verde de Plazaola führt einen wirklich in die Wildniss: die Trasse folgt der Schlucht, die der Wildbach Laitzeran gegraben hat. Da ist man dann im Off!
Aber ich bin gut in der Zeit. Ich schraube mich mit Tempo 9 bis 14 km/h die Trasse hoch. Bei tkm 36 bin ich am alten Bahnhof Leitza und fahre runter ins Dorf für ein Menu del Dia (12.50 Uhr).
Das kommt gut. Ich gebe mir eine Stunde Pause und schlafe fast ein nach dem Essen. Die Sonne ist inzwischen herausgekommen und wärmt und trocknet.
Ich freue mich jetzt auf den großen Tunnel (2km), der mich locker auf die andere Seite bringt.
Von Laitza sind nur noch ca 45 Minuten zum großen, letzten Tunnel. Jetzt noch einmal mit den Pausengummibeinen die Straße hoch zur Trasse geschraubt, noch ein paar Tunnels, weiter der Trasse folgen und dann bin ich da; ab der Mitte des Tunnels wird es abwärts gehen bis Lekunberri!
Doch halt! Was ist das? Ein Bauzaun?

Nun ist guter Rat teuer! Hätten sie nicht weiter unten eine Beschilderung anbringen können? Man läßt mich hier von Leitza 11 km hoch schrauben und dann heißt es: es tut uns leid?
Nun ist guter Rat teuer! Hätten sie nicht weiter unten eine Beschilderung anbringen können? Man läßt mich hier von Leitza 11 km hoch schrauben und dann heißt es: es tut uns leid?
Ich bin in der Sackgasse!
Ich bin ja geneigt, die Sperrung zu missachten und durchzuschieben; dann kann man ja sehen, ob da wirklich ein Problem ist. Aber in der Ferne des Tunnels ist ein Baufahrzeug und die Geräusche klingen nach Presslufthämmer.....
Nee, die Freude an der Plazaola ist mir verdorben.
Rechts von Tunnel geht der Wanderweg nach Uhitzi ab; ein Bauzaun ist zur Seite geräumt wie eine Einladung. Und einen Pfad zur Straße gibt es auch: den will ich probieren. Es gibt keine Alternative außer zurück runter nach Leitza zu fahren und von dort unten den Aufstieg auf Straße zu machen. Also der Wanderweg: und damit beginnt der Abenteuerteil des Tages.
Der Weg wir immer unwegsamer; zum Wandern gerade noch okay; aber ein bepacktes Fahrrad im Schlepptau....
Ich keuche, ich fluche, ich schwitze, das Herz klopft, die Armmuskeln stemmen das Fahrrad hoch; an einer Stelle blockiert ein umgefallener Baum: ich muss Abpacken und das Fahrrad etwas den Hang hochtragen.
Nicht so prickelnd, nicht wahr?
Als ich die Straße endlich nassgeschwitzt erreiche, hört das Leiden ja nicht auf: statt bei 625 Höhenmetern gemütlich durch den Tunnel zu fahren, muss ich mich jetzt noch bis zum Pass auf 800 m hochkurbeln, wo ich doch schon geschafft bin vom Wanderpfad.
Und danach geht es runter mit Pausen, damit die
heißgebremsten Felgen kühlen können.
Ich verspreche mir nach so viel Aufregung ein Hotelzimmer; da, wo ich schon mal war, das Hotel mit dem Schwimmbad...
(18.11Uhr: ich sitze bei Mineralwasser und Bier und schreibe: es donnert in der Ferne. Aber hier kommt kein Gewitter an!!)
Das Hotel hat ein Zimmer für mich: ich buche mit Abendessen und Frühstück. Das Schwimmbad ist leider nur im Juli und August in Betrieb..
Das Abendessen gibt es erst um 21 Uhr: das ist Spanien!
Das Hotel ist ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber ganz sympathisch...
Mein Traum in Rot: wie beim letzten Mal
Abendessen im altmodischen Speisesaal
Morgen geht es nach Gares/ Puente de Reina
...es ist wieder schönes Wetter vorhergesagt, nachmittags bis 30 Grad
Internetrecherche:
am 27.7. gab es einen Steinschlag oder Bergrutsch im großen Tunnel, eine Art Abblättern. Deswegen arbeiten sie jetzt daran, diese Stelle zu stabilisieren und deshalb ist der Tunnel gesperrt. Wenn das schon fast zwei Monate her ist, hätten sie ja in Leitza ruhig mal ein Schild aufhängen können ....
Was macht das Radreisen aus? Unvorhersehbares. Überraschungen. Abenteuer, die Pauschaltouristen, nie erleben.
AntwortenLöschenGeschafft !!! Gratuliere.
LG aus HL