Montag, 20. August 2018

Fourmies - Étréaupont 32km

Montag, 20.August  2018/ Tag 22/ Regentag/ 
12 Uhr 🏚

Morgens ist es wie angekündigt bedeckt bei angenehmen Temperaturen. Keine Regenwolke auf dem Regenradar meiner WetterApp obwohl der Himmel anders aussieht.
Ich packe also zusammen und fahre los.
Es gibt keine Tropfen, sondern nur nasse Luft. Die Regenjacke habe ich schon an.
Diese Wolken sind ganz raffinierte Biester. Sie sind quasi unter dem Radar hindurch geschwebt: eine alte Kriegslist!
Ich habe mich entschieden, den ersten Abschnitt nach Hierson nicht durch den Wald zu fahren, sondern auf der Départementsstraße. Die Rechnung geht auf: es ist nicht viel Verkehr. Die Landschaft ist gewellt: ich komme ins Schwitzen.
Nach 5 km bin ich in Anor. In der Hoffnung, irgendwas Geöffnetes zu finden, schiebe ich im Dorf zur Kirche hoch. Aber da ist nichts: alles wie tot.
Und nur, weil ich beschließe, anders aus dem Dorf wieder herauszufahren und das Klappen einer Autotür meine Aufmerksamkeit erregt, entdecke ich sie, die kleine Bäckerei! Es gibt keinen Kaffee, aber zwei Teilchen. Spätestens jetzt muss auch die Regenhose angezogen werden. 
Nach dem Kartenstudium entschließe ich mich, den zweiten, längeren Teil nach Hirson auf den Waldwegen zu fahren. Auch hier geht die Rechnung auf: eine sehr schöne, einsame Strecke auf festem Untergrund zum Genießen - wenn nicht der Regen wäre und die gewellte Landschaft. Der Unterschied zwischen innen und außerhalb der Regenkleidung ist nur, dass es innen wärmer ist.
Bei tkm 15 bin ich in Hirson: eine quirlige Kleinstadt mit großer Vergangenheit. Der Markt wird gerade aufgebaut. Ich trockne mich bei Kaffee im Marktcafé, dass gleichzeitig auch Wettbüro ist (PMU). Unglaublich, wie viele Leute kommen und Lose oder ähnliches kaufen.
Den ursprünglich angedachten Zeltplatz in Guise gibt es nicht mehr; es gibt noch einen an meiner Strecke, der etwas näher liegt.
Ich flöhe auch noch mal Booking.com durch nach Quartieren: auch nicht gerade reichlich gesät. Nur eins an meiner Strecke in vertretbarer Entfernung. Noch zögere ich.
Draußen ist es jetzt trocken und ich fahre weiter. Es bleibt aber nicht so. Entnervt suche ich einen Unterstand und drücke den Button „Buchen“. Damit bleibt mir die feuchte Wiese heute erspart.

Hinter Hirson beginnt die Bahntrasse „L‘ axe vert de la Tiérache“. Hier ist alles, wie es sein soll: schöne Landschaft, gepflegter Untergrund, üppige Beschilderung. Wunderbar. 





dahinten sind sie, diese fiesen Biester von Wolken! 




die l‘ Oise

Morgen - bei hoffentlich trockenem Wetter werde ich auf dieser weiter fahren.
Ich befinde mich jetzt in Tal der l‘ Oise, die mich fast bis Paris begleiten wird - später dann auf einem Treidelpfad. Adieu, gewellte Landschaft!

Um 12 Uhr bin ich dann schon am Ziel: 
Hôtel Clos de Montvinage. 
Ich liebe diese alten französischen Hotels trotz der dunklen Einrichtung und mancher unpraktischer Dinge wie z.B.: wo sind die Steckdosen? 
Hier gibt es sogar sehr gut funktionierendes W-LAN und einen Wasserkocher und Teebeutel: ich trinke also- nachdem ich mir die dreckigen Füße gewaschen habe - Tee auf dem Bett liegend und schreibe diesen Bericht.














Später am Abend feiere ich Frankreich mit einem 3-Gang Menü plus Aperitif und Dijestif. Ich kann mich nur schwer zurückhalten, hier nicht alle Essensfotos zu posten. Der Restaurantraum: eine Orgie in Kitsch. 


Und trotzdem: hier wird mitten im strukturschwachen Nirgendwo das Essen als Hochkultur zelebriert. Das ist schon eine starke Leistung.
Im Hotel selber dann noch eine kleine Bar mit Ledermöbeln in englischen Stil: ich bin entzückt! Wenn das Thema dieser Reise nicht Radfahren wäre, würde ich da gern versacken....



2 Kommentare:

  1. Regentag?!
    Sorry, das war nicht so mit mir vereinbart. Beschwerde ist draußen, morgen müsste das Wetter wieder o.k. sein.
    Kranich

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  2. Lieber Herbert,
    ich bin jetzt wieder auf dem Laufenden. Danke für`s Mitnehmen. Dein Reisebericht stimmt mich sehr gut auf meine nächste Tour ein.
    LG nach FRA.
    Ingo

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