Bergedorf
– Zollenspieker – Finkenwerder
50 km
Ich bin wirklich vom Glück geküsst:
die Schönwetterperiode des Mai geht auch in den Juni hinein.
Also ausreichend Gelegenheit, Schönwetterfotos der angedachten Touren für das
Buch zu machen.
Fahrradfreund Ulli hat immer Lust mitzufahren. Wir
verabredeten, die südliche Querspange abzufahren und auf die Eignung als
Tourvorschlag zu prüfen.
Um es vorweg zunehmen:
Licht und Schatten hielten sich die Waage; so wie angedacht
kann man die Tour eigentlich nicht anbieten.
Südlich der Elbe waren 17 km Radweg an der Straße zu
befahren; ich fand es trotzdem interessant, weil man immer mal wieder den Deich
entern und Pausen einlegen konnte mit schönen Blicken auf die Elbe und ihre idyllischen Auen. Aber im Bereich Wilhelmburg war auch wieder zuviele Kilometer Straße in
Hafengewerbegebieten, die nicht gelohnt wurden von einem interessanten Parcour
auf dem Drewer Hauptdeich jenseits der Kattwykbrücke.
Hier wird eine neue Brücke gebaut und der ganze Bereich abseits der Hauptstraße ist abgesperrt und Baustelle.
Auch hinter der einsamen Kirche des ehemaligen Dorfes
Altenwerder geht es wieder durch Gewerbegebiete und ein Straßengewirr, bis
man endlich in Finkenwerder für die restlichen 2 km auf einem Deich fahren
kann.
Eine andere Baustelle erwies sich als Glücksfall: im ersten
Teil des Bahnradweges Bergedorf – Zollenspieker wird die Fahrbahndecke erneuert
und deswegen ist der Abschnitt bis Curslack gesperrt.
Wir hatten einen alternativen Parcour herausgesucht, der
zuerst über die Hauptstraße Curslacker Neuer Deich ging (begleitender Radweg),
und sich später in den Straßen „Auf der Böge“ (direkt an der Doven Elbe!) und
Curslacker Deich als Juwel entpuppte.
In Curslack konnten wir dann südwärts wieder den Radweg
befahren mit seinen interessanten Brücken und dem ehemaligen Bahnhof.
Nach dieser langen Vorrede aber jetzt zum Bericht:
Ulli und ich sind am Bahnhof Dammtor verabredet, wo wir die
S21 nach Bergedorf nehmen. Gegen Nachmittag ist Gewitterneigung angesagt:
deswegen sind wir relativ früh am Start.
In Bergedorf verlassen wir den Bahnhof zur „Stadtseite“ hin
und kommen dann gleich zum kleinen Billehafen – Serrahn genannt. Der Bille - bis Bergedorf ein ursprüngliches Flüsschen – wird hier das Wasser abgegraben: mit
einem Durchstich zur Doven Elbe und zwei Schleusen ist eine schiffbare Verbindung
bis zum Hamburger Hafen geschaffen worden.
Die Bille selber kommt dann jenseits des Sander Damm als
Bach wieder zum Vorschein und ist in ihrem Wasserstand auf die Gnade der
Wassermanager angewiesen.....
Wir haben also einen kleinen, hübschen Parcour an der
Wasserseite, bevor wir zu Hauptstraßen schwenken müssen (später: Curlacker Neuer Deich), denen wir
2 km folgen, bevor es richtig nett wird.
Von dem nun folgenden, verschwiegenen Sträßchen „Auf der Böge“ entlang der Doven Elbe sind wir
richtig begeistert. Ulli, der einmal in Curslack gewohnt hat, kannte es auch
noch nicht.
an der Doven Elbe
einladender, offener Garten am Wasser
In Curslack schwenken wir dann wieder auf den Radweg, der in
den Ortsdurchfahrten Curslack und Neuengamme auch von Fahrzeugen befahren
werden darf. Von den beiden Brücken hat man einen wunderschönen Blick auf
Gärten am Ufer der Doven Elbe.
Jetzt aufpassen, dass kein Neid aufkommt!
Die Brücken nutzen wir dann noch für ein „
Foto-Shooting“....
der Klassiker: Brücke mit Fahrrad
Kandidat für die Neufassung des Films " Die Brücken am Fluss"
Probeaufnahmen? Das muss noch lockerer werden!

Na also! Jetzt kommt da ja mehr Dynamik rein.....
.....also doch wieder nur normales Radfahren?
Am Ende des Bahnradweges kommt dann die schon oft beschriebene Fährfahrt nach
Hoopte hinüber.
Dieses Mal geht es nach Westen. Anders als in meiner
Erinnerung, kann man hier nicht vor dem Deich fahren. Wir bleiben also auf dem
straßenbegleitenden Radweg, der in den Dörfern ab und zu ins Landesinnere
schwenkt.
schöne, beruhigende Ausblicke auf die Elbe
die Mündung der Seeve in die Elbe
Bald sehen wir am Radwegweiser das Zusatzschild „Melkhus“, was uns sehr
erfreut, da wir doch neulich in der Seester Marsch schon so eine schöne Pause
hatte.
Bei Regina Christen im Melkhus Over werden wir ausgesprochen
herzlich begrüßt und bestellen eine Fruchtbuttermilch. Auch ihr Zitronenkuchen
kann sich schmecken lassen...
Nach strammem Radfahren ist so eine Sauermilch eine
wunderbare Erfrischung; und es weckt Erinnerungen an die Kindheit. Schön, dass
es die Melkhusbewegung gibt....
Frau Christen und ihr Melkhus: wunderbar!
Von Frau Christen hören wir auch, dass die Strandhalle unter
neuer Leitung wieder aufgemacht hat. Die ist nicht weit vom Ortskern Over
entfernt und liegt im Vordeichland: ein wunderschöner Logenplatz zur Elbe hin.
Logenplätze an der Strandhalle Over
Möge dem neuen Betreiber wirtschaftliches Glück und Verschonung von starken Überflutungen
beschieden sein.
Im weiteren Verlauf können wir ein kurzes Stück im Vordeichland
fahren; später schwenken wir auf
parallele Straßen mehr im Binnenland.
Kurz vor der Süderelbbrücke fahren wir auf die Pionierinsel,
wo die Inselklause zu finden ist.
Auch sie ist – obwohl im Lärmdunstkreis der Stadt – ein magischer Ort
und Balsam für die Augen.
Wir blicken auf reiches Wasservogelleben!
an der Inselklause auf der Pionierinsel
Blick auf Schweenssand, schräg gegenüber vom Naturschutzgebiet Heukenlock
Die Inselklause ist aber auch ein Opfer von Überflutungen
und Einbrüchen; auf der Website ist ein Neubau skiziert, der auf Stelzen steht.
Dieser solle im Juli fertig sein. Da von Bauarbeiten nichts zu sehen ist,
vermuten wir, dass die Finanzierungslage schwieriger ist als vom Betreiber gedacht.
Danach geht es über die historische Süderelbbrücke nach Wilhelmsburg rüber und Richtung
Altenwerder.
die alte Süderelbebrücke: exclusiv für Fußgänger und Radfahrer
Dazu müssen wir öde Hafengewerbegebiete durchqueren. Auch
die Kattwykbrücke ist eine einzige Baustelle und es gibt danach kein Durchkommen zum Deich.
Blick von der Kattwykhubbrücke auf den vollautomatischen Containerterminal Altenwerder
dieser Blick ist uns entgangen: Foto von Oktober 2013
Wir fahren also Straße und kommen so nach Moorburg. Das ist
schon immer wieder überraschend: wenige hundert Meter hinter den
Gewerbegebieten ist man plötzlich in dörflichen Strukturen. Im Film wäre dies
ein harter Schnitt....
In Moorburg können wir oberhalb der Straße auf dem Deich
fahren. Wir finden den Abzweig, der uns zur alten Kirche des aufgelösten Dorfes
Altenwerder bringen soll.
Auch hier ist es schwierig, weil die meisten Wege gesperrt
sind.
Die Kirche ist schon ein magischer Ort – so inzwischen
losgelöst in kleiner Wildniss, wie sie da steht.
Fotokunst: die Kirche Altenwerder, nur scheinbar aufgestockt um eine Windkraftanlage
Aber dann wird es wieder mühsam, nach Finkenwerder rüber zu
kommen. Nach der erlebten Ruhe stört der Lärm der Autos und noch mehr der
vielen Lastwagen, die Sonne brennt, wir haben Durst.
10 km später sind wir in Finkenwerder am Anleger der
„Dampfer“, wie es hier noch heißt und trinken in einem Biergarten mit Blick auf
die Elbe unser Weizenbier. Nein, nein, es ist wieder die alkoholfreie Variante!
Und als Belohnung kommt dann wieder die 30 Minuten Fährfahrt
zu den Landungsbrücken – wie immer alles drin in meiner Monatskarte des Verkehrsverbundes!
Wunderbar!
auf der Fähre
Jetzt – gegen 15. 30 Uhr – ist es jedoch recht voll auf dem
Schiff: diese schöne Tour hat bestimmt schon Eingang gefunden in die
entsprechenden Hamburgführer und ist deswegen frequentiert von vielen
Auswärtigen. Gut so!
im Hamburger Hafen
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