Radfahren
auf Mallorca
Heute geht es nicht um eine Strecke, sondern ums Gefühl.
Und das ist unvergleichlich – ein Gefühl zeitlicher Ungebundenheit, von Freiheit.
Ich bin heute – an meinem letzten Tag hier in diesem
Frühjahr - noch vor dem Frühstück auf meiner Lieblingsstrecke nach Campanet
gefahren. Das schlechte Wetter, das für morgen passend zu meiner Abreise
angekündigt ist, hatte schon seine Vorboten geschickt: leichter Wind, feuchtere
Luft, einige Wolken, über der Tramuntana dräute es dunkel, und es war nicht mehr ganz
so warm.
Aber die feuchtere Luft transportierte die Frühlingsdüfte
Mallorcas viel besser, so dass ich ganz beglückt und schon etwas sentimental
die Strecke entlang raste.
Ja: raste! Denn der Anstieg kommt nämlich immer zum Schluss. Alle
Orte – wenn sie nicht in der platten Ebene liegen – sind auf Mallorca auf
Hügeln gebaut. Das war in Zeiten, wo Mallorca regelmäßigen Piratenüberfällen
ausgesetzt war, sicher eine sinnvolle Maßnahme....
Auf den Wiesen blüht im Moment der Affodil; auf den nicht
abgeweideten blühen Margariten; bald werden die wilden Gladiolen aufgehen.
Diese so typischen Weiden: ein bisschen steinig, jetzt im
Frühjahr sehr grün, im Sommer braun, im Herbst wieder grün, mit mächtigen
Bäumen darauf (Oliven-, Feigen-, Mandel- oder Johannisbrotbäume). Auf einigen weiden Schafherden
mit ihren bimmelnden Glocken, was neben dem Zwitschern der Vögel der typische
Sound des ländlichen Mallorca ist.
In Campanet kaufte ich in einer versteckten Bäckerei zwei
Ensaïmadas, das traditionelle Frühstücksgebäck der Mallorquiner: eine weiche
Hefeschnecke, mit Schmalz gebacken und mehr oder weniger dick mit Puderzucker
bestreut: wunderbar zum Milchkaffee.
Etwas, was ich mir leider nicht zu oft gönnen darf, sonst
würde meine Waage warnend die Anzeige verstellen...
(Saïm ist das Wort für Schmalz; la
Ensaïmada also „die
Eingeschmalzte“).
In dieser Bäckerei soll es angeblich die besten
Ensaïmadas geben; ob dem so ist, weiß ich nicht, aber gut waren sie. Da es ein (etwas
altmodisches) Frühstückgebäck ist, sind die immer früh ausverkauft. Ich bekam
kurz nach neun die letzten zwei!
Ich kehrte also in die mir bekannte Bar am zentralen Platz
gegenüber der Kirche ein – wegen des Windes saß ich dieses Mal drinnen – und bestellte
ein café con leche und ein bocadillo con queso y jamon (Schinken-Käse-Brötchen).
Zum zweiten Kaffee
verspeiste ich dann die mitgebrachten
Ensaïmadas: heute also ein Frühstück der
Fülle. Am letzten Tag darf das mal sein.
eine
Ensaïmada
(Foto anderer Tag/ anderer Tisch)
In der Bar war wie in allen südlichen Ländern schon
ordentlich Betrieb. Hier trifft sich das Dorf auf einen Kaffee und einen
Schwatz. Auch saßen hier viele entspannte alte Männer herum. Sie hatten ihr
Entspannungsgetränk offensichtlich schon vor 9 Uhr eingenommen.....Jedenfalls
geht hier auch schon morgens reichlich Alkohol über den Tresen.
Als ich gegen 10 Uhr wieder aufbrach, begann gerade die
Invasion der Rennrad-Sport-Touristen, die von der anderen Seite des Ortes
kommen (mit einem richtig fiesen Anstieg!).
Um diese
Jahreszeit ist Hauptsaison für diese Art Sportferien. Sie kommen meist im Pulk
und fahren fahrspureinnehmend nebeneinander.
Jede Bar wirbt gern um diese Klientel, indem sie obige
praktischen Fahrradständer aufstellt. Eine verblüffend einfache Lösung! Warum
gab es die nicht schon lange vorher?
Ich war etwas verwöhnt von meinem Norwid Reiserad mit geradem
Lenker, Maguras hydraulischen
Bremsen und einer Nabenschaltung mit Drehgriff von Rohloff.
Inzwischen bin ich ziemlich eins mit meinem gebraucht
gekauften Inselrad (Checker Pig) mit seinem Rennlenker und der Shimano Ultegra
Schalt-Bremskombination.
Für das nächste Jahr werde ich das Tretlager austauschen müssen.
Im Sommer werde ich wieder hier sein. Aber dann ist eher
kein Radfahrwetter – jedenfalls nicht für längere Touren: zu heiß!
Adios!
Hallo, ich finde ihre "Radfahren auf Mallorca" sehr spannend. Ich spiele mit dem Gedanken nächstes Jahr im Sommer eine Fahrrad-Tour durch Griechenland zu machen. Wird sich wahrscheinlich über mehrere Monate strecken, weshalb ich noch am ausrechnen bin, wie ich das finanziell regeln werde. Leben sie auf Mallorca?
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