Donnerstag, 23. März 2017

Radfahren auf Mallorca (16)


Radfahren auf Mallorca

Heute geht es nicht um eine Strecke, sondern ums Gefühl.
Und das ist unvergleichlich – ein Gefühl zeitlicher Ungebundenheit, von Freiheit.

Ich bin heute – an meinem letzten Tag hier in diesem Frühjahr - noch vor dem Frühstück auf meiner Lieblingsstrecke nach Campanet gefahren. Das schlechte Wetter, das für morgen passend zu meiner Abreise angekündigt ist, hatte schon seine Vorboten geschickt: leichter Wind, feuchtere Luft, einige Wolken, über der Tramuntana dräute es dunkel, und es war nicht mehr ganz so warm.
Aber die feuchtere Luft transportierte die Frühlingsdüfte Mallorcas viel besser, so dass ich ganz beglückt und schon etwas sentimental die Strecke entlang raste.
Ja: raste! Denn der Anstieg kommt nämlich immer zum Schluss. Alle Orte – wenn sie nicht in der platten Ebene liegen – sind auf Mallorca auf Hügeln gebaut. Das war in Zeiten, wo Mallorca regelmäßigen Piratenüberfällen ausgesetzt war, sicher eine sinnvolle Maßnahme.... 

 
Auf den Wiesen blüht im Moment der Affodil; auf den nicht abgeweideten blühen Margariten; bald werden die wilden Gladiolen aufgehen.
Diese so typischen Weiden: ein bisschen steinig, jetzt im Frühjahr sehr grün, im Sommer braun, im Herbst wieder grün, mit mächtigen Bäumen darauf (Oliven-, Feigen-, Mandel- oder Johannisbrotbäume). Auf einigen weiden Schafherden mit ihren bimmelnden Glocken, was neben dem Zwitschern der Vögel der typische Sound des ländlichen Mallorca ist.

 



In Campanet kaufte ich in einer versteckten Bäckerei zwei Ensaïmadas, das traditionelle Frühstücksgebäck der Mallorquiner: eine weiche Hefeschnecke, mit Schmalz gebacken und mehr oder weniger dick mit Puderzucker bestreut: wunderbar zum Milchkaffee.
Etwas, was ich mir leider nicht zu oft gönnen darf, sonst würde meine Waage warnend die Anzeige verstellen... 
(Saïm ist das Wort für Schmalz; la Ensaïmada also „die Eingeschmalzte“).



In dieser Bäckerei soll es angeblich die besten Ensaïmadas geben; ob dem so ist, weiß ich nicht, aber gut waren sie. Da es ein (etwas altmodisches) Frühstückgebäck ist, sind die immer früh ausverkauft. Ich bekam kurz nach neun die letzten zwei!
Ich kehrte also in die mir bekannte Bar am zentralen Platz gegenüber der Kirche ein – wegen des Windes saß ich dieses Mal drinnen – und bestellte ein café con leche und ein bocadillo con queso y jamon (Schinken-Käse-Brötchen).




Zum zweiten Kaffee verspeiste ich dann die mitgebrachten Ensaïmadas: heute also ein Frühstück der Fülle. Am letzten Tag darf das mal sein.


 
eine Ensaïmada
(Foto anderer Tag/ anderer Tisch)

In der Bar war wie in allen südlichen Ländern schon ordentlich Betrieb. Hier trifft sich das Dorf auf einen Kaffee und einen Schwatz. Auch saßen hier viele entspannte alte Männer herum. Sie hatten ihr Entspannungsgetränk offensichtlich schon vor 9 Uhr eingenommen.....Jedenfalls geht hier auch schon morgens reichlich Alkohol über den Tresen.




Als ich gegen 10 Uhr wieder aufbrach, begann gerade die Invasion der Rennrad-Sport-Touristen, die von der anderen Seite des Ortes kommen (mit einem richtig fiesen Anstieg!).
Um diese Jahreszeit ist Hauptsaison für diese Art Sportferien. Sie kommen meist im Pulk und fahren fahrspureinnehmend nebeneinander.



Jede Bar wirbt gern um diese Klientel, indem sie obige praktischen Fahrradständer aufstellt. Eine verblüffend einfache Lösung! Warum gab es die nicht schon lange vorher?
Ich war etwas verwöhnt von meinem Norwid Reiserad mit geradem Lenker, Maguras hydraulischen Bremsen und einer Nabenschaltung mit Drehgriff von Rohloff.
Inzwischen bin ich ziemlich eins mit meinem gebraucht gekauften Inselrad (Checker Pig) mit seinem Rennlenker und der Shimano Ultegra Schalt-Bremskombination.
Für das nächste Jahr werde ich das Tretlager austauschen müssen.

Im Sommer werde ich wieder hier sein. Aber dann ist eher kein Radfahrwetter – jedenfalls nicht für längere Touren: zu heiß!

Adios!

1 Kommentar:

  1. Hallo, ich finde ihre "Radfahren auf Mallorca" sehr spannend. Ich spiele mit dem Gedanken nächstes Jahr im Sommer eine Fahrrad-Tour durch Griechenland zu machen. Wird sich wahrscheinlich über mehrere Monate strecken, weshalb ich noch am ausrechnen bin, wie ich das finanziell regeln werde. Leben sie auf Mallorca?

    AntwortenLöschen