Reisetagebuch / Sommer 2010/ Video dazu auf der Videoseite!
Neu 2013: jetzt mit link zum Track!
Neu 2013: jetzt mit link zum Track!
von Harwich nach Kilkenny
Auf den
Radwegen des britischen
National Cycle
Network von Ost nach West
und weiter nach Irland
und weiter nach Irland
Eigentlich sollte es ja eine Vater-Sohn-Reise werden. Und
zwar dahin, wo der Sohn seinen Zivildienst antreten wollte. Aber verschiedene
Notwendigkeiten ließen eine gemeinsame Reise nicht zu. Warum dann nicht die
Reise allein machen und einen Antrittsbesuch beim Sohn machen? Und dabei ein
weiteres Mal die wunderbaren Fernradwanderwege in England testen? Ein bisschen
in englisches Leben eintauchen?
So kam der Plan meiner Sommerreise zustande. Für die Anreise
hatte ich eine Kabine auf der Fähre Esbjerg – Harwich gebucht und den Rückflug
von Dublin mit dem Flieger hatte ich natürlich auch vorgebucht, weil ja auch mein Fahrrad angemeldet werden musste. So war An- und Abreise festgelegt und dazwischen waren 3 Wochen
Freiheit. Wohl wissend, dass auf einer Reise quer durchs Land die Zeltplätze rar
sind, habe ich mir dennoch ein neues Ein-Mann-Zelt gekauft von 1,6kg, dazu ein
Schlafsack von 1kg und ein bisschen Zubehör: Fertig war mein „emergency kit“
von 3,2 kg. An der walisischen Küste hoffte ich Zeltwetter zu finden.
Die Reise gliedert sich in 4 Abschnitte:
1.
Die
Nordwestumfahrung Londons
2.
Entlang
des Kennet-and-Avon-Canal bis Bristol
3.
Der
Celtic-Trail (South) durch Wales
4.
von
Irlands Küste bis zum Ziel Callan bei Kilkenny
Die Route bis Pembroke ließ sich mit Hilfe der Internetseite
www.sustrans.org.uk aussuchen, die
online ein wunderbares Kartensystem hat. Dazu kamen noch reichlich 1:50.000 Karten von Ordonance Survey - meiner Erfahrung nach die besten Karten der Welt. So eine Karte ist zwar
schnell durchfahren, aber die Orientierung darauf ist wunderbar und die
Radrouten sind eingetragen. Man kann sogar die Ortsdurchfahrten darauf
erkennen, falls man mal die Markierung verloren hat.
Und so stieg ich am Donnerstag, den 19. August 2010, in den
Zug Richtung Dänemark......
Do, 19. August.
Bahnanreise Hamburg
-Esbjerg
Der Zug Niebüll-Tönder
Die Anreise ist einfach, wenn man Geduld
mitbringt. In Altona in die NOB nach Niebüll, dort umsteigen in einen alten
Triebwagen über die schöne, reaktivierte Strecke nach Tondern, und dann
auf den Zug nach Esbjerg warten.
(Aktualisierung 2016: von Niebüll fahren jetzt die meisten Züge nach
Esbjerg durch!)
Und in Esbjerg ist ja Endstation. Zum Hafen
geht es abwärts: also ganz leicht zu finden. Bis zum Einchecken habe ich noch
reichlich Zeit und ich fahre und schiebe in die Fußgängerzone der Innenstadt,
um ein Cafe zu finden: gar nicht so einfach! Die Dänen scheinen nicht so großen
Wert darauf zu legen wie wir, sich im Cafe niederzulassen.
Später – im Hafen – treffe ich dann mehr
Radfahrer: Engländer auf dem Heimweg, australische Weltenbummler, mit denen ich
Erfahrungen austausche.
die Nordspitze der Insel Fanö
Um 18 Uhr bin ich an Bord und beziehe meine
Kabine. Man kann auf dieser Fähre keinen Decksplatz oder Schlafsessel buchen. Für
mich allein ist dann diese 2erKabine ganz schön teuer, aber komfortabel.
Ich schaue mir die Ausfahrt aus dem Hafen von
draußen an und mache natürlich Fotos.
So eine Schiffsfahrt hat – zumindest zu
Beginn – etwas Zauberhaftes. Später - als es dunkel und kalt ist -
gebe ich dann noch viel Geld für Essen und Wein aus: billig ist dieser Tag nicht.
1. Die Nordwestumfahrung
Londons
Fr, 20 August.
(Bahnreise Harwich-Chelmsford)
Chelmsford – Harlow
36km
Um 12 Uhr ist Ankunft in Harwich. Schnell ist
man runter vom Schiff. Nach den verschlungenen Pfaden zur Einreisekontrolle
geht es wieder zurück zum Bahnhof. Der Zug nach Chelmsford geht um kurz nach 13
Uhr. Diese etwas beschleunigte Anreise hat ihren Grund darin, dass ich morgen
Abend in High Wycombe sein will, um mit meinen Freunden auszugehen - am
Samstagabend, dem klassischen Ausgehtag. Da das Schiff erst mittags ankommt, wäre
die ganze Strecke in zwei Tagen nicht zu schaffen.
In Chelmsford suche ich also den Fernradweg
Nummer 1 und finde ihn gleich an der Brücke über den Fluss. Der soll mich bis
Harlow begleiten. Im Gewirr der Flussauen verliere ich kurz die Markierung.
Aber Dank der hervorragenden Ordonance Survey Karten bin ich schnell wieder
dran. Es geht über kleine Landstraßen nach Westen. Es ist noch relativ warm,
die Wespen tummeln sich um meinen Eisbecher, als ich die erste Pause einlege.
Auf diesen Nebenstraßen und Wirtschaftswegen
ist kaum Verkehr und so taucht man gleich ein in Englands Grün.
Der Pub in Old Harlow
Gegen 17 Uhr bin ich in Old Harlow und komme an einem Pub
vorbei, der auch einen Hoteltrakt hat. Hier werde ich die erste Nacht
verbringen.
Sa, 21. August
Harlow – High
Wycombe, 103 km
Auf Parkwegen geht es in samstäglicher Morgenruhe durch
Harlow. Hinter Harlow endet die Wegweisung für eine Weile wie auf
der Website angekündigt. Ich habe mir auf Google Earth die geplante
Trassenführung angeguckt und eingeprägt und bin überzeugt, dass man sie fahren
kann.
Felides´s Weir Lock: die Einmündung in den NCN 1 / 61
Und so kommt es auch: der Weg ist ein
Trampelpfad und hat nur an einer Stelle leichte Stufen. Nach der Schleuse
am Seitenkanal des River Lee treffe ich auf den Radweg 61 und schere so auf die
Nordwestumrundung(quasi eine Halbumrundung!) Londons ein: eine wunderbare
Strecke an Kanälen und auf alten Eisenbahntrassen, die nur in den
Ortsdurchfahrten manchmal etwas mühsam wird. (Wenn ich nicht den Besuch etwas
abseits der Radrouten geplant hätte, dann bräuchte ich nur der Route 61/6
folgen und träfe dann kurz vor Maidenhead auf die Route 4, die bis zur
Westküste in Wales führt .)
Ich kann diese
Nordwestumrundung gar nicht genug preisen, so praktisch und so schön ist sie.
Man kommt durch verschiedene kleine Städtchen, wo ein Pub oder ein Coffeeshop
nie weit ist. Mit dem Straßenverkehr hat man nichts zu tun – naja, fast
nichts. 3 Eisenbahntrassen, 2 Kanalrouten und ein flussbegleitender
Radweg (River Colne) machen die Tour zum Genuss.
Vogelbeobachtung bei Great Amwell, direkt am Radweg
Aber erst einmal passiere ich ein
Naturschutzgebiet, wo Birdwatcher wie bestellt ausharren - wie um einem
englischen Klischee zu entsprechen.
In Hertford dann geht es auf die erste
Eisenbahntrasse, die leicht zu finden ist(Cole Green Way). Nach ein
bisschen Straße (Welwyn nach Hatfield) geht es auf die zweite
Eisenbahntrasse bis nach St. Albans (Albans Way). Der Untergrund ist hier ein
bisschen rau.
Am Ende der Trasse ist der Weg weiter über
Straße nach Watford ausgeschildert. Im weiteren Verlauf entscheide ich mich
aber gegen die Route und folgebei Little Munden Farm dem Colne Valley Walk auf
der anderen Seite des Flusses und habe damit den schöneren Weg gewählt als von
der Route vorgesehen. Die Route treffe ich dann später wieder im Autobahnbrückengewirr
vor Watford. Sie folgt jetzt weiter dem Fluss durch Watford, und ist dann
kurz nach dem Supermarkt Tesco`s auf der dritten, sehr schönen
Eisenbahntrasse(Ebury Trail).
Cole Green Way, unten der River Lee
Die führt bis Rickmansworth, wo sie sich dem
Grand Union Canal anschließt. (Im Naherholungsgebiet teilt sich die Route).
Wenn man an der Schleuse und dem Canal Museum vorbei gekommen ist, kann man
geradeaus weiterfahren. Bei Stockers Lock geht’s auf dem Treidelpfad weiter.
Hier sind keine Schilder mehr, was erst verwirrt. Aber man ist richtig und muss
nur immer dem Kanal folgen, soweit, wie man will...
Ich verlasse den Treidelpfad bei Harefield
und schwenke in die Hügel ein. Natürlich geht es erst einmal bergauf. Ich habe
jetzt schon 80km und bin nicht mehr so motiviert, will es nur noch schaffen. Außerdem
fängt es an zu nieseln. In Chalfont beschließe ich, jetzt Hauptstraße zu
fahren, was Quertäler ausschließt , aber natürlich nervigen Verkehr einschließt.
Und die Autofahrer sind nicht immer freundlich gesinnt...
Naja, die restlichen 23 km gehen dann
irgendwann vorbei. Zu den Freunden geht es aus dem Tal heraus noch einen sehr
steilen Berg hoch, den ich hochschieben muss. Natürlich setze ich mich
rechtzeitig vor ihrem Haus wieder in den Sattel und das ist auch gut so:
Barbara steht schon im Garten vor dem Haus und wartet.
Sonntag, 22. August
High Wycombe: Ruhetag
Nach dem gestrigen leckeren Abendessen mit
Wein, dem anschließenden Country Pub Besuch mit englischem „Real Ale“, und später
Verkostung von irischem Whisky (Teil der gründlichen Vorbereitung auf mein
Reiseziel) tut es gut, am Sonntagmorgen auszuschlafen. Tom ist zum Golfen
verabredet und Barbara und ich machen einen Ausflug zu einem der vielen
herrschaftlichen Anwesen, die es in England gibt: in diesem Fall der Landsitz
des berühmten Politikers Disraeli.
Hughenden Manor
Dort trödeln wir im Park herum und landen im
Cafe zum Tee und Kuchen.
Das Wetter ist noch so gut und warm, dass wir
abends grillen können.
Montag, 23. August
Ausflug nach London
Es ist bestimmt schon über 20 Jahre her, dass ich in London
war. So möchte ich einen Ausflug machen und die Eindrücke auffrischen.
Barbara hat noch Urlaub und hat Zeit, mich zu begleiten. Wir fahren natürlich
stressfrei mit der Bahn und der Underground ins Zentrum.
...das kennt wohl jeder, oder?
Dort lassen wir uns treiben, spazieren an der
Themse, am Riesenrad vorbei, auf einem Flussschiff mit schönster Aussicht
nehmen wir einen Imbiss, bummeln weiter, flüchten vor einem Regenschauer in
eine Buchhandlung, und landen nach weiterem Bummeln in einem schönen Restaurant
im Art Deco Stil im Theaterviertel, wo Theatergrößen und andere bedeutende Persönlichkeiten
per Messingschild unter den allgegenwärtigen Spiegeln verewigt worden sind. Uns
lädt man unverständlicherweise nicht dazu ein...
Zufrieden kehren wir am späteren Nachmittag
zurück. Barbara geht zum Sport. Dafür hat Tom zum „Tea“ – wie die warme
Abendmahlzeit heißt – vom Inder Takeaway allerlei Leckereien mitgebracht.
Kleine Wartungsarbeiten am Fahrrad und ein
Bier dazu runden den Tag ab.
2. Die
Durchquerung Englands am Kennet-and-Avon-Canal
Dienstag, 24. August
High Wycombe –
Maidenhead – Thatcham: 70 km
Wenn die ersten beiden Fahrtage der Prolog
waren, dann beginnt erst heute die richtige Tour. So richtig freundlich ist die
Wettervorhersage nicht, aber heute soll es noch weitgehend trocken bleiben.
Gott sei Dank muss ich nicht über den Berg nach Maidenhead, sondern kann dem
River Wye folgen, der unten im Tal fließt. Der Tag fängt also gemächlich an;
die Themse wird überquert auf dem Weg zum Zubringerradweg nach Maidenhead.
Dieser ist am Beginn durch eine Umlaufsperre so blockiert, dass ich abpacken
und das Fahrrad rüberheben müsste. Ich bin empört und nehme die Straße nach
Maidenhead (da wusste ich noch nicht, dass ich noch viele Umlaufsperren „treffen“
werde!!).
In Maidenhead gibt es dann in der Fußgängerzone
Kaffee und Sandwich, die englischen Geldautomaten werden getestet und weiter
geht’s: hier treffe ich auf den Weg Nr 4. Er führt bis Reading auf Feldwegen,
Wirtschaftswegen, Nebenstraßen und sogar auf matschigen Waldwegen! Etwas ungewöhnlich
für einen nationalen Weitradwanderweg, aber dafür habe ich mit dem Straßenverkehr
nichts zu tun, was ja auch schön ist (später werde ich das Wundern über die
Wegebeschaffenheit aufgeben).
Bei einer Dorfdurchfahrt habe ich dann auch
meinen ersten (und letzten) „Platten“. Ein kleiner Glassplitter hat sich böswillig
in die Laufflläche eingeschlichen! An einer Tankstelle kann ich den Schlauch
austauschen (wird abends im Quartier geflickt) und mir danach die
Hände waschen. Etwas ungeübt mit dem Ausbau
des Hinterrades mit der Rohlofschaltung bin ich noch. Dabei ist es ganz
einfach!
Danach geht es weiter. Kurz vor Reading ist
man im Hauptstraßengetümmel, bevor der Weg – endlich! – an den Kanal
einschwenkt (Kennet and Avon Canal).
am Kenneth-and-Avon-Canal: Schleuse hinter Reading
Eins muss man sagen: der Weg ist hervorragend
ausgeschildert. Und das bleibt bis Pembroke auch so!
Also habe ich eine schöne
Stadtdurchfahrt durch Reading, immer am Kanal entlang. Nach der
Stadtmitte verlässt der Weg kurz den Kanal, um dann wieder einzuschwenken bis
Thatcham (25 km). Der Weg ist traumhaft versteckt und grün, ist aber nicht ein
bisschen hergerichtet. Er gleicht mehr einem Trampelpfad oder – wie die Engländer
sagen –nature trail.
NCN 4: hier nur ein Trampelpfad aus Gründen des Landschaftsschutzes
Da muss man sich schon mal unter einem
umgekippten Baum durchhangeln. Später ist der Weg sogar total durch einen
Baum blockiert. Da heißt es abpacken und das Fahrrad durch die am Boden
liegende Krone durchzerren und durchtragen. Danach dann das Gepäck. Ein paar
blutige Schrammen hole ich mir dabei am Bein. Ich komme mir vor wie der Prinz
im Märchen Dornröschen. Nur – wie der allgegenwärtige Angler an dieser
Stelle bemerkt – dass niemand zuhause ist..
In Thatcham hat der erste, schöne Pub
leider kein Zimmer mehr frei (oder will nicht!), aber der nächste bietet dann
ein Zimmer an. Und wie die meisten Pubs hat er auch ein Restaurant, sodass das
Essen auch gesichert ist.
Mittwoch, 25.
August
Thatcham – Easton
Royal 46 km
Das Fernsehen hat Starkregen vorhergesagt und
ich sehe mich schon angebunden an dieses Zimmer in diesem Kaff. Aber der Morgen
ist ruhig und schön und so starte ich nach dem Frühstück mit der Devise: wenn
es regnet, mache ich Stopp. Nach der Ortsdurchfahrt von Thatcham geht es
vor Newbury wieder für7 km an den Kanal.
Danach ist der Treidelpfad buckelig und fährt
sich wirklich sehr unbequem, so dass ich der Wegweisung folge, die jetzt über
die Straße geht. Bis Hungerford ist es noch einigermaßen gemütlich. Hier trinke
ich erst einmal Tee, dazu Scones: das ist typisch englisch und schmeckt gut und
stärkt. Leider fängt es in der Zwischenzeit an zu nieseln und ich will doch
noch was schaffen. Ein Tourismusbüro gibt es nicht. Ein Radfahrer in Thatcham
hat mir das hübsche Dorf Great Bedwyn ans Herz gelegt und ich wette mit mir,
dass es dort einen Pub gibt. So fahre ich durch den immer heftiger werdenden
Regen dorthin. Die Wette habe ich dann verloren. Zwar gibt es einen Pub, aber
kein Bed and Breakfast. Also weiter zum nächsten Ort an der Strecke: Burbage.
Dort angekommen – trief – frage ich nach B&B. Leider nein, sagt der
Landlord, aber empfiehlt mir eins im nächsten Ort Easton Royal. Auf mein Bitten
ruft er dort sogar an. Dort angekommen bin ich in „the middle of nowhere“. Kein
Laden, kein Pub und das B&B ist auch nicht zu finden, bis ich zufällig den
Postler treffe, der mir weiterhilft. Nach meinem Eintreffen dort ziehe ich erst
mal meine nassen Sachen aus und bekomme Tee und Kekse.
Den Nachmittag verbringe ich lesend und
fernsehend im Zimmer und schaue immer wieder auf die Hügel, die von den
Regenwolken förmlich zugedeckt werden.
Blick aus dem Fenster: die Wolken hängen tief!
Abends zücke ich die Visitenkarte des
Taxiunternehmens, um ein Taxi nach Burbage in den freundlichen Pub zu
bestellen: ein Abenteuer für sich! Beim 2. Unternehmen klappt das dann, aber
das Eintreffen dauert und ich stehe draußen im Starkregen an der Straße, damit
das Taxi mich auch findet!
Aber Ende gut, alles gut: im Pub gibt es
gutes Essen. Zwei Fahrradladies aus Bristol, die im gleichen Quartier wohnen
und auch hier essen, laden mich ein, ihnen Gesellschaft zu leisten. Sie sind
mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Reading, wo die Meisterschaft im Damenrugby
stattfindet. Sie haben früher selber Rugby gespielt. So trinken wir noch
das eine und andere Bier, beklagen das Schweinewetter (die Ladies sind 8
Stunden durch den Regen gefahren!!), erzählen, und am Ende fährt uns der
Kneipenwirt zurück in unser Quartier. Ein offenbar geübtes Arrangement zum
Nutzen aller.
Donnerstag, 26. August
Easton Royal –
Batheaston: 64 km
Der Regen soll erst im Laufe des Tages aufhören
und nach Osten weiter ziehen. Ich will nach Westen! Also soll er sich schnell
verziehen....
Beim Frühstück bin ich noch unschlüssig. Aber
als es dann mal aufhört, packe ich die Taschen auf, ziehe die Regencombi an und
fahre los. Die Hügel sind noch weiß von Regenwolken. Es nieselt immer wieder,
aber der Starkregen ist vorbei. Bis Devizes (25km) führt die Route im
Zickzackkurs über die kleinen Landstraßen, immer wieder den Kanal querend. Das
heißt immer wieder rauf und runter. Aber das ist alles noch gut machbar. In der
Ferne – als es aufklart – sieht man das weiße Pferd von Wiltshire, eine weiße
Kreidefelszeichnung, die kilometerweit zu sehen ist. In Devizes geht die
Route wieder auf den Treidelpfad (bis Bath 36km).
Die Schleusentreppe von Devizes
Hier ist auch die berühmte Schleusentreppe:
29 Schleusen, davon 16 direkt hintereinander, weil unterhalb von Devizes das
Terrain in eine tiefere Ebene führt. Das ist schon ein Schauspiel, wie
die Narrowboats – so heißen die schmalen Hausboote, die hier auf den Kanälen
fahren – hinunter- bzw hinauf geschleust werden.
es hat geregnet: Pfützen auf dem Treidelpfad
Die Straßen, die ich heute gefahren bin,
waren nass und dreckig, was man mir und meinem Fahrrad ansieht. Auf dem engen
Treidelpfad kommen dann noch die vielen großen Pfützen dazu, denen man nicht
immer ausweichen kann. Auch Brombeerranken ragen keck in den Weg hinein. Ich
bin dreckig bis übers Knie.
Aber für einen Besuch im Pub für Tee und
Sandwich geht es noch.
Später in Bradford on Avon gibt es noch süßen
Kuchen und weiteren Tee. Regenwolken drohen immer wieder am Himmel und ab und
zu kommt auch etwas herunter. Die Strecke wird jetzt interessant und ist ab
hier auch besser ausgebaut: der Kanal liegt jetzt halb am Berg und der Avon
liegt unten im Tal.
Zweimal quert der Kanal und damit auch mein
Radweg auf einem Aquädukt den Fluss! Das ist wirklich etwas Besonderes!
Kurz vor Bath beschließe ich, mein Übernachtungsglück
in einem der Vororte zu suchen und frage in einem Pub: sie schicken mich nach
Batheaston zu einem Hotel, dass sehr pittoresque am Fluss und einer alten Brücke
liegt, die offensichtlich in Privatbesitz ist. Jedenfalls muss man „toll“ zahlen.
die Mautbrücke in Batheaston
In das Hotel traue ich mich kaum rein, so dreckig bin ich.
Ich fange also mit beschwichtigenden Reden an, bevor ich nach einem Zimmer
frage. Aber die stören sich nicht dran: die wollen einfach nur ihr Hotel
voll kriegen und kassieren. 75 Pfund kostet es denn auch, aber ich bin froh und
glücklich. Bevor ich das Zimmer beziehe, reinige ich erst einmal meine Taschen,
die über und über verdreckt sind. Ich muss mein Fahrrad wohl mit kleinen
Schmutzlappen nachrüsten. Danach kann ich dann das große Badezimmer und das
breite Bett genießen. Dann wasche ich meine Fahrkleidung. In meinem zweiten
Satz Bekleidung, den ich Hotelkleidung nenne, begebe ich mich abends dann ins
hauseigene Restaurant und speise u.a. Entenbrust mit bester Aussicht auf das
alte Mühlrad, den Fluss, die Brücke und die trüben Wolken....
Freitag, 27. August
Batheaston – Chepstow
: 69 km
Heute geht die Strecke nach Bristol und dann über die
Severnbrücke nach Wales. Die ersten 25 km hinter Bath sind sehr gut
ausgebaut auf einer Eisenbahntrasse bis in das Zentrum von Bristol
hinein.
schneller Radweg auf einer Eisenbahntrasse ins Zentrum von Bristol
Da macht das Fahren Spaß und ist auch leicht.
In der Mitte der Strecke ist ein Museumbahnhof mit Buffet, wo ich einen Kaffee
bestelle und mit Derek, einem Fahrradaktiven aus Bristol, ins Gespräch komme.
Er erzählt, dass dieses Land zu viele Autos hat; dass die Engländer einfach zu
autoverrückt seien. Bristol hat sich aufgemacht, fahrradfreundlichste Stadt zu
werden und hat viele Fahrradstreifen ausgewiesen, die aber immer nur Stückwerk
sind, also nicht genügend vernetzt. Den Eindruck habe ich auch, als ich später
aus Bristol herausfahre.
Aber erst einmal geht es ja
nach Bristol hinein auf dieser Eisenbahntrasse: das macht Spaß! Es ist wie ein
grüner Korridor – sogar mit einem großen Tunnel – der direkt in das Herz der
Stadt und dem Hafen führt. Ich freue mich, einmal in dieser Stadt sein zu können
und mache eine lange Pause an einem Nebenhafenbecken, wo die Rundfahrtbarkassen
abfahren. Ich sitze mit dem Blick auf das Wasser in einer Tapasbar, die
englische Tapas anbietet: eigentlich ein Widerspruch in sich.
Pause am Kai in Bristol
Ich bestelle zwei davon und sehe: hier hat
sich ein richtiger Küchenkünstler ausgetobt: fast mag man sie gar nicht anrühren,
so kunstvoll sind sie gestaltet. Und die pummelige, punkige Kellnerin, die sich
meiner angenommen hat, freut sich, dass mein Ziel auf britischem Boden Pembroke
ist: da kommt sie nämlich her.
Herrlich, diese Pause, zumal die Sonne
inzwischen wieder lacht! Aber ich ahne, dass die Ausfahrt aus der Stadt nicht
so leicht wird. Es geht nämlich vom Hafen aus erst einmal nach oben. 90
Minuten brauche ich, bis ich im Gewirr der Nebenstraßen die Stadt hinter mich
gelassen habe. Hier bin ich dann im Marschland. Kurz vor 14.30 Uhr bekomme ich
noch einen Tee in einem Pub, bevor dieser schließt. Ein alter, einsamer Engländer
verwickelt mich in ein Gespräch und will alles über meine Reise wissen. Dann
fahre ich weiter auf leichtem Terrain. Trotzdem bin ich müde. Wenn man mich im
Dorf vor der Brücke nicht abgewiesen hätte, hätte ich da schon Schluss gemacht.
Gott sei Dank! So raffe ich mich auf, fahre zur Brücke, über die zu fahren ein
Erlebnis ist. Und dann die Aussicht über diese immense Trichtermündung des
Severn!
Drüben in Wales angekommen will ich nach
Chepstow, ein Ort, den ich bereits kenne. Und das will erarbeitet werden: Es
geht einen langen Berg hoch, um dann kurz vor dem alten Zentrum wieder herunter
zu gehen. Im erstbesten Pub nehme ich ein Zimmer, das nicht erstklassig ist,
aber okay. Danach wie immer Duschen und Auswaschen der Fahrkleidung und zum
Trocknen aufhängen: wie es halt so geht in einem Hotelzimmer.
die Hauptstraße von Chepstow
Der Hunger ist jetzt groß und ich gehe durch
die schöne Altstadt. Fast wäre ich an einem Fish and Chips Imbiss hängen
geblieben. Aber weil ich so unentschlossen bin, bummel ich immer weiter durch
die Stadt. Unten an der Brücke über den River Wye finde ich dann ein schönes
Restaurant mit Garten direkt am Fluss. Dieser Fluss ist unglaublich: er hat mit
den größten Tidenhub, den es gibt. Er hat keine große Trichtermündung, weil er
sich kurz vor der Mündung noch durch Felsen graben musste. Dass macht einen
engen Flusslauf und erklärt den immensen Unterschied zwischen Ebbe und Flut –
noch weit ins Land hinein.
kleine Fische wie Pommes Frites
Ich sitze im Garten und trinke Bier und genieße
die Vorspeise, kleine knusprig frittierte Fische (Whitebait) in der Größe von
Pommes Frites. Dann kommt ein gewaltiger Wolkenbruch, so dass ich den
Hauptgang, ein hausgemachtes Curry, drinnen einnehme, immer mit Blick auf den
Fluss, den Regen und abschließend den Regenbogen! Ein Platz zum Verlieben!
Rasant füllt sich der Fluss
mit Wasser durch die Flut. Ein Schauspiel der besonderen Art, wenn das Wasser
mit großer Geschwindigkeit flussaufwärts fließt.
die Flut läuft auf
3. Die
Durchquerung von Wales
Samstag, 28. August
Chepstow –
Caerphilly: 65 km
Die Route Nr 4 heißt in Wales auch Celtic
Trail und fängt unten am Schloss an. Ich habe Mühe, die Markierung zu
interpretieren. Auf jeden Fall geht es erst einmal aufwärts, um erst später in
die Marsch einzuschwenken. Hier kommt man gut voran. Dass ich wieder die
Markierung verliere, liegt an meiner Unachtsamkeit. Aber mit Hilfe der Karte
bin ich schnell wieder drauf.
Nach 25 km sehne ich mich nach Kaffee, aber
hier in der Marsch ist nichts los und der Pub, auf den ich treffe, hat noch
nicht geöffnet. Mit hängender Zunge erreiche ich Newport und ...
die Schwebefähre in Newport, frisch gestrichen
...damit einen Leckerbissen (für die Augen):
eine Schwebefähre über den Fluss, gerade frisch renoviert! Ein seltenes Relikt
aus den Zeiten der frühen Industrialisierung.
In Newport führt mich die Route auf verschlungenen
Wegen durch die Vororte, immer noch ohne Cafe. Erst am Ortsausgang, in einem
Park mit Spielplatz, steht ein Imbisswagen, der (Instant-)Kaffee und Sandwich
bietet und Softeis. Für den Betreiber des Kiosk und den Kassierer der Hüpfburg
bin ich eine willkommene Abwechslung. Sie bombardieren mich mit Fragen, sodass
ich kaum zum Essen komme.
Die Route geht durch den Park und später
durch so eine Wildnis, dass ich mich frage, ob ich noch richtig bin. Dann
kommt eine Umlaufsperre, die mich inzwischen Abgebrühten dann doch noch empört:
Auf dem Hinterrad tänzelnd kann ich das Fahrrad hindurch führen...
Danach dann, in Bassaleg, bin ich ohne
Zweifel im waliser Hügelland angekommen.
Ausblick zur weiten Mündung des River Severn
Und ich mache wegen einer schwer zu lesenden
Sustrans-Karte meinen ersten Fehler: ich bin unaufmerksam und klettere –
immer mit Stehpausen – einen endlos langen Hügel hoch. Er nimmt und nimmt kein
Ende. Endlich oben angekommen habe ich zwar eine wunderbare Aussicht, aber es
geht steil wieder abwärts. Mit verkrampften Händen an den Bremsen fahre
ich herunter und höre unten das Autobahnrauschen: die sollte eigentlich weit
weg sein. Mir schwant, dass ich mich verfahren habe!
auf und ab....
(Leider habe ich die Ordonance Survey Karten
für diesen Bereich zugunsten einer Sustranskarte eingespart, obwohl mir der
Verkäufer anders geraten hatte. Bei erster Gelegenheit will ich diesen Fehler
korrigieren! Das soll nicht noch einmal passieren!!)
Vom jetzigen Standpunkt habe ich also keine
Karte. Ich muss also ein bisschen improvisieren, was dann auch gelingt.
In Draethen geht es wieder steil hoch nach
Machen, wo wieder eine Eisenbahntrasse folgt.
Danach geht aus auf verschlungenen Pfaden
nach Caerphilly mit seiner riesigen, wirklich beeindruckenden Burganlage.
Die Burg in Caerphilly
Als erstes erstehe ich in der Fußgängerzone
die ausstehenden Karten, danach weist mir Martin im Tourismusbüro ein B&B
nach in der Straße Hillside: Nomen est Omen!
Gut - das schaffe ich auch noch und komme in
einem Guesthouse einer reizenden alten Dame unter. Das Zimmer ist gut, hat eine
wunderbare Aussicht (Hillside!!) und eine Badezimmer mit einer großen, alten
Wanne, in der ich mich sodann entspanne.
Später gehe ich zu Fuß wieder in die Stadt
hinunter, um Fotos zu machen und um was zu essen. Aber heute ist Samstag Abend
und kein Pub serviert Essen. Dafür stehen muskelbepackte
Securitymitarbeiter vor der Tür. Ich schätze mal, die Stadt hat ein Problem.
Es gibt dann noch ein italienisches und ein
indisches Restaurant. Ich gehe zum Inder und will mich beraten lassen, weil ich
all die Fachausdrücke nicht kenne, die da auf der Speisekarte stehen. Aber
damit sind die indischstämmigen Kellner nun völlig überfordert. Naja, essen
kann man das, was ich dann bestellt habe ohne zu verstehen natürlich doch.
Sonntag, 29.
August
Caerphilly – Margam:
63 km
Heute kommt die Bergetappe und das gute Wetter ist noch
nicht da. Ich starte früh in die sonntägliche Ruhe und bin dann am Stadtrand
wieder auf einer Eisenbahntrasse, die auch nach Pontypridd abbiegt. Die Ruhe
vor dem Sturm: denn hinter Pontypridd geht es steil hoch. Also suche ich im Tal
im Ort ein Cafe. Aber es ist Sonntag und alles ist geschlossen. Ich grase den
Ort ab und erst auf dem Rückweg in einem kleinen Gässchen entdecke ich ein
„BoutiqueHotel“, deren Betreiber flexibel genug sind, mir einen doppelten
Espresso zu servieren.
Eine kleine Atempause also, bevor es los
geht. Dann lässt sich das nicht weiter aufschieben und ich suche den Weg. Die
Ortsdurchfahrt ist nicht ganz klar. Gut, die Wegemarkierung wird gefunden und
dann es kommt heftig und nimmt kein Ende: obwohl es nur ca 300 Höhenmeter sind,
ist es jedoch so steil, dass ich immer wieder Stehpausen machen muss. Oben weht
ein ungemütlicher Wind und Wolken drohen, Regen abzuladen. Aber die Aussicht
und die Landschaft. sind grandios. Und dann kommt es, wie es kommen muss:
es geht abwärts, um danach aufwärts zu gehen.
auf einsamer Straße in den Hügeln von Wales
Dieses Spielchen geht so ein paar Mal, um
dann 2 km hinter Tonyrefail sanfter zu werden. Hier kommen wieder
Eisenbahntrassen und Flusstäler ins Spiel.
auf dem Berge, da wehet der Wind: Radweg auf ehemaliger Eisenbahntrasse
Auch hinter Tondu bleibt die Strecke
angenehm.
Die zurückliegenden Strapazen verlangen ihr
Tribut: mein Kaffeedurst wird langsam unangenehm und die Mittagszeit ist
schon lange vorbei. So suche ich ab Tondu ein Cafe oder Pub. Aber es ist alles
leer und verregnet, die Strecke führt in den Ortschaften nur durch öde
Wohngebiete. Auch Pyle bietet nichts. Meine Hoffnung ist jetzt der Margam
Country Park. Die Route macht extra einen Umweg, um am Fuße der Hügel durch den
Park zu gehen. Dazu geht es erst einmal eine Viertelstunde bergauf. Nicht
gravierend, aber für einen vom Kaffeedurst geplagten Radfahrer eine Zumutung.
Dieser Park muss dann ja was ganz tolles werden!!
durch oder nicht durch: das ist hier die Frage!
Aber erst einmal ist der Eingang zum Park versperrt.
Wer sich so eine Umlaufsperre ausgedacht hat, gehört ins Gefängnis!
10 Minuten brauche ich, bis mein getrübtes
Gehirn herausgefunden hat, wie man da durchkommt: die Klapptür in
Mittelposition, Fahrrad auf die „Hinterbeine“ und es dann vor mich hergeschoben,
ich hinterher. Das Gepäck dann nachgeholt. Der Fahrgenuss auf den Sandwegen des
Parks ist jetzt getrübt, am Ende ist wieder die gleiche Sperre und ein Cafe ist
auch nicht zu sehen. Ein Hotel oder Pub muss her! Und zwar im nächsten Ort
Margam, einem Vorort von Port Talbot! Und da ist tatsächlich das
Gesuchte: es hat ein Zimmer frei trotz der Massen, die an diesem verlängerten
(Bankholiday)Wochenende den Pub belagern.
Und jetzt folgt: Entspannung!
in der Abendsonne sieht doch schon alles viel besser aus!
Montag, 30. August
Margam – Kidwelly 75
km
Gestern gegen Abend ist das Wetter schon schön
und warm geworden. Jetzt soll sich die Schönwetterphase etablieren. Ich
finde, dass ich das langsam auch verdient habe. Als ich morgens losfahre, lacht
die Sonne.
Erst einmal geht es durch vollgemüllte
backyardstreets, dann durch Port Talbots neues Strandwohnviertel, dann wieder
ins Schnellstraßengewirr bis zur neuen Hafencity von Swansea (20 km). Und ab
hier wird der Tag dann nur noch Genuss!
Ich komme an einem hippen Café vorbei. Der
aufmerksame Leser weiß, was jetzt folgt: da ich bereits 20 km gefahren habe,
darf es ein Café Latte sein und ein Sandwich dazu. Ich kann mich gar nicht
wieder lösen von meinem Sonnenplatz am Wasser.
Radwanderer kommen vorbei: die Mutter mit
zwei Kindern auf einem Tridem plus Gepäckanhänger. Wie die die Umlaufsperren
schaffen wollen ist mir ein Rätsel...
was für ein Gespann!
Als ich wieder aufbreche, folgen die schöne
Promenade von Swansea, ...
einsamer Radfahrer im Watt von Swansea
....eine gut ausgebaute Eisenbahntrasse nach
Goverton, nach der Brücke über den Fluss Loughor der naturnah ausgebaute
Coastal Park von Llanelli. Das ist alles wunderschön und gut zu fahren. Viele
Menschen nutzen diesen zusätzlichen freien Tag, um ebenfalls Rad zu fahren, was
im ebenen Gelände ja für alle eine Möglichkeit ist. Der Garten eines Pubs an
einem kleinen Strandsee in Llanelli ist gerammelt voll; aber ich finde noch ein
Plätzchen für eine Pause. Der coastal park geht um die ganze Bucht und dann
sogar – gut befestigt – hinter die Dünen am Rande des Strands. Das ist alles
sehr schön!
hinter Burry Port, vor Kidwelly: befestigter, naturnaher Radweg vor den Dünen!
Und als dieser Weg zu Ende geht, schließt
sich ein gut zu fahrender Weg durch den Pembrey Forest an, wo mich dann plötzlich
die Stille umfängt. Und zum Abschluss dieses glorreichen Tages geht der Weg
durch die Wiesen auf einem asphaltiertem Weg bis nach Kidwelly. Das erste Haus
der Ortschaft bietet Bed and Breakfast an: besser kann es nicht kommen! Das
Haus – eine ehemalige Farm - bietet Platz ohne Ende an.
Abendstimmung am Bahnhof in Kidwelly
Zum Essen geht es in ein uriges Hotel, etwas
abseits des Ortes an der Bahnstation.
Ach ja, ein altes Castle gibt es natürlich
auch...
Dienstag, 31 August
Kidwelly – St.
Clear: 48 km
alle Flüsse hier haben Tidenhub
Der Weg führt nach Camarthen ins
Landesinnere, denn über die buchtartige Mündung des River Towy gibt es keine Brücke
und keine Fähre. Das ist erst einmal eine schöne Strecke, die nach Ferryside führt
(hier ist nomen leider nicht omen!)
...und drüben grüßt Llansteffan Castle!
Unterwegs muss ich noch ein bisschen warten, weil
ein Trecker die Straße versperrt, um die erwartete Herde junger Kühe auf die
Wiese vor uns zu leiten. Ich komme mit dem Bauern ins Gespräch und er erzählt mir,
dass er – als er zur Schule ging – auch Fahrrad gefahren ist....
Wie aus der Karte zu ersehen war, geht es
nach Erreichen des Ortes Ferryside in die Höhe. Und wie! Ich leide und keuche.
Und schwitze.
Heute versöhnt mich selbst die Aussicht am höchsten
Punkt nicht. Und da Camarthen am Fluss liegt, kommt, was kommen muss: die
steile Abfahrt!
...abwärts nach Camarthen
In Camarthen angekommen (20km), habe ich nun
wirklich ein Café verdient - ein Café, wo man draußen sitzen kann! Davon ist
nur eins zu finden, welches vier Stühle draußen stehen hat; aber leider nicht
in der Sonne! Okay, man muss bescheiden bleiben!
Und ich muss mich um ein Problem kümmern, das
ich bisher versucht habe zu ignorieren: mein Steuerlager schlackert. Einen
Fahrradladen gibt es hier nicht. Also traue ich mich und rufe bei Norwid in
Norddeutschland an und schildere das Problem. Die Lösung ist ganz einfach:
zuerst das Steuerlagerspiel einstellen, und erst danach dann den Vorbau festschrauben (AheadSet). Das geht einfach
und schnell. Wäre das also auch gelöst und ich kann beruhigt weiterfahren.
Durch die Regentage ist meine Kette trocken gelaufen: bei der nächsten Tour
muss ich auch eine kleine Menge Kettenfett einpacken!
Von Camarthan geht es also weiter. Weitere
Anstiege sind zu bewältigen. Kurz vor St. Clear gibt es ein Rasthaus an der
Schnellstraße, dass mir Kaffee und was zu Essen bietet. Dann fahre ich weiter
Richtung Ort, später sehr hübsch am Fluss entlang.
River
Taf in St. Clears
Rolls-Royce: meiner oder nicht meiner?
Am
Ortsausgang, an einer schönen Brücke, sehe ich das Bed&Breakfast Schild und
denke – obwohl es noch früher Nachmittag ist -: warum nicht schon mal früher
Schluss machen? Während ich noch sinniere, tritt der Besitzer (Steve) aus der
Tür und ich sage: „you know, what I want“ und er grinst. Das Zimmer ist sehr
geschmackvoll eingerichtet, hat nicht den üblichen Plüsch. Mein Fahrrad findet
Platz in der Garage, in der ein leibhaftiger Rolls Royce Silvershadow steht.
Wir machen noch ein Funfoto mit mir davor.
Später gehe ich spazieren an diesem schönen
Flüsschen, das hier noch tidenabhängig ist.
Und in der Ortsmitte gibt es natürlich wieder
Pubs, die Essen anbieten. Das ist schön, auch wenn die Speisen in jedem Pub
fast identisch sind.
Mittwoch, 1. September
St. Clear – Tenby :
26 km
Heute folgt ein weiterer Höhepunkt der Reise:
Der malerische Urlaubsort Tenby mit seinen Klippen und Stränden. Hier
will ich zwei Nächte bleiben. Und das Wetter ist perfekt! Vielleicht
komme ich auch dazu, meine neues Ein-Mann-Zelt zu testen.
Aber erst einmal muss ich ja in St. Clear
aufbrechen. Gleich hinter Brücke geht es erst einmal aufwärts, wie immer, wenn
man quer zum Fluss fährt. Drei Anstiege heute habe ich auf der Karte
gesehen. Der erste tut weh, der zweite auch, aber danach ist das Meer schon zu
sehen! Das macht den dritten Anstieg leichter.
Die Küste naht: der Blick aufs Meer
Und dann: langes Ausrollen zum Strand! Um 11
Uhr bin ich am Strand, aber noch nicht in Tenby. Hier gibt es als Belohnung
erst einmal Cream Teas, d.h. Tee, Scones, Jam und clotted Cream; und das in der
Sonne!
die Klippen in Amroth
Ein bisschen zu früh habe ich mich dann doch
gefreut. Am Ende dieses ersten Strandes geht es steil wieder hoch (Schieben!)
zu einem Weg auf den Klippen, sehr malerisch und schön.
wunderbare Ausblicke: schöner Klippenweg!
Der Weg geht dann runter nach Wiseman Bridge
und bleibt dann unterhalb der Klippen und geht sogar durch zwei Tunnel nach
Saundersfoot. Sehr schön! Hier halte ich kurz an, um das Strandgetümmel zu
betrachten. Bis Tenby ist es nicht mehr weit, aber der Strandpfad ist zu Ende,
d.h. ich muss noch einmal hochschieben. Dann geht es über weitere Siedlungen
(ich registriere einen Supermarkt: wichtig!) und an vielen Campingplätzen
vorbei. Ich will den letzten vor Tenby nehmen, damit ich zu Fuß hinuntergehen
kann. Und der ist auch wirklich schön: eine große Wiese mit Aussicht bis zum
Horizont.
Als ich mir meinen Platz aussuche, sind meine
Nachbarn auch gleich sehr interessiert: Les und Karen laden mich erst einmal
zum Tee ein. Les ist Freizeitrennradfahrer und mit zwei Carbonrennern
angereist. An den Wochenenden fährt er häufiger Rennen. Seitdem er diesen Sport
wieder aufgenommen hat, hat von 120kg auf 90 kg abgenommen; und sein Sohn hätte
auch beinahe Musik studiert...
Nach dem Tee habe ich also mein Zelt
aufgebaut und bin davon begeistert. So praktisch und so leicht! Die
Haltbarkeit und Sturmsicherheit kann das Zelt natürlich erst im Laufe der Jahre
beweisen.
Premiere mit meinem 1-Personen-Zelt
Danach gehe ich den Fußweg runter nach Tenby
und betrachte staunend das bunte Treiben in der Stadt: ein Restaurant neben dem
anderen.
in der Fussgängerzone von Tenby
Bis 17 Uhr sind die Hauptstraßen Fußgängerzone. Der Hafen
unterhalb der Klippen liegt trocken: es ist Ebbe. In der Ferne blitzt die Insel
Caldey, wo ich morgen hin will. Heute gibt es Fish and Chips für mich. Das
schmeckt gut. Bisher habe ich es wegen der Fettigkeit der allgegenwärtigen
Chips immer gemieden. Danach treibe ich mich noch ein bisschen zwischen Nord-
und Südstrand herum und gehe dann nach 20 Uhr zum Zelt zurück.
eine Bucht von Tenby
Meine neue Bekanntschaft macht sich bezahlt: ich werde
gleich zum Bier eingeladen, was gut kommt, weil der Zeltplatz von der
spartanischen Sorte ist und keinerlei Versorgung hat wie die Zeltplätze in
Frankreich. Les beschreibt die Kontaktfreudigkeit der Briten als Neugierde. Und
dann wird es noch ein zweites Bier! Das gibt die nötige Bettschwere und ich
genieße meinen neuen Schlafsack und die Nacht im neuen Zelt.
Donnerstag, 2. September
Ferientag in Tenby
Beim Aufwachen freue ich mich auf den
heutigen Tag. Frühstück muss improvisiert werden: ich fahre zum Supermarkt. Und
der hat tatsächlich Coffee to Go. Und manch andere Leckereien. Gut, das
Frühstück auf dem Parkplatz einzunehmen ist nicht gerade der romantischste
meiner Träume, aber man muss manchmal auch improvisieren.
Zurück zum Zeltplatz sorge ich dafür, dass
die Wäsche, die ich gestern gewaschen habe, die Restfeuchte in der Sonne
verliert und bin dann gegen 11 Uhr soweit, in die Stadt zu gehen. Zuerst in ein
Internetcafe, wo ich Gelegenheit habe, die E-Mails durchzugehen und dann in
einen Laden, der vom Angelzeug bis zu Glühbirnen alles hat. Ich brauche
dringend einen Adapter von Continental Plug zu English Plug, damit ich überall
mein Handy aufladen kann. Und tatsächlich gibt es den dort.
Dann gehe ich runter zum Hafen und kaufe eine
Fahrkarte zur Insel. Das wird eine schöne Fahrt: Ich kann Fotos von Tenby von
der Wasserseite aus machen, die Sonnenstrahlen glitzern im Wasser, es geht an
Felsen vorbei, in die die Kräfte des Meeres Tore geformt haben. Die Insel ist
im Privatbesitz und hat ein Kloster: es ist eine kleine Welt für sich und ein
Abbild der zerklüfteten Küste Pembrokeshires. Ich tummel mich eine Weile auf
der Insel herum, mache Fotos, auch für meine Handypostkarten, und gehe dann zum
Teahouse für Tee und Kuchen.
auf der Insel Caldey
Auch die Rückfahrt ist schön. Da jetzt wieder Ebbe ist, kann
nicht im Hafen angelandet werden, sondern mit Hilfe eines langen, von einem
Trecker gezogenen Pontonstegs in der Brandung des Südstrands. Das erfordert
hohe Manövrierkunst und vier kräftige Seemannsarmpaare, die die Passagiere auf
den Ponton hieven!
"Treckerlandungssteg"
Danach suche ich mir wieder ein Restaurant und finde eins,
dass einen Balkon hat, der wie ein Schwalbennest an der Hafenklippe klebt. Die
Aussicht ist herrlich, das Essen griechisch angehaucht und hervorragend.
Freitag, 3. September
Tenby – Pembroke
Docks: 32 km
Die zweite Nacht im Zelt wird auch wunderbar.
Aber wer früh einschläft, wird auch früh wach. Ich kann nicht richtig abwarten,
bis die Sonne das Zelt abgetrocknet hat. Also stehe ich auf und wische das
Kondenswasser mit einem Schwammtuch ab. Das bringt ein bisschen was. Danach
wird das Zelt dann eben mit der Restfeuchte eingepackt. Als der Zeltplatz
erwacht, bin ich bereits fertig und habe alles gepackt. Ich freu mich auf ein
Frühstück unten in Tenby.
Ich fahre den steilen Fußweg hinunter und
lande in der noch schläfrigen Stadt. Okay, die Hotels bieten jetzt für ihre
Residents Frühstück an, aber alle anderen Lokalitäten haben noch nicht geöffnet.
Kein „Early Bird“ Lokal dabei. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich
beschließe bis zum nächsten Ort Penally zu fahren. Da gibt es bestimmt etwas!
Aber leider kommt es nicht so: Penally ist verschlafener
als ich dachte. Aber ein Hotel hat das Frühstücksschild draußen. Drinnen sind
auch bereits Leute, die frühstücken. Aber leider, leider, leider sieht man sich
nicht in der Lage, mir Frühstück zu machen. Das gehe erst um 9.30 Uhr.
Also fahre ich zum einzigen Laden und
improvisiere wie gestern. Gut daran ist, dass ich mit einer Kundin ins Gespräch
komme, die mir rät, den sogenannten Ridgeway zu nehmen trotz des enorm steilen
Anstiegs hier in Penally. Ich folge ihrem Rat und bin dankbar. Nachdem man
einmal den Aufstieg (Schieben!) geschafft hat, fährt man die nächsten 12 km auf
einem Grat und hat eine wunderbare Aussicht zum Meer und zum Land. Außerdem ist
hier oben so gut wie kein Verkehr. Dann noch eine lange, sanfte Abfahrt und –
schwubb – bin ich in Pembroke.
(Muss ich erwähnen, das Pembroke selbstverständlich auch ein altes
Castle hat?) Hier muss ich noch einmal durch den Ort zum Fährhafen Pembroke
Dock.
Erst einmal checke ich die Modalitäten: wann
das Ticket Office aufmacht, wann Einchecken ist usw. Dann gibt es endlich ein
richtiges Frühstück in einem Cafe. Der Ort ist reizlos, sodass ich bald zum Fährterminal
zurückkehre und dort lesend die Abfahrtszeit abwarte.
Nach der Abfertigung und der
Sicherheitskontrolle muss man erst einmal warten an der Absperrung, bis die
wendigen Sattelschlepper all die bereitgestellten Container auf das Schiff
verbracht haben. Ein Schauspiel in höchster Präzision. Danach darf ich,
weil ich der einzige Radfahrer bin, als erster die Rampe hochfahren...
Die Fähre läuft ein...
Die Überfahrt geht um 14.45 los und
dauert 4 Stunden. Ich hatte mir zuhause schon ein Bed and Breakfast
herausgesucht und traue mich jetzt, dort anzurufen und mir ein Bett reservieren
zu lassen. So kann ich mich auf der Überfahrt entspannen, weil das geregelt
ist. Die Ausfahrt aus dem Fjord verbringe ich natürlich draußen, die Sonne und
die Landschaft genießend. Da stören auch die Raffinerien nicht, die in diesem
Teil Wales die Küste etwas verunzieren....Dieses langsame Gleiten auf dem
Wasser, wenn das Land langsam verschwindet, hat etwas Bezauberndes. (Ich sagte
es ja schon.....) An Bord gibt es dann schlechtes Essen, das vom
englischradebrechenden osteuropäischen Personal serviert und kassiert wird.
Ausfahrt aus dem Pembroke "Fjord"
Später in der Bar habe ich kurz Kontakt mit
jungen Iren, die alle einen hölzernen Schläger in der Hand halten, ähnlich
einem Hockeyschläger.
Sie klären mich auf, dass es Hurlingschläger
seien, fürs Hurling, einem irischen Spiel. Als sie hören, dass ich nach
Kilkenny will, teilen sie mir noch mit, dass am Sonntag ein wichtiges Spiel
sei, wo die Mannschaft von Kilkenny um die Meisterschaft spielt. Von Hurling
habe ich noch nie in meinem Leben gehört, aber die nächsten drei Tage werde ich
daran nicht vorbeikommen. Die Hurlingmeisterschaft ist omnipräsent.
Abends kommen wir dann in Rosslare an und an
der Ausfallstraße reiht sich ein B&B an das andere. Im Internet hatte ich
den Eindruck, es gäbe nur eins!
Angekommen in Irlands Pubs
Also Quartier gemacht und in der lauen
Abendluft zum nächsten Pub gegangen, wo man vom Landlord persönlich empfangen
wird, persönlich zu einem genehmen Platz geleitet wird, der einem noch
Zeitungen bringt, um die Wartezeit auf das Essen zu verkürzen. Ist das die berühmte
irische Gastfreundschaft?
4. In Irland
Samstag, 4. September
Rosslare – Inistioge
: 75 km
Ich hatte meinem Sohn schon gesagt, dass es
zweifelhaft ist, dass ich die 100 km nach Callan, meinem Ziel, heute am Samstag
schaffe. Ich hatte beim Lesen der Karte die Zahl 60 herausgefunden und erst später
bemerkt, dass es sich um Meilen handelt und nicht um Kilometer. Aber versuchen
wollte ich es. Deswegen bin ich früh dran heute Morgen. Beim Aufpacken schaue
ich zufrieden in den Himmel: aufgelockerte Bewölkung, Reste des Morgenrots!
Als ich mich dann jedoch in Fahrtrichtung
drehe, sieht es schon ganz anders aus: eine Wand wie Watte hüllt die Landschaft
im Westen bis zur Unsichtbarkeit ein.
Also hole ich schon mal die Regencombi
heraus. Die Gegend ist hier flach und ich komme sehr schnell voran. Aber nach
einer Stunde hat mich der Regen dann doch erwischt: eine gelungene Mischung
zwischen Nieseln und Starkregen.
Ich fahre erst Nebenstraßen und später
Hauptstraße, die aber einen so breiten Randstreifen hat, dass man sehr gut
Fahren kann ohne vom Verkehr beeinträchtigt zu sein.
breiter Radstreifen zum Fahrradfahren
Um 12 Uhr habe ich schon 54 km und bin in New
Ross. Hier gibt es Kuchen und starken Kaffee. Eine Zeitung sagt besseres Wetter
für morgen voraus.
Da es gerade halbwegs trocken ist, beschließe
ich, weiterzufahren; noch etwas zu schaffen.
Es geht jetzt ins Hügelland. Die Wolken hängen
so tief, dass sie die Hügel quasi bedecken. Als ich also hochfahre, bin ich
voll in der Wolke mit entsprechender Feuchtigkeit. Eigentlich eine schöne
Landschaft jetzt oberhalb des Flusses Nore, aber leider sieht man nicht viel davon.
Das Radfahren hat jetzt was von
Survivaltraining. Gott sei Dank sind die Milchlaster, die mich überholen, nicht
so zahlreich. Ich muss nämlich danach immer anhalten und meine Brille
abwischen, um die Sicht wieder herzustellen. Irgendwann kommt eine Schild, das
einen Pub mit Bed and Breakfast ankündigt, und ich beschließe, dass ich für
heute nun wirklich genug habe. Ich betrete nun in voller Regenkleidung
(Gamaschen, Regenhose, Anorak mit Helm unter der Kapuze) den Gastraum und
stelle mich als „der Mann vom Mars“ vor.
Für die Nachmittagstrinker bin ich eine
willkommene Abwechslung. Man macht mir verschiedene Vorschläge, die alle darin
gipfeln, dass ich erst einmal eine Pint Guinness trinken soll. Ist das die
irische Kontaktfreudigkeit?
Trotz dieser gutgemeinten Vorschläge wird
zuerst einmal mein Fahrrad ins trockene gebracht und ich gehe dann auf mein
Zimmer und wasche meine Sachen. Es gibt eine Heizung im Zimmer, die mir
garantiert, das die Teile bis morgen trocken werden. Von mir kunstvoll
zurechtgebogene Drahtkleiderbügel helfen, mehr als ein Kleidungsstück in der Nähe
der Wärmequelle zu halten.
unsichtbare Hügel
Gegen 16 Uhr wird es dann trocken. Aber die Berge und Hügel
sind immer noch eingehüllt in Wolken, das heißt, dass es oben immer noch
regnet.
die alte Brücke in Inistioge
Ich erkunde den Ort (Inistioge) und stelle fest, dass er
ausgesprochen hübsch ist. Vorhin mit meinem Tunnelblick hatte ich das noch
nicht feststellen können. Ein hübscher Fluss mit einer alten Steinbrücke, eine
alte Kirche, hübsche Bebauung. Auf meinem Spaziergang gerate ich dann am
Sportplatz auch gleich in ein Hurlingtraining.
anlässlich der Hurlingmeisterschaft ist geflaggt allerorten
Das ganze Dorf ist wie die Dörfer vorher auch
wegen des Meisterschaftsspiels mit Flaggen zugepflastert in den Farben
schwarz-gelb, den Farben von Kilkenny.
Im Ortszentrum stehen Touristen und
fotografieren und haken dann auf einer Liste ab. Dieser Ort war offensichtlich
Kulisse eines Films und die Filmtouristen vollziehen die Einstellungen nach.
Etwas weiter, fast schon außerhalb des Ortes,
entdecke ich noch ein prämiertes Feinschmeckerrestaurant, das erste auf meiner
Tour. Soll ich, soll ich nicht?
Ich traue mich und rufe die angegebene Nummer
an und reserviere einen Platz. Ist gar kein Problem! Also bin ich um 19 Uhr
dort mit einem Tisch verabredet.
The Motte: ein Feinschmeckerrestaurant in Inistioge
Das Essen wird dann auch – wie meine Mutter
sagen würde – sehr erfreulich. Ein Amuse geule (marinierter Lachs), Salat mit
Black Pudding und glasierten Apfelspalten, knusprige, entbeinte Ente mit
Birnenchutney und noch einigem, dazu ein ausgezeichnet passender Rotwein aus
Chile und zum Nachtisch Pavlowa, das ist Meringue mit Erdbeersahne und
Erdbeeren.
Ein Tag also, der unerfreulich anfing und
dann so schön endet!
Sonntag, 5. September
Inistioge – Callan:
35 km
Heute also das Finale: nur noch 35 km bis
Callan. (Callan liegt vor den Toren Kilkennys)
Grüne, kahle Hügel! Und der Ginster blüht!
Aus diesem Tal heraus noch eine Anhöhe und
dann im Flachen am King River ins Ziel.
Das Wetter ist ein bisschen
freundlicher und ich freue mich, meinen Sohn zu treffen. Irland wird seinem
Ruf, überaus grün zu sein, im Übermaß gerecht. Ist ja auch keine Kunst, wenn es
immer wieder regnet. Um 11 Uhr bin ich am Ziel.
Angekommen in Callan
Ich fahre einmal durch den Ort, entdecke den Supermarkt,
und suche das angezeigte Bed and Breakfast. Der Besitzer spricht einen so
starken Akzent (er kommt aus Cork), das ich mir alles dreimal erzählen lassen
muss.
Nachdem das getan ist, ist es Zeit, den Sohn
zu treffen.
die alte Abtei in Callan
Montag, 6. September
nach Dublin
Heute will ich mit dem Bus nach Dublin, denn
Mittwoch geht es nach Haus. Spannend ist die Frage, ob der Bus das Fahrrad
mitnimmt. An der Haltestelle habe ich noch 1 Stunde Zeit und es schüttet wie
aus Kübeln. Ich flüchte in ein Stehcafe. Als der Bus kommt, ist dieser ziemlich
leer und die Fahrradmitnahme kein Problem. Der Fahrpreis ist 14,50 Euro und die
Fahrt dauert 3 Stunden. In Dublin angekommen muss ich mich erst einmal
orientieren.
Wo bin ich, wohin will ich? Zuerst zum
Tourismusbüro und mir ein Hotelzimmer im Zentrum nachweisen lassen. Dann
dieses finden. Und das im Regen!
Die Hotelrezeption ist nett: ich darf mein
Fahrrad in den Staff-Räumen unterbringen.
Danach kaufe ich mir als erstes einen Schirm.
Dann erkunde ich die nähere Umgebung.
Hier herrscht ein buntes Treiben. Neben den
vielen Touristen sind hier im Collegeviertel auch eine Unmenge Studenten,
offenbar auch Musikstudenten. Das macht Spaß. Ich treffe einen Mann mit einem
Fahrradvorderrad an der Hand. Den quatsche ich an und frage nach Fahrradläden,
weil ich ja morgen nach Verpackungsmaterial für den Fahrradtransport im
Flugzeug forschen will. Er zeigt mir auf dem Stadtplan drei Punkte. Ich bin
zufrieden.
In meinem Hotelzimmer schlafe ich gut, obwohl
die uralten Fenster den Straßenlärm fast ungefiltert hereinlassen.
Dienstag, 7. September
in Dublin
Heute morgen gehe ich auf Fahrradladenjagd.
Nach einer halben Stunde werde ich fündig und bekomme ohne Probleme einen
intakten Fahrradkarton, den ich nun zurück durch die Stadt schleppe. Dann frage
ich mich durch, wo es wohl Blasenfolie gibt. Den englischen Ausdruck dafür
kenne ich nicht, aber man versteht mich trotzdem. Auch die und Paketklebeband
sind schnell gefunden. Im Hotel erkläre ich mich und frage nach Taxis, die ein
Fahrrad mitnehmen können. Gibt es auch und wird gleich für morgen früh um 8 Uhr
bestellt. Also habe ich nach 2 ½ Stunden alles geregelt und kann beruhigt per
Fahrrad auf Entdeckungstour gehen.
Zuerst in den Hafen und dann in die südlichen
Vororte. Im Hafen zeigt sich, dass die Hafencity in Hamburg keine hamburgische
Erfindung ist. Hier stehen genau die gleichen seelenlosen Quadratklötze herum
wie in Hamburg.
die neue Hafencity in Dublin
Auf dem Weg in die südlichen Vororte am Strand
suche ich ein Café. Leider Fehlanzeige. Hier scheinen die Dubliner nicht ihre
Freizeit zu verbringen. Auf dem Rückweg auf anderen Straßen komme ich in die
Mittagspause der Businesspeople. Hier gibt es jetzt reichlich Restaurants und
Cafés.
buntes Treiben im Studentenviertel
In der Nähe der Einkaufsmeile besuche ich
noch den berühmten Park St. Stephen´s Green, der immer in den irischen
Romanen vorkommt, die ich gelesen habe..
Ein Abstecher in die nördlichen Stadteile
rundet meinen Eindruck von Dublin ab.
Wenn man mal wieder hierher kommt, sollte man
sich einen Veranstaltungskalender besorgen und das Kulturprogramm genießen.
Mittwoch, 8. September
Rückflug
Das Taxi kommt pünktlich und fährt mich zum
Flughafen. Der Taxifahrer ist sehr interessiert am Radfahren und hat seinen
Kindern verordnet, immer mit Helm zu fahren. Ich bestätige, dass ich das auch
so gehalten haben.
Dublin hat viele Fahrradstreifen, die sich
die Radfahrer meist mit den Bussen teilen müssen. Aber immerhin: Dublin ist da
weiter als wir in Hamburg.
Am Flughafen angekommen, habe
ich reichlich Zeit für die Verpackungsarie. Ich weiß aber, dass ich trotzdem
schwitzen werde. Und so kommt es auch. Ich verpacke, lasse das Vorderrad aber
dran. Das bedeutet, dass es halb aus dem Karton herausguckt, ebenso Sattel und
quergestellter Lenker. Das dauert eine Weile. Dann führe ich das Fahrrad dem
Sperrgepäckschalter vor und es ist klar, dass dieses Paket nicht durch die
schon extragroße Durchleuchtungsmaschine passt. Aber statt herum zu zicken, rät
mir der Angestellte, zum Check-In zurückzugehen und einen extra
Transportmenschen anzufordern. Er drückt mir sogar noch eine
Sicherheits-Markierungsmarke auf das Paket. Und so wird mein Fahrrad abgeholt
und auch heil wieder ausgeliefert in Hamburg. Der Rest ist Warten....
In
diesem Tagebuchbericht ist viel von schlechtem Wetter die Rede....
Trotzdem
hat diese Reise einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Oft denke ich zurück an
die Tage.
Ich
würde die Reise so (oder verändert) gern wiederholen.
www.sustrans.org.uk
ist die Website, auf der die Weitwanderwege in verschieden Maßstäben zu finden
sind. Man drücke den Button „Find“. Dort gibt es Kartenausschnitte.
Die Bahn in Harwich nach London nimmt Fahrräder mit.
Fahrkarten am Bahnhof.
Die Fähre Esbjerg- Harwich kann man im Internet buchen. Nur
Decksplatz bzw Schlafsessel gibt es nicht; man muss eine Kabine buchen. Der Preis ist je nach Termin unterschiedlich. (mein
Termin: ca 400 € . Preis für zwei Personen )
Die Fähre in Pembroke nach Rosslare fährt einmal in der
Nacht und einmal am Tag (um 14.45 Uhr). Vorausbuchung ist nicht erforderlich. Die
Fahrzeit beträgt 4 Stunden.
Air Lingus hat günstige Flüge und günstige Flugzeiten ( 2011: jeden Tag ein Abflug) von
Dublin nach Hamburg.
Ein Fahrrad ist im Internet nicht zu buchen. Es wird beim Check-In bezahlt (40 Euro). Das Buchen geht so: erst bei der Hotline anrufen, ob an dem betreffenden Termin Kapazität für ein Fahrrad ist. Dann online den Flug buchen (ist billiger!). Dann wieder bei der Hotline anrufen und das Fahrrad reservieren lassen. Eine Bestätigung gab es darüber nicht. Allerdings kam eine Woche vor dem Abflug einen Erinnerung an die Buchung per E-Mail, auf der das Fahrrad vermerkt war.
Ein Fahrrad ist im Internet nicht zu buchen. Es wird beim Check-In bezahlt (40 Euro). Das Buchen geht so: erst bei der Hotline anrufen, ob an dem betreffenden Termin Kapazität für ein Fahrrad ist. Dann online den Flug buchen (ist billiger!). Dann wieder bei der Hotline anrufen und das Fahrrad reservieren lassen. Eine Bestätigung gab es darüber nicht. Allerdings kam eine Woche vor dem Abflug einen Erinnerung an die Buchung per E-Mail, auf der das Fahrrad vermerkt war.
Auf dieser Tour wurden die englischen Weitradwanderwege Nr
1, Nr 61 / 6, Nr 4 genutzt. (Bei Direktstart in Harwich kann man
den Weg Nr 51 nutzen, der in
Colchester auf den Nr 1 trifft.)
Bed and Breakfast haben sehr viele Pubs und in touristischen
Gebieten auch Privatanbieter. Manchmal muss man suchen. Der Preis für eine Einzelperson
ist 2010 zwischen 30 und 45 engl Pfund. (2010: 1 Pfund = ca 1,20 € )
In Irland gibt es viele Busverbindungen. Wenn der Bus nicht
überfüllt ist, nimmt er Fahrräder mit. In Dublin gibt es Shuttlebusse zum Flughafen(Aircoach), die auch
Fahrräder mitnehmen. Diese fahren tagsüber alle 15 Minuten.
Feedback und Nachrichten bitte an :
radreiseblog@gmx.de
Feedback und Nachrichten bitte an :
radreiseblog@gmx.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen