Mittwoch, 29. Februar 2012

Rund um Orange


Reisetagebuch / Sommer 2008
Rund um Orange
ein schnellimprovisierter Urlaub von einem bekannten Startpunkt aus     
jetzt mit link zum Treck

Prolog  
Es regnete ohne Unterlass. Und das seit 14 Stunden. Und nicht nur ein bisschen Nieseln, sondern es schüttete geradezu. Morgens um 6.00 Uhr waren wir (ich, meine Frau Nicola und meine Tochter Vivien, 16 Jahre) in Freiburg aus dem Nachtzug ausgestiegen, um einen Tag bei der Freundin Inga in Denzlingen zu verbringen und dann unsere Sommertour zum Rhein-Rhone-Kanal und dem Doubs zu starten. Wir freuten uns darauf! Den größten Teil der Strecke waren wir 1994 schon mit den Kindern im Hänger gefahren. Und nun schüttete es. Zwar saßen wir bei Inga im Trockenen, aber die Wettervorhersage machte die Stimmung nicht besser. Weiterer Regen die nächsten Tage und Kälte in der Nacht. Und das mitten im August! Skandal!

Also - was tun? Umplanen! Im südlichen Rhonetal war schönes Wetter.

Und so standen wir am nächsten Morgen auf dem Bahnhof von Denzlingen und warteten auf den Regionalexpress nach Basel. Dort angekommen erstanden wir eine Fahrkarte mit dem ICNeigezug nach Genf, in Genf dann weitere Fahrkarten mit dem TER(franz. Nahverkehr) über Lyon nach Orange– dem Ort, der schon im letzten Jahr unser Start- und Zielpunkt war.


 
Orange


Der Süden hat uns wieder. Herrlich! Gut, dass wir die Telefonnummer des Hotels am Bahnhof vom letzten Jahr noch im Gepäck hatten. Dort habe ich uns die erste Nacht angemeldet. Es ist auch noch Zeit genug, in die Stadt zu radeln und Kartenmaterial zu erstehen, denn es soll jetzt nach Westen in den Gard hineingehen und dann nördlich Richtung Ardeche. Wir planen einen Rundkurs nach Anduze an der Porte des Cevennes, dann zur Gorges de la Cèze , dann auf die andere Seite des Rhone zum Ufer des Aigues und dann zurück nach Orange. Eine – so hoffen wir – hübsche kleine Tour mit Bekanntem und Unbekanntem für unsere 8 Tage.



1.Tag: Orange – Uzès 40km


Morgens fahren wir westwärts nach Caderousse, eine Stadt mit Mauern wie Deiche. Das kommt sicher nicht von ungefähr, denn das Städtchen liegt direkt an der Rhone. Hier gibt es eine Staustufe an der Rhone, wo es einen Übergang zur anderen Seite gibt. Über Laudun und Connaux kommen wir zur Hauptstraße N 85, der wir aber nur bis zur „Passhöhe“( 230m) folgen und dann auf die ruhigere Seitenstraße D982 abbiegen, die hier durch idyllische Landschaft führt. Die Straße bringt uns bis nach Uzès, wo wir vor den Toren der Stadt einen Campingplatz finden. Der liegt ganz schön, ist aber noch gut belegt. Es gibt ein kleines Restaurant auf dem Platz, wo man sich aber jetzt – am Nachmittag – außerstande sieht, uns ein Sandwich zu machen, weil der Koch nicht da ist. Da haben wir es wieder: zu Essen gibt es nur abends! Wann geht das in unseren Kopf hinein?
 
 
Also fahren wir in die mit Baudenkmälern geschmückte Stadt. Dort treten sich die Touristen gegenseitig auf die Füße. Aber es gibt diverse Cafes mit kalten Getränken und teuren Sandwiches. Und einen Supermarkt gibt es auch. Heute soll noch nicht selber gekocht werden, sondern wir wollen am ersten richtigen Urlaubsabend das Restaurant auf dem Zeltplatz ausprobieren: und das erweist sich als außerordentlich gut. Und das, obwohl hier nur Sommerbetrieb ist!

Wenn es so gut schmeckt, ist man auch geneigt, noch den Nachtisch zu probieren und noch einen weiteren Wein zu bestellen. Der laue Abend auf der Terrasse und das Zirpen der Grillen (und der Wein!) bringt uns so richtig in Stimmung, sodass wir den Süden preisen und unseren Entschluss, noch einen Anreisetag draufzulegen und hierher zu kommen.

2. Tag: Uzès – Anduze 44km

Unser heutiges Ziel ist Anduze, das am Tor zu den Cevennen liegt. Das ist der Felsdurchbruch, wo der Gardons aus den Cevennen in die Ebene tritt. Den Ort haben wir schon bei früheren Reisen kennen und lieben gelernt. Eine schöne kleine Stadt mit gemäßigtem Tourismus. Der Zeltplatz (Castel Rose) liegt so schön am Ufer mit Bademöglichkeiten, dass man hier ein richtiges südliches faules Leben führen kann. Bei unserem letzten Aufenthalt haben wir am anderen Ufer sogar Biber gesehen, was für die intakte Natur spricht.

Der Weg nach Anduze führt uns durch Uzès hindurch nach Moussac, wo wir uns unversehens in einer Gasse wiederfinden, wo gleich ein Stiertreiben stattfinden soll. Erschreckt suchen wir das Weite und finden im Nachbarort Brignon ein schönes Cafe .  


 
Wir fahren weiter auf der einsamen D 18 nach Ners und überqueren dort den Gardon und folgen dann der Hauptstraße  nach Anduze.
 
 

Alles ist so schön, wie wir es kennen und wir bekommen auch einen Lagerplatz für unsere Zelte in der „ersten Reihe“ zum Wasser. 

 
Wir sind glücklich, wieder hier zu sein und beschließen, auch den nächsten Tag noch hier zu verbringen.



3. Tag Anduze
 

 
4. Tag 
Anduze – Rochegude 37km

Heute – an einem Sonntag – starten wir Richtung Norden.
 
Wir nehmen einen Hauch von Cevennen mit, weil wir die Straße durch die Berge (ca 15km) nach Alès nehmen (D129, D 50). Das geht dann 200m in die Höhe und hat dann eine schöne Abfahrt auf Alès zu.

Alès selber ist nicht so interessant.
 

Hier gibt es eine Kaffeepause und dann geht es weiter in die sonntägliche Ruhe der französischen Provinz. Auf den Nebenstraßen ist so gut wie kein Verkehr. Auf Umwegen finden wir den Zeltplatz in Rochgude, der an einer Schleife des Flusses Cèze liegt. Er ist wunderbar schattig, die Badestelle im Fluss ist ungemein romantisch und hat auch genügend Wasser zum Schwimmen an dieser Stelle. Richtig schön ist es hier.
 


Wir befinden uns an diesem Tag auf einem Plateau zwischen den hohen Cevennen und den mittelhohen Bergen zum Rhone hin - die Berge, die die Flüsse noch zu durchqueren hatten und in dessen Kalkstruktur sie im Laufe der Jahrtausende  tiefe Schluchten gegraben haben. So auch die Cèze ( Gorges de la Cèze). Aber das ist das Thema für morgen.


 

5. Tag 
Rochgude – Bagnols- sur-Cèze, 50km

Die Schlucht selber ist nicht zu befahren, aber wir folgen ihrem Verlauf von oberhalb abwärts. Dazu fahren wir nach Barjac, dann nach St. Private hoch. 




 

Das geht aber moderat und etwas später kommt dann die Abfahrt mit immer wieder schönen Ausblicken in die Schlucht. Mit der ersten Brücke fahren wir auf die andere Seite in verträumte Nebenstraßen( D 371), um bei Goudagues wieder die ursprüngliche Straße zu erreichen.  
  
 
Dieser folgen wir, queren nördlich von Bagnols die Route National und finden dann einige km später den Zeltplatz, der ebenfalls an einer Flussschleife liegt.

Die Strömung ist so stark hier, dass wir uns lieber im Pool erfrischen. Auch hier werden wir sehr nett von den schon etwas älteren Campingplatzbetreibern empfangen und trinken abends in familiärer Atmosphäre noch Wein auf der Terrasse und kommen ins Gespräch mit polyglotten Belgiern.



6. Tag
Bagnols – Tulette 42 km

Unser heutiges Ziel ist der schöne Campingplatz von Tulette am Ufer des Aigues, den wir schon vom letzten Jahr kennen. Dazu fahren wir erst einmal nordwärts nach Pont-St.Esprit (D 148, vor Vénejan links abbiegen). St.Esprit lassen wir links liegen und fahren mit der Umgehungsstraße über den Rhone und biegen dann gleich wieder rechts ab auf einen Wirtschaftsweg, der auch Teil des Wanderweges Nr 4 ist nach Mondragon. Hier gibt es erst einmal Kaffee und Croissants, weil es gleich in die Höhe geht. Wie ein runder Klotz liegt dieser Höhenzug in den Ebenen, die Rhone und Aigues gegraben haben.

 
 
Es geht 120m in die Höhe. Oben auf diesem Klotz empfangen uns eine wunderbare Ruhe und schöne Ausblicke in die Ferne. Hier ist kein Verkehr, nur die Grillen zirpen in den Weinfeldern.
 
Nach 12 km sind wir wieder unten und steuern Ste Cecile an, und von da auf der Route de Cairanne den Zeltplatz, der so mitten in der „Pampa“ liegt, wunderbar angeschmiegt an das breite Flussbett des Aigues.
 

Hier kennen wir uns aus und wir wollen zwei Nächte bleiben. Zuerst springen wir in den Pool, der nach der Hitze des Tages eine wunderbare Erfrischung ist. Ich werde leichtsinnig und bestelle mir an der Bar einen Beaume-de-Venise auf Eis( Muskatsüßwein), der jetzt so lecker schmeckt, dass ich noch einen Zweiten brauche. Danach werde ich ganz schläfrig. Aber warum nicht? Sind wir nicht im Urlaub? Für abends wählen wir Pizza, die man vorbestellen muss. Sie ist hausgemacht und ungemein lecker. Dazu kühles Bier! Wunderbar! 
  
 


7. Tag 
Ausflug: Vasion-La- Romaine und Villedieu
 
 In Vaison bin ich lange nicht mehr gewesen, in Villedieu jedoch waren wir im letzten Jahr. Das Ganze lässt sich in einer Rundtour machen. Vaison mit seinen römischen Ausgrabungen ist eine schöne Stadt. Wir haben aber nicht die richtige Geduld heute für Ausgrabungen und Altstadt. So sitzen wir am zentralen Platz und lassen ein wenig die Atmosphäre auf uns wirken. Hier habe ich vor vielen Jahren meinen ersten großen französischen Markt erlebt und ich war überwältigt davon.

Diese Gegend war überhaupt mein erster Kontakt mit Südfrankreich, seitdem eine beständige Liebe in meinem Leben. 

   
 
Von Vaison fahren wir nach Villedieu und verpassen knapp die Mittagszeit auf dem schönen, platanenbewachsenen Platz. So reicht es nur zu einem Getränk. Wir genießen wieder die Aussicht auf das Aiguestal und fahren am Rande der Weinberge zurück zum Zeltplatz. 

   

8. Tag: 
Tulette – Orange 30km

Der Weg zurück ist jetzt bekannt. Ein bisschen Abschiedswehmut ist dabei. Wir fahren wieder durch die kilometerlangen Weinfelder parallel zum Aigues Richtung Orange. Bei Travaillan überqueren wir wieder den Aigues und schaffen es, Camaret links liegen zu lassen und auf Nebenstraßen bis nach Orange vorzudringen. Als wir dann endlich auf die Hauptstraße treffen, sind wir schon kurz vor dem Bahnhof, wo wir uns am ersten Tag wieder ein Zimmer haben reservieren lassen. Und zurück geht es dann am nächsten Morgen über Lyon, Genf (Eisbecher!!) und Basel nach Hamburg.


Fazit


Wir haben uns auf dieser kleinen Campingtour wunderbar erholt und waren sehr zufrieden und hatten wunderbare Eindrücke, auch wenn die Anreise scheinbar in keinem Verhältnis zur Dauer der Reise stand. Der unerwartete Verlauf zeigt, dass man in dieser Gegend ungeplant in alle Richtungen auf den Nebenstraßen radeln kann und schöne Landschaftseindrücke sammeln kann. Da Frankreich so gut bestückt ist mit Campingplätzen, braucht man bei Mitnahme eines Zeltes auch nicht befürchten, keine Unterkünfte zu bekommen.



An- und Abreise:


die Fahrt: Sparpreis Schweiz ( heißt Hin- und Rückfahrt Hamburg – Genf vorweg festlegen und kaufen), mit dem Nachtzug nach Basel, Schlafplatz und Fahrradplatz reservieren, internationale Fahrradkarte, umsteigen in ICNeigezug nach Genf, Fahrradplatz vorher reservieren, Sitzplatz nicht reservierbar.

In Genf Fahrkarten nach Orange lösen, in den TER nach Lyon Part-Dieu, umsteigen in den TER nach Orange. Im TER (= RegionalExpress) ist die Fahrradmitnahme kostenlos. Es gibt nur wenige gangbare Verbindungen.

Umsteigezeit in Basel 8 Minuten ist möglich, aber bei Fahrrädern mit Gepäck äußerst knapp. Setzt auch voraus, dass der Nachtzug pünktlich ist. Besser ist es, 2 Stunden auf die nächste durchgehende Verbindung nach Genf zu warten( und in der Zwischenzeit zu frühstücken).

Die Rückfahrt ab Orange 8.32 Uhr ergibt viel Umsteigezeit. Es wäre auch möglich, um 10.xx Uhr zu fahren. Wir hatten auf der Rückfahrt 4 Stunden Zeit in Genf am See, was bei gutem Wetter sehr lohnend ist. 

Achtung: die Fahrpläne ändern sich jedes Jahr!
 

Karten: IGN 1: 100.000, Nr 59 Privas/Alès und Nr 60 Cavaillon/ Digne. Sie hat Höhenlinien. 

Campingplatzverzeichnisse, nach Regionen getrennt, bekommt man (nach telefonischer Anfrage) per Post zugeschickt vom Maison de La France in Frankfurt - wenn man Glück hat.
Sonst im Internet gucken und bei den Touristinformationen vor Ort fragen( gibt es immer nur für das jeweilige Departement, in dem man sich gerade befindet). 

Über diesen Link kommt man zur Dropbox mit der GPS-Datei
Anklicken oder - wenn das nicht geht - kopieren und in den Browser einsetzen.



...und dannn downloaden!


Feedback und Nachrichten bitte an :
radreiseblog@gmx.de  
 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen