Reisetagebuch Sommer 2007.......jetzt mit link zum Treck
Provence, die ZweiteIm September 2007, waren ich – Herbert (alter Radtourenhase) und Klaus (Frankreichneuling) – 14Tage mit Rad und Zelt in der Provence und der Camargue unterwegs. Ich hatte eine detaillierte Tour ausgearbeitet von Freiburg nach Lyon. Aber die 7-Tage-Wetterprognose veranlasste uns, unsere Pläne zu ändern. ( "…Regen geht gar nicht…"). Daraufhin plante ich auf die Schnelle zwei Abende vor unserer Abfahrt eine Tour mehr im Süden, wo das gute Wetter war. Und so stiegen wir an einem Dienstagabend in Orange aus dem Zug – der Ort, den ich mit meiner Familie eine Woche vorher gerade verlassen hatte: Provence die Zweite!
1. Tag (Anreisetag)
Ich hatte in Basel zum Umsteigen zwei Stunden Zeit veranschlagt – und das war auch gut so. Der Nachtzug hatte nämlich Verspätung. So kamen wir um 17.30 in Orange an. Ähnlich wie auf der Tour vorher sollte hier in 14 Tagen wieder unsere Abfahrt sein. Deswegen reservierte ich wiederum ein Zimmer im Hotel de Provence für unsere letzte Nacht. Auf der Terrasse desselbigen gab es dann auch den kühlen Begrüßungsrosé: das Ankommen ist immer mit der stärkste Moment einer Tour. Dann durch die Stadt hindurch Richtung Jonquières zum Zeltplatz. Wunderbarerweise fahren wir an einer geöffneten Markthalle vorbei, wo es Frankreichs Köstlichkeiten wie Oliven, diverse Patés, Baguette, Käse und Obst gibt. Die 10 km nach Jonquières sind schnell gefahren, die Zelte das erste Mal aufgebaut und Rosé an der Bar am Schwimmbad besorgt: Frankreich kann gleich mit dem vollen Genuss beginnen!
Das sind die Vorteile, wenn die Tour bereits ausprobiert ist. Halt! Nur die ersten dreieinhalb Tage gleichen der Tour „Genussrunde in der Provence“, weil die besonders schön waren. Danach habe ich etwas anderes herausgesucht, da auch ich etwas Neues erleben möchte…
2. Tag: von Jonquiéres nach Fontaine de Vaucluse (Galas) 45 km
Die Reise ist ohne Kochgeschirr, um die Gepäckmassen beim „ersten Mal“ angenehm zu halten. Deswegen muss morgens zuerst abgebaut werden, dann kommt der Kaffee. Dazu radeln wir ins Dorf, kaufen Croissants und gehen mit selbigen in eine Bar, um den Milchcafé ( ..un grand Crème, s´il-vous-plait) zu genießen. Davon kann man ausgehen: in jedem Dorf gibt es mindestens ein Bar, die vom Morgen bis zur Nacht geöffnet hat. Das gehört zu Frankreich wie die Glocken zur Kirche. Danach fahren wir aus Jonquiéres heraus bis zum Kreisel, und biegen rechts ab und später links und wieder links auf die Deichstraße, die die Ouvèze abseits der Hauptstraße begleitet. Hier lässt es sich erst einmal genussvoll rollen. Danach geht es auf verkehrsarmen D-Straßen Richtung Fontaine-de-Vaucluse. In Volonne verfahre ich mich wie auch beim letzten Mal (..da macht der alte Hase ein ganz klägliches Bild). Gott sei Dank ist der Umweg nur minimal. Hier wäre der Garmin, den Klaus mit hat, gut zum Einsatz gekommen, wenn wir ihn denn eingesetzt hätten. Obwohl Fontaine in den Bergen liegt – genauer gesagt in einem Kessel – hat man keine Steigung, weil hier die Sorgue aus dem Felsen tritt und man am Fluss entlang fahren kann.
Fontaine ist ein Touristenort mit entsprechendem Betrieb, aber auch mit hübsch gelegenen Restaurants, die wir dann auch in Anspruch nehmen. Vorher haben wir in Galas –
2 km entfernt von Fontaine – unser Zelt aufgebaut. Jetzt – drei Wochen nach meinem ersten Besuch hier und schon im September – ist der Zeltplatz fast leer. Leider ist das hervorragende Sommerrestaurant auf dem Platz auch schon geschlossen.
3.Tag: von Galas nach Bonnieux 29 km
Dieser Tag geht zuerst im Flachen auf den Luberon zu und dann quer zum Hang in die Höhe nach Bonnieux. Der Luberon liegt wie eine Riesenbratwurst in der Landschaft mit nur einer Durchfahrt in der Mitte. Die Strecke ist eigentlich nur eine Halbtages-Strecke (29km), aber 9km gehen davon mäßig bergauf. Gut zu machen für Flachlandradler. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass es aufwärts eben langsamer geht.
Bonnieux ist ein Ort, der sich wie ein Schneckenhaus auf einem Bergsporn erstreckt mit verwunschenen alten Gassen und wunderschönen Ausblicken.
Hier könnte man gut mehrere Tage bleiben. Der einfache Zeltplatz liegt gleich unterhalb des Ortes und hat Areale nur für Zelte und eine Grundversorgung beim Platzwart. Aber man kann auch im Ort einkaufen oder in interessante Restaurants gehen. Auf unserem Rundgang durch den Ort haben wir ganz oben neben der alten Abtei einen wunderbaren Blick über das Tal und die von uns zurückgelegte Strecke.
Hier könnte man gut mehrere Tage bleiben. Der einfache Zeltplatz liegt gleich unterhalb des Ortes und hat Areale nur für Zelte und eine Grundversorgung beim Platzwart. Aber man kann auch im Ort einkaufen oder in interessante Restaurants gehen. Auf unserem Rundgang durch den Ort haben wir ganz oben neben der alten Abtei einen wunderbaren Blick über das Tal und die von uns zurückgelegte Strecke.
4. Tag: Von Bonnieux nach Cavaillon 70 km
Heute der erste Höhepunkt unserer Reise: die Überquerung des Luberon. Zwischen dem Grand und dem Petit Luberon ist ein Durchlass, der nicht die Bezwingung der ganzen Höhe erfordert. Und in Bonnieux sind wir schon fast auf der Höhe. Nur noch einmal durch den Ort schrauben, kurz hinter der letzten Kurve (2,5km) sind wir auf der Höhe und dann geht es durch eine wunderschöne Schlucht 10km abwärts. Eine Abfahrt, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Am Ende rollt man in Lourmarin ein, in dessen schmucken Gassen man den zweiten Kaffee trinken kann, obwohl man ja noch kaum „gearbeitet“ hat. (Ab hier weicht die Tour dann von „Genussrunde in der Provence“ ab.)
Lourmarin hat ein vielbeachtetes Schloss. Uns zieht es jedoch mehr auf den Markt, der gerade abgehalten wird. Weiter geht es nach Süden: ich bin sehr zufrieden, als ich eine D-Straße finde, die uns zum Ufer der Durance bringt, ohne noch einmal über den Berg zu gehen. Unsere Abschnitt “Berge für Beginner“ ist damit geschafft, wir haben nur noch flaches Flusstal vor uns für den heutigen Tag, der Himmel ist strahlend blau, die Sonne lacht, wir rollen mittags zufrieden über die Durancebrücke und folgen nun dem Flussverlauf wieder Richtung Nordwest. Und dann kommt es dicke: der Mistral hebt an. Der Mistral ist ein Wind aus Nord oder Nordwest, der das Rhonetal runterfegt, für blauen Himmel sorgt, aber auch für äußerst unangenehme Windstärken. Und wir haben ihn genau von vorn für die nächsten 35 km dem Flusslauf der Durance folgend. Die kurze Planungszeit macht sich bemerkbar, weil es den Zeltplatz in Orgon nicht mehr gibt. Wir sind schon müde und genervt vom Wind und müssen weiter fahren und entscheiden uns für Cavaillon, dessen Zeltplatz am nächsten liegt. Der Zeltplatz – ich kenne ihn bereits – hat ein Schwimmbad nebenan und einen Imbisswagen, wo man ein einfaches Menue zum fairen Preis und mit freundlicher Bedienung bekommen kann. Darauf freuen wir uns, als wir – eingeklemmt zwischen Obstlastern - auf der engen Durancebrücke im Stau stehen (70km). Der Zeltaufbau bei Sturm ist auch etwas für Fortgeschrittene, der Platz trostlos, das Schwimmbad geschlossen und folglich auch der tröstende Imbisswagen.
Wir machen uns auf in den Ort (der Platz ist etwas außerhalb - da, wo die Obstlaster Obst liefern und dann – neu verteilt – ihre Touren zu den Großmärkten in ganz Europa aufnehmen). Im Ort ist ein Volksfest in Vorbereitung, die Band probt die Einstellung der Mikros. Wir sind genervt, kaufen ein und nehmen ein kaltes Essen mit reichlich Wein vor dem Zelt zu uns. Nachts flattert das Zelt im Sturm ohrenbetäubend: der geneigte Leser - so glaube ich – merkt : dies war nicht der gelungenste Tag und nicht geeignet, einen Radtournovizen für diese Reiseform einzunehmen. Aber: auf jeden schlechten Tag folgt ein neuer mit neuen Chancen:
5. Tag: von Cavaillon nach St. Remy-de-Provence. 25 km
Genervt vom letzten Tag und der letzten Nacht verlassen wir fluchtartig – ohne Frühstück - noch vor 8 Uhr den Zeltplatz und starten in den Morgen. Wir entdecken in der Gegenrichtung, dass es eine extra Radler- und Fußgängerbrücke gibt an der Stelle, wo wir gestern zwischen Lastwagen eingeklemmt waren. Der Wind ist weg, die Sonne lacht, nach 10km auf kleinen Straßen finden wir einen Bäcker und daneben eine Bar, wo wir unseren Kaffee ordern können. Weiter geht es durch schönste Landschaft auf St. Remy zu, dass nicht weit weg ist und am Fuße der Alpilles liegt.( Die heißen so, weil sie von Weitem wie eine Miniaturausgabe der Alpen aussehen) Mittags sind wir schon da: Der Zeltplatz liegt am Ortsrand, hat einen Pool und eine Bar, ist ruhig, die Stadt ist wunderschön mit einem alten Kern.
Da sie ein Touristenmagnet ist, gibt es in der Altstadt unzählige urige Restaurants.
Als wir dann nach einem guten Essen auf dem Zeltplatz am Pool liegen, ist die Radlerwelt wieder in Ordnung. Wir beschließen, den nächsten Tag (Sonntag) zu bleiben.
6. Tag: St. Remy
Heute wollen wir ein bisschen auf einem Weitwanderweg wandern in den Bergen. Wir fahren mit unseren Rädern zum Einstieg in den Weg. Allerdings kehren wir nach 20 Minuten um, da unsere Schuhe nicht für den felsigen, gerölligen Untergrund geschaffen sind. Wir schaffen noch Fotos auf halber Höhe und dann kommt das Kulturprogramm:
Ausgrabungen einer alten römischen Stadt sind zu besichtigen, die Klosterklinik, in der VanGogh gekurt und gemalt hat, noch einmal die Altstadt und eine riesige Kirche mit Kuppel.
Viel Geld lassen wir in einer Crèmerie, die die lokalen Käsesorten, vor allem Ziegenkäse, anbietet.
Nach einer kleinen Rundfahrt durch die Weinberge am Nachmittag, kommt dann wieder der Pool und abends das große Menue Chez Fredérik: ein gelungener Ruhetag.
7. Tag: von St. Remy nach St. Gilles 50 km
Zuerst fahren wir am Fuße der Alpilles nach Westen, immer abwärts dem Rhone zu. Anfangs haben wir Probleme, die richtige Nebenstraße aus St. Remy heraus zu finden und kommen am Fuß der Berge in eine Sackgasse. Ärgerlich, aber dann auf der richtigen Straße auch bald vergessen. Um 11.30 sind wir schon in Arles und trinken Kaffee zu Füßen der antiken Arena.
Dann geht’s weiter in die Camargue. Es ist herrliches Wetter. Und in der flachen Camargue lässt es sich herrlich radeln.
Wir fahren nach Westen auf St. Gilles zu: ein etwas heruntergekommenes, heimeliges kleines Städtchen mit einem kleinen Kanalhafen.
Hier liegt der Zeltplatz mitten in der Stadt. Und hier wohnen auch gierige, kleine Mücken, die sich am Abend todesmutig auf uns stürzen: Willkommen im Feuchtgebiet!
Hier liegt der Zeltplatz mitten in der Stadt. Und hier wohnen auch gierige, kleine Mücken, die sich am Abend todesmutig auf uns stürzen: Willkommen im Feuchtgebiet!
8. Tag: von St. Gilles nach Saintes- Maries 40 km
Heute wollen wir ans Meer. Ein Mal diesen Sommer am Meer sein! Wir radeln auf einsamen Straßen im Westen der Hauptroute nach Süden, mit einer kleinen Fähre über den Petit Rhone, mit immer mehr Rückenwind dann in den Küstenort ein. Herrlich! Wir sind berauscht von unserer Geschwindigkeit.
Die Flamingos grüßen in der Nähe. Es folgt ein schönes Mittagsmenü nahe dem Wasser mit frittierten Sardinen und allem, was dazugehört. Die Sonne scheint, der Rosé macht uns glücklich. Als allerdings die Salatblätter wegfliegen und das Restaurantschild umfällt, schwant uns, das der Mistral uns wieder voll erwischt hat und uns eine unruhige Nacht bevorsteht. Wir fahren zum riesigen Zeltplatz mit seiner Nachsaisontristesse. Der Preis ist stolz und der Rest der Einrichtungen hat schon einmal bessere Tage gesehen. Mit Mühe finden wir einen geschützten Platz, wo uns der Sand nicht dauernd ins Zelt weht. Das Zelt flattert mit Getöse. Wir sind genervt. Uns wird klar, dass es aus dem morgigen kuscheligen Strandtag oder aufregenden Erkundungstag in das Delta hinein nichts wird. Zurück zur Besichtigung des Ortes versuchen wir, den Touristenströmen aus dem Weg zu gehen und trotzdem Winddeckung zwischen den Häusern zu finden. Abends müssen wir uns dann mit einem zweiten Menü und viel Wein trösten. Wir haben uns schon nachmittags vorsichtshalber in der Touristinformation erkundigt, ob es Busse aus der Camargue heraus gibt und ob die Fahrräder mitnehmen. Erstaunlicherweise ist die Antwort Ja! (Zu allem Überfluss weht der Wind mein Fahrrad um und es fällt genau aufs Schaltauge, worauf die mittleren Gänge Zicken machen.)
Abends – bei schönstem Abendrot – kriechen wir in unsere Zelte und versuchen bei Sturm zu schlafen.
9. Tag. Von Saintes-Maries nach Vallabrègues (30 km Bus +) 25 km
Das Frühstück auf dem Zeltplatzgelände ist eine trostlose Angelegenheit. Eine Bude in der Sandwüste des Zeltplatzes, wenig Windschutz, Kaffee in Plastikbechern etc…
Schon kurz vor 9 Uhr stehen wir an der Bushaltestelle und erwarten den Bus. Er erlaubt uns tatsächlich, die Fahrräder in den Bauch des Busses zu tun. Die 30 km nach Arles gehen also leicht. Auf der Straße wäre es jetzt nicht nur sehr, sehr mühsam, sondern auch gefährlich. In Arles machen wir erst einmal wieder Pause und dann geht es nach Norden an der Rhone entlang. Mühsam genug, da der Mistral stramm von Norden kommt. Den Weg aus Arles heraus finden wir nur mit Schwierigkeiten, landen auf einer Hauptstraße, an der Lastwagen an uns vorbeirauschen, die immer wieder einen gefährlichen Sog machen und uns mit unserem Gepäck aus dem Gleichgewicht bringen. Wir sind beide entnervt. Später erst finden wir unsere Nebenstraße. Trotzdem haben wir immer noch mit dem Wind zu kämpfen.
Um Mittag herum sind wir in Tarascon und kommen zum erfreulichen Teil des Tages, dem preiswerten Mittagsmenü. Die guten Adressen erkennt man an den Autos und vor allen Dingen an den Lastwagen auf dem Parkplatz davor.
Der Weg zu unserem Tagesziel Vallabrègues ist dann auf einer weiteren Nebenstraße gut zu finden. Der Zeltplatz hinterm Deich des Rhone hat die Nachsaisontristesse, ist aber sauber und gepflegt. Im Ort selber gibt es sogar eine kleine Stierkampfarena und einen großen zentralen Platz, auf dem Boule gespielt wird.
Dazu einen verwinkelten alten Teil und eine schöne Kirche, die zufällig gerade offen ist und die wir besichtigen können. Wir erfahren, dass es in diesem Ort, an dem in früheren Zeiten 6o Korbmacher gearbeitet haben, ein jährliches Korbmacherfestival gibt und ein Korbmachermuseum. Wir besuchen den einzigen noch verbliebenen Korbmacher im Ort und können uns davon überzeugen, dass es schwere körperliche Arbeit ist, große Körbe herzustellen.
Da dieser Ort abseits der Hauptverbindungsstraßen liegt, gibt es kein Restaurant. Wir müssen uns mit der Bar zufrieden geben und im einzigen Supermarkt einkaufen.
10. Tag Von Vallabrègues nach Jonquières 30 km, dazu Zugfahrt
Das heutige Ziel ist nicht ganz klar. Der Wind bläst immer noch stramm aus Nord. Wir müssen heute irgendwie an Avignon vorbei, d.h. vorbei an Industriegebieten und Lastwagenverkehr.
Wie immer bei Mistral Sonnenschein mit heftigem Wind. Zuerst hat unsere Route sehr hohe Bäume am Rand, die uns Windschutz geben. Wir machen uns Illusionen, dass es heute nicht so schlimm kommt. Kaum überqueren wir den Rhone, um an Avignon westlich vorbei zu kommen, trifft der Mistral uns mit voller Kraft. Der Rhone ist hier aufgestaut, also fast seeartig. Der Wind fegt so stark über die Brücke, dass wir schieben müssen, um nicht vom Rad zu fallen. Auf der anderen Seite haben wir dann 8km Richtung Avignon auf Hauptstraße vor uns mit dem bekannten Problem: Sog durch vorbeizischende Lastwagen. Am Rand der Straße ist wenig Platz zum Ausweichen. Hier hilft nur Gottvertrauen und ein bisschen mittiger fahren, damit die Autos und Lastwagen ein richtiges Überholmanöver machen und sich nicht an uns vorbeiquetschen. Mein Radelpartner hat dieses Gottvertrauen nicht und kommt in Avignon verspannt und entnervt an. Erst einmal gibt es Kaffee und Sandwich, dann Stadtbesichtigung per Rad (toll!) und dann „Kriegsrat“. Das Ergebnis ist: wir kürzen ab! Wir fahren zum Bahnhof und nehmen den Vorortszug. In Courthézon steigen wir aus und suchen den Zeltplatz auf. Der ist aber eher eine Mobilheimburg und hat keinen Schatten. Also zum nächsten Zeltplatz im uns schon bekannten Jonquières nahe Orange.
.
11. Tag. Jonquières – Chateauneuf – Jonquières 28 km
Bis zu unserer Rückfahrt haben wir noch drei Tage Zeit. Wir machen heute also einen Ausflug ohne Gepäck zum weltberühmten Ort Chateauneuf-du-Pape. Wunderbar, sich dem Ort quasi vom Hinterhof, also auf kleinen Straßen durch die idyllischen Weinberge, zu nähern. Die kleinen Steigungen sind leicht zu machen. Im Ort ist selbstverständlich Touristenrummel, den wir aber gern in Kauf nehmen. Da heute nur kurze Strecke angesagt ist, darf es auch morgens um 11 Uhr schon ein kleines Glas Roter sein!
Dann die Fahrräder angeschlossen und hinauf zur Schlossruine mit einem sehr schönen Blick über die Ebene von Rhone und Durance.
Wir können bis zu den Alpilles schauen mit unserem Lieblingsort St.Remy.
Danach geht es nach Osten wieder die Weinberge hoch und dann eine rasante Abfahrt nach Bedarrides, das wir ja schon auf der Hinfahrt gestreift haben: ein schöner ruhiger Ort am Zusammenfluss der Ouvèze mit einem seiner Nebenflüsse. Wir nehmen den schon gefahrenen einsamen Deichweg entlang der Ouvèze zurück zum Zeltplatz.
Im eigentlich schon geschlossenen Schwimmbad neben dem Zeltplatz ist Unruhe: eine Ausstellung von Modellbooten wird in den Schwimmbecken abgehalten. Stolz zeigen die Besitzer ihre Modelle vor.
Abends finden wir dann nach einigen Anlaufschwierigkeiten ein Sommerrestaurant (Guinguette) an Angelteichen außerhalb des Ortes. Die Ernährung ist also gesichert, aber hier wir schlampig gekocht und serviert, aber sorgsam abkassiert. Kein Highlight.
12.Tag. Jonquières – Villedieu – Jonquières 55 km
Nach dem kleinen Ausflug gestern soll heute ein längerer folgen (Nordost Richtung Vaison-La-Romaine). 25 km Wind schräg von vorn auf langweiliger Strecke sollen belohnt werden auf der dann folgenden Rückfahrt auf schöner Strecke mit Rückenwind. Da ich den Weg kenne, ist meine Geduld größer als die meines Radelpartners. Spätestens aber bei der Anfahrt durch die Weinberge nach Villedieu hoch wird ihm klar, dass sich der Weg gelohnt hat. Villedieu ist ein zauberhafter Ort auf einem Hügel mit alten Gassen und einem herrlichen Blick auf das Aiguestal. Und dann der zentrale Platz mit den schattigen Platanen: schöner kann Frankreich nicht sein! Drei Restaurationsbetriebe teilen sich den Platz: man setzt sich einfach hin und genießt. In diesem Fall ein leichter, aber fantasievoller Salat und einige Tapas. Da wir jetzt Rückenwind erwarten, darf auch ein Rosé getrunken werden. Oder Zwei??
Die Rückfahrt – wie bei "Genussrunde in der Provence" – dann parallel zum Fluss, durch schönste Weinberglandschaft, minimalem Verkehr, den Wind im Rücken mit weiterhin wundervollen Ausblicken auf das Aiguestal: so kann es immer sein.
Später müssen wir zum Überqueren des breiten Flusstales kurz die Himmelrichtung wechseln: Enttäuschung bei meinem Radelpartner, dass der Schiebewind nicht wie versprochen bis zum Ende der Tour hält! Ruhig Blut!! Gleich auf der anderen Seite geht es dann wieder in die vorherige Himmelsrichtung - im Flachen, aber immer noch durch riesige Weinfelder - zurück zum Zeltplatz.
13. Tag. zurück nach Orange 10 km
Heute haben wir viel Zeit, weil wir nur die 10 km nach Orange zurück müssen. Wir fahren am Militärflughafen vorbei in die Stadt hinein. Das Zimmer im Hotel am Bahnhof ist schon bezugsfertig, sodass wir abpacken und uns am kleinen Pool auf dem Dach sonnen und erfrischen können. Dann machen wir einen ausführlichen Stadtgang. Mein Radelpartner besucht dann nachmittags noch das römische Amphitheater
und abends suchen wir uns ein Restaurant. In einem touristischen Anziehungspunkt wie Orange gerät man leicht in etwas, was wir Touristenfallen nennen: schlecht gekocht und viel kassiert. So geht es uns auch hier: Schicksal!
Zurück im Hotel genießen wir dann auf der Terrasse noch ein letztes Mal die warme provenzalische Nacht bei kühlem Roséwein.
14. Tag Rückreise
Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück auf der Terrasse, schieben wir unser Fahrrad hinüber zum Bahnsteig und ab geht’s um 8.32 Uhr in die Heimat. In Lyon wird wieder umgestiegen. Es ist etwas schwierig, den Fahrradeinstieg zu finden. Das macht kurzfristig Stress. So stehen wir auch irgendwo im Durchgang zwischen zwei Zügen, aber der Schaffner nimmt es mit Humor.
In Genf haben wir einen Aufenthalt von mehr als vier Stunden. Ein herrlicher Tag, den wir auf der Südseite des Sees, etwas ab vom Zentrum am Wasser genießen. Sollte ich noch einmal hier vorbei kommen an so einem schönen Tag: ich habe jetzt das Schwimmbad entdeckt. Dorthin könnte man das Gepäck mitnehmen und auf der Wiese lümmeln und ein erfrischendes Bad im See nehmen.
Gegen 17.15 Uhr geht unser Zug nach Basel. In Basel wiederum haben wir noch 2 ½ Stunden zu warten auf unseren Nachtzug. Auf dem Vorplatz lässt sich der laue Abend in der Bar eines Hotels vorzüglich verbringen. Diesmal bei einem Glas schweizer Wein.
Im Nachtzug haben wir ein Vierer-Liegewagenabteil mit sehr schwierigen Mitreisenden. Uns ist klar: das nächste Mal werden wir uns ein Zweier-Schlafabteil gönnen!!
Wo wird es das nächste Mal hingehen?
Nachtrag
2013:
jetzt
mit Track; aber ohne den Schlenker nach Cavaillon.
Über
diesen Link kommt man zum Ordner mit GPS-Daten einiger Touren:
Anklicken
oder - wenn das nicht geht - kopieren und in den Browser einsetzen.
...und
dann downloaden!
Februar 2015: kurzes Update zur Anfahrt
Nachtzug nach Basel/ von Basel per ICNeigezug nach Genf/ im TER Nahverkehr nach Lyon Part-Dieu, mit einem weiteren TER nach Orange
Nachtzug nach Basel/ von Basel per ICNeigezug nach Genf/ im TER Nahverkehr nach Lyon Part-Dieu, mit einem weiteren TER nach Orange
Karten: Michelin 1: 150.000 ?? (die alten 200.00 Karten waren besser!). In den alten Karten warten immer alle Campingplätze drin, in den neuen nur eine Auswahl.
Dazu IGN 1: 100.000, Nr 60 und 66. Sie haben Höhenlinien. Die Karten decken das ganze Gebiet ab, nur den ersten Tag nicht. Dafür könnte man die IGNKarte Nr 59 kaufen oder die Michelinkarte benutzen. Neuerdings gibt es auch IGN 1:125.000 Karten, die einen etwas anderen Kartenschnitt haben. Aber die 1:100.000 sind die besten.
Campingplatzverzeichnisse oder andere Unterkunftsverzeichnisse über das französische Fremdenverkehrsamt in Frankfurt/Main : Maison de la France. Die Verzeichnisse gibt es immer nur sortiert nach Departements.
Oder man besorgt sie sich den größeren Orten im Syndicat d`initiative, dem örtlichen Fremdenverkehrsamt. Verrückt macht es einen aber, dass sie die Verzeichnisse immer nur für ihren engen kleinen Bereich haben und darüber hinaus nichts wissen.
Feedback und Nachrichten bitte an :
radreiseblog@gmx.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen