Gut, dass ich das Taxi geordert habe! Als wir die Straße zum Douro runterfahren, wird mir ganz schwindelig. Hier wären meine Bremsgummis vor Erhitzung zerflossen. Und dann aufwärts wäre ich vor Erhitzung zerflossen.
Wie vereinbart hält José auf dem Staudamm, damit ich Fotos schießen kann. Leider steht die Sonne jetzt - so gegen 9.45 Uhr - noch sehr tief, so dass ich Richtung Nordost eigentlich keine guten Bilder machen kann.
Danach, als wir die Nebenstraße zum Ziel fahren, wird mir Angst und Bange. Wunderschön, aber ein Radfahreralbtraum..
Ich muss an meine Wanderungen auf der Insel La Palma denken....
José setzt mich am vereinbarten Punkt ab: vor dem Dorf Villarinho Dos Gallegos. Er wendet, wir laden das Fahrrad aus, ich packe auf, wir verabschieden uns und weg ist er.
Und plötzlich ist sie wieder da: die Verzagtheit! Ich fühle mich wie ausgesetzt in der Wildnis....
Die ersten 10 km sind hart; hätte ich doch bloß einen anderen „Aussetzpunkt“ verabredet. Bauern sind bei der Ernte oder Pflege der Pflanzen und gucken erstaunt, wer da so einsam die Straße hochastet. Ob meine roten Blutkörperchen noch schlafen?
Über mir eine ganze Horde Geier, ca 10: man erkennt sie an ihren sehr breiten Schwingen und an ihrem langsamen, mühelosen Schweben in der Luft. Wittern die schon ein Opfer?
Als ich bei tkm 10 am ehemaligen Bahnhof Bruço vorbei komme, schöpfe ich die Hoffnung, dass das Terrain etwas gefälliger wird.
...bis hier könnte man doch prima den Radweg ausbauen...
Und dem wird auch so: ich bin jetzt auf einer Art welligen Hochebene und ich schwenke auf eine Nationalstraße ein. Hier haben sich die Straßenbauer die Mühe gemacht, mal einen Einschnitt herauszuarbeiten oder einen Damm aufzuschütten, damit die Autos gut vorankommen. Und davon profitiere ich natürlich auch. Der Preis, den ich zahle, ist, dass alle 5 Minuten doch tatsächlich mal ein Auto vorbeikommt.
Bei tkm 17 kommt das erste Dorf und mit seiner Tankstelle die Möglichkeit, einen Verstärker zu ordern:
hier trinke ich meinen ersten Kaffee auf portugiesischem Boden.
Daran ist erst einmal nichts besonderes; viele von euch Lesern haben sicher schon mal eine erste Tasse Kaffee auf portugiesischem Boden getrunken. Und meiner ist noch nicht einmal besonders lecker; und die H-Milch tut dem Kaffeegeschmack auch nicht gut.
Aber der Weg, wie ich zu dieser Tasse gekommen bin, macht sie einzigartig!
Aber der Weg, wie ich zu dieser Tasse gekommen bin, macht sie einzigartig!
Ich also - wieder einmal - unterm gelben Sonnenschirm auf dem Plastikstuhl am zerkratzten Tisch mit der Tasse, den Blick auf die Zapfsäulen (und die Landschaft natürlich) gerichtet, die Sonne im Gesicht, werde überflutet von Dankbarkeit, dass ich es bis hierher geschafft habe. Es fühlt sich wie ein Sieg an. Fast kommen mir die Tränen (die Kamera zoomt auf das Gesicht des Hauptprotagonisten und verharrt dort sekundenlang ganz still). Ganz großes Gefühlskino!
Später sehe ich den Einstieg zur Ecopista: noch nicht so verlockend.
Ich fahre weiter auf der Straße nach Carvicais...
... und stoppe beim Restaurant Benfica. Und richtig: drinnen ist alles gepflastert mit Fußballerbildnissen. Die alte Frau drinnen merkt sofort, dass ich Ausländer bin (woran sieht man das bloß?) und spricht mich auf Französisch an: Erleichterung!
Ich bekomme also Limo und ein Sandwich mit Schinken und Käse.
Danach studiere ich die Karte und bin unschlüssig, ob ich der Ecopista eine Chance geben soll. Ich sehe, dass die Straße noch hoch geht, die Ecopista einen Umweg macht und um den Berg herum führt: also Ecopista.
Und wie bin ich froh über diese Entscheidung: so ein schöner Weg, so schöne Ausblicke!!
Man ist vorbereitet, dass ich komme und richtet den Weg her: sehr gut! Okay, ein bisschen spät dran sind sie, aber wir wollen mal nicht zu pingelig sein. Sie wußten ja auch nichts von meiner „Aufstiegshilfe“
Später in Larinho ist der Bahnhof hergerichtet als Gaststätte: na also, geht doch! Es gibt wieder Limo, Kaffee und zur Feier Portugals ein Natas. Insgesamt 2,60 Euro.
Hier in Larinho ist die Piste plötzlich ruppig, hat aber kleine Laternenmasten: seltsam! Als ich später weiterfahre, wird es klar: hier wird der Weg hergerichtet. Es geht gerade so schön abwärts, da komme ich nicht weiter. Also zurück und die restlichen 4 km auf Straße gefahren.
Torre de Moncorvo liegt am Hang: das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Ich schiebe runter zum alten Kern, wo mein Hotel für heute liegt. Es heißt Großvaters Haus und sei wie ein Museum, hatte ich gelesen in den Bewertungen bei booking.com. Und so ist es auch; trotzdem: die entscheidenden Dinge wie Badezimmer sind elegant und topmodern.
Ich setze die Landlady (charmante, ältere Dame) gleich auf mein Bootspläne an. Sie telefoniert und findet heraus, dass vor Sonntag da keine Tour gefahren wird. Schade! Ich hatte das schon befürchtet, denn es ist ja schon Nachsaison. Also werde ich wohl die Bahn nach Porto nehmen. Sehen wir es mal so: ich werde zwar des Erlebnisses einer Bootsfahrt beraubt, habe aber Geld gespart.
Ich werde noch einen Tag länger hier bleiben und dann mit dem Zug von Pocinho - Plan B - nach Porto fahren. Pocinho ist 11 km von hier entfernt.
Von Porto sind es noch ca 400 km nach Lissabon. Am vorletzten Tag gibt es noch einmal Berge, leider auf Hauptstraßen. Mal sehen, wie ich daran drehen kann.
Und in diesem Innenhof (patio) sitze ich jetzt und schreibe diesen Bericht:
19 Uhr:27 Grad, die Luft steht...
Essen gibt es ab 20 Uhr....
Caro Herbert!
AntwortenLöschenKranich ist stolz auf Dich!
Bem vindo a Portugal.
Continue dirigindo para Lisboa, sempre com vento de cauda!
Cumprimenta você, Kranich
Guck mal auf den Wind ab Mitte nächster Woche! Da muss noch was passieren!
AntwortenLöschenLieber Herbert, bon dia, boa tarde, bia noit. Herzliche Glückwünsche zu Ankunft in Portugal.Habe großen Respekt vor dem was du ereicht hast. wünsche dir eine schöne Zeit in Portugal. und vielleicht kommst du ja an dieser Kapelle vorbei, einer meiner lieblingsorte. Herzlich Martin
AntwortenLöschenVila_Nova_de_Gaia_Porto_District_Northern_Portugal.html
AntwortenLöschenchapel of Senhor da pedra
AntwortenLöschenMoin moin Herbert,
AntwortenLöschengestern hatte ich sooooo viel um die Ohren, dass ich Deinen Blog glatt verpennt hab. Meinen Glückwunsch zum Erreichen Portugals. Lissabon liegt ja schon fast in Sichtweite. Wie findest Du bloß immer diese gemütlichen und stilvollen Unterkünfte? Da müssen wir mal ausführlich drüber reden.
LG aus HL
Ingo