Dienstag, 16. Oktober 2018

Lissabon

Dienstag, 16. Oktober 2018/ Tag 79

Heute morgen wieder kurz um die Ecke zum Minimarket, um Brot zu holen fürs Frühstück: herrlich.
Gewohnheiten bilden läßt einen kurz in die Illusion versinken, dass man hier wohnt. So liebe ich es!


Aber die Realität ruft: die Jagd nach dem Fahrradkarton. Der Fahrradladen am Bahnhof hat keine. Unten in der U-Bahn verlängere ich meine Tageskarte um weitere 24 Stunden und mache anscheinend alles richtig am portugiesischen Automaten (Gewohnheiten bilden!) und fahre (mit Umsteigen!) zum Cais do Sodré. 






Bikeiberia - lieber Udo - hat auch nichts. Etwas weiter oben ist noch ein Laden und Verleih: der hat einen, hängt aber die Latte hoch!
Er sei busy, könne aber in der Mittagspause ins Lager gehen und einen holen; normalerweise würden sie die verkaufen...Klar, er merkt meine Bedürfnislage und treibt den Preis in die Höhe: 20 Euro! Ich habe keine Wahl...
Aber die Jagd ist erst einmal beendet.

Den Karton werde ich gegen 16 Uhr abholen und muss jetzt umdisponieren: wieder einmal ist meine "berühmte" Flexibilität gefragt!

Ich gehe zurück zum Cais und kaufe eine Rückfahrkarte für die andere Seite: das sind 10 Minuten Überfahrt in wieder einem geschlossenen Schiff.






Drüben angekommen wäre es jetzt der Ort - lieber Olaf - für die Nummer mit den Sardinen, dem Wein und dem Sonnenuntergang.
 
Nun - mit dem Sonnenuntergang wird es nichts und mit den gegrillten Sardinen auch nicht, aber der Wein steht schon mal da.....und dann kommen Lachs und Schwertfisch...






Moderne Küche, Schwertfisch optimal gegart.
Als Berater fürs Würzen allerdings hätte man hier in Portugal noch eine Menge Arbeit....




Das Schöne an meinen drei Tagen Lissabon ist: ich muss keinem Vollständigkeitswahn huldigen, ich muss mich nicht hetzen; ich kann mich treiben lassen....
Im nächsten Jahr werde ich mit Nicola zu einem Städtetrip hierher zurückkehren.


....und - Olaf - das mit dem Wein schon am Mittag ist dem Abschied, dem letzten Tag geschuldet....
Und was Du jetzt nicht siehst: nach dem Nachtisch gibt es einen White Port...


Der Karton in der U-Bahn incl. Umsteigen

...und zum Abschluss der Verpackungskampf:
Diago - so heißt der Schrauber - gibt zusammen mit seinem Kumpel dann doch die Zurückhaltung auf, erkundigt sich nach der Reise und - was nahe liegt - nach dem Fahrrad, gucken sich die Norwid Website an und sind beeindruckt. Jedenfalls werde ich jetzt für voll genommen.




Diago begleitet mich dann zum Lager: da ist wirklich ein sehr intakter Karton, nicht nur eine Pappe.
Und er wird sehr fürsorglich, gibt mir tausend Hinweise, worauf ich achten soll, und lässt es sich nicht nehmen, den Karton mit mir zusammen noch bis zur U-Bahnsperre zu tragen....


Das Verpacken ist dann doch nicht so einfach: 
Das Rad ist ein Tuck zu lang selbst nach dem Vorderradausbau; also muss ich die Lowrider noch abschrauben.
Der Sattel samt Stütze ist auch abmontiert im Karton, ebenso die Pedale; die Luft ist aus den Reifen.
Der Lenker ist quergestellt, aber ca 10 cm gucken jetzt durch ein Loch im Karton heraus. Diese 10 cm habe ich abgepolstert; ich hoffe, es hält...








Was bleibt noch übrig? 
Den Trip mit der historischen Straßenbahn habe ich nicht geschafft; mache ich dann im nächsten Jahr.
Gleich verpacke ich noch den Rest (Radgepäck zu einem Gepäckstück machen).
Im Moment sitze ich im kleinen Innenhof und trinke Martini mit vielen Eiswürfeln: ein bisschen Feiern muss sein. Musik in der Nachbarschaft - Fado und Latin - umhüllt meine Ohren. Ein quäkendes Saxophon ist am präsentesten. 
Es ist schön hier!


2 Kommentare:

  1. Lieber Herbert,
    Du hast mir mit Deinem Reisebericht aufregende, interessante, lustige, leckere, sportliche, genussvolle, nachvollziehbare und mitfühlende 79 Tage geschenkt! Am Ende jeden Tages ist es zu meiner Gewohnheit geworden, Dir und Deinen Reiseerlebnissen zu folgen. Oft musste ich erstmal die Dörfer oder Städte googeln, um mir über einzelne Strecken im Klaren zu sein. Und natürlich zu schauen, ob ich diese Strecke auch gefahren wäre...☺.
    Mir gefallen Deine Fotos, Deine Schreibweise und die Sicht auf die Dinge. Nun, da Du "satt" bist, wünsche ich Dir einen guten Flug über Deine Fahrradstrecke zurück und gutes Einleben in Hamburg. Herzliche Grüße aus Bonn

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  2. Lieber Herbert
    Wir alle sind total begeistert von dieser grossartigen Tour, die du jetzt hinter dir hast. Wir ziehen den Hut!!
    Alle Tipps, die du noch für Lissabon von uns und anderen Personen erhalten hast kannst du dann beim nächsten Aufenthalt „abarbeiten“... und was meinst du, wie grandios das Gefühl dann ist zu sagen: Diese Strecke bin ich letztes Mal mit dem Velo gefahren.

    Komm gut heim - du wirst freudig erwartet.
    Liebe Grüsse Rike und „Männer“

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