Montag, 24. September 2018

Santo Domingo - Burgos 86 km

Montag, 24.September 2018/ Tag 57/ Ankunft 17 Uhr/ 🏕/ 2 Nächte/ 907 HöM/ 2530 Gesamtkm


Ein bisschen Schiss habe ich ja vor meiner eigenen Courage: heute sollen es bis Burgos über 80 km werden. Das ist bei diesem Terrain eigentlich nicht das, was ich möchte. Aber es bietet sich zwischendurch nichts an. Die Tatsache, dass die letzten 15 km stetig abwärts gehen, läßt mich die die Sache angehen. Notfalls kann man auch da, wo der Camino kreuzt, ein Zimmer nehmen: am Weg sind sie zahlreich....

Die Wolken hängen sehr tief heute morgen bei 15 Grad. 


Vor 9 Uhr bin ich im Ort (4,5 km). 
Man muss erst durch die Gewerbegebiete; aber dann ist der Ort erstaunlich stimmungsvoll: wie alle alten Orte enge, verkehrsberuhigte Gassen, eine alte Kirche, ein Kloster, mittellalterliche Stadtmauern...
Aber ich gucke nach Kaffee und was zu beißen...


Meine Hoffnung gestern, dass es ohne Steigung losgeht, bewahrheitet sich. Bis tkm 34 geht es auf Landstraße mit wenig Verkehr; die Autos und Laster sind sehr rücksichtsvoll und überholen mit großem Abstand. Es ergibt sich bei diesem Terrain „normales“ Radfahren. 





Zu verdanken habe ich das dem Tiròn: er hat ein breites Tal geschaffen hat: linkerhand mit sanften Abhängen, rechterhand mit enormen Steilkanten. Ich kann den Fluss nicht sehen, erkenne seine Lage aber am Galeriewald nahe der Steilkante.
Diese gewaltige, freie Landschaft ohne Bäume: sie wirkt nackt, wie ausgezogen...
Sie hat einen grandiose, aber auch beängstigende Wirkung auf mich: ich fühle mich klein und einsam...




Bei tkm 34 bin ich in Belogrado, ein Ortsname wie eine neue Sorte der Firma Haribo..
Hier gibt es die zweite Pause und etwas zu essen: ich weiß ja nicht, was mich auf der Strecke erwartet....





Und danach muss ich leider den Fluss verlassen: es geht über eine Wasserscheide ins nächste Tal: ich fahre ein bisschen auf dem Camino und biege dann auf ein kleines Sträßchen ab und bin damit in der Einsamkeit. Und zwar so etwas von einsam: unglaublich! Von tkm 34 bis tkm tkm 68 kann man die Autos, die mir begegnen oder mich überholen, an zwei Händen abzählen! Ungelogen!!
Die vorherrschende Farbe ist braun: die Felder sind abgeerntet, gedüngt und für den Winter vorbereitet....

Hier kurz auf dem Camino..

...und dann ab zur Wasserscheide


Nach der Abfahrt folgt bald wieder die Auffahrt: jetzt in einem engeren, lieblicherem Tal. Ich bin erstaunt, wie gut die Beine mitmachen....




Im Dorf Villaescusa La Sombria - mitten in der Pampa - ist dann plötzlich unerwartet eine Bar (tkm  58 um 14.30Uhr). Ich traue mich, nach dem Menu del Dia zu fragen. Und der Wirt mit dem Triefauge und der Hängelippe ist willig. Das ist dann nichts überraschendes, kommt aber gut in dem Moment (13 Euro incl. kleine Wursthäppchen, Wasser,Nachtisch, Kaffee)






Mittagessen bedeutet immer eine Stunde Aufenthalt und Gummibeine hinterher. Aber Pause ist auch wichtig!
Das mit den Gummibeinen ist nicht mehr so schlimm wie am Anfang der Tour; aber der Rest des Körpers ist ein bisschen schläfrig danach .

...höher wird’s wohl nicht mehr auf dieser Tour


Bei tkm 68 ist dann Schluss mit Lustig: ich biege auf eine vielbefahrene Fernstraße ein: es gibt keine andere Möglichkeit. Auch der Camino läuft hinter der Leitplanke entlang. Ich fahre auf dem Seitenstreifen mit beachtlicher Geschwindigkeit (30km/h), denn wie gesagt: es geht jetzt nach Burgos stetig abwärts. Ich muss mich nur an die zahlreichen, angsteinflößend heranröhrenden Lastwagen gewöhnen. Konzentration ist angesagt!
So komme ich die letzten Kilometer nach Burgos rein..


Was ist das? 
Das Aufbaubier nach Ingo Sievers, sozusagen eine Aufbauhilfe, also eigentlich ein stärkendes Medikament, also Therapie🤪🤪🤪 für 1,30 Euro

Hier noch das Ergebnis der Konsultation bei meinem medizinischen (digitalen) Begleiter;
Bier bringt ja auch viel an Kalorien für muskulär arbeitende Menschen - und enthält gewisse Mengen an Vit.B - schlaffördernde Wirkungen von Lupolinen (oder s-ähn. vom Hopfen her) die Flüssigkeit nicht zu vergessen..Also keine Scheu auch vorm Zweitbier,es dient nur der Gesundheit.(Hoffen wir auf das spanische Reinheitsgebot...)
Den Rat des Arztes habe ich stante pede befolgt!😜 
San Miguel ist ja ein schon erprobtes, gut verträgliches Medikament...

....es hat gewirkt: das Zelt ist aufgebaut
Am Ende schien sogar noch die Sonne. Heute Nacht jedoch soll es bis auf 3 Grad abkühlen: was für ein Wechsel!

1 Kommentar:

  1. Moin moin Herbert,
    ich sehe, Du lebst gesund, Du nimmst Ratschläge an und setzt diese sofort in die Tat um. So soll`s sein.
    Ach übrigens, nicht nur live und mit rundem Pedaltritt, nein, auch virtuell gehe ich gerne mit Dir auf Tour.
    LG aus HL
    Ingo

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