Mittwoch, 15. August 2018

Maastricht - Moha 77 km

Mittwoch, 15. August 2018/ Tag 17
Morgens 7.30 Uhr frische 16 Grad, als ich das Hotel verlasse. Frühstück gibt es im Hotel erst um 9.00 Uhr.
Jedes Land hat so seinen eigenen Rhythmus...
Es gibt aber ein Café in der Straße, das schon geöffnet hat. Der Besitzer winkt mich herein und ich bin in.....einer Oase! 



Michel Pijpers in seiner Kaffeeoase, Teil der Kaldi Kette

Es riecht wunderbar nach Kaffee, schmecken tut er noch besser, ein schön gestalteter, kleiner Raum, leise Kammermusik von Mozart, der Besitzer selber hat auch Langstreckenerfahrung auf dem Rad: so kommen wir ins Gespräch.
Nach diesem Vorspiel geht es auf die Piste.


Die Holländer haben ein unaufgeregtes Selbstverständnis zum Radfahren und die Infrastruktur auch. Sehr breite Radwege, extra Ampelschaltungen, sanfte, komplett(!!) abgesenkte Bordsteine, großzügige Unterführungen: alles geht ganz locker!


Das Einzige, woran man sich gewöhnen muss, ist, dass man sich diese breiten Wege mit den Motorollern teilen muss; und die sind zahlreich....

So fährt es sich angenehm durch Südlimburg. Eine Fähre, die ich nehmen wollte, fährt erst ab 10 Uhr: zu spät! Macht nix: die nächste Brücke kommt ja. Und die ist zugleich ein Stauwehr. Dort fahre ich hinüber und - upps- alle Schilder auf französisch: ich bin in Belgien, in der Wallonie....


Das flache Land ist passé, links und rechts des Flusses türmen sich hohe Talflanken.
Wie auch immer diese Ländergrenzen zustande kamen, ist man doch versucht zu unterstellen, dass die Belgier gesagt haben: „ hier wird’s ganz flach, da lass mal die Holländer ran.....“
Der Weg führt jetzt immer am Seitenkanal nach Lüttich. Hieß er auf holländischer Seite noch Juliaanakanal, so heißt er jetzt nach König Albert...


Ein angenehmer, glatter Parcour, allerdings mit strammem Wind von vorn. Das macht nichts: ich muss mich nicht beeilen, nur die Kraft auf die Pedale muss größer sein oder besser noch: zwei Gänge runterschalten.
Man arbeitet sich dann an Industrieruinen und diversen Kaianlagen vorbei, bevor man ins Innere von Lüttich kommt. 




Die Beschilderung ist sehr gut: man könnte auch ohne Track fahren. Ich bin auf dem Ravel Tour de la Meuse: immer am Wasser, im inneren Bereich liebevollst unter den zahlreichen Brücken durchgeführt.






Das Einzige, was fehlt, sind die Cafés. Soviel Wasserfront und kein einziges Café?
Mit suchenden Augen fahre ich weiter und bin unversehens schon in den westlichen Arbeitervierteln: es erinnert mich an das, was ich in Nordengland gesehen habe. Ärmlichkeit überall. Ich habe von den strukturellen Problemen der Wallonie gelesen: hier hat man noch die Anschauung dazu. 
Ich habe jetzt Hunger und steuere das Café du Centre in Sclessin an: zu trinken gibt es reichlich, zu essen nur Chips. Es sitzen hier zu dieser Zeit die üblichen Verdächtigen bei Wein und Bier....


Es dauert noch einmal 10 km, bis ich eine Bar-Café mit Essen finde. Die wenigen Geschäfte haben geschlossen: es ist der 15 August, ein Feiertag.
Weiter geht die Fahrt teilweise auf einer Hauptstraße.
Die 15 - 20 km hinter Lüttich sind nicht unbedingt der Traum aller Fahrradtouristen; wenigstens war es ganz lehrreich.
Die lehrstehenden Fabrikhallen mit den zugewucherten Betriebsparkplätzen und dem dicken Kettenschloss am Zugang strahlen eine große Traurigkeit aus...






Wenn ich hier noch einmal fahren müsste, würde ich den Parcour auf der anderen Flussseite testen: zwar mehr Industrie, aber immer am Wasser. Oder ich würde dieses Stück mit der Bahn überspringen bis Gare du Statte (Wanze).

...nicht so schön!


...schon besser!

Irgendwann sehe ich noch eine Patisserie, die ihre Waren zum heutigen Feiertag verkauft. Ich wähle eine Aprikosentasche und verlange in meinem Sprachenstress eine Bohnentasche ( haricot statt apricot)....
Nach Passieren des Atomkraftwerks Thiange komme ich nach Huy, wo ich wegen eines Stadtfestes eine Umleitung fahren muss und dann doch im Getümmel lande. Ich trinke eine Limonade und lasse es auf mich wirken.


Der Zeltplatz - und das wußte ich vorher - liegt etwas abseits von Fluss, soll heißen, dass ich zum Abschluss die Talkante hoch muss. Da ich darauf eingestellt bin, geht das ganz gut. 







Der Ort selber: hoch oben die stolze Kirche und im Ort nur Tristesse, der Zeltplatz heruntergekommen. Duschen: 2 Euro, 1 Bier vom Fass: 1,80 Euro, kein Essen....

Ankunft 17 Uhr Moha bei Wanze/ Camping

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