Ankunft 16 Uhr/ 🏠
Der Tag begann mit einer Entäuschung, wurde dann doch noch ganz schön; und einmal musste ich büßen.
Aber von vorn:
Es ist total still, als ich Punkt 8 Uhr den Zeltplatz verlasse und den Hügel runter fahre. Ich habe die Hoffnung, dass das Café/Restaurant von gestern schon geöffnet hat. Ein Strahlen geht über mein Gesicht und über das der Wirtin, als ich den Gastraum betrete. Kaffee? Kein Problem! Croissant und Tartines? Kein Problem! Der Kaffee ist sehr gut, die Konversation mit meinem geringen aktiven Wortschatz eher mau.
Das Problem ist, wenn man tiefer in die Schilderung der Reisepläne einsteigt, machen die Leute einem tausend Vorschläge, was man in ihrer Gegend unbedingt gesehen haben muss. Dass man beim Radfahren viel sieht und nach dem Radfahren einfach mal die Flügel hängen lassen will, findet meist kein Verständnis.....
Nach reichlich gutem Kaffee fahre ich zurück zum Kanal auf den Treidelpfad.
...es wird noch schlimmer
Meine Hoffnung ist, dass die unwegsamen Teile sich ähnlich reduzieren wie gestern hinter Pont l‘Évêque. Das kommt aber nicht so: ca 5 km quäle ich mich durch üppiges Gras - sorgsam auf versteckte Schlaglöcher achtend und in Angst vor den fiesen Brombeeranken: die können den Reifen ganz schön zusetzen.
Bei der übernächsten Brücke kann ich den Pfad verlassen und hangel mich über Nebenstraßen in die avisierte Richtung. Wegen des Kanals und der Bahnlinie ergibt das manchmal einen Zickzackkurs.
So kann man auch Kilometer machen, aber nicht Strecke.
Als ich bei tkm 18 in Longueil-Annel in einem
Café Pause mache, bin ich gerade 10 km Luftlinie von meinem Ausgangspunkt entfernt...
In Compiègne aber wird es dann richtig schön: auf der anderen Seite des Flusses, der jetzt durch den Zufluss der l‘Aisne erstarkt ist, geht ein schöner, abwechslungsreicher Parcour bis Verberie.
Dann wende ich mich mehr der Landseite zu bis Pontpoint (4x hintereinander ganz schnell sprechen!).
Hier kommt jetzt der „Sündenfall“ bei tkm 50:
Da ich jetzt nur noch ca 14 km vor mir habe, kehre ich ein in ein besseres Restaurant (L‘Autre Temps) an der Kirche und schiebe damit den Aufstieg ( wie gestern) noch hinaus.
Und soll diese Reise etwa kein Genuss werden?
Das Essen ist dann „sehr erfreulich“.
Entenbrustscheiben auf Linsenmus
Dorade mit Beilagen
Die Strafe kommt hinterher: Gummibeine und Asthmalunge: gefühlt eine Ewigkeit, tatsächlich aber nur 5 km.
Zuanfangs steige ich gar nicht erst aufs Rad, sondern schiebe gleich hoch...
Oben bin ich dann im Wald von Halatte und der ist wunderschön: ein reiner, lichtdurchfluteter Buchenwald, auf dessen Lichtinseln saftige Farne wachsen; das erinnert mich sehr an englische Landschaften.
Es gibt auf dieser Straße durch den Wald ein Nachtfahrverbot; teilweise dürfen nur Fahrräder die gepflegten Waldstraßen benutzen.
Das ist schon sehr schön; die Beine fangen an, wieder mitzumachen und ich komme meinem Ziel näher....
Abends überwinde ich meine Trägheit und gehe zu Fuß ins „Dorf“ (das Hotel liegt etwas außerhalb, nahe der Autobahnausfahrt...)
Und dann kehre ich noch in eine bretonische Kneipe ein, wo gerade Folklore gespielt wird.
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