Freitag, 13. Juli 2018

Hamburger Erkundungen (42)


Von der Osterbek an die Glinder Au
über den Grünen Ring


Mir fehlten noch Bilder dieser Kombitour – einer Tour, wo der grüne Ring zwei Flüsschen in Beziehung bringt.
Kranich war willig, mich zu begleiten.
Selbstverständlich war dann meine erste Amtshandlung nach meinem Aufbruch, in meiner „Nur Hier“ Filiale vorbeizuschauen und zwei Franzbrötchen zu erwerben. Ich will nicht behaupten, dass das die besten Franzbrötchen sind; es kommt ja immer darauf an, wie die Teigrohlinge ausgebacken sind und anschließend gelagert werden. Da das Franzbrötchen in Hamburg inzwischen Kult ist, werden nicht nur immer mehr Hybride angeboten, sondern sie sind auch Massenware geworden mit eigenen Verkaufskiosken, wo ungeübtes Personal die Backwaren leider nicht sachgemäß behandelt.....
Aber genug davon; die Hamburger Franzbrötchen wären einen eigenen Testerblog wert  - und dies ist ja ein Radblog....

Ich hole Kranich von zuhause ab und wir starten die Tour in Barmbek an der Osterbek. Dieser Weg ist hier im Blog ja schon mehrfach schwärmerisch beschrieben worden. Der Weg führt uns kurz nach Verlassen der Osterbek zur U-Bahn Station Trabrennbahn, wo wir uns mit dem grünen Ring nach Süden wenden.
Wer hier eine Trabrennbahn vermutet, ist nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig: es gibt sie nicht mehr. Als Jugendlicher habe ich dort noch ein wenig Taschengeld verdient.
Inzwischen ist das Areal bebaut. Was mich richtig anrührt, ist, dass die Planer eine Reminiszenz an die Trabrennbahn gebaut haben: die Etagenhäuser sind im Oval angeordnet und geben in der Mitte reichlich Raum für einen weitläufigen Park – so, wie der Rennparcour ja auch eine grüne Fläche umschloss.



Danach überqueren wir den Friedrich-Ebert-Damm, schauen noch einmal auf dem Hinschenfelder Friedhof nach dem Rechten und erreichen dann die Nordmarkstraße und die Wandse.
Ich zeige Kranich noch einmal die Gedenkstätte an ein KZ-Lager mit Zwangsarbeiterinnen der Drägerwerke, das ich erst neulich durch Ulli kennengelernt hatte und jetzt das dritte Mal besuche. 





Heute nehme ich das historische Luftbild wahr, das zeigt, dass das Gelände des Drägerwerks bis an die Nordmarkstraße reichte. Und das erschüttert mich: denn meine Mutter ist genau dort aufgewachsen und hat nie ein Wort darüber verloren. Das verdeutlicht mir noch einmal, dass wir Nachkriegskinder in einem Zustand des Nichtwissens aufgewachsen sind. Nur ein kleines Beispiel für die mangelnde Aufarbeitung der NS-Diktatur. Aber auch das ist für einen Radblog ein zu großes Fass, wo ich schnell wieder den Deckel drauf mache.....

Wir fahren dann weiter zur ehemaligen Kehre der Straßenbahn an der Dammwiesenstraße: auch hier reichlich Kindheitserinnerungen.
Dann treffen wir auf die Rahlau, die hier aus der Erde wieder auftaucht: verwunschenen, verwinkelten Wegen folgen wir zwischen Wohn- und Gewerbegebieten. 



Wir sind ja auf dem grünen Ring und können den Hamburger Radwegzeichen folgen (weiß mit roten Pfeilen); außerdem gibt es immer wieder das grüne Schild mit der Nummer 11 – der Bezeichnung des grünen Rings Ost.





In Jenfeld geht es - etwas schwierig zu finden – auf kleinen Wegen zwischen den Häusern durch, bis wir auf den Schleemer Bach treffen, der uns jetzt bis zur Bille begleiten wird.




 Nach Überquerung der Barsbüttler Straße lockt der Schleemer Bach – munter glucksend - zu einem kleinen Weg ein, der eine Ecke abschneidet. Auch die Wegweisung geht da entlang. Das müssen wir allerdings bereuen: Brennesseln streifen unsere Beine und die Tentakeln mannshoher Brombeerbüsche werfen ihre Fallstricke nach uns...


Also lieber noch ein kleines Stück an der Straße und dann links in den Bruhnrögenredder eingebogen...

Dieser Redder bringt uns zum
Schmuckstück des heutigen Tages: dem Öjendorfer Park.
Ich kann mich gar nicht beruhigen – so schön finde ich die Anlage. Ein Park englischen Ausmaßes ohne Kitsch: nur der See, die weiten, sorgsam gemähten Grasflächen und die malerischen Bauminseln dazwischen in der gewellten Landschaft. Kein Dreck liegt herum, es gibt reichlich Abfallcontainer für die Wochenendgriller: ein überaus gepflegter Landschaftspark; und Baden kann und darf man auch.










Idylle pur: zwei ältere Herren verspeisen ein Franzbrötchen

Am Südende des Parks ein schöner Spielplatz und – wichtig – ein Kiosk, der 365 Tage im Jahr geöffnet hat und das schon ab 10 Uhr morgens!



Ich unterhalte mich mit einem Badenden, der oft von Dulsberg extra hier heraus fährt. Er bestätigt meinen guten Eindruck vom Park. 


 Hier mal ein dreifach Hoch auf Gartenbauamt und Müllabfuhr oder wer immer diesen Park so gut betreut!!!

Der Park entstand auf ursprünglich landwirtschaftlich genutztem Gebiet, in dem von 1925 bis 1929 eine Sandgrube betrieben wurde. In der bis zu 12 m tiefen Grube deponierte man nach dem Zweiten Weltkrieg von 1950 bis 1953 rund 25 Millionen Tonnen Trümmerschutt aus den zerstörten östlichen Stadtteilen Hamburgs. 1954 füllte man die verbliebenen Teile der Grube mit Wasser aus dem Schleemer Bach. Von 1957 bis 1966 stand auf dem Gelände eine Trümmeraufbereitungsanlage, die Splitt für die Bauwirtschaft lieferte. Mit dem restlichen Material formte man seit 1958 die heutige Parklandschaft um den entstandenen See und begrünte sie schrittweise. Seine endgültige Gestalt erreichte der Park erst 1968.[1]
Das gesamte Parkareal ist unter der Nr. 39042 in die Hamburger Denkmalliste eingetragen.[2
Quelle: Wikipedia

Wir fahren aus dem Park heraus und folgen dem schönen, meist gepflasterten Weg direkt am Schleemer Bach - auch eine renaturierte Idylle - und erreichen dann unter der B5 hindurch die Bille, wo der Schleemer Bach seine Mündung hat.
Wir wenden uns dann auf dem Radweg ein kurzes Stück nach Osten und mit dem Erreichen der Glinder Au wieder nach Norden. 

kommt das bekannt vor?  ...dieses Foto muss ich immer wieder machen!

Uns erschließt sich jetzt, warum es MümmelmannsBERG heißt.
Im Norden der großen Siedlung – wo wir uns neulich getroffen hatten – beenden wir die Tour und fahren zur U-Bahn Station. Die U-Bahn bringt uns zurück nach Barmbek, wo es noch ein Mittagessen gibt und einen Einkauf bei Globetrotter für die Sommerreise....aber das ist ja ein anderes Thema......

ein Zugeständniss an den Zeitgeschmack: Selfie mit Mütze 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen