Dienstag, 8. August 2017

von Aachen an die Mosel 2



Reisebericht (Beginn also hier oben)

Plan B ??
Plan B: da klingt so nach Ersatzlösung, nach minderer Qualität, nach weniger Freude und Genuss.
So war es bei unserer 8-Tage-Reise aber nicht. Ein anderes Ziel heißt nicht unbedingt ein schlechteres Ziel. Bei Radreisen muss man ja sowieso immer eine Auswahl treffen. Es gibt in Deutschland und in Europa - von den übrigen Kontinenten ganz zu schweigen -  so viele Möglichkeiten für Radreisen, dass man sie in einem Leben unmöglich schaffen kann.
Insofern besteht das Leben eines Reiseradlers hauptsächlich aus Auslassungen und dem Zwang, sich zu entscheiden.
Also: wir hatten uns mit Blick auf die Kürze der Reise ( nur Halbtagesanfahrt) und mit Blick auf die WetterApp für Ostbelgien und die Eifel entschieden und den Plan der Limfjordumrundung fallen gelassen.
Und das war eine gute Entscheidung!


Der Tourplan


Do 27.7.
Anfahrt Aachen 9.46-15.07
20 km
Zelten Raeren Waldesruh
Fr 28.7.
Vennbahn/ Monschau
33 km
Zelten La Belle Vallée
Sa 29.7.
Vennquerbahn
42 km
Zelten Kronenburger See
So 30.7.
Gemischte Wege
47 km
Zelten Dockweiler Mühle
Mo 31.7.
Bahntrasse Maare-Mosel
33 km
Zelten Manderscheid
Di 1.8.
Bahntrasse Maare-Mosel
44 km
Zelten Bernkastel
Mi 2.8.
Moselradweg
47 km
Bullay: Zelten
Do 3.8.
Abfahrt Bullay – Koblenz - HH




261 km

ev Verlängerung
Bullay -Cochem
34 km
Zug in Cochem



Die große landschaftliche Vielfalt

Die Eifel ist wunderschön!
Die gefahrene Route besteht aus
57% Bahntrassenwegen
34% Flussradwegen
  9% Waldwegen und Straße, davon weniger als 6km Straße ohne Radweg
Für eine Wochentour können wir sie unbedingt empfehlen.
Es war gutes Radelwetter; aber der Himmel drohte immer mit mächtigen Wolken. Hochsommer ist etwas anderes!

1. Tag  Bahnfahrt/ Aachen - Raeren: 20km
Die Abfahrt um 9.30 in Hamburg Altona war bequem: da der Zug dort eingesetzt wird, hat man viel Zeit und Ruhe, die Fahrräder einzuladen.
Da der IC nur bis Dortmund fuhr, war er trotz Ferienzeit nicht so voll und deswegen wahrscheinlich auch so unendlich preisgünstig.   



Das Umsteigen in den Regionalexpress in Dortmund war auch bequem, weil es auf dem gegenüberliegenden Gleis desselben Bahnsteigs stattfinden konnte. Der Zug war sehr voll; aber der niedrige Einstieg machte es leicht. Was die Sache unbequem machte war, dass an den dafür vorgesehenen Anstellflächen für die Fahrräder (die mit den Klappsitzen) sich schnell einige schon etwas betagte und reichlich alkoholisierte Männer hinsetzten, die nicht zu bewegen waren, sich andere Plätze zu suchen (die es durchaus gab!) und anfingen, gegen Radfahrer in Zügen zu polemisieren.
So etwas gibt es immer wieder. Argumentieren ist da sinnlos.
Gegen 15 Uhr kamen wir in Aachen Rothe Erde an (eine Station vor Aachen Hauptbahnhof). Das ist genau der Punkt, wo unser Radweg seinen Anfang nahm: die Vennbahn (siehe auch „ B/D: von Aachen zur Mosel 1“).
Nach der Sitzerei im Zug tat es gut, gleich in die Pedale treten zu können.
Der Vennbahnradweg macht eine schöne Viertelumrundung der Stadt, bevor er sich dann vor Cornelimünster nach Süden wendet.



das erste Viadukt mit einem tollen Ausblick

immer wieder Reste der alten Bahninfrastruktur

schöner kann man nicht radeln
Im belgischen Raeren schlugen wir dann auf dem Einfachzeltplatz unser erstes Nachtlager auf.
Danach kommt dann immer das übliche Programm: Duschen und Verpflegung.
Letzteres war in Raeren schwierig. Schlussendlich fanden wir dann endlich eine Kneipe, die warme Snacks und leckeres Eupener Bier anbot. Das tat uns richtig gut! Allerdings graute uns vor dem Rückweg. Da waren erstaunlich steile Hügel zu überwinden.

am Ende des Tages Eupener Bier: das schmeckt soooo gut!

Wenn es in dem Ort Geschäfte gab (wir haben keine gefunden), wären sie schon geschlossen gewesen. Einen Bäcker gab es, allerdings noch weiter unten: eine grausliche Vorstellung, morgen mit dem ganzen Gepäck die Hügel rauf und runter zum Bäcker nur fürs Frühstück zu fahren und dann den gleichen Weg wieder zurück zur Vennbahntrasse.....
Also beschlossen wir, am nächsten Morgen ohne Frühstück loszufahren und 9km später im Grenzort Roetgen zu frühstücken.
So nahm unsere erste Zeltnacht einen glücklichen Verlauf. Wir genossen die frische Luft und das Freiluftleben. Der Himmel riss etwas auf und einige Sterne blitzten auf uns herunter. (Kein Vergleich zum armen Mario in der Oper Tosca, der die Sterne nur durch ein kleines Fenster seines Kerkers sehen konnte)
E lucevan le stelle : am Abend zuvor noch auf der Bühne gespielt und heute schon in natura sehen!

2. Tag: Raeren – Bütgenbach 57 km

Der Tag fing also ohne Frühstück an. Wir fuhren eine wunderschöne und einfache Strecke durch den Raerener Wald, wo wir uns aber schwach fühlten. Da lag daran, dass die alte Eisenbahntrasse hier - ohne dass man es sieht – ansteigt. Das langsame Tempo war also der Steigung geschuldet und nicht unserer Schwachheit.

durch den Raerener Wald
In Roetgen hatte das Elend dann ein Ende.
Wir steuerten einen Bäcker an. Das Frühstück kam uns jetzt nach 9 km einfach himmlisch vor.  Die Croissants jedoch waren auch ganz objektiv himmlisch: außen superknusprig und innen nicht trocken: so bekommen das nur wenige hin!

Bis Lammersdorf steigt die Strecke noch weiter an: von Aachen bis hierher sind das dann 42 km Steigung. (Wenn man das ungeteilt fährt, hat man ganz schön zu tun!)
Nach dem Scheitelpunkt verdoppelte sich dann unsere Geschwindigkeit.

am Scheitelpunkt der Bahnstrecke









an den Wegrändern blühende Natur: eine große Freude

Bei Monschau fuhren wir von der Trasse ab hinunter in die Stadt, die wir uns anschauen wollten. Die Wegführung brachte uns auf einen Feldweg, wo ein Schild ungeübten Radfahrern rät wegen des starken Gefälles abzusteigen.
Monschau ist pittoresk, aber überfüllt mit Touristen. Das liegt uns nicht so ganz, so dass wir nach einer Pause in einem lauschigen Café und einigen Fotos schnell wieder das Weite suchten.



Unsere heutige Hymne: Wa-ffeln, Wa-ffeln ü-ber a-halles, .....







Monschau

Als Variante hatten wir uns jetzt den Radweg im oberen Rurtal (unterhalb der Vennbahntrasse)  ausgesucht: zauberhaft und einsam (7km).

der Oberlauf der Rur


Für diesen Tag sollte es nur eine kurze Tagesstrecke geben: geplant war die Übernachtung auf dem Campingplatz „la Belle Vallée“ bei Kalterherberg/Küchelscheid.
Ich hatte mir vorher den Internetauftritt des Campingplatzes angesehen und auch entdeckt, dass es zwei Gasthäuser in unmittelbarer Nähe gibt.
Die Enttäuschung war groß, als wir sahen, dass der Campingplatz verwaist war und bei näherem Hinsehen schon seit 2014 geschlossen ist. Das Internet täuscht einem eine Realität vor, die schnell überholt sein kann! Also genau prüfen, ob es aktuelle Einträge auf der entsprechenden Seite gibt oder ggf anrufen.
Es herrschte kurz Ratlosigkeit; aber der nächste Campingplatz war in Bütgenbach nur ca 15 km entfernt: also kein Drama.
So ging es weiter auf dieser schönen Strecke. Jetzt war der Weg nicht nur am Rande des Hochmoores Hohes Venn, sondern mittendrin. Wunderschön!

das Hochmoor "Hohes Venn"

wunderschööön!


Schade nur, dass die Wolken den Himmel so verdunkelten, sodass unseren Fotos die Brillanz fehlt.
Es dauerte nicht lang bis hinter Weywertz der Abzweig zur Vennquerbahn kam.


Dann waren es noch 4 km und wir waren in Bütgenbach am Campingplatz, der Teil einer riesigen Freizeitanlage ist und eine Zelterwiese bereit hält, auf der wir mit einem anderen Zelt die einzigen waren.

Auf dem Gelände ist eine riesige Kantine für all die Sportler und Familien in den Chalets, die hier Urlaub machen. Da konnten wir preiswert essen und auch frühstücken.
Aber man muss sich klarmachen: kulinarische Genusserlebnisse hat man auf diesen Freizeitanlagen nicht zu erwarten. Dafür müsste man sich in Hotels begeben.

Die Vennquerbahn (36 km)
Es fügte sich gut, dass die Lücke von Bütgenbach nach Losheimer Graben im Mai dieses Jahres geschlossen worden ist. Man kann auch auf den Fotos sehen, dass der Weg nagelneu hergerichtet ist.
Und die Strecke selber ist auch wunderschön und interessant. Schilder am Wegesrand informieren über die Eisenbahngeschichte dieser Trasse. Der Losheimer Graben z.B. ist ein tiefer Einschnitt in der Landschaft, der statt eines Tunnels bei der Erbauung der Strecke ausgehoben worden ist. Hier befindet sich dann auch die höchste Stelle der Trasse.
Danach ging es dann nur noch abwärts.....












3. Tag:  Bütgenbach – Kronenburg 30 km

Dadurch, dass wir gestern eine längere Strecke als geplant gefahren waren, hatten wir heute eine Kurzetappe. So waren wir schon mittags auf dem Campingplatz am Kronenburger See:
ein sehr gut geführter Campingplatz mit einem großzügigen und picobello sauberen Waschhaus und einer riesigen Zelterwiese. Da ja kaum noch Leute mit Zelten unterwegs sind, hat man – wenn es denn ein Zelterareal gibt – meist viel Platz. In den Genuss dieser Vorzüge kommt man in Kronenburg allerdings erst, wenn man an der strengen Patronne vorbei ist. Begrenzte Öffnungszeiten des Büros könnten es für Nachmittags- oder Spätankömmlinge schwer machen. Hier bekommt man einen Stick ausgehändigt (50 Euro Pfand!), den man in der Dusche in eine Aussparung einführt, der dann die Duschminuten zählt. Das kommt einem kleinlich vor, ist aber gerecht. Die Minute kostet 18 Cent. 
Nachmittags erkundeten wir den Ort. Die Freizeitanlagen hinter dem Staudamm haben schon mal bessere Zeiten gesehen, Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht, die Cafés sahen traurig aus. Lediglich das Restaurant Seeterrassen mit dem schönen vorgelagerten Badestrand sahen einladend aus. Dort kehrten wir dann zum Abendessen ein. Man muss sich klar machen, dass man hier in der Eifel im Schnitzelparadies ist: alle Varianten sind zu bekommen – und das überall! Dazu gibt es dann Fritten: die Nähe zu Belgien lässt grüßen.
Wir saßen also im Restaurant und eruierten die Frühstückmöglichkeiten. Schnell waren der Tisch links neben uns und der Tisch rechts neben uns im Streitgespräch, welches die beste Möglichkeit wäre, zu einem Frühstück zu kommen und wie wir mit den Fahrrädern am besten dahin kämen.
Es schälte sich dann die Konditorei Doppelfeldt in Stadtkyll heraus, welche auch nah an der Vennquerbahn liegt (3km nur waren morgens zu fahren).
Und so kamen wir in Kontakt: nichts da von norddeutscher Wortkargheit! Hier geht man lustvoll ins Gespräch.
Und am Ende des Abends - beschwert von Bitburger Pils und dem Lagern vor dem Zelt – fielen wir auf unsere Isomatten.

der Kronenburger See

Über das Freiluftleben
Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut uns diese Bewegungsferien mit dem Rad tun.
Nach zwei Tagen hat sich der Rücken an das flache Liegen im Zelt gewöhnt, die Bewegung am Tage (alles moderat und genussvoll!) führt nach dem Tun zu entspannender Ermattung, die frische Luft tut ihr Übriges. Nie schlafen wir so lang und gut wie während dieser Zelttage! Eine wunderbare Möglichkeit, den beruflichen Stress blitzschnell hinter sich zu lassen.


der Campingplatz Dockweiler Mühle



4. Tag Kronenburg – Jünkerath – Hillesheim – Drais – Dockweiler 46 km
Dieser Morgen begann damit, dass wir darauf warteten, dass das Campingplatzbüro öffnet (9 Uhr). Dann konnte unser Stick mit den verbrauchten Duscheinheiten abgelesen werden (1,19 Euro) und es konnte abgerechnet werden.
Die 3 km nach Stadtkyll waren dann schnell gemacht und die Konditorei Doppelfeldt entpuppte sich als Backeldorado. Wir wollten/ durften ja nur ein Frühstück! Die ganzen leckeren Gebäcke mussten wir lassen! Eine zusätzliche Qual war, dass es so ungemein appetitlich nach diesen frischen Backwaren duftete. Da sieht man mal wieder, dass Radtouren ein Folge von Auslassungen sind!

 
Weiter ging es noch wenige Kilometer bis zum Ende der Trasse in Jünkerath. Jetzt hatten wir ein gemischtes „Wegeprogramm“: bis kurz vor Hillesheim folgten wir dem Kyllradweg, um dann hinter Hillesheim für einige Zeit einem Bahntrassenweg folgen zu können (bis kurz vor Niederehe).

auf dem Kyllradweg

in Hillesheim



Nach einem kurzen Stück auf der Straße ging es auf einem zauberhaften Waldweg bis nach Drais. Hier hielten wir beim Gasthof „Zum Holzschnitzer“ und tranken eine große Apfelschorle und versprachen, gegen Abend zum Abendessen wieder zu kommen. Der Campingplatz war jetzt nur noch 1,5 km entfernt.

Der Campingplatz Dockweiler liegt in einer Senke mit Fischteichen und ist Teil einer größeren Ferienhausanlage. Wir hatten wieder ein Zelterterrasse für uns allein: es war richtig romantisch.
Abends beim Holzschnitzer waren wir wieder im Schnitzelparadies. Dies ist ein (motor)bikerfreundlicher Gasthof. Das sahen wir schon nachmittags an der langen Reihe von Motorrädern auf dem Parkplatz. Anscheinend haben Biker immer großen Hunger: es gab die Schnitzel auch in XL (400 g) und „Eddys Spezial“ XXL Schnitzel (600g).
Aber Eddy ist ein netter Mensch: er kam noch an unseren Tisch, erkundigte sich, ob es geschmeckt hat und empfahl uns einen etwas längeren Rückweg zum Campingplatz: nicht nur war das die schönere und verkehrsärmere Strecke, sondern sie vermied auch die fiese Steigung auf der kürzeren Verbindungsstraße. Diesen Rat nahmen wir nach Schnitzel und Bier dankbar an! Und unsere Frage nach einem Bäcker konnte er auch kompetent beantworten.
In Dockweiler ist man auf der Wasserscheide und hat einen wunderschönen Blick über die schöne Eifel, den wir dann im Abendlicht auf einer Bank richtig genossen.



5. Tag Dockweiler – Wittlich 49 km

An diesem Tag mussten wir Entscheidungen treffen: für die kommende Nacht und dem darauffolgenden Tag waren Gewitter und viel Regen angesagt. Wir beschlossen also, abweichend von der Planung bis Wittlich durchzufahren und die interessanten Dinge am Rande des ab Daun folgenden Maare-Mosel-Radweges auszulassen. Das war schade, weil es tolle Sachen zu sehen gibt: Maare, Vulkanmuseum, ein Aussichtsturm, die Burg in Manderscheid u.a.
Aber da unsere Rückfahrt fix war und schon gebucht, fuhren wir bis Wittlich durch, buchten mittags via Handy ein Hotelzimmer und verbrachten auch den folgenden Tag in Wittlich.
Aber von vorn: Dies wurde endlich einmal ein Tag, wo nicht dauernd dunkle Wolken drohten. Zuerst mussten wir aus unserer Senke mit den Fischteichen hoch nach Dockweiler zum Bäcker.
Auch wenn ich hier in diesen Zeilen immer etwas ironisch die Eintönigkeit der Gastronomie beschreibe, entwickelt sich die Tour immer mehr zur Tour der großen Frühstücksentdeckungen.
Das Frühstück an diesem Morgen scheint nicht zu toppen zu sein(„für den Bärenhunger“). Es war hier in dieser abgelegenen Gegend eine große Überraschung und dazu von einer netten und gewandten jungen Dame serviert. Provinz ist was anderes...

 das Frühstück  beim Bäcker in Dockweiler
 
Nach diesem Frühstück – gestärkt und geschwächt zugleich – ging es noch darum, die Wasserscheide zu überwinden. Vom Campingplatz bis kurz hinter dem Ort auf der sogenannten Mineralienroute sind noch einmal 90 Höhenmeter zu überwinden.



es wurden noch 590 Höhenmeter
Das bekamen wir dann doch gebacken und dann kam die reine Freude: eine Strecke durch den Wald und dann durch offene Landschaft, stetig abwärts. Überhaupt sollte es bis auf kurze Gegenanstiege nur noch abwärts gehen: herrlich!




Nach 10 km waren wir in Daun und damit am Beginn des Maare-Mosel-Radweges, der weitgehend auf einer alten Bahntrasse verläuft.

  der alte Bahnhof von Daun; es sieht schlecht aus für die Wiederbelebung der Eifelquerbahn...
Das Vergnügen, auf für den Radverkehr hergerichteten Bahntrassen zu radeln, ist schwer zu beschreiben: es gibt einem ein Gefühl von Freiheit. Und häufig ist es ein ungetrübtes Landschaftserlebnis.
Hinter Daun kommt ein langes Viadukt mit großartiger Aussicht ins Tal, die Trasse steigt an, eine Tunnel kommt und dann geht es wieder abwärts.

das erste Viadukt mit einer tollen Aussicht ins Tal

Und bei km 30 wird es dann so richtig toll: drei Tunnels, waldreiche Höhe, ein alter Bahnhof (Plein) und stetig abwärts. Ein Schild fordert die Radfahrer auf, abwärts langsam zu fahren. Wir schauten uns an und fragten gleichzeitig: was ist denn langsam?
Weiter ging die Höllenfahrt!
Der Radweg leitet auf gleicher Höhe um das baufällige Grünewald Viadukt herum...

das Grünewaldviadukt; leider baufällig

....und schwubb waren wir in Wittlich...
Da war es erst 14 Uhr, noch bestes Wetter, und wir bezogen unser Hotel am Marktplatz.
Später kam dann die Erkundung dieser Kleinstadt an der Lieser: obwohl eine blühende Industrie in den Vororten ist, hat die Stadt im schön hergerichteten Innenbereich mit Leerstand der Läden zu tun. Damit das nicht so auffällt, füllen sie die Schaufenster: mal stehen Kofferangebote im Schaufenster, mal sieht man im ehemaligen Fleischereifachgeschäft eine Kunstausstellung....
Für den Abend hatten wir uns einen Biergarten unter Bäumen ausgesucht, der zufällig direkt unter unserem Hotelfenster lag, einen schönen Blick auf das Lieserufer freigab (und auf die Baustelle zu den Verschönerungsarbeiten des Uferbereichs).

Wein im Biergarten...
Der Weg zum Bett war dann ja nicht mehr weit.

6. Tag  Wittlich  Schlechtwetter- und Ruhetag

Tja, was soll man sagen? Ein Ruhetag ist ein Ruhetag, den man ruhig angeht. Gegen 11 Uhr wurde der Regen etwas weniger und wir bummelten durch die Innenstadt. Wir setzten uns in ein Café (darf man um 11.15 Uhr schon Torte bestellen?) und warteten unter der Markise den nächsten Schauer ab.



Nachmittags ab 15 Uhr klarte der Himmel auf; aber die Luft dampfte noch vor Feuchtigkeit. So kamen wir bei unserem Spaziergang am Lieserufer trotz mäßiger Geschwindigkeit ins Schwitzen..

Regen, Regen!

Ja, und dann die bange Frage, wo am Abend gegessen werden soll. Die Wahl fiel auf einen Italiener: leider eine schlechte Wahl. Also zogen wir nach der Mahlzeit wieder in den Biergarten (Carpe Diem), wo es nett war. Mit dem Besitzer kamen wir dann auch noch ins Gespräch, in dem er uns einiges über Wittlich erzählte.


7. Tag  Wittlich – Bullay 70 km 
  

Wir waren schon um 8.30 Uhr am Start und radelten die letzten 20 km des Maare-Mosel-Radweges ab: wieder eine schöne Strecke, hinter Wittlichs Vororten und Gewerbegebieten dann wieder auf der Bahntrasse.

wollen wir einen Platten?

noch hängen die Wolken über den Höhen

Nachdem sich der Nebel gehoben hatte, war es sonnig. Und dann - tatatataaaaa! - waren wir an der Mosel.
Die Mosel: ein beeindruckender Fluss bzw ein beeindruckendes Flusstal!


Bald schon waren wir in Bernkastel: wir freuten uns zwei Mal! Einmal, als Bernkastel in Sicht kam: wir wollten dort einen Kaffee trinken. Und wir freuten uns wieder, als wir endlich draußen waren, denn Bernkastel ist ein Hotspot des Massentourismus!
Wenn man die Passagierschiffe, die Busse und die vielen parkenden PKWs sieht, kann man sich vorstellen, wie es in den engen, pittoresken Gassen zuging! Nein, das war nichts für uns.

zählt mal die Schiffe, Buss und PKWs!



Bernkastel

Auf dem Moselradweg war es dann ziemlich voll: viele Freizeitradler ohne Gepäck, dafür aber mit Motor, „flanierten“ auf dem Moselradweg. Obwohl wir das ja gewusst haben, war das nach der berückenden Einsamkeit der ersten 5 Tage erst einmal ein Schock.
10 bis 15 km hinter Bernkastel wurde es dann etwas ruhiger. Auffällig war auch, dass auf 1 Campingplatz mindestens 5 nur für Wohnmobile nutzbare Plätze kommen. Wohnmobile sind offensichtlich der Trend der Zeit. Und wir mit unseren Fahrrädern und einem Zelt sind so etwas von „old school“....!


Aber wie dem auch sei: das Moseltal mit seinen Schleifen und steilen Talhängen ist ein Naturwunder: einfach schön und eine Reise wert!



ein seltener Anblick: ein Amphicar

dieses Schiff haben wir trotz mehrerer Pausen immer wieder überholt

Nach 70 km rollten wir in Bullay ein und waren damit wieder im Plan.
Den Campingplatz (Bärencamp) können wir nicht empfehlen. Obwohl er direkt am Ufer liegt, ist er selber nicht schön gestaltet, hat total kleine Emplacements, keinen Schatten und keine Hecken und kostete uns 22,50 plus 2x 1 Euro für die Duschen. Lediglich das Waschhaus war ganz gut.

Wir gingen durch den Ort und suchten einen Laden: den gab es nicht (nur einen Bäcker, der täglich ein Frühstückbuffet anbietet. Damit war die Frühstücksfrage schon einmal geklärt)
Aber natürlich gab es diverse Weingüter mit ihren Gästezimmern und den Straußwirtschaften; eins wählten wir dann für unser Abendessen.
Um den Flammekuchen zu vermeiden, den es auch überall gibt, wählten wir Forelle.  Die kam mit Bratkartoffeln, die schon arg dunkel am Rand waren und leicht trocken: Schwamm drüber.
Aber jetzt muss ich vom Wein erzählen:
an unserem letzten Abend sollte es natürlich Moselwein unserer Lieblingssorte Riesling sein. Der kam ganz wunderbar, auch in seinen verschieden Ausbaumethoden. Als Nachtisch pries man uns Trüffelpralinen mit Wein und empfahl uns einen lieblichen Riesling dazu. Eigentlich bin ich da sehr skeptisch, aber es wurde ein grandioses Geschmackserlebnis. Dieser Riesling hatte natürlich wesentlich mehr Restsüße, war aber kein klebriger, sondern ein dezenter Wein, weil er die rieslingtypische Säure hatte: ganz wunderbar zu den Trüffelpralinen.
Dann wurden wir mutig und bestellten noch ein Marc de Riesling aus „altem Trester“ (in Italien heißt so etwas dann Grappa): auch wunderbar.
Ein krönender Abschluss der Reise!


8. Tag Bullay – Cochem 31 km und Heimreise

Sprach ich vom gestrigen Abend als krönenden Abschluss der Reise, muss ich sagen, dass er mit dem Frühstück dieses Morgens konkurrierte.
Ein Frühstückbuffet, welches das Frühstück in Dockweiler noch übertraf! (Man könnte die Tour auch  als Frühstückshighlighttour titulieren). 
Dieses Buffet richtet der Bäcker Goergen sowieso für seine Pensionsgäste her. Leute von außerhalb sind natürlich gegen Bezahlung auch willkommen.  Knusprigste Brötchen, verschiede Striezel (sehr lecker mit Nußfüllung), Miniblätterteigbrötchen (so wie die dänischen Tebirkes), Kuchen, Süßspeisen, Saures und Scharfes, Kaffee so viel wie man will oder braucht, natürlich wie üblich Aufschnitt, Käse und Marmelade. Und weiche Eier. Und der Bäcker selbst: ein Original. Für ihn war alles kaaain Probleeeeemm.
Und dann konnte er uns noch genaue Angaben machen, welche Moselseite wir fahren sollten.
Zu ihm kommt man gerne wieder!
So saßen wir draußen unter der Markise und taten uns gütlich, während ein Regenschauer pladderte. Kurz überlegten wir, ob wir schon in Bullay in den Zug steigen sollten. Aber wir hatten noch Lust, uns zu bewegen und fuhren gegen 10 Uhr mit der kleinen Fähre auf die andere Seite.....und der Regen hörte dann auch bald auf.





die Burg von Cochem kommt in Sicht

So hatten wir noch eine schöne Strecke vor uns (31 km) bis Cochem Bahnhof,....

der Bahnhof von Cochem: selbst schon fast ein Schloss

....wo wir dann den RE enterten und in Koblenz wieder ausstiegen. Dort hatten wir dann noch 4 Stunden Zeit bis zur Abfahrt unseres ECs nach Hamburg.
Den nutzten wir für eine kleine Rundfahrt durch Koblenz (Deutsches Eck) und eine Verpflegungspause im Biergarten – wie damals im Herbst (Bericht „ von Aachen zur Mosel 1“).

am deutschen Eck, der Mündung der Mosel in den Rhein

Noch eine Anmerkung zum EC:
Hier handelte es sich um einen schweizer Zug. Diese haben pro Waggon 2 Fahrradhaken – also nicht wie bei der DB gesammelt in einem Waggon. Deshalb ist es meist nicht möglich, die Sitzplatzreservierung im gleichen Wagen wie die Fahrräder zu bekommen.
In unserem Fall war es so, dass unsere verwöhnten Fahrräder und unser Gepäck in der ersten Klasse Platz nahmen, und wir mit unseren Taschen mit den Wertsachen durch den ganzen Zug laufen mussten, um im allerletzten Waggon auf dem allerletzten Sitz Platz nehmen zu können....

Kochen am Zelt
Unsere ganze Ausrüstung inclusive Zeltküche wog ca 16-18 kg pro Person. Wenn wir noch Essenvorräte mitgenommen hätten, wären noch so einige Kilos drauf gekommen.
Also war der Plan, dass wir vor Ort einkaufen würden. Wie man den Berichten entnehmen kann, war es mit Einkaufen aber mau. In den einsamen Gegenden fahren die Leute mit dem Auto in die nächste Stadt für ihre Einkäufe. Dies begünstigt das Sterben der kleinen Gemischtwarenläden in den Dörfern und kleinen Orten. Meist gab es nur einen Bäcker (Gottseidank!).
Wir hätten die Campingküche also auch zuhause lassen können.....

Der Track zur Reise ist wie immer in der Dropbox im Ordner Radtouren.
Link zur Dropbox siehe unter Kontakt
Der link zu diesem Einzeltrack



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