Samstag, 25. Februar 2012

Deutschland für Flachlandradler

 
Reisetagebuch  /  Sommer 2009 / ..........jetzt mit einem link zu denTrackdaten

Deutschland
für Flachlandradler
Auf Flussradwegen in Deutschland von Nord nach Süd

 Einmal durch ganz Deutschland zu fahren -
den Traum haben viele. 

So auch Johannes Rolofs, der mit dem Eintritt in den Ruhestand diesen Traum verwirklichen wollte, obwohl er noch nie eine Radtour gemacht hat. Zur Planung und zum Gelingen sollte Herbert Rönneburg mit seiner Tourenerfahrung beitragen.
 „..und bitte mit der ganzen Romantik wie Jugendherberge, Camping, Hotel, Baggersee, Sonnenuntergang mit Rotwein, lauschigen Rastplätzen und Cafes, verschwiegenen Wegen abseits der großen Straßen!“ „Das geht!“ „ Und bitte ohne Berge!“ „Geht auch!“ ..Naja, fast!
Wie es ging und wie Johannes Rolofs dann nach 18 Tagen und mehr als 1000km glücklich in Freiburg in den Nachtzug zurück nach Hamburg stieg, erfahren Sie auf den folgenden Zeilen.

Da hatten wir uns ja etwas vorgenommen!
Leider war auch das Zeitfenster definiert, d.h. wird  konnten am Montag, den 17. August starten und hatten für Johannes eine Rückfahrt mit dem Nachtzug am 3. September von Freiburg. Es war nun meine Aufgabe, die Tour beinverträglich und etappenmäßig sinnvoll aufzuteilen. Ein bisschen knapp war es schon: nur ein Ruhetag und gemischte Kilometerzahlen: mal 40km aber auch mal 88km. Ein Regentag könnte alles verhauen. Aber da man immer wieder ein Stück mit der Bahn hätte springen können, konnte man das Risiko eingehen. Um es vorwegzunehmen: wir hatten wunderbares Wetter bis auf die allerletzten beiden Fahrstunden, wo uns ein starker Guss erwischte. Das Regenzeug war nach den heißen und warmen Tagen natürlich ganz tief unten in den Gepäcktaschen. Aber auch das haben wir überstanden.
Die Beinverträglichkeit bekamen wir auch hin. Nach anfänglichem Muckern von Johannes Achillessehne wurde die Klickseite der Pedale erst einmal nicht mehr benutzt. Das war der Achillessehne denn doch zu neu und unbekannt. Dann gab es noch eine kurze Lektion zum runden, leichten Tritt und die Fahrt konnte weitergehen bis zum Schluss.
In Sachen Romantik hatte ich Flussradwege herausgesucht und Zeltplätze, die an einem Baggersee liegen, aber auch schöne Hotels hatte ich eingebaut. Es gab nur eine Bergetappe, und zwar auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse (30km). Und das verhieß  gemächliche Steigung.
Zugute kam mir, dass ich im Jahr zuvor schon einmal die Strecke von Hamburg bis Mainz abgefahren hatte, quasi vorgekostet hatte. So konnte ich auch noch ein paar kleine Änderungen vornehmen. Die unterschiedlichen Streckenlängen kamen auch durch die verschiedenen Übernachtungspräferenzen zustande.
Spannend war dann noch die Frage, ob wir uns gut vertragen würden.


Den Einstieg in die Flussradwege haben wir bei Nienburg an der Weser  mit dem Weserradweg gesucht. Bis dorthin waren wir von Hamburg aus (in zwei Tagen) durch die Heide gefahren. Nach dem Weserradweg ging es bei HannMünden auf den Fuldaradweg, dann an der Lauter auf den Vulkanradweg – einer ehemaligen Eisenbahntrasse -  über die Wasserscheide Vogelsberg in den Frankfurter Raum(Wetterau). Hier dann ca 20km Straße, um bei Gronau an der Nidda wieder im Flusssystem anzukommen. Über den Niddawanderweg zum Mainradweg und dann zum Rheinradweg bis kurz vor Freiburg war es dann wieder ganz einfach.
Zweimal sind wir auf der Tour in den Zug gestiegen: von Frankfurt mit der S-Bahn nach Mainz und von Worms nach Speyer, um die Industriegebiete Ludwigshafens zu vermeiden und ein paar Kilometer einzusparen.
Wir hatten etwas weniger als 20kg Gepäck, davon  5,xx kg für Zelt und Schlafsack und Matte und Zubehör, aber ohne Kochgeschirr. Die Gepäcklast kann man noch optimieren. Wanderführer von Bikeline waren uns sehr gute Hilfen bei der  Planung und Orientierung und der Quartiersuche. Wir hatten ein (neues) GPS mit, mit dem wir aber noch nicht sehr gut zurecht kamen. Aber immerhin ist der Treck aufgezeichnet.


1.Tag, Hamburg-Soltau,  71km
Spannend wurde es am Montag Vormittag: Abfahrt. So ein Aufbruch ist immer etwas Bewegendes und Schönes. 

 
Mit der S-Bahn ging es nach Harburg-Rathaus. Mit dem Fahrstuhl hochgefahren waren wir gleich in der Spur. Kurz hinter der Fußgängerzone kamen wir auf den alten Friedhof und dann  in den Außenmühlenpark. Ein schöner Start, fast vollständig autoverkehrsfrei bis Fleestedt. Beim Kollegen Elmar dann der erste „Boxenstopp“ zum Kaffee (die Kette am nagelneuen Rad springt schon mal ab!), dann über Horst Richtung Undeloh. Es gibt auch schon den ersten Verfahrer. Aber das macht nichts. Wir haben Zeit und schönes Wetter. Richtung Undeloh bei Ollsen der erste Sandweg. Wir nehmen das in Kauf, weil wir die Heide erleben wollen, obwohl uns das mit unserem Gepäck im Laufe der nächsten beiden Tage zu schaffen macht. In Undeloh steppt der Bär, aber danach Richtung Wilsede wird es wieder ruhig. Die Pause in Wilsede ist ein wenig spät. In der Euphorie des Aufbruchs muss man immer aufpassen, rechtzeitig Pause zu machen, damit man  nicht frühzeitig ermüdet, indem man zu lange im Sattel sitzt. Lieber am Anfang es etwas ruhiger angehen lassen. 

 
Wir kehren in einem Gasthof ein und legen uns danach ein wenig zum Ausruhen auf die Wiese. Darauf stellt sich pünktlich zum Heidegefühl eine große Schafherde samt Schäfer und zwei Hütehunden ein.  



 Nach Oberhaverbek verlassen wir die  populären Pfade. Die Sandwege machen manchmal Absteigen nötig, mindestens kommen wir ins Schlingern. Das kostet Kraft. Aber die erhabene, ruhige, ernste Landschaft der Lüneburg Heide macht das wieder wett. Gegen Nachmittag treffen wir noch einmal einen Schäfer, der auch zu einem Plausch aufgelegt ist. 


Was das Anquatschen von Leuten angeht, stehen Johannes und ich uns in Nichts nach. Nach 71km erreichen wir den herausgesuchten Zeltplatz in Dittmern 7 km von Soltau entfernt. Auch mich haben diese 71km ermüdet, denn diesen Sommer bin ich noch nicht gut eingefahren. Der Zeltplatz ist lauschig mit einem Badesee, aber der angekündigte Kiosk erweist sich als sehr, sehr spartanisch und nach Soltau hin und zurückzufahren ist uns jetzt zu anstrengend. Also müssen die beiden Schlemmer heute sehr tapfer sein. Das Bad im See dagegen ist unendlich angenehm nach dem Tag, die Sonne geht schön unter, das Bier und die körperlich Betätigung entfalten ihre Wirkung, sodass die erste Nacht im Zelt erholsam wird.

2.Tag, Soltau – Nienburg an der Weser,  90km
Es gibt Frühstück mit schlechtem Kaffee auf dem Zeltplatz, immerhin. Es wird wieder ein schöner Tag werden! Wir wiegen uns in der Illusion, heute nur 50km vor uns zu haben. An diesen beiden ersten Tagen stehen uns nicht die punktgenauen Kilometerangaben der Bikeline Radführer zur Verfügung, bei der GPS-Planung haben wir versagt und so kam es, dass ich beim Planen Additionsfehler gemacht habe. Aber das wissen wir am Morgen noch nicht.
Ein schöner Start in den Morgen mit einem guten Cappuccino in Soltaus Fußgängerzone. Wir folgen dem Heide-Leine-Radweg, der uns auf abgelegene Pfade führt. Jetzt kommen auch  Hügelchen, die uns mit Gegenwind schon mal etwas Schweiß abverlangen. Gegen Mittag sind wir dann - nach 45km – wieder  im Flachen in Hodenhagen und sitzen in einem Gastgarten beim Mittagstisch. Die Apfelschorle fließt reichlich. Mir kommen erste Zweifel an den geplanten 50km. Ich bereite Johannes darauf vor, dass es etwas weiter werden könnte. Da ich gerade auf eine  Karte mit einem anderen Maßstab wechsle, kann ich es auch nicht richtig einschätzen.
Jedenfalls fahren wir hier über die Aller und finden gleich dahinter vor Ahlden an der Alten Leine einen wunderbaren Rast- und Badeplatz, auf dem es sich gut ein Nickerchen machen lässt.


Es folgt später wieder ein nerviger Sandweg, sodass wir danach sogar einen Umweg fahren, um den nächsten zu vermeiden. Irgendwann lässt es sich nicht mehr verheimlichen, dass es wesentlich weiter ist, und als dann am späten Nachmittag ein Schild kommt mit der Aufschrift Nienburg 21km, muss ich Johannes bewundern. Keine bissige Bemerkung über den „erfahrenen“ Tourenleiter kommt über seine Lippen. Unser heutiges Quartier ist das Naturfreundehaus in Nienburg, auf dessen Gartengelände man zelten kann. Zur Sicherheit rufe ich dort gegen 16 Uhr schon mal an, um unser Kommen anzukündigen. Die Hitze verlangt nach weiteren Pausen und viel Apfelschorle
Nach 18 Uhr und 90km sind wir dann in Nienburg. Ein bisschen zuviel für einen zweiten Tag! Glücklicherweise finde ich das Haus ohne Umwege. Nun ist alles gut. Das Gasthaus Hassbergscher Hof kenne ich noch vom letzten Jahr und so endet dieser Abend mit gutem Essen und Bier und Wein, mit Blick auf die Weser.

3.Tag, Nienburg – Porta Westfalica, 77km
Das Gute an einer Jugendherberge (und das ist dieses Naturfreundehaus ja) sind die Leistungen drum herum. Nach einer guten Nacht können wir also morgens an der frischen Luft das umfangreiche Frühstück einnehmen. Und das Zelten im Garten hinter dem Haus ist dann mit dem Frühstück ungemein preiswert. Wieder kündigt sich ein warmer, schöner Tag an. Die Jugend Nienburgs bereitet auf den benachbarten Sportplätzen ihr jährliches Sportfest vor. Nach dem  Aufbruch folgen wir dem Weserradweg, der uns jetzt bis Hann.Münden führen soll. Keine Probleme mehr mit Wegfindung und mit ungenauen Kilometerangaben....


Aber Johannes Achillessehne meldet sich. Was soll daraus werden? Werden wir unsere Tour schaffen? Dieses Fragezeichen steht über dem heutigen Tag. Mich plagt ein schlechtes Gewissen wegen der gestrigen  90km!
Am Vormittag nimmt der heiße Wind stark zu und kommt unglücklicherweise direkt aus Süd, unsere Richtung!
Aber die Strecke wird jetzt sehr schön, die Weser zeigt sich immer mal wieder, bis wir nach Peterhagen in die Auen abbiegen und von da an immer flussnah fahren. Der schöne Weserdurchbruch durchs Mittelgebirge ist uns immer vor Augen.


In Minden machen wir bei der sogenannten „Schifferbrücke“ eine große Mittagspause in einem schönen Gastgarten mit langsamem Service. Jetzt ist es zu unserem heutigen Ziel nicht mehr weit.  Auch ein Nickerchen im Park an der Weser liegt noch drin. Dann geht es auf den Weserdurchbruch zu und in einem langen Bogen schwenkt die Weser - und wir mit ihr – nach Osten.
Unser Ziel – der Campingplatz Großer Weserbogen mit dazugehörigem großen Badesee – liegt auf der anderen Seite der Weser. Ein Leckerbissen – die Fähre Amanda – bringt uns hinüber. Hier finden wir im Grünen ein großes Naherholungsgebiet. Der Zeltplatz ist groß und geräumig und wir bekommen einen Platz im hintersten, ruhigen Teil. Nachts jedoch merkt man dann, dass es in diesem Tal sehr laut ist: die Autobahn und die Eisenbahn mit starkem Güterverkehr machen eine richtige Lärmverschmutzung. Aber die Waschanlagen sind tiptop, der Badesee sehr angenehm und das angrenzende Restaurant labt uns am Abend, so dass es eine erholsame Nacht wird.

4.Tag, Porta Westfalica – Hameln, 56 km
Leider gibt es am Morgen kein Frühstück auf dieser Anlage, und so müssen wir nüchtern in den nächsten Ort fahren nach Uffeln. Ein schöner Weg abseits des Verkehrs. Nach 8km gibt es dann einen Bäcker mit Brötchen und Kaffee. Wir haben  Nachrichten gehört, dass es heute Abend Gewitter geben soll. Der heutige Tag ist mehr als schön, er ist brüllend heiß. Der Wind fegt durch das Tal -->wie ein Fön und er kommt von vorn. Wir sind angestrengt. Viel Pause und Trinken ist angesagt. Wir finden jetzt unseren Fahrstil: Johannes hat die Klicksandalen ausgezogen und fährt mit Schuhen auf der Normalseite der Pedale und bleibt in meinem Windschatten und guckt sich meine Trittfrequenz bzw meinen Gangwahl ab. Das bleibt unser Stil bis zum Schluss. Damit haben wir die Achillessehne ausgetrickst!
Wegen des erwarteten Unwetters nehmen wir von unserem Ziel, dem Campingplatz beim Grohnder Fährhaus, Abstand und  peilen Hameln mit seiner Jugendherberge an.

 
Dort sind wir dann auch gegen Mittag, froh der brüllenden Hitze entkommen zu sein. Das Doppelzimmer in JH kostet 25 Euro pro Nase. Nicht teurer, aber auch nicht billiger als vergleichbare Radlerpensionen. Aber Johannes wollte auch diese rustikale Unterbringung kennen lernen. Nachmittags gehen wir zum Anlegeplatz der Flussschifffahrt und suchen einen Transport für morgen. Wäre doch mal schön, eine Etappe mit dem Schiff zurückzulegen (und die Beine zu schonen). Aber leider fährt an dem Freitag kein Schiff in unsere Richtung. Also morgen doch wieder Fahrrad. Danach stromern wir ein wenig durch die Stadt, die ja sehenswert ist. Und gegessen wird natürlich auch: in einem böhmischen Restaurant mit schlechter Qualität, aber gutem Bier und einer schönen Terrasse an der Weser. So kommen wir am Abend, als es etwas kühler wird, ins Plaudern und wünschen uns, dass dieser Sommertag nie mehr zuende geht.

5.Tag, Hameln – Höxter, 74 km
In der Nacht kam tatsächlich ein Gewitter; gut, dass wir nicht im Zelt waren. Morgens ist es noch wolkig verhangen und trübe. Der Weg ist jetzt so, wie ein Flussradweg sein sollte: immer flussnah und verkehrsfrei. Und heute fahren wir durch das wunderschöne Weserbergland, folgen den langgestreckten Windungen des Flusses und genießen die Landschaft: Weserbergland at its best! Die erste Pause ist im Grohnder Fährhaus. Man sieht noch die Spuren des Regens der letzten Nacht. Die erste von unzähligen Fähren ist zu sehen, alle nur von der Strömung angetrieben. Immer wieder muss ich diese Motive fotografieren. 

 
Durch schönste Landschaft winkt uns am Mittag auf der anderen Seite die Ruine der Burg Polle. 
Wir setzen mit der Fähre über und der Fährmann gibt uns noch einen Restauranttipp. Aber Vorsicht mit dem Mittagessen: wir sind hinterher pappsatt und kommen kaum wieder aufs Fahrrad und schwören uns, nächstes Mal mehr nach dem Salat zu schielen. Da kommt der Schauer gerade recht. Wir stellen uns eine halbe Stunde unter, ziehen dann aber das Regenzeug an und fahren im Nieseln bis Holzminden. Das geht gut und in Holzminden auf dem Marktplatz bei Eis und Kaffee können wir uns von der Regenkleidung auch schon wieder trennen. Der Himmel klart auf und mit dieser Stimmung fahren wir weiter nach Höxter. Hier war eigentlich wieder Jugendherberge vorgesehen, aber die liegt ganz oben auf dem Berg und dann noch ein Stück weiter. Ein Fünftel der Steigung haben wir schon hinter uns, als wir uns ansehen und wieder runterfahren und ein Hotelzimmer nehmen. Abends sitzen wir in einem wunderschönen Biergarten - satt und zufrieden im lauen Abend - und preisen die Entscheidung, jetzt nicht wiederum den Berg hochfahren zu müssen, um ins Quartier zu kommen.

6. Tag, Höxter – Hann.Münden, 74 km
Der Aufbruch heute ist ein Déja Vu des letzten Jahres: es ist wieder Samstag, es ist wieder schönes Wetter, wieder sind die Ausflügler und Rentnerbusse unterwegs, wieder veranstalten die Männer vom technischen Hilfswerk und den freiwilligen Feuerwehren Demonstrationen ihres Könnens auf der Weser. Und der Radweg ist herrlich zu fahren. In Würgassen nehmen wir die Fähre zur anderen Seite(so etwas lasse ich mir nie entgehen!), Bad Karlshafen lassen wir links  - nein – rechts liegen und fahren die unbefestigten Wege des linken Ufers, wenn man Richtung Süden blickt. Und hier wird es kurzzeitig plötzlich heftig: am waldreichen Prallhang der Weser keuchen wir die Steigung hoch. Ja, wir müssen sogar absteigen. Aber das geht auch vorbei.

 
Das war dann auch die heftigste Steigung auf der ganzen Tour. Schon geht es dann wieder abwärts in Dörfer in Wochenendstimmung, wo wir uns wieder eine Pause und einen Salat verdient haben. Immer im Grünen und ausnahmsweise mit Rückenwind kommen wir in Hemeln an, wo ich den Zeltplatz für Johannes vorgesehen hatte. Aber er möchte noch weiter bis Hann.Münden. Eine Stunde später sind wir da. Dies ist der Ort, wo wir uns für vier Tage verabschieden, weil ich die nächsten Tage zuhause sein muss. Johannes nimmt Quartier in dieser Stadt, einer Orgie in  Fachwerk, und ich nehme die Bahn zurück nach Hamburg.

7. Tag,  Hann.Münden – Kassel – Melsungen,  70km
Johannes:
Komisch, alleine loszufahren und für die R1-Zeichen und die Pausen zuständig zu sein. Aber es geht und so komme ich im Supersommerwetter und ohne Wind an Kassel vorbei auf dem Fuldaradweg bis nach Melsungen ins Hotel Hessischer Hof, direkt am  Radweg.


8. Tag,  Melsungen – Bad Hersfeld,  59 km
Schöne Strecke, aber Gegenwind bis zum Sturm. Ich hänge meine Jacke an einen Zaun für ein Foto, um Herbert meinen miesen Schnitt von 14,2 Stundenkilometer zu erklären. 


Gegessen wird in Rotenburg, und in Bad Hersfeld dann ein tolles Hotel, laut FEINSCHMECKER das beste Müsli von Deutschland. Dazu ein Zimmer mit Zengarten davor, nur für mich allein und alles für 55 Euro: perfekt!

9. Tag,  Bad Hersfeld – Lauterbach  44km
Kein Wind, kaum Berge, so bin ich dahingebummelt, viele Pausen, Mittagsschlaf auf der Bank vor einem Bauernhof, dort eingeladen, etwas zu trinken.
Wenn man ganz allein fährt, wird man häufiger angesprochen oder es setzt sich einer zu einem wie die Bäckersfrau: “...ich komm mal mit einem Kaffee raus zu Dir, hier ist ja doch nichts los“.
In Schlitz abgebogen zum Vulkanradweg, der gut ausgeschildert vor Schlitz sichtbar ist.



Von hier ist es nur noch eine kurze Strecke bis Lauterbach und dem Hotel Schubert, mit gutem Zimmer, Fahrradkeller, perfektem Essen und gutem Riesling.

10. Tag,  Ruhetag in Lauterbach
Hier warte ich auf Herbert, wandere durch Lauterbach, ziehe mich (als Hamburger) an den Immobilienanzeigen hoch. Hier könnte ich jede Wohnung kaufen! Ich rühre das Fahrrad nicht an, organisiere den Transport unseres Gepäcks nach Gedern, damit wir entspannt die 30km bergauf fahren können und erhole mich in der Sauna: sehr schön. Der Rest kann kommen.

11. Tag,  Lauterbach – Gedern,  44km
Herbert:
Ich bin morgens früh mit dem Intercity aus Hamburg nach Fulda losgefahren und treffe gegen 12 Uhr mit der anschließenden Regionalbahn in Lauterbach ein. Wir fahren also auf dem Vulkanradweg ohne Gepäck, in schönster Landschaft auf der alten Oberwaldbahntrasse, die jetzt zum Radweg mutiert ist. Was Schöneres gibt es nicht! Okay, es geht jetzt 30km aufwärts bis Hartmannshain, aber das ist eine sehr moderate und gleichmäßige Steigung, wie man sie nur auf Eisenbahntrassen findet.
Immerhin wollen wir die Wasserscheide zwischen Nord- und Süddeutschland überwinden! Auf der „Passhöhe“, in Hartmannshain, müssen wir natürlich die Fotos in Siegerpose machen! 


Und dann  - hui – geht es abwärts! Immer in sanft geschwungenen Kurven durch schönsten Buchenwald mit Sonnenlichtinseln in einem Tempo, dass man selbst ein Regionalexpress zu sein scheint. In Gedern unterbrechen wir unseren Flow, weil da ja unser tolles Hotel liegt. Hier wollte ich unbedingt noch einmal hin und ich habe mir diesen Wunsch erfüllt. 


Die Zimmer sind richtige romantische Schlosszimmer (in denen unser Gepäck schon auf uns wartet), das Restaurant ist geschmückt mit Ritterrüstungen, die Terrasse im Schlosspark ein stilvolle Kulisse für den Kaffee und das anschließende Abendessen, zubereitet vom Hausherrn und seinem Team. (Die jungen Damen des Service sind noch nicht ganz so weltläufig, wie man das in Hotels dieser Kategorie gewohnt ist.)
Es ist ein rundum schöner Tag!



12. Tag,  Gedern – Frankfurt (– Mainz),  88km
Ein schönes Erwachen, ein schönes Frühstück und ein noch schönerer Morgen, in den wir wieder hineinstarten. Bis Ortenberg geht es erst einmal wieder auf schöner Strecke abwärts. Ortenberg ist ein Ort in pittoresker Lage und eine Kaffeepause wert. 
Nach der Pause hebt aus Südwest (genau unsere Richtung!) ein Wind an, den man schon nicht mehr als Gegenwind, sondern als Gegensturm bezeichnen muss. Der nervt uns. Am Ende des Vulkanradwegs  hinter Altenstädt müssen wir dann auch Straße fahren. Dazu kommt welliges Terrain: Vom (Radfahrer-)Himmel in die Hölle! In Gronau endlich haben wir die Straßenphase hinter uns und scheren auf den Wanderweg an der Nidda ein: ein wirklich schöner Weg, der uns bis zur Einmündung in den Main begleiten soll. 
Eine bessere Stadtdurchfahrt findet man selten!
Johannes ist jedoch ermüdet und fragt sich, wie es weitergehen soll. Ich deute an, dass wir im Umkreis von Frankfurt jederzeit eine S-Bahn finden können. In Bad Vilbel machen wir eine lange Mittagspause. So deutlich gestärkt und ausgeruht beschließen wir, noch nicht die S-Bahn zu nehmen, sondern auch die restlichen 15km an der Nidda noch zu fahren. Ein Entschluss, der sich lohnt. An der Mündung in Frankfurt Höchst haben wir schon 80km und nehmen - wie geplant - die S-Bahn nach Mainz-Kastell, weil unsere heutige Übernachtung bei meinem Schwager in Mainz ist. Dort kommen dann noch einmal 8km drauf. Mit der Straßensuchfunktion auf dem Garmin kommen wir leider  nicht zurecht. Also klassisches Pfadfindertum: Erst ins Zentrum zum Bahnhof und dann in die Vororte vortasten. Abends – wiederum in lauer Sommernacht - sitzen wir dann mit dem Schwager beim Italiener bei Pizza und Wein und erzählen und die Anstrengung fällt einfach von uns ab.

13. Tag,  Mainz – Osthofen,  46km
Heute biegen wir in den Rheinradweg ein, wobei wir immer die Wahl haben, ob wir rechts- oder linksrheinisch fahren. Es ergibt sich, dass wir bis auf den letzten Tag immer auf der Westseite fahren. Für heute habe ich eine Abweichung vorgesehen: den Rheinterrassenweg, ein Weg, der von Nierstein bis Worms durch die Weinfelder geht, immer am Rand des Rheingrabens.
Die Ausschilderung ist kurz hinter Mainz etwas unklar. In Nierstein machen wir Kaffepause. Auch mit den Pausen haben wir unseren Rhythmus gefunden: nach ca einer Stunde und ca 15km gibt es die erste Pause. Nierstein ist ein wirklich schöner Ort. Und die Abkürzung über den Rheinterrassenweg durch die Weinfelder hat sich gelohnt: der große Strom Rhein links und die grünen Weinfelder rechts geben einem das erhebende Gefühl, schon ganz weit südlich zu sein. 


Heute können wir es ruhig angehen lassen, weil unser Ziel Osthofen nur 40km entfernt ist. So fällt die Mittagspause in Guntersblum mit Flammekuchen auch etwas umfangreicher aus.


Osthofen am Ende des Rheinterrassenweges ist dann nicht ganz so prickelnd, wie ich es mir vorgestellt habe. Das Quartier auf dem herausgesuchten Weingut ist nicht zu haben, weil alle Betreiber auf einer Weinmesse in Berlin sind. Wir finden eine billige Pension, die aber eher ein abschreckendes Beispiel für ein trostloses Quartier mit dem Charme der 70iger Jahre ist.
Abends essen wir im Hotel „ Zum Schwanen“, wo es wirklich gute und originelle Küche gibt. Vielleicht hätten wir unser Portemonnaie mehr öffnen sollen und hier ein Zimmer nehmen sollen..

14. Tag,  Osthofen –Worms (- Speyer) –Germersheim – Sondersheim,   40 km
Auch heute wird es etwas gemächlicher, weil wir Ludwighafen mit der Bahn überspringen und auf unseren geplanten Abstecher zu Sigrid nach Landau verzichten. Bis zu unserem Ziel Freiburg haben wir noch eine lange Strecke und es heißt, klug zu disponieren. Also Aufbruch an einem Sonntagmorgen. Bis Worms ist es nicht weit. Dort mit dem Nahverkehr nach Mannheim und in den nächsten Zug nach Speyer: eine Angelegenheit, die nur ein wenig länger als eine Stunde dauert. Heute sind die Züge mit Fahrrädern voll, weil das blendende Sonntagswetter viele Menschen aufs Rad ruft. In Speyer dann erst einmal zweites Frühstück, dann durch die Stadt geradelt. Die Kathedrale ist im Hochzeitsfieber, der Boulevard davor ein einziges Straßencafe überfüllt mit Menschen, die den schönen Sonntagmorgen genießen. Unser Weg führt uns durchs Gewerbegebiet zurück zum Rhein. Und nun wird’s schön: an Altrheinarmen und –becken vorbei auf einem Weg hinterm Deich geht es verkehrsfrei durch Wald, Felder und Wiesen. Und das bei schönstem Wetter.

 
Irgendwann fahren wir durch Germersheim und suchen uns den Zeltplatz im Naherholungsgebiet in Sondersheim. Die Sanitäranlagen sind äußerst gammelig, aber sehr viel Platz auf der großen Zeltwiese und ein schöner, erfrischender Badesee.


Eine wirklich idyllische Landschaft, wäre da nicht das ständige Rauschen einer Spanplattenfabrik. Etwas weiter hinten ist noch ein weiterer See und an diesem ein griechisches Restaurant, in dessen Garten wir unser Abendessen mit Blick auf den See einnehmen. Wir preisen unser Glück, dass wir mit dem Wetter haben: dass wir schon wieder im lauen Sommerabend sitzen und essen und trinken ist des Radlers Traum!

15. Tag, Sondersheim – Seltz(Fr), 60 km
Die Nacht war kalt und morgens liegt Nebel über der Wiese und dem See, der deutlich wärmer ist als die Morgentemperaturen. Beim Abbauen versuchen wir die Flecken zu nutzen, die die aufgehende Sonne bescheint, um das Zelt einigermaßen trocken verpacken zu können. Es hat schon etwas von Altweibersommer, diese ruhige Wetterlage. Mit dem Frühstück ist es schwierig, weil der Bäcker im Ort sich außerstande sieht, Kaffee zu kochen. Hmpf! Also fahren wir erst 8km zum nächsten Ort, etwas rheinferner. Übermorgen wollen wir in Straßburg sein und heute so viel wie möglich schaffen, damit die Strecke morgen nicht so lang wird. Wieder zurück am Rhein fahren wir erst wieder im grünen Hinterdeichland und später, auf der Höhe von Karlsruhe/ Maximiliansau grüne Umwege ums Industriegebiet, um später wieder am Rhein zu landen. Schön ist es jetzt.
Einmal werden wir angehalten und man drückt uns eine Übersichtskarte der Radwege der Region in die Hand: es ist der Radwegplaner selbst, der sich uns zeigt. Er erzählt uns, dass er die Stadtdurchfahrt von Ludwigshafen verbessert hat. Gut, aber das können wir jetzt nicht mehr nachprüfen.
Gegen Mittag kommen wir an ein Binnenschiff, das zum Museum und Restaurant umgebaut worden ist (Lauterperle). Hier bekommen wir frittierte Fellchen mit Salat: wunderbar und leicht, dazu Saft und anschließen noch einen Kaffee.
Weiter geht die Fahrt und unmerklich sind wir in Frankreich. Man merkt es nur an den Schildern. Die Franzosen haben die Veloroute Rhin sehr gut ausgebaut und auch gut ausgesucht. Wir gucken in unseren Radführer, welcher Zeltplatz in Frage kommt: der letzte vor Straßburg  ist in Seltz. Auch hier wieder ein wunderbarer Badesee, der uns erfrischt. 


Am Kiosk sichere ich uns das Frühstück, indem ich mit dem Besitzer eine Uhrzeit abmache und – wie in Frankreich üblich – Croissants und Baguettes vorbestelle.
Nach Zeltaufbau, ausgiebigem Baden im Wasser und in der Sonne fahren wir in den Ort, der etwas im Hinterland liegt. Ein Restaurant hat nicht offen, denn es ist Kirchweih, also ein Jahrmarkt, wo auch ein großes Festzelt aufgebaut ist, das Steak, Frites und Salat und Bier bietet: Willkommen in Frankreich! 
Abends dann sitzen wir  auf dem Zeltplatz mit einer Flasche Rotwein und schauen in den  Sonnenuntergang und plaudern über Gott und die Welt – zwei ältere Herren, die gerade zufrieden sind mit ihrem Leben.

16. Tag,  Seltz – Strasbourg (Fr) , 64 km
Heute Abend werden wir in Straßburg bei der Familie von Johannes Sohn schlafen. Er (und auch ich) sind stolz darauf, dass der Besuch diesmal mit eigener Muskelkraft zustande gekommen ist.
Der Weg dahin ist immer flussnah, aber da der Rhein hier aufgestaut ist (Iffezheim), sind wir eingeklemmt zwischen einem teilweise 10m hohen Deich und dem angrenzenden Waldstück, und das auf schnurgerader Strecke. Etwas langweilig, und das über 20km.  Auf der Deichkrone lässt es sich nicht gut fahren. Dazu wird es wieder brüllend heiß gegen Mittag. Naja, das kennen wir schon.
Irgendwann wird der Weg dann schöner, wir kommen durch einen schattigen Wald. Straßburg kündigt sich an. Die Veloroute ist vorbildlich ausgeschildert bis ins Zentrum.
Naja, und dann das Hallo, als wir dann endlich angekommen sind, das kann man sich vorstellen. 

 
Abends wird dann Kaninchen gekocht, dazu Champagner und dann Rotwein: herrlich, wir sind in Frankreich!

17. Tag,  Strasbourg – Rhinau(Fr),  40km
In der Nacht gab es – wie zu erwarten - ein Gewitter und deswegen ist heute die Luft wunderbar klar. Kurzfristig entschließen wir uns, nicht auf die deutsche Seite zu wechseln, sondern in Frankreich zu bleiben und der Veloroute zu folgen, die auf ca 30km dem Rhein-Rhone-Kanal folgt. 


Auf der Karte sieht das langweilig aus, ist es aber in natura mitnichten. Denn auf dem Treidelpfad kann man unbeschwert rollen und den Gedanken nachhängen, hat den Kanal neben sich und muss sich nicht um Autos und sonstigen Verkehr scheren. Und als sich dann nach 30km neben dem Kanal ein Restaurant (le Jardin Du Canal, bei Gerstheim) mit einem preiswerten Mittagstisch auftut, sind wir glücklich. So muss es sein. 

 
Bis Rhinau ist es jetzt nicht mehr weit. Hier  ist auf dem Zeltplatz inzwischen auch Nachsaison und wir können verschwenderisch mit dem Platz zum Aufbauen unserer Zelte umgehen.


Unseren Aperitif und das Abendessen nehmen wir im „Au Bord du Rhin“ ein. Ich war hier schon vor 25 Jahren. Meine Erinnerung scheint die Qualität des Essen etwas vergoldet zu haben.

Auf dem Zeltplatz dann wiederum ein prächtiger Sonnenuntergang, den wir mit einer Flasche Rosé noch zusätzlich einfärben.

18. Tag,  Rhinau – Denzlingen (– Freiburg),  44 km
Heute definitiv der letzte Tag – zumindest für Johannes, denn ich kann noch eine Woche weiterfahren. Der Nachtzug ist reserviert, denn Johannes muss unbedingt zurück, weil er und seine Frau in den dreiwöchigen Urlaub fahren!!! Neid! (Das sind die Freuden des Ruhestands!!)  Naja, ich habe ja noch eine Woche.
Und das schöne Wetter legt eindeutig eine Ruhepause ein. Nach dem Frühstück in einem Bar-Café gehen wir auf die Fähre und sind auf der deutschen Seite. Hier ist die Beschilderung irgendwie nicht so eindeutig und wir kommen auf eine Nebenroute, die
sich nicht gut fahren lässt. Später sind auch noch irgendwelche Radwegumleitungen da: wir improvisieren etwas mit der Karte. Es fängt plötzlich fürchterlich an zu schütten und
das Regenzeug ist in den Tiefen der Gepäcktaschen. Wir werden also ordentlich nass. In Riegel machen wir eine Pause, der Schauer ist vorbei, aber wir sind so nass, dass wir erst einmal vor dem Restaurant abtropfen. Dann finden wir den Treidelpfad
an der kanalisierten Elz, der uns fast bis nach Denzlingen führt. 


Hier machen wir Quartier im Haus von Johannes Schwägerin, die im Urlaub ist. Wir haben noch 7 Stunden, bevor es zum Bahnhof nach Freiburg geht. Ein kleines Treffen noch mit Nils, der in Freiburg wohnt und so gegen 22.40 sind wir auf dem Bahnhof und warten auf den CityNightLine nach Hamburg.
Wir sind stolz darauf, es geschafft zu haben. Ich schwärme Johannes von dem großen Fahrradwaggon vor, der diesem Zug angehängt ist. Und dann, als der Zug einfährt – Oh Schreck! – ist selbiger überhaupt nicht zu finden: er fehlt schlicht und ergreifend. Was sollen wir tun? Da kommt aber schon der Ruf einer Schaffnerin, die das Fahrrad nach Hamburg sucht: er wird erwartet und das Fahrrad wird im Behindertenabteil geparkt. Ein hastiger Abschied und weg ist er. Ich nehme die letzte S-Bahn zurück nach Denzlingen und bin allein.

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radreiseblog@gmx.de 

Über diesen Link kommt man zur Dropbox mit der GPS-Datei , Ordner "Deutschland für Flachlandradler".
Der Track hat eine Alternative für die Strecke (Straßburg -) Boofzheim - Mulhouse für diejenigen, die in Frankreich weiter fahren möchten.
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...und dannn downloaden!






Freitag, 24. Februar 2012

von Basel nach Mâcon


 Reisetagebuch / Sommer 2010
Von Basel nach Mâcon
Eine Radreise (meist) auf dem Eurovelo 6

Was treibt einen an, die Reise vom letzten Jahr fast haargenau zu wiederholen?
Das muss ja wohl eine sehr besondere Route sein! 
Und so ist es auch!
Der Abschnitt des Eurovelo 6 zwischen Basel und Dôle gehört mit zu dem Schönsten, was mir bisher unter das Rad gekommen ist. Dieser Abschnitt ist zu 9o% motorverkehrsfrei, immer nah dem Kanal bzw Fluss, in wunderschöner Landschaft meines Lieblingslandes Frankreich, meist auf neu angelegter Trasse und gutem Untergrund: gute Voraussetzungen für ein Genussreise. Dazu kam dann noch, dass Ehefrau Nicola mitreisen konnte, und dies das erste Mal wieder ohne Kinder.  Also gute Bedingungen für „zweite Flitterwochen“!





Die Bahnanreise nach Basel war einfach, die Bahnrückreise über Lyon bereits erprobt.
Die Reise ging über Dole hinaus auf dem Eurovelo 6 bis Chalon und noch weiter am Canal du Centre nach Chagny. Hier verließen wir den Eurovelo und schwenkten auf die „voie verte de Bourgogne“ ein, eine ca 80km lange stillgelegte Eisenbahntrasse in einem Nebental der Saône, die bis nach Mâcon führt.­

 
1.Tag
Basel nach Altkirch, 75km
Morgens um 7 Uhr steigen wir aus dem Citynightline und haben  jetzt viel Zeit. Im Bahnhof gibt es ein ordentliches Frühstück, praktischerweise mit der Schwägerin, die einen Tag in der Woche in Basel arbeitet.
Vom Bahnhof aus den Rhein zu finden ist schwierig. Vielleicht sollte man sich doch vorher einen Innenstadtplan ausdrucken.
Aber nachdem der Rhein einmal gefunden ist, geht alles ganz einfach: denn der Eurovelo ist ein Flussradweg und läuft hier am Rheinufer entlang. Nach Osten zum Bodensee und nach Westen zum Rhein-Rhone-Kanal.


Also ein bisschen durch die Stadt, immer am Wasser, am Dreiländereck auf einer Fußgängerbrücke über den Rhein und dann ist der Kanal schon da und damit der Treidelpfad, der uns jetzt leitet.  Der Kanal ist  in diesem Abschnitt offensichtlich nicht mehr in Betrieb. Rheinabwärts kommt später noch ein schiffbarer Zugang zum Kanal.
Hier auf dem Treidelpfad können wir uns entspannen, nebeneinander fahren und uns unterhalten. Der Kanal geht erst einmal parallel zum Rhein, durchquert ein Feuchtgebiet, bevor er dann Richtung Mulhouse nach Nordwesten abbiegt. Das ist alles schön und idyllisch und wir kommen gut voran. 
In Mulhouse ist es dann schwer, weil die Radwegzeichen irgendwann nicht mehr zu finden sind. Vom letzten Jahr weiß ich, dass der Weg vom Bahnhof an Richtung Westen  geht. Wir irren ein bisschen herum, bis wir verstanden haben, dass es einfach keine Zeichen gibt.
Am besten man fährt nach Stadtplan zum Bahnhof. Dort wird es wieder eindeutig und auch schön. Am Stadtrand verlässt der Weg kurz den Kanal, weil an selbigem gebaut wird.
Wenn er dann später wieder einschwenkt zum Kanal, wird er uns die folgenden Tage immer leiten. Jetzt kann man nichts mehr verkehrt machen.
Später verlassen wir den Kanal, um nach Altkirch abzubiegen. Auf dem Zeltplatz am höchstgelegenen Punkt des Ortes waren wir vor 15 Jahren schon einmal mit den Kindern und hatten schöne Erinnerungen.

  
Der Ort ist ganz hübsch, aber doch irgendwie ausgestorben. Viele Ladengeschäfte sind leer.
Der Zeltplatz ist vorübergehend in kommunaler Verwaltung und hat deswegen keine Bewirtschaftung. Dadurch hat er viel von seinem Charme verloren. So fahren wir in den Ort hinunter in den Supermarkt und verpflegen uns dort.

2. Tag
von Altkirch nach Montbeliard, 46km
Wir starten morgens in einen schönen Tag. Allerdings ist ein Gewitterfront angekündigt, die im Laufe des Nachmittags herüberziehen soll. Dank Nicolas I-Phone sind wir jetzt immer auf dem Laufenden, was das Wetter angeht.
Die Strecke am Kanal ist wunderschön und eben. Nur an den Schleusen sind kleine „Stufen“, quasi Treppen in der Landschaft.  Man bekommt so richtig mit, wie der Kanal im Terrain höher steigt, zwischen Bergen seinen höchsten Punkt hat und dann wieder heruntergeht. 


Uns umfängt die Ruhe eines motorverkehrsfreien Radweges, die höchstens mal von dem Tuckern eines Hausbootes unterbrochen wird. Die Reiher reagieren gar nicht mehr auf die Radfahrer und lassen sich gut besichtigen. Fehlen nur die Störche! Und siehe: wie aufs Stichwort stellen sie sich auf dem nächsten Feld  zu mehreren auf! Da muss natürlich sofort ein Foto geschossen werden!



In Frankreich ist dieses Jahr das Jahr der „Biodiversité“. Offensichtlich gab es dazu Blumensamenmischungen umsonst. Und so blühen am nichtgemähten Teil des Kanalrands Wiesen und Feldblumen, und zwar überall die gleichen! Schön ist es trotzdem!

 
In Deutschland würden wir an einer so schönen Radstrecke ein Cafe neben dem anderen finden.  Aber hier in Frankreich hat man Potenzial der Radreisenden wohl noch nichterkannt.  
Zwischen Mulhouse und Isle-sur-le-Doubs gibt es keinen weiteren Zeltplatz. Entweder fährt man die 90km durch oder man macht einen Zwischenstopp im Hotel. Da ja das Wetter schlecht werden soll, planen wir das in Montbeliard und fahren in der Stadt zur Tourist-Information. 

 
Dort sucht uns Anne ein Hotel heraus. Sie spricht nicht nur hervorragend Deutsch, sondern kennt auch noch den Radweg und nennt uns - für übermorgen - eine einfachere Route als die beschilderte  aus der Stadt heraus. In der Stadt führt der Weg nämlich über Innenstadttraßen, weil der geplante Weg am Kanal noch nicht fertig gebaut ist.
Der Hotelaufenthalt fühlt sich wie Urlaub im Urlaub an: wir genießen das Faulsein und stromern durch die Stadt, die mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick denkt.

4. Tag
von Montbeliard nach Baumes-les-Dames,  62km
Die Schlechtwetterfront ist durchgezogen und von nun an ist gutes, sonniges Wetter vorhergesagt. Wir fahren auf der Südseite des Kanal auf  Straße nach Voujeaucour, wo der Doubs sich uns anschließt. Jetzt gibt es wieder ausgebauten Radweg. Dieser geht bei Dampierre kurzfristig in die Höhe, um 8km Hauptstraße zu vermeiden. Da habe ich schon letztes Jahr geschwitzt. Wir fahren einfach die Hauptstraße unten am Kanal weiter, die ja überhaupt nicht viel Verkehr hat. Wir haben es bequem und treffen bei  Colombier–Fontaine wieder auf den schönen Radweg abseits der Straße. Die Einheitsblumen haben wir nun hinter uns gelassen. Jetzt kommen wirkliche Wildblumen: das ist wunderschön.






Wir müssen natürlich Fotos machen.  Bis Isle sind wir jetzt also auf dem Radweg am Wasser und träumen so vor uns hin.
Auf dem großen Marktplatz in Isle-sur-le-Doubs kaufen wir Käse fürs Picnic und dann gibt es noch einen großen Milchkaffee. Weiter geht’s, immer am Fluss bzw Kanal entlang. Das Tal wird jetzt enger, Felsen ragen an den Talgrenzen heraus: das wunderschöne französische Jura!
Bei Clerval wird das Tal so eng, dass kein Platz für einen Radweg ist. So geht es noch einmal für 5 km auf Nebenstraßen über die Höhe. Das lohnt sich schon wegen des gutes Ausblicks! Aber schon bald geht es wieder hinunter zum Fluss.
In Baumes dann gibt es einen neuen, kommunalen Zeltplatz, der sehr gut geführt ist.

Hier finden wir ein Plätzchen, ruhen aus, und kaufen dann im Supermarkt für unsere Mahlzeit ein und lassen den Tag ausklingen. Der Sonnenuntergang ist spektakulär.
 


5. Tag
von Baumes-les-Dames nach Ranchot, 73km
Ein wunderschöner Morgen kündigt einen guten Tag an. Baguette und Croissants hatten wir schon am Abend an der Rezeption bestellt. Nach dem Frühstück und dem Einpacken geht es dann weiter. Und es wird landschaftlich noch schöner!
Auch das Wetter spielt mit!


Kurz vor Besancon machen wir in einem Gartenlokal halt, indem sich auch  die vier durchtrainierten Velogardes, die über den Radweg wachen, zum Morgenkaffee treffen. Wir kommen mit Faruk ins Gespräch. Er erzählt uns, dass es Konflikte mit den Anglern gibt, die den Radweg als Autoanfahrt für ihren Angelstammplatz nutzen.
Besancon liegt fächerförmig vor einer Flussschleife, auf deren Felsmitte die Zitadelle liegt. Und der Kanal geht in einem Tunnel unterdurch. Und der Radweg gleich mit! 

 
Eine geniale Abkürzung, die uns die Durchquerung der Stadt erspart. Wir bleiben am Kanal und sind gleich wieder im Grünen! Es bleibt wunderschön!
Nach 73km kommen wir in Ranchot an mit seinem Zeltplatz, der auf einer Halbinsel zwischen Kanal und Fluss liegt. Dieser Zeltplatz hat seine besten Tage schon hinter sich, ist aber so etwas von romantisch, dass man nicht daran vorbeifahren  kann. 


Und das Beste:  Die 81jährige Patronne betreibt ein kleines Familienrestaurant in der Rezeption. Und ihr Kochen kann sich sehen und schmecken lassen. Herrlich! Keine Anfahrt zu einem Restaurant. Nach dem Essen und dem Wein kann man gleich auf die Matte sinken und den Sonnenuntergang genießen! Und dann am Morgen französisches Frühstück mit gutem Kaffee!
Wer dies auch genießen will, muss sich beeilen, denn die Patronne will den Platz verkaufen, weil  sie dann doch schon etwas die Ermüdung des Alters spürt. Sie hatte auch schon einen Käufer, aber der wollte in Raten zahlen, was sie angesichts ihres Alters nicht passend fand...

6. Tag
von Ranchot nach Dôle, 24km
Nach Dôle ist es nicht weit. Also haben wir einen gemütlichen Tag vor uns. Der Eurovelo geht kurz hinter Ranchot wieder am Kanal entlang. 


Wir kommen also schon am Vormittag an. Der schöne Zeltplatz liegt vor den Toren der Stadt: wieder ein Platz zwischen Kanal und Fluss, an dem man  sogar baden kann. 
Da Dôle an Hauptstraßen liegt, sind hier natürlich viele Wohnmobile. Aber da es hinten am Platz ein reines Zelterareal gibt, stören diese nicht so sehr. Wir kennen diesen Platz und haben uns darauf gefreut. 

  
Die historische Altstadt ist sehr schön und lädt zum Verweilen und Besichtigen ein.
Im Tourismusbüro schnappen wir uns Prospekte mit Tourenvorschlägen, die uns für morgen zu einem Ausflugstag ohne Gepäck inspirieren.

7. Tag
Ausflug  rund um Dôle, 60 km
Wir entscheiden uns für einen Rundkurs ohne Gepäck,  nördlich von Dole. Wir kommen in eine hügelige Landschaft, wo wir bis zur Hügelkuppe schon mal ziemlich ins Schwitzen kommen. Aber wir sind ja ausgeruht! Was uns stört, ist, dass es keine Cafés gibt. Sind wir doch gewohnt, dass es in jedem Dorf  mindestens eine Bar gibt.
Die Dörfer sind ruhig, also reine Schlaforte.


Nach der 6. Bergkuppe macht sich Unterzuckerung bei uns breit. Die Beine werden bleischwer. Und immer noch kein Café in Sicht. Gut dass wir Fruchtschnitten in der Lenkertasche haben.  Die helfen. Wir hätten ein zweites Frühstück mitnehmen sollen! Dann geht es noch einmal  hinauf in den Forêt de la Serre und mit einer langen Abfahrt zurück in die Flussebene bei Dôle.
Wir fahren gleich durch in die Altstadt, wo wir gestern einen schönen Salon de Thé entdeckt haben. Ein Eisbecher tut jetzt gut nach 60km hügeligem Terrain. Dann fahren wir auf die andere Seite vom Fluss, wo in eine alte Wassermühle ein trendiges Hotel gebaut worden ist. Da kann man schön auf der Terrasse sitzen, aufs Wasser gucken und stilvoll einen Pastis trinken.  Die akustische Lufthoheit haben allerdings englische Ehepaare, die anscheinend in diesem Hotel wohnen.
Abends lagern wir dann noch am „Strand“ hinter dem Zeltplatz und denken an die Zeit, als die Kinder klein waren und wir hier mit ihnen gebadet haben.



8. Tag
von Dôle nach Verdun-sur-le-Doubs, 69km
Heute wollen wir dem Eurovelo weiter folgen. Der verläßt den Doubs und führt erst einmal am Kanal zur Saône. Kaum hat man die Departementsgrenze überschritten, wird der Untergrund gleich schlechter. Also hat die gemeinsame Anstrengung um einen europäischen Fernwanderweg hier ein Ende.
Die Mündung des Kanals in die Saône ist spektakulär. Mir war nicht klar, dass das ein so großer Fluss ist!


Der Weg allerdings – hier an der Saône voie bleue genannt – ist von schlechter Qualität, bietet aber immer wieder schöne Ausblicke auf den Fluss und die Auenlandschaft. In St. Jean-de-Losne machen wir dann Rast. Im Café an der großen Brücke gibt es dann wie immer einen großen Milchkaffee und ein Sandwich. Für mich dürfen es dann auch gern mal 2 Tassen sein.
Bei Seurre enden dann die Wegweiser für eine Weile. Hier muss man jetzt nach Karte fahren. Nach Holperwegen am Wasser geht  es auf Straße durch langweiliges Agrarland. 

Am Nachmittag kommen wir dann in Verdun an. Am Ende des Ortes, am Zusammenfluss von Sâone und Doubs, ist ein großer Zeltplatz, mit viel Platz für einzelne Zelte.  Hier können wir kochen und dann die Dämmerung genießen und auf das Wasser schauen.
  
9. Tag
von Verdun nach Chagny,  40km
In Verdun geht der Eurovelo über die Brücke auf der anderen Seite des Flusses weiter. 

Diese Strecke ist jetzt wieder wunderschön und gut zu fahren. Wiesen, alte Bäume und seltene Pflanzen säumen den Weg. 

 
Hinter Gergy ist dann Schluss mit der Herrlichkeit.
In  Châlon geht der Eurovelo in die Stadt hinein und verlässt sie wieder im spitzen Winkel Richtung Nord-West. Deswegen können wir die belebte Stadt meiden und umfahren sie nördlich, indem wir bei Crissey nach Westen abbiegen. Nach ca 4,5km erreichen wir dann bei Pragnes direkt den Canal du Centre mit seinem gut ausgebauten Treidelpfad.
Hier lässt es sich wieder herrlich rollen. Die  ruhige Natur und ab und zu ein Hausboot umfangen uns. Kurz bevor der Kanal nach Süd-West abbiegt, um die burgundischen Berge zu durchqueren, liegt das Örtchen Chagny. Hier machen wir Quartier auf dem schönen Zeltplatz. Im Ort verbringen wir einen Regenschauer im Café, praktischerweise gegenüber einem Chocolatier, wo wir uns für unseren Kaffee ausstatten.

 
Im Supermarkt erstehen wir Lammkoteletts, die dann abends auf unserem Trangiakocher zubereitet werden und zusammen mit Salat und Gemüse verspeist werden.


Und als es dunkel wird, setzen wir uns noch ins kleine Sommerrestaurant auf dem Zeltplatz und genießen ein kühles Bier.

10. Tag
Von Chagny nach Cormatin, 46km
Heute verlassen wir den Eurovelo, um auf die voie verte de Bourgogne einzuschwenken, einer ca 8o km langen Eisenbahntrasse. Diese Trasse   - eine der ersten Frankreichs -  wird touristisch außerordentlich vermarktet (anders als der Eurovelo 6). Da Frankreich nach Departements organisiert ist, bietet sich das hier an, weil alles in einem Departement liegt. Der Vernetzungsgedanke liegt den Departements und seinen Tourismusbüros naturgemäß fern, was für den Langstreckenradler manchmal sehr lästig ist, weil man nie Informationen über die Departementsgrenze hinaus bekommt.
Diese voie verte beginnt in Châlon.  Praktischerweise müssen wir nun 15km  auf der D 981 fahren, um bei Givry auf die Trasse zu stoßen. Das geht sehr gut. Anders als ein Flussradweg geht es hier natürlich auch die Hügel hinauf und herab. Aber alles so moderat, wie es nur eine Eisenbahntrasse bieten kann. Da kann man nebeneinander fahren und sich unterhalten oder auch nur gemeinsam die Landschaft genießen, die hier außerordentlich schön ist. Mal durchquert man einen Wald, mal ist man auf einem Damm und schaut hinab auf die Landschaft mit seinen Weinbergen.


Der ehemalige Bahnhof in Buxy hat seinen ursprünglichen Charakter erhalten, beherbergt jetzt aber ein Tourismusbüro. Hier machen wir Halt für unser Picnique.
Später fahren wir an Taizé vorbei und landen dann am späten Nachmittag in Cormatin – einem sehr schönen Ort mit einem Schloß und einem Park drumherum wie aus einem englischen Landschaftsfilm. Auch der Zeltplatz ist schön gelegen.



Hier geparkte Busse aus fernen europäischen Ländern zeigen an, dass das Pilgerzentrum Taizé nahe ist.

11. Tag
von Cormatin  nach Mâcon, 45km
Heute ist unser letzter Tag. Die voie verte soll angeblich nur bis Cluny gehen, aber eingetragen in meine Karte ist noch ein Tunnel und danach die Abfahrt nach Macon. Das klärt sich dann später: beim Bau der Schnellstrecke für den TGV ist die alte Trasse, die Zufahrt zum Tunnel, teilweise zerschnitten und zerstört worden, aber der alte, 2km lange Tunnel unter der Passhöhe existiert noch. Also geht es – von der TGV-Strecke zu Umwegen gezwungen -  auf kleinen Wegen zum Tunnel. Und da wird es plötzlich ganz heftig auf unserer Genusstour: die kleinen Wege sind so steil, dass wir nur mit Mühen hoch kommen. Keine freundliche Serpentine mildert den Anstieg. Dann aber einmal angekommen am Tunneleingang, braucht man sich bis Mâcon eigentlich nicht mehr anzustrengen.(In der Wintersaison ist der Tunnel ist geschlossen wegen der Fledermäuse, die darin ihren Winterschlaf halten.) 


Eine eigenartige Atmosphäre und Kühle herrscht hier im Tunnel. Der Weg geht ab Tunnelausgang  immer abwärts auf der alten Trasse. Man kommt an Schlössern vorbei und später durchquert man Felder mit berühmten Weinlagen.


So fahren wir nach dem Ende der Trasse vor den Toren der Stadt ins Zentrum hinein und lassen uns im Office de Tourisme ein Hotel nachweisen - praktischerweise nahe dem Bahnhof, weil wir morgen unsere Heimreise antreten wollen.
Den Nachmittag verbringen wir, indem wir durch die Stadt bummeln,  die Promenade an der Sâone ablaufen, noch einen letzten Pastis trinken und zum Abend uns noch ein großes französisches Menü auf einer Außenterrasse gönnen. Noch einmal ein Bilderbuchabend, der vertont wird von den Mauerseglern, die in der Dämmerung kreischend über die Dächer fliegen.

12. Tag
Rückreise
Die Rückreise über Lyon und Genf haben wir schon mehrfach gemacht.  Morgens setzen wir uns also erst einmal in den Zug von Macon nach Lyon. Es ist immer ein wenig aufregend, wie sich der Fahrradtransport gestalten wird, da man bei der französischen Bahn nie weiß, wo der Zug zum Halten kommen wird und wo man die Räder einladen kann. Da in Mâcon kein Betrieb ist, ist das kein Problem. Das ändert sich dann eine Stunde später in Lyon: es ist Samstag Mitte August. Das ist der Hauptrückreisetag aus den Sommerferien in Frankreich.  Der Bahnhof in Lyon ertrinkt in Menschenmassen, und die zusätzlichen Ordner werden ihrer kaum Herr. Auf dem schmalen Bahnsteig wieder das gleiche Problem: wo sollen wir uns aufstellen? Dazu erhält man entweder keine oder falsche Informationen. Und so kommt es, wie es kommen muss: alle Urlaubermassen finden Platz im Zug, nur wir mit unseren Rädern nicht, weil wir falsch standen. Nicht, dass wir nicht mehr reingepasst hätten, aber die Massen haben mit ihrem Gepäck die Eingänge verstopft. Dem Ordner auf dem Bahnsteig tut das echt leid. Er tröstet uns mit dem nächsten Zug in zwei Stunden und dass er persönlich dafür sorgen will, dass wir Platz finden.
Für uns war das zwar ärgerlich, aber es hat  keinen Einfluss auf den Reiseverlauf, weil ich genügend Zeit eingeplant habe für die Umsteigerei. Theoretisch könnten wir auch vier Stunden später fahren und in Genf könnten wir auch einen noch späteren Zug nehmen.
Nach zwei Stunden sind wir also im Zug nach Genf,  haben dort fast 3 Stunden Aufenthalt und fahren weiter nach Basel, wo wir dann auch noch mehr als zwei Stunden Aufenthalt haben. Diese Zeitpolster geben einem Ruhe und Gelassenheit.  Man muss das langsame Reisen mit der Bahn einfach als Teil des Gesamten betrachten und nicht als lästiges Hindernis.  Die Zeit kann man nutzen, um die Stadt zu  besichtigen oder im Café zu sitzen.
So steigen wir dann in Basel beruhigt in den Nachtzug in unser Zweierschlafabteil und sind dann morgens in Hamburg zurück.
          

Zwei weitere Filme aus dem Sommer 2014, fast die gleiche Strecke!
Weitere Fotos und Berichte unter dem Blogbeitrag:

von Basel nach Perpignan

          


          

 
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