Reisetagebuch / Juni 2011 / Video dazu auf der Videoseite
An Saale und Elbe
An einem Montagmorgen mache ich mich
auf, Johannes in Saalfeld zu treffen. Er hatte mir die Wahl gelassen, welchen
Abschnitt seiner großen Radtour ich begleiten wollte. Ich habe ein kleines
Zeitfenster von 6 Tagen, er dagegen hat als Rentner alle Zeit der Welt.
Zur Auswahl stand: Tauberradweg, Mainradweg und Saaleradweg.
Für mich war die Sache schnell klar: an die Saale mit dem nördlichsten
Weinbaugebiet Europas Saale-Unstrut wollte ich schon immer mal. Und Johannes
richtete es so ein, dass es in mein Zeitfenster passte.
Also stehe ich morgens früh an einem Junimontag auf dem
Hamburger Hauptbahnhof und besteige meinen Zug nach Göttingen, wo ich dann
umsteigen muss.
Kaum im Zug führt mich mein Weg in den Speisewagen:
Frühstücken!
Nicht, dass das so ein herausragendes kulinarisches Erlebnis
wäre – das ewig Gleiche in mittlerer Qualität - , aber dieses Dahingleiten
durch die Landschaft bei einem gemächlichen Frühstück, abwechselnd Blicke in
die Landschaft und in die Zeitung werfend: das wird mir nicht über, sondern
begeistert mich immer wieder.
In Göttingen wird also umgestiegen, hinter Jena auch noch
einmal: es ist immer wieder stressig herauszubekommen, wo man sich auf dem
Bahnsteig mit seinem bepackten Fahrrad aufstellen muss, um den Zug bequem
besteigen zu können.
Und dann wird es schon mittelgebirgig: links und rechts
wachsen Berge heran und engen das Tal ein. Spannend! Ich muss zugeben, dass ich
noch nie im gebirgigen Teil des deutschen Ostens Fahrrad gefahren bin. Also auch ein Premiere.
Um 13.47 Uhr komme ich in Saalfeld an. Johannes steht schon
– von Bayreuth kommend - vor dem Bahnhof und wartet auf mich. Das hat schon mal
geklappt!
1.Tag:
Saalfeld – Jena (56 km)
Und dann geht’s los. Der Bikeline Radführer Saaleradweg
leitet uns. Ab Saalfeld bleibt der Weg flach: es verspricht wieder, eine
Genusstour zu werden. Unser Ziel heute:
56km nach Jena. Da wir erst mittags los sind, müssen wir zügig fahren.
Aber das Hotel für den ersten Abend haben wir uns schon telefonisch gesichert...
Um die Schönheit des Saaletals zu preisen, gibt es
Berufenere. Links und rechts erhebt sich die Landschaft und wir und der Fluss
sind zwischen den Talkanten in schönstem Grün. Auf den Talkanten sieht man hier und da herrschaftliche
Gebäude und Burgen. Die Geologie des Saaletals ist etwas ganz besonderes. Dies
ist in unserem Bikeline-Radführer gut beschrieben.
Außerhalb der Orte hört man
nur das Gezwitscher der Vögel. Der Weg ist weitgehend in gutem Zustand.
Abends in Jena schaffe ich es noch, meine Pedalen
austauschen zu lassen, da der Stahl der rechten merkwürdigerweise durchgerissen
ist. Das klappt gut; aber der Fahrradhändler muss mir noch was vom Pferd
erzählen: er muss mein Fahrrad schlecht machen und diejenigen, die er verkauft,
in den Himmel heben: es ist also so wie es meistens ist mit den
Fahrradhändlern....
In Jena laben wir uns abends in der Altstadt in einem urigen
Restaurant unter freiem Himmel: Wir bestellen schon mal einen Saalewein dazu.
Unser Steak wird mit einer Garnitur aus Salat mit Sprossen serviert; und das,
wo in ganz Deutschland gerade Sprossenalarm ist!!
2.
Tag: Jena – Naumburg
(51 km)
Der nächste Tag führt uns nach
Naumburg, wieder an vielen Burgen vorbei.
Dort beginnt auch das Weinbaugebiet. Herrliche Aussichten haben wir:
hinter den bereits grünen Rapsfeldern leuchten rote Streifen von Klatschmohn.
Man hat fast den Eindruck, dass die angelegt sind. Und weiter dahinter der
erste Weinberg mit seinen pittoresken Häuschen.
Wir können uns gar nicht satt sehen und machen doppelt und
dreifach Fotos.
Für Naumburg haben wir uns schon tags zuvor ein Zimmer in
einem etwas besseren Hotel mit hoffentlich anspruchsvoller Gastronomie
gesichert. Dort kommen wir am frühen Nachmittag an und könnten unser Gepäck
abpacken: dann machen wir noch einen Ausflug in Unstruttal nach Freyburg.
Wir durchfahren das Grün einer Saaleschleife und treffen auf
die Fähre Blütengrund an der Mündung der Unstrut in die Saale. Sie bringt uns
ans andere Ufer.
Auf Schleichwegen geht es nun nach Freyburg. Immer wieder
schön: die Weinberge. Freyburg selbst ist angehübscht, wirkt aber so unbelebt
wie ein Sanatorium. Wir fahren den gleichen Weg zurück und finden, dass es
jetzt langsam an der Zeit ist, das Abendessen zu bestellen.
Dass wir beide Schlemmer sind, ist - so glaube ich – schon einigermaßen deutlich geworden bei
der Beschreibung der Reise „Deutschland für Flachlandradler“.
Und tatsächlich erfüllt das Essen unsere Erwartungen. Aber
noch besser ist unsere Weinentdeckung: ein Riesling von der Unstrut vom Weingut
Pavis.
( Jetzt noch – während ich dies schreibe – hängt mir der Geschmack nach! Zurück in Hamburg habe ich mir erst einmal einen 12er Karton davon bestellt: ein schöner, leichter und doch charaktervoller Sommerwein – gut für den Balkon!)
( Jetzt noch – während ich dies schreibe – hängt mir der Geschmack nach! Zurück in Hamburg habe ich mir erst einmal einen 12er Karton davon bestellt: ein schöner, leichter und doch charaktervoller Sommerwein – gut für den Balkon!)
3.
Tag: Naumburg – Halle (60 km)
Da Johannes an Main und Tauber ein
paar Mal Pech gehabt hatte mit der Quartierfindung, bestellen wir unser
nächstes Quartier immer am Abend vorher - immer den Radführer konsultierend.
Die Strecke ist immer noch schön und das Wetter warm und sonnig. Nach Weißenfels weitet
sich das Tal.
Dann aber - Richtung Halle - drohen in der Ferne Unwetter. Wir haben das Gefühl, dass wir uns sputen müssen, um einen Unterstand zu finden; aber irgendwie schleichen die Unwetter um uns herum: wir sind Glückskinder. Zuhause in Hamburg stehen Unterführungen unter Wasser: so viel Regen kommt da herunter.
Dann aber - Richtung Halle - drohen in der Ferne Unwetter. Wir haben das Gefühl, dass wir uns sputen müssen, um einen Unterstand zu finden; aber irgendwie schleichen die Unwetter um uns herum: wir sind Glückskinder. Zuhause in Hamburg stehen Unterführungen unter Wasser: so viel Regen kommt da herunter.
Der Weg führt uns durch Merseburg und verschont uns weitgehend mit den
Industriegebieten von Leuna. Natürlich muss man sich
dann noch durch die Vorstädte (Halle Südstadt) kämpfen.
Eigentlich hatte ich mir von Halle nicht viel versprochen
und bin deswegen umso angenehmer überrascht: ein zauberhafter, geschlossener
Altstadtkern mit vielen heruntergekommenen, aber ebenso vielen sehr hübsch
hergerichteten Häusern; mit Straßenbahnen, die durch das Zentrum rattern,
unangestrengten Fußgängerzonen und urigen Lokalen in den gewundenen Nebenstraßen: eine
schöne Stadtsilhouette.
Unser Hotel weist uns im Nebengebäude ein eigenes
Appartement zu: herrlich, so unabhängig zu sein! So macht Urlaub Spaß!
4.
Tag: Halle - Bernburg (61 km)
Wir hatten die letzten Tage sehr viel
schöne Landschaft gehabt. Meine Erwartungen waren erfüllt worden und ich
dachte, jetzt käme langweilige Agrarlandschaft: weit gefehlt! Es geht idyllisch
weiter!
Schon die Stadtausfahrt aus Halle nach Norden, entlang der
Saale, geht durch eine Art Stadtpark: wunderschön! Kleine Felsdurchbrüche
säumen den Weg.
Bei Brachwitz
kommt die erste kleine Autofähre über die Saale – immer wieder eine pittoreske
Szene.
Wir befahren jetzt den Naturpark Unteres Saaletal. Dieses Gebiet hat
nicht ganz so hohe Steilkanten,
aber die Saale musste sich im Laufe der Jahrtausende noch durch
beträchtliche Anhöhen „hindurchfressen“.
Und es gibt auch weiterhin Burgen, die die Talkante säumen.
Und dazwischen einsame, idyllische Wege, teilweise sehr
schön für die Radfahrer hergerichtet. Das macht Spaß und lässt sich gut fahren.
In der Gaststätte Georgsburg bei Könnern machen wir unsere Mittagspause.
Bernburg ist eine zweigeteilte Stadt mit einem flachen Teil
(Talstadt) und einem östlichen, ansteigenden Teil, wo auch das Schloss
liegt. Und dazwischen liegt die Saale. Es gibt eine schöne
Fußgängerbrücke in der Mitte, die die Teile verbindet. Hier kann man nett bei
einem Eisbecher sitzen und auf den Fluss schauen.
5.
Tag:
Bernburg
– Barby (30 km) – Alt Prester bei Magdeburg (35 km)
Heute nähern wir uns der Mündung der
Saale in die Elbe. Hier wird es jetzt einsam. Eine letzte Gierfähre führt uns
auf die Straße nach Barby, wo wir uns eine Erfrischung gönnen.
Und dann kommt
schon gleich die nächste Fähre, diesmal über die Elbe.
Jetzt folgen wir dem Elberadweg.
Die Elbe: ein fantastischer Fluss mit sehr weiten, grünen
Auen.
Manchmal geht der Radweg in diesem Abschnitt auf der Deichkrone -
teilweise etwas ruppig - oder wir fahren fernab der Straße einsame Wirtschaftswege
in den Auen.
Ein Geestrücken muss auf der Straße durchfahren werden. Ein
Schloss – von weitem prächtig aussehend – erweist sich aus der Nähe als eine
einsturzgefährdete Ruine.
Und so laufen wir in Alt Prester ein: ein Vorort von
Magdeburg. Unser Hotel liegt direkt am Radweg: wir fahren von der Deichkrone
direkt in den Garten und bekommen ein schönes Zimmer mit Blick in die weiten
Auen.
Hier stehen uralte, mächtige Eichen und Weiden, die stark genug sind,
Hochwasser zu überstehen. Kein Motorverkehr stört die Idylle. Wir gehen ein
wenig spazieren und entdecken eine von Schinkel gebaute kleine Kirche. Sie ist entwidmet und dient jetzt als
Restaurant: eine skurrile Location, die wir ausprobieren müssen. Wir sitzen bei
schönstem Wetter im Gastgarten, genießen das abendliche Zwitschern der Vögel
und lassen uns es gut gehen. Beim Zubereiten der Speisen müssen sich die
Betreiber der Restaurantkirche allerdings noch ein bisschen mehr anstrengen:
den Teller übervoll zu füllen und noch allerlei bunte Früchte dazu zu legen
reicht leider nicht....
6.
Tag: Alt Prester – Tangermünde (ca 65 km)
Am nächsten Morgen starten wir
Richtung Magdeburg. Der Weg führt angenehm immer an der Elbe entlang durch die
Stadt. Kurz zucken wir, ob wir in die Innenstadt fahren sollen und eine
Besichtigungstour starten sollen, entscheiden uns dann aber dagegen.
Der Elberadweg führt erst auf Wirtschaftswegen durch Felder,
überquert den Mittellandkanal und läuft später auf Landstraßen, bevor er wieder
in das Deichland abbiegt.
Heute haben wir Gegenwind, was sehr ermüdend ist.
Gegen Mittag sind wir in Tangermünde, einem sehr hübschen,
historischen Städtchen.
Wir beschließen, von hier mit der Bahn nach Hause zu fahren.
Es reizt mich, von Tangermünde einfach dem Elberadweg weiter zu folgen (sehr schöne Strecke!!) und somit per Muskelkraft in Hamburg einzulaufen. Leider habe ich keine Zeit dafür. Die Arbeit ruft!
Wir beschließen, von hier mit der Bahn nach Hause zu fahren.
Es reizt mich, von Tangermünde einfach dem Elberadweg weiter zu folgen (sehr schöne Strecke!!) und somit per Muskelkraft in Hamburg einzulaufen. Leider habe ich keine Zeit dafür. Die Arbeit ruft!
Eine Zubringerbahn bringt uns nach Stendal, wo unser Zug
(mit Umsteigen in Uelzen) nach Hamburg bald einläuft.
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