Reisetagebuch / Juni 2010 Video dazu auf der Videoseite
Inselhopping in Dänemark
Eine kleine Radreise mit dem
Zelt, zu einem schnell zu
erreichenden Ziel
Was macht man, wenn sich plötzlich mitten im
Juni ein kleines Zeitfenster auftut, der Radelpartner Klaus willig ist,
etwas zu unternehmen, und das
Wetter sommerlich zu werden scheint?
Fahr´n wir
mal nach Dänemark, Dänemark, Dänemark...
1.
Tag: Flensburg - Sönderborg (Als) (48 km)
Von Hamburg ist man mit dem Zug sehr
schnell am Ziel: einfach in den Nahverkehrszug eingestiegen und in zwei Stunden
ist man in Flensburg. Dort hat man eine schöne Stadtdurchfahrt an der Förde und
kurz hinter dem Ortsausgang bei Kupfermühle ist man schon in Dänemark; auf dem
dänischen Ostseeradweg. Die
Beschilderung ist hervorragend.
Als Begrüßung ist man dann kurz hinter der Fußgängerbrücke
auf einer wunderschönen, romantischen Strecke: ein Stück bewaldete Steilküste,
auf dem der sogenannte Gendarmenstien läuft. Hier muss man doch tatsächlich
auch einmal einen Hang hochschieben.
Leider geht es nicht ewig so romantisch weiter. Man kommt dann auf eine Fördeküstenstraße, die aber einen so breiten Randstreifen hat, dass man sicher und bequem radeln kann. In der Ferne verschwindet die Silhouette Flensburgs.
Leider geht es nicht ewig so romantisch weiter. Man kommt dann auf eine Fördeküstenstraße, die aber einen so breiten Randstreifen hat, dass man sicher und bequem radeln kann. In der Ferne verschwindet die Silhouette Flensburgs.
Nach ca 1,5 Std Radfahrt kommen rechts die Ochseninseln
in Sicht und links der erste Hot-Dog-Imbiss!
Und da es gerade anfängt zu regnen (die Schönwetterzone hat
sich noch nicht so ganz etabliert!) machen wir hier Stopp. Inzwischen haben wir
auch Hunger. Der Begrüßungs-Hot-Dog muss sein, trotz der fetten Mayonnaise
darauf. Dann schauen wir uns an und finden, dass es unbedingt noch ein zweiter
sein muss! Aber das nicht zu Hause erzählen!
(Als ich neulich einmal einen Dänemarkvortrag von ähnlich
gesinnten Radreisenden sah, war eines der ersten Fotos, die gezeigt wurden,
genau dieser Imbiss!! Da musste ich schmunzeln!)
Und dann geht die Fahrt weiter. Die Radwegebeschilderung
sorgt für einen zweifelsfreien Verlauf.
Und wenn es Unsicherheiten gibt, haben wir noch den Bikelineführer
Östersöenradweg dabei.
Am Nachmittag kommen wir in Sönderborg an: eine schöne Stadt
an dem Sund, der das Festland Jütland von der Insel Als trennt.
Und wir haben
Glück: im Hafen gibt es ein Treffen von Oldtimersegelbooten. Da haben wir ordentlich was zu schauen! Dazu gibt es vor der alten Festung am Hafen
Ritterspiele zu Pferde in alten Gewändern!
Wir können uns gar nicht satt sehen.
Dann fahren wir noch auf dem Radweg an der Wasserlinie um
die Stadt herum: am Ausgang der Stadt befindet sich der Campingplatz – wie
immer in Dänemark gepflegt und gut ausgestattet.
Gegen Abend dann fahren wir zurück zur Hafenmeile und gucken
uns ein Restaurant aus.
Es ist trotz Juni eigentlich zu kühl zum draußen
Sitzen. Wir wagen es trotzdem: die Sonne scheint so golden durch die Wolken, der
Wind klappert und klingelt ein
unendliches Lied mit der Takelage der vielen Segelboote, dann kommt noch ein ambulanter Chor
vorbei und singt vocale Arrangements von Popsongs: das alles bringt uns so richtig in
Ferienstimmung. Das gute Essen und die hervorragende Flasche Riesling aus dem
Elsass hilft natürlich auch dabei.
2.
Tag: Sönderborg – Aerösköbing (Aerö)
(60 km)
Am nächsten Morgen ist das Zelt innen
nass: es war nachts empfindlich kalt geworden und das Kondenswasser schlug sich
an der Innenseite des Außenzeltes nieder. Aber das ist kein Problem: der Tag
soll schön werden. Das Zelt kann später trocknen. Also wird nur kurz geschüttelt und eingepackt.
Frühstück gibt es am Kiosk an der Rezeption. Ich habe mich schon auf die
dänischen Blätterteigbrötchen gefreut (die heißen ungefähr so: Tebirkes). Guter Kaffee, Butter und Marmelade auf
die Brötchen: herrlich! Und was hat man für einen Hunger, wenn man so viel an frischer Luft ist!!
Unsere Route führt uns noch eine Weile am Wasser entlang,
bevor wir ins Landesinnere abbiegen und auf Nebenstraßen Fynshav erreichen. Das
ist neu in diesem Jahr: die Fähre nach Aerö fährt nicht mehr ab Mommark,
sondern ab Fynshav. Mittags sind wir dort und suchen uns ein Café: schwierig.
Gehen die Dänen nicht ins Café?
Wir treiben uns am Fähranleger herum und bemerken, dass wir
doch nicht so lange auf eine Abfahrt warten müssen wie wir dachten.
Ich liebe diese Unterbrechungen einer Radtour: eine
Fährfahrt ist, als wenn die Zeit angehalten wird oder langsamer geht. Langsam
verschwindet das eine Land....
....und das neue taucht dann irgendwann auf. Erst ist es
ganz klein und wird dann immer größer und konkreter. Und dann ist man da!
In diesem Fall in Söby auf Aerö. Ich war schon viele Male
auf Aerö: von den dänischen Inseln, die ich kenne, ist sie die Schönste!
In Söby geht der Radweg küstennäher -unterhalb der einzigen
Hauptstraße, die auf dem Inselrücken liegt. Man kommt in etwas, was man die Aerö´schen
Alpen nennt. Nomen ist hier Omen: es geht auf und ab! Man schwitzt - das aber in
schönster Landschaft, mit einem traumhaften Ausblick auf den Südfünischen
Inselgarten. Diese Insel ist in ihren versteckten Dörfern weit ab vom Gebrause
des Weltgeschehens. Und diese Ruhe teilt sich einem mit, wenn man durch die
Landschaft radelt.
In Borgnaes gibt es dann eine lange und sanfte Abfahrt in den
flachen Teil Ärös, der eigentlich ein trockengelegter Sumpf ist. Der Weg nach Aerösköbing steigt dann wieder einen kleinen Geestrücken hoch.
Der Zeltplatz ist gut geführt und hat schöne, durch Hecken
abgeteilte Wiesenstücke. Jetzt – Mitte Juni – ist hier noch Vorsaison und es
ist noch ganz leer.
Auch die Stadt – pittoresk wie aus einem Märchen von
Hans-Christian Andersen - ist wie ausgestorben.
Von meinen vorherigen Besuchen
kenne ich sie nur mit Massen von Tagestouristen, die sich durch die Gassen
wälzen. Und dazu kamen immer noch die vielen Segler, die hier gern Station
machen.....
Jetzt – wie gesagt – ist die Stadt ganz leer. Die
Sommersaison scheint in Dänemark sehr kurz zu sein.
Wir kaufen im Supermarkt ein, weil wir heute auf dem
Zeltplatz kochen wollen.
Abends machen wir ein Ausflug zur Landzunge an den berühmten
Strandhäuschen vorbei.
Das Wetter ist schön. Wir starten Richtung Marstall, dem Fährhafen nach Langeland. Dazu müssen wir noch einmal einen Geesthang hoch mit einer erneuten Abfahrt Richtung Ommel.
Hier sind wir auf den
Nebenstraßen wieder ganz allein.
Farbenprächtige Blumen blühen auf den Feldern. In der See spiegelt sich das intensive Blau des Himmels.
Farbenprächtige Blumen blühen auf den Feldern. In der See spiegelt sich das intensive Blau des Himmels.
Marstall ist ein
schöner, kleiner Hafenort – früher einmal neben Kopenhagen der wichtigste und
größte Schiffsheimathafen von Dänemark. Aerös Seeleute waren auf der ganzen
Welt bekannt.
Jetzt ist hier nicht mehr viel los.
Die kommt in Rudköbing an. Auch ein schöner Ort mit einer kleinen Einkaufsmeile mit
kleinen Geschäften.
Kurz sieht es so aus, dass wir die Reise abbrechen
müssen, weil in Hamburg in meinem Betrieb ein Krankheitsfall eingetreten ist
und ich zurück muss. Unser Ziel war eigentlich der Campingplatz in Ristinge, in
dessen Richtung wir uns schon bewegen, als der Anruf kommt. Wir kehren also um,
um über die große Langelandbrücke nach Fünen zu kommen und eine Bahnverbindung
zu erwischen.
Auf der Rampe zur Brücke kommt die erlösende Nachricht, dass
zuhause ein Ersatz gefunden worden ist und ich in Dänemark bleiben kann. Also
umgedreht und umgeplant: jetzt quer über die schmale Insel nach Spodsbjerg mit seinem
Zeltplatz. Auch hier ist Vorsaisontristesse – und das bei schönstem Wetter.
Abends sitzen wir im provinziellen Spodsbjerg-Badehotel im
Biergarten und feiern den glimpflichen Verlauf dieses Alarmanrufs nordisch-stilvoll mit reichlich
dänischem Bier und Aquavit.
4.
Tag: Spodsbjerg – Maribo (Lolland) (60km)
Lolland ist superlangweilig. Diese
Behauptung wurde mir mehrmals um die Ohren gehauen. Ich möchte das Gegenteil
beweisen und schlage vor, dass wir über den Norden von Lolland fahren: da ist
es etwas hügeliger und dadurch – wie ich vermute – interessanter und belebter
als im superplatten Süden.
Um es vorweg zu nehmen: der Beweis ist mir nicht gelungen!
Aber der Reihe nach:
Nach dem sehr guten Frühstück in der Rezeption des
Zeltplatzes stehen wir am Fähranleger und warten auf die Fähre. Diese Fähre
fährt ziemlich oft, weil die Route eine wichtige Trans-Dänemark-Verbindung ist.
Sie kommt in Tars an, welches in der Nähe von Nakskov liegt:
hierhin geht es erst einmal. Hot Dogs auf dem Marktplatz, Kaffee in der
Fussgängerzone. Dann fahren wir Richtung Bandholm und danach nach Maribo. Das Wetter ist wunderbar, aber die
Gegend trotz Hügel langweilig, dazu keinerlei touristische Infrastruktur wie
z.B. ein Café in Sicht.
Als der Pausendurst immer größer wird, tröste ich meinen
Mitradler: spätestens in Bandholm werden wir was finden! ......aber Fehlanzeige!
Das große Hotel vor der Mole ist jetzt kein Hotel mehr,
sondern beherbergt die Mitglieder einer Sekte; und keine anderes Café in
Bandholm! Verflixt! Was machen die Dänen nur!!
Also weiter Richtung Maribo.
Maribo ist ein hübsches Städtchen, mit einem alten Dom und
einem Stadtpark mit großem See, an dem auch der Zeltplatz malerisch liegt.
Wir
haben inzwischen so großen Hunger, dass wir noch vor dem Zeltaufbauen in der
Fussgängerzone eine Pizzeria aufsuchen. Wir gucken uns für den Abend schon mal
eine Kneipe aus.
Abends dann zurück in Maribocity entdecken wir, dass alle
Geschäfte, Restaurants und Kneipen um 18.30 Uhr schließen. Huch! Wieso denn
das? Was machen denn die Dänen nach 18 Uhr? Immer brav zuhause?
Gott sei Dank gibt es im Stadtpark noch ein besseres Hotel,
das eine einladende Terrasse mit Blick auf den See hat. Dort setzen wir uns hin
und haben dann doch noch einen sehr schönen Abend.
5.
Tag: Maribo – Rödbyhavn (25km)
Heute geht es wieder nach Haus . Hinter
dem Stadtpark geht die Route nach Süden, die bald auf einer alten
Eisenbahntrasse verläuft bis kurz vor dem Fährhafen. Der Untergrund dieser
Trasse ist nicht besonders hergerichtet; aber immerhin fährt man abseits des
motorisierten Verkehrs.
Am Fähranleger fühlt man sich als Radfahrer klein und
verletzlich: so dominant ist die Abfertigungsanlage dieses Fähranlegers auf
dieser Verbindungsstrecke vom Inselreich Dänemark nach Festlandeuropa!
Aber wir werden herausgewinkt und fahren - an der Auto- und Lastwagenschlange
vorbei - als Letzte eine riesige, gewundene Rampe hoch. Unmittelbar darauf schließt die
riesige Heckklappe und die halbstündige Fährfahrt nach Fehmarn (Puttgarden)
geht los.
Dort angekommen setzen wir uns in den Regionalexpress und
mit einmal Umsteigen in Lübeck sind wir in 2,5 Stunden wieder in Hamburg.
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