Reisetagebuch / Sommer 2003
Nachtrag 2014: Ich habe den Track aus dem
Gedächtnis nachgetragen; an der slowenischen Drau dann - abweichend vom Reisebericht - auf der südlichen
Seite des Flusses.
Der
Track ist in der Dropbox unter dem Titel Wien-Venedig und geht von Neusiedl bis
Arnoldstein. Danach kann man auf den Track von Salzburg-Venedig zurückgreifen,
ebenfalls in der Dropbox.
Link
zur Dropbox unter „Kontakt“.
Von Wien nach Venedig
Eine
Radreise entlang der Grenze
Österreichs in die oberitalienische Ebene
Österreichs Tourismus setzt voll auf die Radfahrer. So finden sich im
Land viele regionale und überregionale Radwege. Es gibt keinen Fernradweg von
Wien nach Venedig, aber ich habe immer wieder Teile von Fernradwegen in diese
Strecke eingebaut. Die Route
entlang der östlichen und südlichen Außengrenze Österreichs führte mich durch
drei wunderschöne Weinbaugebiete, durch Kärnten an der Drau und Gail entlang, am Dreiländereck zum Übergang ins
italienische Kanaltal. Von da war es nicht mehr weit nach Venedig.
Ankunft
Morgens komme ich in Wien an. Das superpreiswerte
Sommerangebot im Euronight mit seinem Gepäckwagen gestattete mir ein
komfortables Hotel in der Innenstadt. Beim Frühstück auf der Hauptflanierstraße
Wiens sehe ich immer mal wieder Pärchen oder kleine Gruppen von Radfahrern mit
vollem Gepäck, die offensichtlich den Donauradweg verlassen haben, um ihr Hotel
oder den Bahnhof zu suchen. Man fühlt sich ein bisschen unter seinesgleichen.
Eine Erkundung Wiens mit dem Fahrrad wird einem leicht gemacht: überall sind
kleine Radwegweiser, die den Radfahrer auf Nebenstraßen und Radwegen zu
innerstädtischen Zielen weisen: man fühlt sich als Radfahrer in Wien
willkommen.
Abends fahre ich mit der Straßenbahn nach
Grinzing. Ein schönes Erlebnis, obwohl es natürlich nicht mehr das echte Leben ist
hier, sondern ein inszeniertes Touristenevent. Am nächsten Tag, den ich auch
noch in Wien verbringe, fahre ich wiederum mit der Straßenbahn Richtung
Wienerwald und laufe 5 Stunden auf dem Höhenkammweg des Wienerwaldes.
Ein schöner, schattiger Weg mit immer wieder grandiosen
Ausblicken. Ein Aussichtsturm auf der größten Höhe verhilft zu noch größerer Übersicht
zu beiden Seiten. Und am Ende auf dem Leopoldsberg ein Gartencafe mit
Aussicht über die Donau, für das sich die weiteste Anreise lohnt.
Nachtrag 2017: Das Terrassencafé ist seit einigen Jahren leider geschlossen
1. Tag (65km)
von Neusiedl nach Deutschkreutz
Aus Großstädten herauszufahren ist meistens
nicht ein so tolles Erlebnis. Deshalb nehme ich die Bahn und lasse mich nach
Neusiedl am See kutschieren. Und hier treffe ich gleich auf den Rundradweg
Neusiedler See. Gleichsam wie im Rausch folge ich dem ebenen Radweg mit schönstem
Blick auf See und Landschaft. Gefährlich sind nur entgegenkommende
Radfahrergruppen, die – im Gespräch vertieft – den Gegenverkehr erst sehen,
wenn es fast zu spät ist. Hier hilft nur eifriges, prophylaktisches
Klingeln oder Rufen. In Illmitz nehme ich die Fähre nach Mörbisch. Das ist im
Zeitalter der offenen Grenze nicht nötig, aber eine schöne Sache, die ich mir
nie entgehen lasse.
Von Mörbisch fahre ich durch den
ungarischen Sopronzipfel in idyllischer Weinbaulandschaft zum Ziel meines
heutigen Tages : Deutschkreutz, im Land der Blaufränkisch-Traube. Hier-
auf den letzten sanften Hügelchen der Alpen, bevor es in die große,
pannonische Ebene geht - wächst die Blaufränkisch-Traube. Diese ergibt einen
Wein- entfernt nach Kirschen duftend- der anfangs etwas gewöhnungsbedürftig
ist, mit jedem Glas aber das Verlangen steigern lässt. Nur die Vernunft lässt
den Radfahrer die Menge begrenzen, da der nächste Tag ja auch wieder Hügel
bringen soll.
Das schöne an einem Weingebiet sind die Unterkünfte und die
vielen, rustikalen Buschenschenken, die einem das Gefühl geben, dass man
willkommen ist. Und meist kann man noch mit dem Winzer selber ein wenig
fachsimpeln über Land, Leute und den Wein. Leider bzw zum Glück kann man auf
einer Fahrradreise keine Vorräte mit in die Heimat nehmen. An diesem ersten
Abend mache ich – weinglücklich- noch einen kleinen Umweg in den
Sonnenuntergang auf dem Rotweinradwanderweg, der mich durch duftende
Felder und Wechselbädern aus noch warmer Luft und schon abgekühlter, nebliger
Luft zu meinem Hotelbett führt. An so einem zauberhaften Abend kann man
das Mikroklima eines Weinbergs körperlich spüren.
2. Tag (95km)
von Deutschkreutz nach Eberau
Morgens ist nicht meine stärkste Stunde. Und
wenn dann am Abend zuvor zwar die Vernunft eingesetzt hat, aber doch ein
Glas zu spät, dann tut die erste Serpentine rüber ins nächste Tal weh! Gut,
irgendwann ist auch die erste Steigung überwunden, auch die zweite, auch die
dritte und dann komme ich langsam in Fahrt. Kurz vor Lockenhaus muss ich
entscheiden: Gümser Berge umfahren oder rauf und runter: ich entscheide mich für
Umfahren via Ungarn und halte mich östlich über Köscek und Szombately. Auch
hier ist ein Radweg auf der Landkarte markiert. Aber hinter Köscek ist die
Strecke öde, ohne touristische Infrastruktur. Aus der schönen Innenstadt von
Szombately finde ich nur nach Irrungen und Wirrungen durch die Vororte meinen
Weg weiter nach Süden. Es ist heiß, kein Cafe, keine Übernachtungsmöglichkeit
weit und breit auf dem platten Land. Ich beschließe trotz der Berge den nächsten
Übergang nach Österreich zu nehmen: Eberau. Und es geht die Sonne auf: 2km
hinter dem Grenzübergang finde ich den Gasthof Buch mit seinem wunderschönen Gästehaus
und dem halbwilden Garten, in dem einem die Pflaumen förmlich in den Mund
fallen. Abends beim Schnitzel in Uhudlerrahmsoße unterrichtet mich der Wirt mit
Leidenschaft über die Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Dazu wird mir auf mein
Nachfragen ein Uhudler-Rosé serviert. Der Uhudler ist eine alte Weinsorte, die
gegen die Reblaus resistent war und eine enorme Süße erreicht, sodass der
daraus gekelterte Wein in kein Weinschema passte. Inzwischen ist er etabliert,
der Alkoholgehalt reguliert und zur Spezialität des Pinkatals kreiert. Ein Wein
mit dem deutlichen Aroma nach Erdbeersaft: ein einfacher Landwein. Die
Erfahrung des heutigen Morgen bremst die Querdurch-Verkostung. Als mir danach
im Garten die Dauergäste – Grenzschützer des Bundesheeres- die Schönheit des
Pinkatales preisen, steht der Entschluss: ich bleibe noch einen Tag.
Gasthaus Buch: http://www.gasthausbuch.at/das-gasthaus-buch/ueber-uns/
Am nächsten Tag erkunde ich das schöne Pinkatal und fahre
nach Eisenberg, einem Weinberg, auf dem die Weingüter wie eine Perlenschnur
aneinander aufgereiht sind und die Keller in den Berg getrieben sind, immer in
Sichtweite der ungarischen Grenze.
Die Grenze ist hier wie ein nicht zuende
gelegtes Puzzle. Die Pinka überquert hier sieben Mal die Grenze. Das liegt
daran, das in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als das Burgenland
zu Österreich kam, hier im Grenzbereich jedes Dorf einzeln über die Zugehörigkeit
zu Ungarn oder Österreich abgestimmt hat. Im Gasthof finde ich ein Buch über
die aufregende Geschichte des jüngsten Bundeslandes Österreichs, welches die
Wirtin noch durch zahlreiche persönliche Details ergänzt.
3.Tag (76 km)
von Eberau nach Bonisdorf
Weiter nach Süden geht die Fahrt über kleine
Berge mit so schönen Hochtälern, dass sich jede Steigung gelohnt hat.
Dann geht es ab nach Heiligenkreuz und im Tal
der Raab nach Jennersdorf.
Weiter südlich geht es im Tal eines Baches
entlang über Windisch Minihof. Der Talschluß wie immer mit steiler Serpentine,
in der man schon mal schieben muss. Auf der anderen Seite in Tauka suche
ich den Gasthof, den ich von früher her kenne: Grenzgasthof Schmugglereck - wie
er früher hieß - 15 Schritte von der Grenze nach Slowenien entfernt. Früher war
hier ein schwer bewachter Grenzübergang, jetzt ist hier gar nichts: das nächste
Haus ist schon im Slowenischen. Der Gasthof steht auf einem Bergrücken von dem
man zu beiden Seiten eine wunderbare Aussicht hat.
4.Tag (90km)
von Bonisdorf nach Gamlitz
Am Morgen nehme ich den neuen Grenzübergang
Bonisdorf nach Slowenien und fahre 20km in einem Flusstal nach Süden, bis ich
bei Bad Radkersburg wieder auf die Österreichseite gehe. Jetzt ändert
sich meine Fahrtrichtung nach Westen. Hier folge ich der Murr und dem
Murrradweg. Ich habe eine schöne Strecke und komme gut voran, der Weg ist gut
ausgeschildert. Horden von Radfahrern mit und ohne Gepäck kommen mir entgegen,
die die letzte Etappe des Murrradweges bis Bad Radkersburg fahren.
Nach 40km erreiche ich Spielfeld und fahre über
Ehrenhausen nach Gamlitz, wo ich mir in der Touristinformation ein Zimmer auf
einem Weingut vermitteln lasse. Jetzt bin ich im dritten Weingebiet, dem südsteirischen
Weinland, auch steirische Toskana genannt. Als ich hier zum ersten Mal war,
fiel mir der Unterkiefer herunter vor Staunen, so schön ist es hier.
Bis zu meinem Zimmer habe ich noch 200 Höhenmeter
zu klettern. 200 Höhenmeter, die sich lohnen, komme ich doch in einem völlig
neugebauten Gästehaus unter, in dem ich erst der 3.Gast bin. Hier sind die
Weinberge so steil (teilweise 60Grad –Lagen) und auf dem Kamm ist gerade mal
Platz für die Straße. Touristenbusse auf der südsteirischen Weinstraße haben Mühe
und müssen langsam fahren.
Dazu gibt es in der Gemeinde Gamlitz einen
Taxiservice der zahlreichen „Konsumationsbetriebe“, die einen kostenlos hin-
und zurückfahren. Da ist man natürlich geneigt, noch ein Gläschen mehr zu
trinken und auch einen Happen mehr zu essen.
Am nächsten Tag ist mein geplanter Ruhetag,
den ich für eine ausgedehnte Wanderung nutze. Hier könnte man sicher eine ganze
Woche bleiben.
Während ich gemütlich wandere, gehen in Graz,
Kärnten und im Kanaltal Unwetter runter, die auch die Straße zerstören, auf der
ich in die oberitalienische Tiefebene fahren will. Aber davon weiß ich in dem
Moment noch nichts. Nachts setzt starker Regen ein, der bis zum nächsten Abend
dauert und mich dann noch einen Tag länger an diesen Ort und an mein Quartier
fesselt. Aber selbst ein Regentag ist in dieser gastlichen Gemeinde kein Problem.
5.Tag (90km)
von Gamlitz nach Ruden
Morgens früh geht es los. Die Ruhetage haben
gut getan: die restlichen 100 Höhenmeter gehen trotz früher Morgenstunde gut
von den Beinen. Die Belohnung in Form der Abfahrt folgt bald. Es ist frisch,
fast braucht man Handschuhe in dieser Morgenstunde. Nach Eibiswald auf
Nebenstraße und dann zum Radlpass hoch wieder nach Slovenien. Das ist der
leichtere Übergang als der Pass bei Soboth über die Korralpe. Schlappe 300 Höhenmeter,
die dann aber mit dem ganzen Gepäck doch recht mühsam werden, so dass ich mich
frage, warum ich das hier eigentlich tue. Kaum aber dass die Abfahrt beginnt,
sind diese Fragen auch schon wieder vergessen. Die Hauptstraße nach
Dravograd ist nervig wegen der vielen Lastwagen, die zu eng an mir
vorbeifahren. Hätte ich neues Kartenmaterial gehabt, hätte ich gesehen, dass
der Drauradweg, auf den ich hier stoße, größtenteils auf Nebenstraßen auf der
anderen Seite des Flusses läuft. In Lavamünd bin ich wieder zurück in Österreich
im Bundesland Kärnten. Hier brauche ich nur dem Drauradweg folgen. Leider
verliere ich die Zeichen und fahre die Hauptstraße. Später erkenne ich, dass
der Weg in diesem Teil mit schönen neuen Plexiglaswegweisern ausgestattet ist,
die aber nur eine Richtung, nämlich flussabwärts, anzeigen. Na großartig! In
Ruden mache ich in einem kleinen Gasthof Station, wo Jäger verkehren. So lerne
ich in den lautstarken Gesprächen auch noch etwas über die Jagd und die Waldökologie
und über die politischen Ansichten der Combattanten.
6. Tag (105km)
von Ruden nach Faak am See
Ich starte in Ruden und finde schöne
Hinweistafeln zum Drauradweg, aber der Weg ist trotzdem schwer zu finden, weil –
wie gesagt – die neue Streckenführung nur in eine Richtung ausgeschildert ist.
Ab Völkermarkt gibt es die alten, eindeutigen Schilder. Der Drauradweg wird
mich heute den ganzen Tag führen. Das bedeutet schöne Streckenführung und
hohes Tempo ohne Verkehr, ein Ausgleich zu gestern. Auf halber Strecke in
Glainach kehre ich im Gasthof Altkärntener Hof zum Mittagessen ein. Das
sollte man sich nicht entgehen lassen: ein wunderschöner Gastgarten, aber auch
innen interessant eingerichtet; dazu eine Wirtin, die bezaubernd schön ist und
dann noch ein Essen für Feinschmecker!
So gestärkt geht es den Drauradweg weiter,
mal auf dem Damm der gestauten Drau, mal im Auenwald. Später wird das Gelände
etwas ruppiger, aber es bleibt idyllisch. Bei Mühlbach verlasse ich den
Drauradweg und biege zum Faaker See ab, muss noch einmal schwitzen und höre überall
ein irgendwie vertrautes Röhren: nein, es sind nicht die Hirsche in zu früher
Brunftzeit, sondern Harleys: zu Hunderten, zu Tausenden. Es ist internationale
Bikerwoche in Faak am See. 30.000 Biker werden erwartet. Da fühlt man sich als
Radler fehl am Platz. In der Pension tröpfeln auch die Informationen zum Canaltal
ein: Die Autobahn ist frei, die Landstraße unpassierbar, die Bahn fährt auf
einem Gleis. Ein Zug, der Fahrräder mitnimmt, fährt nicht von Österreich nach
Italien, aber in Tarvisio fahren vier Regionalzüge am Tag mit Fahrradtransport.
7.Tag (45km plus Bahn)
von Faak nach Gemona
Früh morgens mache ich mich auf nach
Tarvisio. Dies wird mein Alpenübergang. Die Passhöhe habe ich auf der Karte
vergebens gesucht. So ist es denn auch mehr ein Durchlass als ein Pass. Die fälligen
250Höhenmeter sind gut auf die ganze Strecke hinter Arnoldstein verteilt und
lassen sich trotz Gepäck sehr bequem fahren. So einfach habe ich mir die Alpenüberquerung
nicht vorgestellt. Zu Hause heimse ich trotzdem Bewunderung ein.
Der Bahnhof von Tarvisio liegt etwas außerhalb und ist
furchteinflößend: groß, modern, verspiegelt und kein Mensch und kein Zug zu
sehen. Letztlich sind es nur wenige Züge, die hier durchfahren. Ich habe zu
warten und finde mit Mühe das Restaurant: es ist die Kantine für die
Eisenbahner. Immerhin speise ich hier preiswert. Gegen 15Uhr fährt mein Zug. In
Ugovizza und in Pontebba kann man sehen, welche Schäden die Muren am
vergangenen Freitag angerichtet haben. Mir bleibt zwar der Genuss der 5okm
langen Abfahrt durch das Tal versagt, aber im Zug ist es auch ganz schön. In
Gemona steige ich aus und nehme gleich ein Zimmer im Hotel am Bahnhof: Schwupp
bin ich mitten in Italien.
8.Tag (84km)
von Gemona nach Latisana
Mein heutiges Ziel ist Latisana gen Mündung
des Tagliamento - eine Stadt, die vor wenigen Jahrhunderten noch am Meer lag,
jetzt aber im Landesinneren liegt. Ich verlasse mich auf meine 150.000
Karte von Bernd und Freytag und bin verlassen. Ich merke sofort, dass die
Details nicht stimmen. Also heißt es mehr Hauptstraße fahren. Für eine halbe
Stunde nehmen mich ein radelnder italienischer Vater plus Sohn in Schlepptau
und lotsen mich über Nebenstraßen zum nächsten zentralen Ort. Die fahren so
schnell, dass ich mich ordentlich ins Zeug legen muss. Nun fahre ich
Verbindungsstraßen, die aber noch nicht sehr befahren sind. Über die Landschaft
bin ich nicht sonderlich entzückt. Man müsste wohl nach Osten in die Weinberge
fahren, um mehr Idylle zu finden. Aber der Cappuccino schmeckt. Und das Gefühl,
dass imposante Alpenpanorama jetzt im Rücken und nicht mehr vor der Brust
zu haben, erfüllt mich mit Stolz.
In Latisana angekommen, esse ich in einem Café/ Bar am
Platz. Hier, jenseits der Touristenzentren, findet in der Bar echtes
italienisches Leben statt: Man kommt vorbei auf einen Espresso oder einen
Aperitif, unterhält sich lautstark über die Tische hinweg. Herren im Anzug
genauso wie Jungvolk in modischer Freizeitkleidung. Mir gefällt das so gut,
dass ich mein Frühstück am nächsten Morgen nicht im Hotel, sondern wieder in
dieser Bar einnehmen werde. Später am Abend gönne ich mir einen Eisbecher: das
Eis schmeckt so gut, dass ich mich betrogen fühle! Was servieren uns die
Italiener zuhause denn für eine Pampe, wenn sie in Wirklichkeit so ein gutes
Eis machen können!!
9.Tag (85km)
von Latisana nach Punta Sabbioni
Heute ist mein letzter Fahrtag. Da ich nach
25km Hauptstraße genug vom Verkehr habe, wage ich mich auf Nebenstraßen, die in
dieser superplatten Ebene etwas abkürzen sollen. Ich komme schnell voran, aber
die Karte schickt mich wieder in eine Sackgasse. Mit ein wenig Spekulation
finde ich wieder zur Verbindungsstraße, ohne alles wieder zurückfahren zu
müssen.
Mein Ziel ist die vorgelagerte Halbinsel
Cavallino, wo ich per Internet bei Punta Sabbioni ein Zimmer in einem Hotel
gebucht habe, welches 10 Minuten zu Fuß vom Fähranleger entfernt liegt. Ich
komme sehr schnell voran. Ab Jesolo fahre ich wieder die Hauptstraße, was sehr
nervig ist: die Straße ist schmal und alle Busse und Lastwagen zwängen
sich auf dieser einzigen durchgehenden Straße.
Hätte ich es nicht besser gewusst als mein Radreiseführer, wäre mir dies
erspart geblieben. Hinter der Bücke bei Cavallino kann ich endlich auf eine
Nebenstraße abbiegen. Jetzt bin ich schon 13km vor dem Ziel und gönne mir ein
Mittagessen: natürlich Fisch in jeder Form. Das will ordentlich bezahlt werden.
Daran muss man sich gewöhnen: die Preise in der Gastronomie sind hoch und nicht
immer hält die Wirklichkeit, was der Anschein verspricht. Gestärkt komme ich in
meinem Hotel an, wo man nichts von meiner Internetbuchung weiß. In meiner
Radfahrerkluft werde ich argwöhnisch beäugt. Passe ich doch nicht ganz zu der
Klientel, die sonst in diesem Hotel mit seinem Feinschmecker-Restaurant
absteigt. Vor allem stört, dass ich allein bin, weil man dann nicht den Preis für
ein Doppelzimmer kassieren kann. Nun habe ich aber meinen e-Mail Ausdruck
dabei, der es schwer macht, mich abzuweisen, zumal kaum ein Zimmer belegt ist.
Das Zimmer selbst ist schön, aber ich kann mich kaum darin bewegen: so klein
ist es. Im „Doppelbett“ schlafe ich quer, damit die Beine nicht überhängen.
Mein Fahrrad wird über Nacht in der Rezeption geparkt, die eigentlich das
Wohnzimmer der Besitzer ist.
Als ich an meinem letzten Morgen nach vier
Tagen per Pedes und Pedalen durch Venedig und Umgebung etwas eher aufstehe und
das Fahrrad bepacken will, öffne ich die verriegelte Terrassentür. ... und
setzte damit den Alarm in Gang.
kleine Rast am Fondamento Nove
Rush Hour auf dem Canale Grande
Insel Pellestrina
Insel Pellestrina
Insel Murano
Venedig
Insel Lido
Informationen:
Ab / Nach Venedig fliegt Airberlin
nach Hamburg Es gibt einen
Aufschlag für den Fahrradtransport. Das Fahrrad muss vorher telefonisch
angemeldet werden (Informationen
bei der Airline).
In Venedig kann man mit dem Schiff der
privaten Linie Alilaguna direkt zum Airport fahren. Vom Lido kostet die
einstündige Fahrt 10Euro. Für das Fahrrad wollen die Betreiber allerdings noch
einmal 10Euro haben. Die Fahrten mit den kommunalen Schiffen sind preiswerter.
Ich hatte ein 72-Stunden-Ticket für 22 Euro, mit dem ich die ganze Lagune
abgefahren bin. Fürs Fahrrad
(Linie LN und LS) wurde dann pro Fahrt nur ein Aufschlag von 1,50
genommen, mit dem ich auch umgestiegen bin. Nach Venedig selber darf man mit
dem Fahrrad nicht. Aber die vorgelagerten Inseln Lido und Pellestrina lassen
sich mit den Fähren ansteuern, auf denen man gut Rad fahren kann. Es geht ab
Pellestrina sogar noch weiter mit einem Boot nach Chioggia. Die Verbindungen
fahren nach Fahrplan alle 30 bzw 60 Minuten. Die Halbinsel Cavallino hat den schönsten Strand. Die
waldige Rückseite des Strands ist gepflastert mit Campingplätzen.
Nach Wien kann man von Norddeutschland auch
mit dem Billigflieger fliegen (z.B. Air Berlin). Aber hier gibt es auch den
Euronight der Bahn, der einen wunderbaren Gepäckwagen mit Fahrradhaltern hat
(2003). Auf die Sonderangebote achten. In Wien gibt es reichlich Hotels aller
Preisklassen.
Im Burgenland und der Südsteiermark sind in
den letzten 10 Jahren anscheinend viele Zimmer renoviert worden, aber natürlich
ist damit auch das Preisniveau gestiegen. Hier ist man auf Fahrradtouristen
eingestellt. Überall entstehen regionale Radwege und Verbindungsradwege.
Der Murrradweg scheint gut ausgebaut zu sein,
beim Drauradweg hapert es noch etwas mit der radtouristischen Infrastruktur. In
Norditalien war davon nichts zu entdecken.
Die Tour kann man auch als Teil einer
Österreichrundfahrt machen: von Passau nach Wien an der Donau, dann die hier
beschriebenen Tour bis Klagenfurt, dann per Zug über die Alpen (wenn man will)
bis Schwarzach, dann an Salzach und Inn nach Passau zurück
Radkarten 1:100.000 von Esterbauer für
Österreich.
Gutes Kartenmaterial für Italien ist schwierig.
Gutes Kartenmaterial für Italien ist schwierig.
Nachtrag 2012 :
Der Nachtzug CNL fährt jetzt auch von Venedig nach München
und nimmt Fahrraäder mit. Er fährt zur Zeit
Der Euronight (EN 491) nach Wien fährt auch 2012 noch, z. Zt sogar täglich. 20.20 ab Hamburg-Altona. Fahrräder
reservierungspflichtig.
Nachtrag 2012:
Seit 2012 gibt es den Alpe-Adria-Radweg, der - von Spitttal kommend - durch das Kanaltal geht. Im Kanaltal ist ein Radweg auf einer alten Eisenbahntrasse angelegt worden, die fast durchgehend zu befahren ist.
Nachtrag 2014: Der Nachtzug nach München sind lediglich Kurswagen, die in Salzburg an einen anderen Zug angehängt werden. Der Rest fährt - so meine ich mich zu erinnern - nach Wien.
Wichtig beim Leser der Anzeigetafel: München heißt auf italienisch: Monaco!!
Nachtrag 2012:
Seit 2012 gibt es den Alpe-Adria-Radweg, der - von Spitttal kommend - durch das Kanaltal geht. Im Kanaltal ist ein Radweg auf einer alten Eisenbahntrasse angelegt worden, die fast durchgehend zu befahren ist.
Nachtrag 2014: Der Nachtzug nach München sind lediglich Kurswagen, die in Salzburg an einen anderen Zug angehängt werden. Der Rest fährt - so meine ich mich zu erinnern - nach Wien.
Wichtig beim Leser der Anzeigetafel: München heißt auf italienisch: Monaco!!
http://www.alpe-adria-radweg.com/
http://www.bahntrassenradwege.de/index.php?page=pontebbana-radweg
sieh auch den Bericht: von Salzburg nach Venedig (in der rechten Seitenleiste anklicken)
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radreiseblog@gmx.de
Das Foto mit sonnigen Weinbergen ist absolut traumhaft.
AntwortenLöschenIch denke, dass die gesamte Foto-Galerie ist wunderbar und es ist ein wunderbares Reiseerlebnis in der Tat war.
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