Freitag, 2. März 2012

von Wien nach Venedig



Reisetagebuch / Sommer 2003
Nachtrag 2014: Ich habe den Track aus dem Gedächtnis nachgetragen; an der slowenischen Drau dann  - abweichend vom Reisebericht - auf der südlichen Seite des Flusses.
Der Track ist in der Dropbox unter dem Titel Wien-Venedig und geht von Neusiedl bis Arnoldstein. Danach kann man auf den Track von Salzburg-Venedig zurückgreifen, ebenfalls in der Dropbox.
Link zur Dropbox unter „Kontakt“. 



Von Wien nach Venedig

Eine Radreise  entlang der Grenze Österreichs in die oberitalienische Ebene

Österreichs Tourismus setzt voll auf die Radfahrer. So finden sich im Land viele regionale und überregionale Radwege. Es gibt keinen Fernradweg von Wien nach Venedig, aber ich habe immer wieder Teile von Fernradwegen in diese Strecke eingebaut.  Die Route entlang der östlichen und südlichen Außengrenze Österreichs führte mich durch drei wunderschöne Weinbaugebiete, durch Kärnten an der Drau und Gail entlang,  am Dreiländereck zum Übergang ins italienische Kanaltal. Von da war es nicht mehr weit nach Venedig.




Ankunft

Morgens komme ich in Wien an. Das superpreiswerte Sommerangebot im Euronight mit seinem Gepäckwagen gestattete mir ein komfortables Hotel in der Innenstadt. Beim Frühstück auf der Hauptflanierstraße Wiens sehe ich immer mal wieder Pärchen oder kleine Gruppen von Radfahrern mit vollem Gepäck, die offensichtlich den Donauradweg verlassen haben, um ihr Hotel oder den Bahnhof zu suchen. Man fühlt sich ein bisschen unter seinesgleichen. Eine Erkundung Wiens mit dem Fahrrad wird einem leicht gemacht: überall sind kleine Radwegweiser, die den Radfahrer auf Nebenstraßen und Radwegen zu  innerstädtischen Zielen weisen: man fühlt sich als Radfahrer in Wien willkommen.

Abends fahre ich mit der Straßenbahn nach Grinzing. Ein schönes Erlebnis, obwohl es natürlich nicht mehr das echte Leben ist hier, sondern ein inszeniertes Touristenevent. Am nächsten Tag, den ich auch noch in Wien verbringe, fahre ich wiederum mit der Straßenbahn Richtung Wienerwald und laufe 5 Stunden auf dem Höhenkammweg des Wienerwaldes. 
 


Ein schöner, schattiger Weg mit immer wieder grandiosen Ausblicken. Ein Aussichtsturm auf der größten Höhe verhilft zu noch größerer Übersicht zu beiden Seiten.  Und am Ende auf dem Leopoldsberg ein Gartencafe mit Aussicht über die Donau, für das sich die weiteste Anreise lohnt.

Nachtrag 2017: Das Terrassencafé ist seit einigen Jahren leider geschlossen

1. Tag (65km)
von Neusiedl nach Deutschkreutz


Aus Großstädten herauszufahren ist meistens nicht ein so tolles Erlebnis. Deshalb nehme ich die Bahn und lasse mich nach Neusiedl am See kutschieren. Und hier treffe ich gleich auf den Rundradweg Neusiedler See. Gleichsam wie im Rausch folge ich dem ebenen Radweg mit schönstem Blick auf See und Landschaft. Gefährlich sind nur entgegenkommende Radfahrergruppen, die – im Gespräch vertieft – den Gegenverkehr erst sehen, wenn es fast zu spät ist. Hier hilft nur eifriges, prophylaktisches  Klingeln oder Rufen. In Illmitz nehme ich die Fähre nach Mörbisch. Das ist im Zeitalter der offenen Grenze nicht nötig, aber eine schöne Sache, die ich mir nie entgehen lasse.
Von Mörbisch fahre ich durch den  ungarischen Sopronzipfel in idyllischer Weinbaulandschaft zum Ziel meines heutigen Tages :  Deutschkreutz, im Land der Blaufränkisch-Traube. Hier- auf den letzten sanften Hügelchen  der Alpen, bevor es in die große, pannonische Ebene geht - wächst die Blaufränkisch-Traube. Diese ergibt einen Wein- entfernt nach Kirschen duftend- der anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, mit jedem Glas aber das Verlangen steigern lässt. Nur die Vernunft lässt den Radfahrer die Menge begrenzen, da der nächste Tag ja auch wieder Hügel bringen soll.
 



Das schöne an einem Weingebiet sind die Unterkünfte und die vielen, rustikalen Buschenschenken, die einem das Gefühl geben, dass man willkommen ist. Und meist kann man noch mit dem Winzer selber ein wenig fachsimpeln über Land, Leute und den Wein. Leider bzw zum Glück kann man auf einer Fahrradreise keine Vorräte mit in die Heimat nehmen. An diesem ersten Abend mache ich – weinglücklich- noch einen kleinen Umweg in den Sonnenuntergang  auf dem Rotweinradwanderweg, der mich durch duftende Felder und Wechselbädern aus noch warmer Luft und schon abgekühlter, nebliger Luft zu meinem Hotelbett führt. An so einem  zauberhaften Abend kann man das Mikroklima eines Weinbergs körperlich spüren.


2. Tag (95km)
von Deutschkreutz nach Eberau


Morgens ist nicht meine stärkste Stunde. Und wenn dann am Abend zuvor zwar die Vernunft eingesetzt hat, aber doch  ein Glas zu spät, dann tut die erste Serpentine rüber ins nächste Tal weh! Gut, irgendwann ist auch die erste Steigung überwunden, auch die zweite, auch die dritte und dann komme ich langsam in Fahrt. Kurz vor Lockenhaus muss ich entscheiden: Gümser Berge umfahren oder rauf und runter: ich entscheide mich für Umfahren via Ungarn und halte mich östlich über Köscek und Szombately. Auch hier ist ein Radweg auf der Landkarte markiert. Aber hinter Köscek ist die Strecke öde, ohne touristische Infrastruktur. Aus der schönen Innenstadt von Szombately finde ich nur nach Irrungen und Wirrungen durch die Vororte meinen Weg weiter nach Süden. Es ist heiß, kein Cafe, keine Übernachtungsmöglichkeit weit und breit auf dem platten Land. Ich beschließe trotz der Berge den nächsten Übergang nach Österreich zu nehmen: Eberau. Und es geht die Sonne auf: 2km hinter dem Grenzübergang finde ich den Gasthof Buch mit seinem wunderschönen Gästehaus und dem halbwilden Garten, in dem einem die Pflaumen förmlich in den Mund fallen. Abends beim Schnitzel in Uhudlerrahmsoße unterrichtet mich der Wirt mit Leidenschaft über die Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Dazu wird mir auf mein Nachfragen ein Uhudler-Rosé serviert. Der Uhudler ist eine alte Weinsorte, die gegen die Reblaus resistent war und eine enorme Süße erreicht, sodass der daraus gekelterte Wein in kein Weinschema passte. Inzwischen ist er etabliert, der Alkoholgehalt reguliert und zur Spezialität des Pinkatals kreiert. Ein Wein mit dem deutlichen Aroma nach Erdbeersaft: ein einfacher Landwein. Die Erfahrung des heutigen Morgen bremst die Querdurch-Verkostung. Als mir danach im Garten die Dauergäste – Grenzschützer des Bundesheeres- die Schönheit des Pinkatales preisen, steht der Entschluss: ich bleibe noch einen Tag.
Gasthaus Buch: 

http://www.gasthausbuch.at/das-gasthaus-buch/ueber-uns/


Am nächsten Tag erkunde ich das schöne Pinkatal und fahre nach Eisenberg, einem Weinberg, auf dem die Weingüter wie eine Perlenschnur aneinander aufgereiht sind und die Keller in den Berg getrieben sind, immer in Sichtweite der ungarischen Grenze. 
 



Die Grenze ist hier wie ein nicht zuende gelegtes Puzzle. Die Pinka überquert hier sieben Mal die Grenze. Das liegt daran, das in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als das Burgenland zu Österreich kam, hier im Grenzbereich jedes Dorf einzeln über die Zugehörigkeit zu Ungarn oder Österreich abgestimmt hat. Im Gasthof finde ich ein Buch über die aufregende Geschichte des jüngsten Bundeslandes Österreichs, welches die Wirtin noch durch zahlreiche persönliche Details ergänzt.

3.Tag (76 km)
von Eberau nach Bonisdorf


Weiter nach Süden geht die Fahrt über kleine Berge mit so schönen Hochtälern, dass sich jede Steigung gelohnt hat.

Dann geht es ab nach Heiligenkreuz und im Tal der Raab nach Jennersdorf. 
 




Weiter südlich geht es im Tal eines Baches entlang über Windisch Minihof. Der Talschluß wie immer mit steiler Serpentine, in der man schon mal schieben muss. Auf der anderen Seite in  Tauka suche ich den Gasthof, den ich von früher her kenne: Grenzgasthof Schmugglereck - wie er früher hieß - 15 Schritte von der Grenze nach Slowenien entfernt. Früher war hier ein schwer bewachter Grenzübergang, jetzt ist hier gar nichts: das nächste Haus ist schon im Slowenischen. Der Gasthof steht auf einem Bergrücken von dem man zu beiden Seiten eine wunderbare Aussicht hat.

4.Tag (90km)
von Bonisdorf nach Gamlitz

Am Morgen nehme ich den neuen Grenzübergang Bonisdorf nach Slowenien und fahre 20km in einem Flusstal nach Süden, bis ich bei Bad Radkersburg wieder auf  die Österreichseite gehe. Jetzt ändert sich meine Fahrtrichtung nach Westen. Hier folge ich der Murr und dem Murrradweg. Ich habe eine schöne Strecke und komme gut voran, der Weg ist gut ausgeschildert. Horden von Radfahrern mit und ohne Gepäck kommen mir entgegen, die die letzte Etappe des Murrradweges bis Bad Radkersburg fahren.
Nach 40km erreiche ich Spielfeld und fahre über Ehrenhausen nach Gamlitz, wo ich mir in der Touristinformation ein Zimmer auf einem Weingut vermitteln lasse. Jetzt bin ich im dritten Weingebiet, dem südsteirischen Weinland, auch steirische Toskana genannt. Als ich hier zum ersten Mal war, fiel mir der Unterkiefer herunter vor Staunen, so schön ist es hier.




Bis zu meinem Zimmer habe ich noch 200 Höhenmeter zu klettern. 200 Höhenmeter, die sich lohnen, komme ich doch in einem völlig neugebauten Gästehaus unter, in dem ich erst der 3.Gast bin. Hier sind die Weinberge so steil (teilweise 60Grad –Lagen) und auf dem Kamm ist gerade mal Platz für die Straße. Touristenbusse auf der südsteirischen Weinstraße haben Mühe und müssen langsam fahren.

Dazu gibt es in der Gemeinde Gamlitz einen Taxiservice der zahlreichen „Konsumationsbetriebe“, die einen kostenlos hin- und zurückfahren. Da ist man natürlich geneigt, noch ein Gläschen mehr zu trinken und auch einen Happen mehr zu essen.

Am nächsten Tag ist mein geplanter Ruhetag, den ich für eine ausgedehnte Wanderung nutze. Hier könnte man sicher eine ganze Woche bleiben. 



Während ich gemütlich wandere, gehen in Graz, Kärnten und im Kanaltal Unwetter runter, die auch die Straße zerstören, auf der ich in die oberitalienische Tiefebene fahren will. Aber davon weiß ich in dem Moment noch nichts. Nachts setzt starker Regen ein, der bis zum nächsten Abend dauert und mich dann noch einen Tag länger an diesen Ort und an mein Quartier fesselt. Aber selbst ein Regentag ist in dieser gastlichen Gemeinde kein Problem.  

5.Tag (90km)
von Gamlitz nach Ruden

Morgens früh geht es los. Die Ruhetage haben gut getan: die restlichen 100 Höhenmeter gehen trotz früher Morgenstunde gut von den Beinen. Die Belohnung in Form der Abfahrt folgt bald. Es ist frisch, fast braucht man Handschuhe in dieser Morgenstunde. Nach Eibiswald auf Nebenstraße und dann zum Radlpass hoch wieder nach Slovenien. Das ist der leichtere Übergang als der Pass bei Soboth über die Korralpe. Schlappe 300 Höhenmeter, die dann aber mit dem ganzen Gepäck doch recht mühsam werden, so dass ich mich frage, warum ich das hier eigentlich tue. Kaum aber dass die Abfahrt beginnt, sind diese Fragen auch schon wieder vergessen.  Die Hauptstraße nach Dravograd ist nervig wegen der vielen Lastwagen, die zu eng an mir vorbeifahren. Hätte ich neues Kartenmaterial gehabt, hätte ich gesehen, dass der Drauradweg, auf den ich hier stoße, größtenteils auf Nebenstraßen auf der anderen Seite des Flusses läuft. In Lavamünd bin ich wieder zurück in Österreich im Bundesland Kärnten. Hier brauche ich nur dem Drauradweg folgen. Leider verliere ich die Zeichen und fahre die Hauptstraße. Später erkenne ich, dass der Weg in diesem Teil mit schönen neuen Plexiglaswegweisern ausgestattet ist, die aber nur eine Richtung, nämlich flussabwärts, anzeigen. Na großartig! In Ruden mache ich in einem kleinen Gasthof Station, wo Jäger verkehren. So lerne ich in den lautstarken Gesprächen auch noch etwas über die Jagd und die Waldökologie und über die politischen Ansichten der Combattanten.

6. Tag (105km)
von Ruden nach Faak am See


Ich starte in Ruden und finde schöne Hinweistafeln zum Drauradweg, aber der Weg ist trotzdem schwer zu finden, weil – wie gesagt – die neue Streckenführung nur in eine Richtung ausgeschildert ist. Ab Völkermarkt gibt es die alten, eindeutigen Schilder. Der Drauradweg wird mich heute den ganzen Tag führen. Das bedeutet schöne Streckenführung  und hohes Tempo ohne Verkehr, ein Ausgleich zu gestern. Auf halber Strecke in Glainach kehre ich im Gasthof  Altkärntener Hof zum Mittagessen ein. Das sollte man sich nicht entgehen lassen: ein wunderschöner Gastgarten, aber auch innen interessant eingerichtet; dazu eine Wirtin, die bezaubernd schön ist und dann noch ein Essen für Feinschmecker! 
So gestärkt geht es den Drauradweg weiter, mal auf dem Damm der gestauten Drau, mal im Auenwald. Später wird das Gelände etwas ruppiger, aber es bleibt idyllisch. Bei Mühlbach verlasse ich den Drauradweg und biege zum Faaker See ab, muss noch einmal schwitzen und höre überall ein irgendwie vertrautes Röhren: nein, es sind nicht die Hirsche in zu früher Brunftzeit, sondern Harleys: zu Hunderten, zu Tausenden. Es ist internationale Bikerwoche in Faak am See. 30.000 Biker werden erwartet. Da fühlt man sich als Radler fehl am Platz. In der Pension tröpfeln auch die Informationen zum Canaltal ein: Die Autobahn ist frei, die Landstraße unpassierbar, die Bahn fährt auf einem Gleis. Ein Zug, der Fahrräder mitnimmt, fährt nicht von Österreich nach Italien, aber in Tarvisio fahren vier Regionalzüge am Tag mit Fahrradtransport. 


7.Tag (45km plus Bahn)
von Faak nach Gemona

Früh morgens mache ich mich auf nach Tarvisio. Dies wird mein Alpenübergang. Die Passhöhe habe ich auf der Karte vergebens gesucht. So ist es denn auch mehr ein Durchlass als ein Pass. Die fälligen 250Höhenmeter sind gut auf die ganze Strecke hinter Arnoldstein verteilt und lassen sich trotz Gepäck sehr bequem fahren. So einfach habe ich mir die Alpenüberquerung nicht vorgestellt. Zu Hause heimse ich trotzdem Bewunderung ein.




Der Bahnhof von Tarvisio liegt etwas außerhalb und ist furchteinflößend: groß, modern, verspiegelt und kein Mensch und kein Zug zu sehen. Letztlich sind es nur wenige Züge, die hier durchfahren. Ich habe zu warten und finde mit Mühe das Restaurant: es ist die Kantine für die Eisenbahner. Immerhin speise ich hier preiswert. Gegen 15Uhr fährt mein Zug. In Ugovizza und in Pontebba kann man sehen, welche Schäden die Muren am vergangenen Freitag angerichtet haben. Mir bleibt zwar der Genuss der 5okm langen Abfahrt durch das Tal versagt, aber im Zug ist es auch ganz schön. In Gemona steige ich aus und nehme gleich ein Zimmer im Hotel am Bahnhof: Schwupp bin ich mitten in Italien.  

8.Tag (84km)
von Gemona nach Latisana

Mein heutiges Ziel ist Latisana gen Mündung des Tagliamento - eine Stadt, die vor wenigen Jahrhunderten noch am Meer lag, jetzt aber im Landesinneren liegt.  Ich verlasse mich auf meine 150.000 Karte von Bernd und Freytag und bin verlassen. Ich merke sofort, dass die Details nicht stimmen. Also heißt es mehr Hauptstraße fahren. Für eine halbe Stunde nehmen mich ein radelnder italienischer Vater plus Sohn in Schlepptau und lotsen mich über Nebenstraßen zum nächsten zentralen Ort. Die fahren so schnell, dass ich mich  ordentlich ins Zeug legen muss. Nun fahre ich Verbindungsstraßen, die aber noch nicht sehr befahren sind. Über die Landschaft bin ich nicht sonderlich entzückt. Man müsste wohl nach Osten in die Weinberge fahren, um mehr Idylle zu finden. Aber der Cappuccino schmeckt. Und das Gefühl, dass imposante Alpenpanorama jetzt im Rücken und  nicht mehr vor der Brust zu haben, erfüllt mich mit Stolz.
 




In Latisana angekommen, esse ich in einem Café/ Bar am Platz. Hier, jenseits der Touristenzentren, findet in der Bar echtes italienisches Leben statt: Man kommt vorbei auf einen Espresso oder einen Aperitif, unterhält sich lautstark über die Tische hinweg. Herren im Anzug genauso wie Jungvolk in modischer Freizeitkleidung. Mir gefällt das so gut, dass ich mein Frühstück am nächsten Morgen nicht im Hotel, sondern wieder in dieser Bar einnehmen werde. Später am Abend gönne ich mir einen Eisbecher: das Eis schmeckt so gut, dass ich mich betrogen fühle! Was servieren uns die Italiener zuhause denn für eine Pampe, wenn sie in Wirklichkeit so ein gutes Eis machen können!!  

9.Tag (85km)
von Latisana nach Punta Sabbioni




Heute ist mein letzter Fahrtag. Da ich nach 25km Hauptstraße genug vom Verkehr habe, wage ich mich auf Nebenstraßen, die in dieser superplatten Ebene etwas abkürzen sollen. Ich komme schnell voran, aber die Karte schickt mich wieder in eine Sackgasse. Mit ein wenig Spekulation finde ich wieder zur Verbindungsstraße, ohne alles  wieder zurückfahren zu müssen.

Mein Ziel ist die vorgelagerte Halbinsel Cavallino, wo ich per Internet bei Punta Sabbioni ein Zimmer in einem Hotel  gebucht habe, welches 10 Minuten zu Fuß vom Fähranleger entfernt liegt. Ich komme sehr schnell voran. Ab Jesolo fahre ich wieder die Hauptstraße, was sehr nervig ist: die Straße ist  schmal und alle Busse und Lastwagen zwängen  
 

 

sich auf dieser einzigen durchgehenden Straße. Hätte ich es nicht besser gewusst als mein Radreiseführer, wäre mir dies erspart geblieben. Hinter der Bücke bei Cavallino kann ich endlich auf eine Nebenstraße abbiegen. Jetzt bin ich schon 13km vor dem Ziel und gönne mir ein Mittagessen: natürlich Fisch in jeder Form. Das will ordentlich bezahlt werden. Daran muss man sich gewöhnen: die Preise in der Gastronomie sind hoch und nicht immer hält die Wirklichkeit, was der Anschein verspricht. Gestärkt komme ich in meinem Hotel an, wo man nichts von meiner Internetbuchung weiß. In meiner Radfahrerkluft werde ich argwöhnisch beäugt. Passe ich doch nicht ganz zu der Klientel, die sonst in diesem Hotel mit seinem Feinschmecker-Restaurant absteigt. Vor allem stört, dass ich allein bin, weil man dann nicht den Preis für ein Doppelzimmer kassieren kann. Nun habe ich aber meinen e-Mail Ausdruck dabei, der es schwer macht, mich abzuweisen, zumal kaum ein Zimmer belegt ist.  Das Zimmer selbst ist schön, aber ich kann mich kaum darin bewegen: so klein ist es. Im „Doppelbett“ schlafe ich quer, damit die Beine nicht überhängen. Mein Fahrrad wird über Nacht in der Rezeption geparkt, die eigentlich das Wohnzimmer der Besitzer ist. 

Als ich an meinem letzten Morgen nach vier Tagen per Pedes und Pedalen durch Venedig und Umgebung etwas eher aufstehe und das Fahrrad bepacken will, öffne ich die verriegelte Terrassentür. ... und setzte damit den Alarm in Gang.   
 
kleine Rast am Fondamento Nove

Rush Hour auf dem Canale Grande

Insel Pellestrina
  

Insel Pellestrina 

Insel Murano












Venedig                  


 Insel Lido                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    


Informationen:
Ab / Nach Venedig fliegt Airberlin nach Hamburg  Es gibt einen Aufschlag für den Fahrradtransport. Das Fahrrad muss vorher telefonisch angemeldet werden  (Informationen bei der Airline).
In Venedig kann man mit dem Schiff der privaten Linie Alilaguna direkt zum Airport fahren. Vom Lido kostet die einstündige Fahrt 10Euro. Für das Fahrrad wollen die Betreiber allerdings noch einmal 10Euro haben. Die Fahrten mit den kommunalen Schiffen sind preiswerter. Ich hatte ein 72-Stunden-Ticket für 22 Euro, mit dem ich die ganze Lagune abgefahren bin. Fürs Fahrrad  (Linie LN und LS) wurde dann pro Fahrt nur ein Aufschlag von 1,50 genommen, mit dem ich auch umgestiegen bin. Nach Venedig selber darf man mit dem Fahrrad nicht. Aber die vorgelagerten Inseln Lido und Pellestrina lassen sich mit den Fähren ansteuern, auf denen man gut Rad fahren kann. Es geht ab Pellestrina sogar noch weiter mit einem Boot nach Chioggia. Die Verbindungen fahren nach Fahrplan alle 30 bzw 60 Minuten.  Die Halbinsel Cavallino hat den schönsten Strand. Die waldige Rückseite des Strands ist gepflastert mit Campingplätzen.
Nach Wien kann man von Norddeutschland auch mit dem Billigflieger fliegen (z.B. Air Berlin). Aber hier gibt es auch den Euronight der Bahn, der einen wunderbaren Gepäckwagen mit Fahrradhaltern hat (2003). Auf die Sonderangebote achten. In Wien gibt es reichlich Hotels aller Preisklassen.

Im Burgenland und der Südsteiermark sind in den letzten 10 Jahren anscheinend viele Zimmer renoviert worden, aber natürlich ist damit auch das Preisniveau gestiegen. Hier ist man auf Fahrradtouristen eingestellt. Überall entstehen regionale Radwege und Verbindungsradwege.
Der Murrradweg scheint gut ausgebaut zu sein, beim Drauradweg hapert es noch etwas mit der radtouristischen Infrastruktur. In Norditalien war davon nichts zu entdecken.
Die Tour kann man auch als Teil einer Österreichrundfahrt machen: von Passau nach Wien an der Donau, dann die hier beschriebenen Tour bis Klagenfurt, dann per Zug über die Alpen (wenn man will) bis Schwarzach, dann an Salzach und Inn nach Passau zurück
Radkarten 1:100.000 von Esterbauer für Österreich. 
Gutes Kartenmaterial für Italien ist schwierig. 
 
Nachtrag 2012 :
Der Nachtzug CNL fährt jetzt auch von Venedig nach München und nimmt Fahrraäder mit. Er fährt zur Zeit 
21.05 Uhr (Winterfahrplan 2012).
Der Euronight  (EN 491) nach Wien fährt auch 2012 noch, z. Zt sogar täglich.  20.20 ab Hamburg-Altona. Fahrräder reservierungspflichtig. 
Nachtrag 2012:
Seit 2012 gibt es den Alpe-Adria-Radweg, der  - von Spitttal kommend - durch das Kanaltal geht. Im Kanaltal ist ein Radweg auf einer alten Eisenbahntrasse angelegt worden, die fast durchgehend zu befahren ist.
Nachtrag 2014: Der Nachtzug nach München sind lediglich Kurswagen, die in Salzburg an einen anderen Zug angehängt werden. Der Rest fährt - so meine ich mich zu erinnern - nach Wien.
Wichtig beim Leser der Anzeigetafel: München heißt auf italienisch: Monaco!!

http://www.alpe-adria-radweg.com/

http://www.bahntrassenradwege.de/index.php?page=pontebbana-radweg   


sieh auch den Bericht: von Salzburg nach Venedig (in der rechten Seitenleiste anklicken)

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radreiseblog@gmx.de                                                    

2 Kommentare:

  1. Das Foto mit sonnigen Weinbergen ist absolut traumhaft.

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  2. Ich denke, dass die gesamte Foto-Galerie ist wunderbar und es ist ein wunderbares Reiseerlebnis in der Tat war.

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