Sonntag, 10. August 2014

Vestkystrouten


Reisetagebuch / Video am Ende der Seite

Vestkystrouten

Dänemark und der Plan B

Dänemark ist ein ideales Urlaubsland: schöne Landschaft und eine unendliche Küstenlinie, dazu die vielen kleinen und großen Inseln, die zum Entdecken einladen.
Und dann erst das hervorragende nationale Fahrradroutensystem!
Wir haben schon einige schöne Sommerurlaube in Dänemark verbracht; aber ebenso haben wir auch schon einige kurzfristig  wegen schlechten Wetters abgesagt und uns nach Alternativen umgesehen.
Bei Dänemarkurlauben hatten wir immer einen Plan B.
Auch in diesem Sommer hatte ich mich eigentlich mehr mit Plan B und C beschäftigt als mit unserem eigentlichen Reiseziel.
Umso größer war unser Erstauen, als die 14 Tage-Wetter-Prognose warmes, stabiles Sommerwetter vorhersagte; und dann auch noch – je näher der Reisetermin kam – dabei blieb.  Drei Tage vor der Abfahrt guckten wir noch einmal auf die Windrichtung: fast durchgehend aus Nord-Ost. Also stellten wir – wie schon beschrieben - die Tour um und beschlossen, von Nord nach Süd zu fahren.

Sommerglück in Dänemark

Sommerglück in Dänemark ist:
wenn der warme Wind den Körper umschmeichelt
wenn er immer in Fahrtrichtung weht
wenn im Wald die Kiefern in der warmen Sommersonne anfangen zu duften
wenn der Geruch der Dünenheide an glückliche verbrachte Kindheitssommer erinnert
wenn das einzige Geräusch, das zu hören ist, das Lied der Lerche in der Höhe ist
ein sahniges dänisches Softeis
wenn der Geruch und der Klang der Nordsee (Vesterhavet) immer nah ist
wenn der Radweg weitgehend motorverkehrsfrei ist


Prolog
Von Niebüll nach Tönder
40 km

Der erste Tag ist dem Noldemuseum gewidmet: da wollte ich immer schon mal hin. So ergab sich unsere nur scheinbar etwas komplizierte Anreise nach Thisted in Nordjütland.
Wir stiegen in Altona in die NOB nach Westerland.....


und waren dann gegen Mittag in Niebüll. Der Zug war – wegen der Attraktivität des Ferienziels Sylt – gestopft voll. Gut, dass wir rechtzeitig in Altona waren, wo der Zug eingesetzt wird.
Da die vielen jugendlichen Fahrgäste auch im Eingangsbereich auf dem Boden saßen, war es schwierig, in Niebüll den Zug mit dem ganzen Gepäck zu verlassen. Und draußen auf dem Bahnsteig standen weitere zusteigewillige Fahrgäste direkt vor der Tür, die die Lage nicht erfassten. Hier musste ich die Fahrgäste mehrmals scharf ansprechen, damit sie den Aus-/Eingang nicht weiter wie Schafe blockierten. Aber das ist nichts Neues: damit hat man nicht nur zu tun, wenn man mit Fahrrädern reist.
Also geht unsere Radreise in Niebüll los und wir radeln die 23 km nach Seebüll, um uns das Noldemuseum anzugucken. Das ist ja ein richtiges Ensemble: Noldes Wohnhaus mit seiner wechselnden Jahresausstellung aus dem reichen Nachlass, Noldes schöner Garten, der von der Stiftung gepflegt wird, das moderne Haupthaus mit Filmvorführung, Fotos zum Leben, dem Verkauf der üblichen Drucksachen zu seinen Werken und noch weiteres Merchandising wie Samenmischungen und Lebensmittel aus der Region.

 
Und am Ende wartet das lichtdurchflutete Restaurant mit dem schönen Gastgarten.

Für eine Zwischenstation ist ein ausführlicher Besuch natürlich viel zu viel. So holen wir uns Appetit für einen weiteren Besuch und beschließen, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal hierher zu kommen.

Zwei Kilometer hinter Seebüll überqueren wir die dänische Grenze und fahren weiter über Rudböl nach Tönder: 14 km, die wir gegen den Wind fahren! Wir sind froh, dass das die Ausnahme bleiben soll.
In Tönder durchfahren wir die lebhafte Fußgängerzone Richtung Campingplatz. Wir hatten uns schon im Vorfeld den neuen skandinavischen Campingpass besorgt, ohne den auch in Dänemark nichts läuft. Da hier auch eine Jugendherberge angegliedert ist, können wir auch noch ein Frühstück für den nächsten Morgen ordern.
Inzwischen ist es spät (19 Uhr) und wir kehren noch einmal in die schöne Fußgängerzone zurück: es ist ein zauberhafter, lauer Sommerabend, aber die Stadt ist wie ausgestorben. Mit Mühe finden wir eine Restaurantkneipe, die uns ein erfrischendes Bier serviert. Sind die Dänen am Abend alle zuhause oder was machen sie sonst?





Reisetag
von Tönder nach Thisted per Bahn

Um 9.32 Uhr geht unser Zug Richtung Esbjerg. Der Bahnhof ist wie ausgestorben. Nur ein Güterzug fährt lautstark ein. Nach dem Lokführerwechsel setzt er sich schleppend wieder in Bewegung und die Stille kehrt wieder zurück.

Die 20km lange, grenzüberschreitende Verbindung von Niebüll nach Tönder wird in diesem Sommer nur von Bussen bedient, die keine Fahrräder mitnehmen. Und auch die Bahn von Tönder nach Esbjerg fährt nur in wenigen Verbindung am Tag; der Rest wird mit Bussen bedient.
Auf unserer nun folgenden Fahrt suche ich vergeblich die Gleisbauarbeiten, die diesen eingeschränkten Betrieb nötig machen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt erfahre ich den wahren Grund:
Die sommerlichen Gleisbauarbeiten sind auf der weiter östlich liegenden Hauptstrecke Richtung Norden (Flensburg-Aalborg). Deswegen muss der ganze Güterverkehr über die einspurige Strecke Niebüll-Tönder-Bramming umgeleitet werden und erlaubt so nur eingeschränkten Personenverkehr und wird dann durch Busse ersetzt. Und damit bleibt dann manchmal der Fahrradtransport „auf der Strecke“.
Aber wir haben Glück: unser Zug um 9.32 Uhr fährt und bringt uns nach Esbjerg. Im weiter Verlauf des Tages müssen wir dann noch einmal in Skern und in Struer umsteigen, bevor wir um 16.09 Uhr dann in Thisted ankommen.
Was sich wie ein beschwerlicher Anreisetag anhört, entpuppt sich als ein ausgesprochen entspannter Tag, der uns auf eine ruhige Dänemarktour einstimmt:
Die Arriva-Nahverkehrszüge 
- haben einen bahnsteigangepassten Einstieg,
- haben gleich neben der Tür den Platz für die Fahrräder
- sind in dieser Region ziemlich leer
- haben kostenloses W-Lan und Steckdosen
- durch die großen Fenster sieht man die ruhige dänische Landschaft vorbei gleiten,
  die einen so auf den Urlaub einstimmt
- auf den Bahnhöfen gibt es keine Unterführungen, sondern nur unkomplizierte
   Übergänge über die Gleise, auf denen man die Fahrräder mit Gepäck bequem führen kann
  
Nach dieser Fahrt können wir die Züge nur empfehlen!


In Thisted angekommen suchen wir den Campingplatz auf, bauen das Zelt auf und fahren dann später in die Stadt zurück. Es ist 17.30 Uhr: die Fußgängerzone ist wie ausgestorben.
Wir finden aber am Hafen ein nettes Fischrestaurant mit einer zauberhaften Terrasse, wo man allerdings Schwierigkeiten mit dem Service hat. Nachdem 20 Minuten nichts passiert ist, außer dass die ebenfalls bezaubernde junge Dänin vom Service dauernd vorbei kam und unsere Tischnummer mehrfach änderte, stehen wir wieder auf und kaufen uns Verpflegung in einem Supermarkt.
(Ist das die Servicewüste Dänemark?).
Auf dem Campingplatz wird vorne im kleinen Café ein lokales Bier  (Thybryggerie) in tiefgekühlten Bierkrügen serviert: das kommt richtig gut und gibt uns eine gute Bettschwere!


1. Tag
von Thisted nach Agger
69 km

Wir haben uns Brötchen am Vorabend bestellt und können uns in der Küche hinterm Waschhaus Kaffee zubereiten.
Und dann geht die Tour erst richtig los:
Wir starten in einen wunderschönen Morgen und fahren erst einmal Richtung Westen  zur Küste, um auf den „Vestkyststien“ zu stoßen, der dann immer parallel zur Küste nach Süden geht.
Dabei kommen wir durch ein wunderschönes Waldgebiet im Nationalpark „Thy“ - wie dieser Teil Jütlands heißt.  Es duftet wunderbar nach Kiefernrinde und –nadeln.





Nahe der Küste stoßen wir dann auf das größte zusammenhängende Dünenheidegebiet Dänemarks. Das ist wunderbar und duftet noch besser!
Bei Tageskilometer 33 kommen wir zur ersten „Ferienstation“: Nörre Vorupör.
Dieser Sommerort mit Ferienhäusern, Strandzugang und Campingplatz ist entsprechend belebt und bietet – typisch dänisch – Selbstbedienungsrestaurants, Supermarkt und eine  Eisverkaufsklappe. Und davon machen wir dann auch Gebrauch: Softeis, Kaffee und Mineralwasser!
Frisch gestärkt geht es danach weiter auf Straßen durch die verstreut liegenden Ferienhäuser.  Die Straßen sind autogängige Sandwege mit starkem Schotterbelag, die unsere mit Gepäck beladenen Räder zum Schlingern bringen. Das macht das Fahren sehr anstrengend! Sobald die Ferienhäuser hinter einem liegen, hört der Schotter auf und auf den festen Sandwegen lässt es sich gut fahren.
Nach weiterer Dünenheide kommen wir wieder in eine Plantage, wie hier die angelegten Wälder heißen. Das ist wunderschön und einsam.


Dann wird das Gelände plötzlich flach: wir kommen zur „Mündung“ des Limfjord in die Nordsee und machen Station in Krik bei Agger.
Hier liegt ein Campingplatz, der uns zum Staunen bringt: eine wunderbare, sehr sehr große Anlage mit riesigen Emplacements auf  kuscheligem Grasboden unter schattigen Bäumen, moderne saubere Waschhäuser, die sich nur mit Zugangskarte öffnen lassen, der Platz eingerahmt von einem Flüsschen mit Kanuanleger und Badesteg. (....und am Morgen wird uns an der Reception/Shop ein liebevolles Frühstück bereitet, welches wir am Abend zuvor bestellt haben.)
Diesen Campingplatz können wir unbedingt empfehlen!
krikvigcamping.dk/

Zur Versorgung nach der Tagesetappe fahren wir in den 3 km entfernten Ort Agger, wo es einen großen Imbiss gibt, der die Strandbesucher mit Fischgerichten, Softeis und Bier versorgt. Und so halten wir es auch!


2. Tag
von Agger nach Fjand
75 km

Morgens fahren wir entlang der Landzunge, die uns zum Ausgang des Limfjords in die Nordsee bringt.


Dazu muss man wissen, dass bis ca 1870 der Fjord hier keinen Zugang zum Meer hatte, also ein echter Fjord war. Eine fürchterliche  Flut hat dann die Landenge zerstört und dem Fjord einen zweiten Zugang zum Meer beschert. Das war nicht nur eine humanitäre sondern auch eine ökologische Katastrophe, da der Fjord dann anfing zu versalzen.
In der Folge aber gewann die Region dann einen sicheren Hafen und damit einen florierenden Fischereistandort.
Für uns bedeutet das, dass wir am Ende der Landzunge auf die Fähre warten müssen, die uns hinüber nach Thyborön bringen soll. Hier auf das Landzunge gibt es unzählige verschiedene Wasservögel, die die akustische Lufthoheit haben.




Ein Fährfahrt ist immer eine angenehme Unterbrechung einer Fahrradtour und erhöht die Atraktivität einer Strecke ungemein! Ein Fährfahrt lasse ich mir nie entgehen!
Thyborön ist ein kahler und baumloser Hafenort, wo wir einen Supermarkt suchen, um uns Verpflegung für den Tag zu kaufen. (Dieser Ort ist mit der Bahn erreichbar!)
Hinter dem Ort tut sich parallel zur Dünenkette und fernab der Straße wieder ein wunderschöner, befestigter Radweg auf.
Später folgen wir ein wenig der Straße, ....


.....um hinter Ferring auf einen Radweg hoch oben auf der Steilküste zu gelangen – immer mit Blick aufs Meer!





Heute brezelt die Sonne sehr stark und wir halten Ausschau nach einem Schattenplatz für unser Mittagspicknick. Aber hier in Mitteljütland ist das an der Küste fast ein Ding der Unmöglichkeit! Irgendwann gibt es einen schmalen Schatten unter der Dachtraufe einer alten Rettungsstation, die hier über die ganze Küste verteilt sind. Wir finden zwar Schatten, werden aber von Käfern und Gewitterfliegen gepiesackt.

Später müssen wir entlang der Landenge Richtung Thorsminde auf der Straße fahren.
Zusammen mit der Hitze nervt das. Diesen Abschnitt hatte ich mir interessanter vorgestellt. In Thorsminde überlegen wir, ob wir überhaupt weiter fahren.
Wir beschließen dann, doch weiter nach Fjand zu fahren und haben Glück: hinter Thorsminde tut sich ein Radweg parallel zur Straße auf, der uns fast bis zum Campingplatz führt, der einen Pool zur Abkühlung bereit hält.
Für das Abendessen müssen wir dann allerdings noch zweimal 3 km drauflegen, um den nächsten Köbmand zu erreichen......

3. Tag
von Fjand nach Bjerregard
73 km

Am nächsten Morgen hole ich das Frühstückskörbchen inclusive einer Thermoskanne Kaffee ab, welches ich am Abend in der Rezeption bestellen konnte. Eine gute Idee!
Gut gestärkt brechen wir auf – zuerst auf einem schönen Weg durch eine Plantage, später durch eine erneute Ferienhaussiedlung mit geschotterten Wegen (Vedersö Klit).
Dann biegt der Weg mehr ins Landesinnere und wird richtig schön und ist gut zu fahren: auf einem Damm rollen wir mitten durch die Natur mit Ausblick auf die Reste des Stadil Fjords (hier heißen die Strandseen auch Fjord).


Danach erreichen wir auf Straßen Söndervig, die Ferienstation von Ringköbing.
Der Ringköbingfjord ist wiederum ein riesiger Strandsee mit einem künstlich geschaffen Ausgang zum Meer bei Hvide Sande.
In Söndervig steppt schon der Bär vor dem Supermarkt, viele Autos sind unterwegs zum Brötchen holen, aber für die Cafés sind wir offensichtlich noch zu früh dran: noch geschlossen! Bei einem großen Bäckereigeschäft haben wir dann Glück und feiern Dänemark wieder mit Kaffee und Softeis!
Hierauf folgt die 30 km lange Landenge „Holmsland Klit“, wo wir Gott sei Dank nicht auf der Straße fahren müssen. Hinter den Ferienhausgebieten tut sich ein Dünensandweg auf, der sich gut befahren lässt und so kurvig geschwungen ist, als hätte man ihn extra angelegt, um die Radfahrer zu erfreuen. Abgesehen von ein paar Sandnestern macht dieser Weg Spaß!


Auf der Mitte des Weges machen wir Stopp in Hvide Sande, ein Ort mit einem Fischerhafen und einigen touristischen Einrichtungen.

Wir genießen diesen Weg bis kurz vor dem Ende der Landenge in Bjerregard. Der Campingplatz liegt zum Fjord hin und löst das ein, was ich mir von seiner Lage versprochen hatte. Er ist nicht gerade leer, aber sehr weitläufig und ruhig und hat sogar einen kleinen Strand zum flachen Fjord.


Wenn wir mehr Zeit hätten, würden wir hier jetzt einen zusätzlichen Ruhetag einlegen.


4. Tag
von Bjerregard nach Esbjerg (und weiter nach Ribe)
83km

An der Rezeption gibt es morgens Kaffee und Brötchen, die wir mit Marmelade aus den Vorräten und dänischer Leberpastete aus dem kleinen Shop belegen.
Dann geht es weiter. Ein kurzes Stück noch durch die Dünen bis Nymindegab und dann drehen wir mehr ins Inland. Kurze Zeit geht es auf oder parallel zu einer ehemaligen Eisenbahnstrecke, bevor wir wieder südwärts drehen durch die Blabjerg-Plantage.

Der ausgeschilderte Radweg ist hier ein Forstweg (Nörre Hennebyvej), der neu gemacht ist; das soll heißen: frisch geschottert! Dies als Radweg auszuweisen ist eigentlich ein Skandal. Mit dem Gepäck ist er nicht nur sehr schwierig zu fahren, sondern man ist auch  sturzgefährdet!
So sind wir froh, als wir in Henneby herauskommen. Statt geradeaus der Route zu folgen, erweisen wir Henne Strand unsere Referenz in memoriam an frühere stationäre Aufenthalte und trinken bei Köbmand Hansen einen Kaffee.

Danach geht es dann Richtung Vejers weiter auf schönen Wegen.
Für heute Nachmittag sind Regen und Gewitter angesagt. Deswegen geht unser Blick immer wieder zum Himmel. Und tatsächlich: im Osten schiebt sich eine Wolkenwand heran!
Als wir dann in Vejers nach Osten abbiegen, um über Oxböl die Ho-Bucht zu umfahren, haben wir nicht nur Gegenwind, sondern müssen auch die Regenkleidung anziehen, weil dicke Tropfen vom Himmel fallen.

In Oxböl machen wir Pause in einem sogenannten Cafe, das einem Supermarkt angegliedert ist (Selbstbedienung). Und dann hört der Regen auch schon bald auf!
Da aber weitere Gewitter angesagt sind, beschließen wir, zwar wie geplant nach Esbjerg zu fahren, aber nicht zur Insel Fanö überzusetzen, sondern dort den Zug zu besteigen, um nach Ribe gelangen. Dort sollen am morgigen Sonntag keine Gewitter sein.
(Esbjerg selbst lohnt nicht: sie ist keine historische Stadt, sondern noch relativ jung und angelegt wie eine amerikanische Stadt mit rechtwinkligen Straßen.)
Ribe ist  um 17 Uhr, als wir ankommen, noch voll mit Besuchern, weil hier offensichtlich ein Jazzfestival ist. An der kleinen Hafenmeile spielt alle 400m eine kleine Band. Aber wir fahren weiter in die Vororte zum Campingplatz.
Der Platz ist von der kommerziellen Sorte, sehr groß und durchgestylt. In Frankreich hätte so ein Platz auch ein kleines Restaurant – nicht so in Dänemark. Aber immerhin können wir im Shop Tiefkühlpizzen kaufen und sie in der supermodernen Küche neben dem Waschhaus aufbacken.
Damit sind wir dann auch zufrieden. Obwohl es auf dem gepflegten Areal recht voll ist, können wir hier gut schlafen, weil doch alle recht rücksichtsvoll sind.



5. Tag
von Ribe nach Mandö
14 km
Heute wird es so etwas wie ein Ruhetag werden. Wir wollen zur Insel Mandö, die nur auf einem Lahnungsweg zu erreichen ist. (Der 6km lange Lahnungsweg ist ein auf 65cm aufgeschotterter, befestigter Parcour, der allerdings bei Flut an einigen Stellen überspült ist. Wir finden sogar noch ein eine gestrandete Qualle auf dem Schotter.)
Ein sogenannter Traktorbus fährt die Tagestouristen zur Insel. Und wir können uns dem anschließen. Dazu müssen wir zeitig starten, um die 14km nach Vester Vedsted zurückzulegen, wo um 10 Uhr der Bus startet.
Es ist ein strahlender, in der Ferne milchiger Morgen, von Schlechtwetter keine Spur! Das morgendliche Ribe ist wunderschön und lohnt einen Extrabesuch!

Wir fahren durch die Marsch entlang der Ribe A. Die Gehöfte liegen noch im Dunst, die Luft ist wunderbar frisch.

Auf dem Traktorbus haben wir auf dem „Oberdeck“ einen Logenplatz und können die Fahrt genießen und den Weg begutachten. Wir sind noch skeptisch, was den Rückweg angeht. Dann aber sichten wir Radfahrer mit Gepäck, die den Rückweg auf ihren Rädern antreten. „Was die können, können wir auch“, denken wir und planen die Rückfahrt per Pedale für den nächsten Morgen ein.


Um 10.45 Uhr sind wir da und müssen husch, husch das Zelt aufbauen, da nun doch ein Schauer kommt. Der geht aber schnell vorbei und es bleibt in der Folge sehr schön!
Wenn das die Schlechtwetterfront war, kann man nur sagen: als Tiger gestartet und als Maus gelandet!

Jetzt haben wir viel Zeit für diese schöne Miniaturwelt mit Dünen, Marschland, einem Dorf, zwei Restaurants, einem Kaufladen, einem Zeltplatz, wenigen Ferienhäusern, und etwas Wildnis in der Mitte....
Wir verlieben uns richtig in diese Insel!
Am Abend gönnen wir uns ein Essen im Mandö Kro mit einem herrlichen lokalen Bier aus Ribe.
Die Ruhe hier ist nach der Abfahrt der Tagestouristen himmlisch!




6. Tag
von Mandö nach Emmerlev
68 km
Spannend ist heute morgen, wie der Rückweg sein wird. Beim Kaufmann hängt eine Gezeitentabelle aus, auf der mit grünem Edding die Zeitspanne notiert ist, wann man den Lahnungsweg passieren kann.
Die meiste Zeit können wir fahren; nur einige hundert Meter müssen wir schieben.

Und dann sind wir auch schon drüben und fahren auf der Vestkystrouten weiter Richtung Süden!
Jetzt kommen wir in offenes, landwirtschaftliches Gebiet, welches nicht so interessant zu befahren ist - zwischendurch kommt auch mal wieder Straße oder ein geschotterter Weg.

Mit dem Einkaufen ist es schwierig: Es dauert ca 45 km, bis wir in Ballum einen Hinweis auf einen Köbmand finden. Dafür nehmen wir sogar einen Umweg in Kauf!
Die Hitze plagt einen in der offenen Landschaft doch arg!
Kaffee finden wir erst an unserem Ziel, dem Zeltplatz in Emmerlev!  Die Campingplatzbetreiberin hat eine niedliches, plüschiges Café neben ihrer Rezeption und bietet selbstgemachten Kuchen an. Wir entdecken Kekskuchen (auch „Toter Hund“ genannt)  – eine Erinnerung an Kindheitstage!
Der Campingplatz ist geräumig und hat schönen Grasboden. Wir finden einen Platz in der hintersten Ecke.  Zum Einkaufen für das Abendessen müssen wir allerdings zum Supermarkt im 5km entfernten Höjer fahren.
Später werfen wir ein Blick über die Steilkante der Küstenlinie und wollen baden: Enttäuschung! Wir sehen viel Schilf und dahinter endloses Watt. Hier gibt es keine Badestelle. So muss für die Abkühlung der Pool auf dem Campingplatz herhalten!



7. Tag
von Emmerlev nach Dagebüll
42km
Und wiederum ist der Morgen schön, der Wind bläst beharrlich aus Nord-Ost.
Im schon erwähnten Rezeptionscafé gibt es ein schönes Frühstück mit gutem Kaffee und los geht’s.
Wir steuern hinter Höjer auf einer schnurgeraden Straße dem westlichsten Grenzübergang nach Deutschland zu, der früher nur für Anwohner des Grenzgebietes geöffnet war. Heute sind wir im „Schengen-Europa“ und nur ein Schild und ein verlassenes Wachhäuschen erinnert an trennende Grenzen.

Ich liebe das barrierefreie Europa!!
Wir haben nicht den offiziellen Weg des Nordseeküstenradweges über Rudböl genommen, sondern steuern auf einsamen Straßen über Klanxbüll und Emmelsbüll zum Nordseedeich. Dort fahren wir noch eine Weile vor dem Deich und erreichen gegen Mittag Dagebüll. 
Auf unserer Strecke Richtung Husum haben wir nur Dagebüll als Campingstation. Die beiden Dagebüller Campingplätze sind eng, und voll mit Wohnmobilen und Dauercampern.
Aber egal – für eine Nacht muss es reichen!
Allerdings herrscht hier auch das „deutsche Campingrecht“ mit seinen Privilegien für Dauercamper:
Als wir unsere beiden Räder an den windschiefen Zaun des benachbarten Dauercampers lehnen – wohlgemerkt: unbeladen und VON AUSSEN! – werden wir mit bestimmendem berliner Tonfall gebeten, die Fahrräder dort vom Zaun zu entfernen, da „seine Regierung“ ( gemeint war: seine Frau) das überhaupt nicht gerne sehe.


vorher



nachher 
Als wir uns abends gegen das lautstarke Palaver vom benachbarten Emplacement Ohrstöpsel in die Ohren stecken, denken wir noch, dass wir uns wirklich nicht gern mit dieser „Regierung“ angelegt hätten.....
Aber wie dem auch sei:
Als Station ist Dagebüll dann doch noch recht nett: im Fährhafen gibt es ordentlich was zu gucken, nachmittags ist Flut und wir können am Grünstrand baden und lagern, die Restaurants sind ausgesprochen preiswert – fast könnte man sagen: billig - , die Cocktails kosten nur 4,50 Euro (...da kann man noch gleich einen zweiten bestellen!)
Und am Morgen gibt es ein Frühstücksbuffet im benachbarten Hotel für 10 Euro.
Na also! Geht doch!


8. Tag
von Dagebüll nach Husum
55km
In den Reiseforen hatte ich gelesen, dass der Wind vertrackter Weise – egal in welche Richtung man fährt – immer von vorne käme. Auf der vor uns liegenden Strecke hatte ich diese Erfahrung auch schon einmal gemacht.
Aber nicht so heute: wir fahren auf bestem Asphalt vor dem Deich, nur gebremst durch die Schafgatter. Der Wind ist so günstig und kräftig aus Nord-West, dass wir ohne Mühe auf 28 bis 30 km/std beschleunigen. Hui, macht das Spaß! Und immer der schönste Ausblick auf das Wattenmeer.


An der Hamburger Hallig, die durch einen verlandenden Damm mit dem Festland verbunden ist, fahren wir die 4km zum Hallig Kro.

Dort grüße ich den Koch beim Eintreten mit „ Moin! Moin!“ und werde stehengelassen. Ich gehe weiter in die Gaststube und warte vergeblich auf die Bedienung. Ich gucke noch einmal an der Tür, ob da die Betriebszeiten vermerkt sind. Nichts. Ich stehe da wie ein dummer Junge. Alles ist offen. Nichts passiert.
Ich setzte mich wieder nach draußen zu meiner Frau. Nach 15 Minuten gehe ich noch einmal hinein zu einem zweiten Versuch. Ah! Da ist sie, die Servicekraft. Ich bestelle zwei Apfelschorlen – eigentlich eine leichte Übung. Die Servicekraft greift zum Glas, guckt aber vorwurfsvoll und sagt: „Eigentlich haben wir noch geschlossen“! Ah“, sage ich, „und was bedeutet das jetzt?“
„Dass Sie nächstes Mal später anreisen sollen“. „Und wie kriege ich raus, wie die Öffnungszeiten sind?“ „ Das steht doch an der Schranke“!
Dumm nur, dass wir an keiner Schranke vorbeigekommen sind, da wir auf dem Nordseeküstenradweg unterwegs sind, der vor dem Deich läuft. Und wir sind bestimmt nicht die ersten Radfahrer hier, die diese 4 km hin und 4km zurück unternehmen....
Langer Schreibe kurzer Sinn: nordfriesische Serviceorientiertheit ist manchmal ein bisschen anders, als wir es gewohnt sind. Ich könnte da noch Geschichten erzählen.....

Nach diesen 8 km Abstecher geht es weiter im Deichvorland bis zur Badestelle Lüttmoorsiel, wo auch die Gleise der Lorenbahn zur Hallig Nordstandischmoor abgehen.

Da wir nicht über Nordstrand wollen, drehen wir nach Ost ins Land hinein und fahren dann entlang der alten Deichlinie nach Husum – eine schöne, ruhige Strecke.
In Husum genehmigen wir uns dann noch einen Fischimbiss und um 13.32 Uhr fährt uns die NOB wieder nach Hamburg zurück – jetzt um die Mittagszeit in einem bequem leeren Zug.


Nachtrag 2016: die Züge fahren von Niebüll direkt nach Esbjerg durch: mit nur einmal Umsteigen von Hamburg nach Esbjerg!
VIDEO:

1 Kommentar:

  1. ".... und immer Wind in Fahrtrichtung." !!!!!
    Die neue Richtung des Windes von NO nach NW für die Schlussetappe haben wir kurz vor dem 8.Tag natürlich schnell umgesetzt.
    Kranich und seine Radwindfreunde

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