Samstag, 10. Mai 2014

von Salzburg nach Venedig Teil 2

Der Alpe-Adria-Radweg
Teil 2


6. Tag
Moggio Udinese – Udine
74 km

Heute werden wir aus dem Kanaltal heraus in die Ebene fahren - und das bei sonnigstem Wetter.
Nach dem sehr guten Frühstück folgen wir einer alten Straße talabwärts, die nicht minder schön ist als die Eisenbahntrasse. Sie schlingt sich am felsigen Rand des Tals entlang und hat auch wieder ein paar kleine Tunnels.  

 
Nach der Hälfte der Strecke hört die Asphaltierung auf und wir fahren auf Schotter. Die Strecke ist immer noch wunderschön, aber das Fahren wird anstrengend.


jetzt sind wir wirklich im Frühling angekommen!
Und dann am Ende überqueren wir den Fluss Fella kurz vor seiner Vereinigung mit dem Fluss Tagliamento, dessen Bett hier eine enorme Breite gewonnen hat.





Die Berge liegen hinter uns: wir schauen stolz zurück und klopfen uns innerlich auf die Schulter!

Danach laufen wir in das Lavendelsstädtchen Venzone ein.
In Venzone kehren wir auf zwei Kaffee in der Bar am Marktplatz ein. Auch hier ist italienisches Leben zu besichtigen.



die Stadtmauer von Venzone
  
In Gemona wollen wir den Dom besichtigen und machen einen Abstecher in die Stadt, was sich als anstrengend herausstellt: die Stadt liegt am Hang und der Dom auf der höchsten Stelle. Das schaffen wir dann noch; aber leider ist der Dom geschlossen!




 
Okay, die Altstadt ist ganz schön und der Ausblick auch gut. Aber ein bisschen enttäuschend ist das doch.
Danach geht es durch Felder und Straße in einem gemischten Programm Richtung Udine.  Es macht sich bemerkbar, dass wir den Treck, den jeder auf seinem Garmin hat, nicht einer letzten Synchronisation unterzogen haben. Das soll heißen, dass wir verschiede Versionen drauf haben, was kurz zu Unsicherheit und Verstimmung führt. Auch unser Radführer von Bikeline zeigt verschiedene Varianten an. Das kann dann aber bald geklärt werden und spätestens, als wir hinter Vendolio den In@Naturaweg erreichen, ist alles wieder – nicht nur im Wortsinne – im grünen Bereich: dieser Weg führt im Tal des Fluss Cormor bis vor die Tore von Udine.




 
Das ist ein Naturweg vom Feinsten: grüne Auen, duftende Bärlauchfelder unter den Bäumen, zwitschernde Vögel, eine riesige Schafherde, immer eine schöner, schattiger Naturweg. Die Sonne gibt sich richtig Mühe und scheint kräftig. (Danke, Kranich!)
Am späten Nachmittag kommen wir dann in der Stadt an. Wir hatten schon vorher ein Hotelempfehlung von Ada, unserer Hotelwirtin in Moggio. Dorthin lassen wir uns vom Routing des Garmins führen: Das Hotel ist ein moderner Kettenbetrieb (B&B Hotel President), der so durchgestylt ist, dass er von einer Person geführt werden kann: wir bekommen Zimmer, zahlen im Voraus, stellen die Fahrräder in die Tiefgarage und sind versorgt. Obwohl das Hotel noch ziemlich neu scheint, zeigt es aber schon Spuren der Verwahrlosung: in der Dusche blättert die Farbe in großen Flatschen ab, das Zimmer ist zwar geputzt, aber das Klopapier ist vergessen worden...




7. Tag
Udine – Grado
61 km

Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder hervorragend. Wir machen nach dem Frühstück noch einen Abstecher in die historische Altstadt mit ihren vielen Arkaden.
Hier merkt man an der Bebauung das österreichische Erbe...



 
Danach fahren wir aus der Stadt heraus. Es geht jetzt immer nach Süden.
Die erste Station ist Palmanova, die berühmte Stadt mit den komplett erhaltenen Stadtmauern und Festungsanlagen in Sternform und dem riesigen, sechseckigen Exercierplatz in der Mitte.


Dort am Platz kehren wir auf einen Kaffee in der Caffeteria Torinese ein. Sie haben dort so schöne zurechtgemachte Häppchenplatten, dass ich fast in Verzückung gerate. Eine kleine Käseplatte muss ich mir gönnen: so schön sieht sie aus und ist mit einem Weißweingelee garniert. Am liebsten hätte ich eine Querdurchverkostung gemacht! Auch innen ist dieses Bar-Café sehr schön eingerichtet. Wer hier durchfährt: meine Empfehlung!






Hinter Cervignano sind wir dann parallel zur Straße wieder auf einer alten Eisenbahntrasse. Wir passieren Aquileia, wo sich im Untergrund viele, viele römische Ruinen finden. Einige Ausgrabungen kann man sehen: es sind lediglich die Grundrisse. Einige Säulen sind rekonstruiert worden, damit man eine Idee von den Dimensionen bekommt.

Aber eigentlich muss man seine Fantasie bemühen, um anhand der Grundrisse sich vorzustellen, wie die Römer hier vor 2000 Jahren gelebt haben. Mir kommen dann immer auch Gedanken über die Vergänglichkeit des Lebens....
Dann noch ein bisschen weiter und wir sind am Rand der Lagune: ein 5km langer Damm verbindet die Insel Grado mit dem Festland.

 
Da fahren wir hinüber und sind damit am Ziel des ausgeschilderten Radweges, aber noch nicht am Ziel unserer Reise.
Grado ist ein Ferienort mit all den Betonbauten an der Wasserseite, wie man es kennt. Es erschlägt uns ein bisschen, obwohl wir stolz sind, am Meer angekommen zu sein.

 
Nun müssen wir aus der riesigen Auswahl an Hotels eins finden, das uns angenehm ist.
Wir lassen unsere Intuition spielen und fahren ein wenig die Promenade entlang und entdecken am Westende der Promenade ein kleineres Hotel, das besser zu uns passt als die Betonburgen.
Wunderbar: vor dem Hotel liegt ein breiter Strand, der gerade für den Beginn der Saison an Ostern hergerichtet wird.  So hatte ich es mir vorgestellt.

Später am Abend strolche ich noch durch das Städtchen und finde noch alte Häuser in engen Gässchen, die noch die Atmosphäre des alten Fischerdorfs Grado widerspiegeln.
Und eine Fischermeile, wo die Lagunenfischer ein- und auslaufen, gibt es auch....




8. Tag
Grado – Latisana
54 km

Das Wetter ist immer noch schön, als wir starten. Die Wolken von gestern Nachmittag sind Vegangenheit (Kranich, wir danken Dir!).




der Strand vor dem Hotel
 
unser Hotel (Sirenetta)


im alten Teil von Grado 

Im Supermarkt decken wir uns mit Verpflegung ein, an der Fischermeile machen wir noch schöne Fotos.


Um unseren Weg nach Venedig fortsetzen zu können, müssen wir erst einmal 18 km zurück fahren nach Cervignano – also wieder über den Damm und an Aquileia vorbei.




In Cervignano biegen wir dann nach Westen ab. Wir haben hier keine Auswahl an Wegen: wir müssen die Straße nehmen, die hier von Ost nach West führt. Wegen der Flüsse, die in die Lagune entwässern, gibt es keine Alternativen. Und diese Straße ist eng und natürlich befahren von Autos und Lastwagen. Angenehm ist das nicht! Dieser Abschnitt (25km) läuft heute einmal nicht unter Genussradeln.

Das Friaul ist zweisprachig! Friaulisch ist eine rätoromanische Sprache

Kurz vor unserem Ziel Latisana können wir dann endlich auf eine Nebenstrecke abbiegen.

In der Stadt ist der Fluss Tagliamento in ein betoniertes Deichkorsett eingezwängt: Ohne dieses würde der Fluss Latisana jedes Frühjahr überschwemmen...





Wir nehmen Quartier im Hotel Cigno und machen einen Gang durch die Stadt und auf dem Betondeich.
Zur Essenzeit sind wir wieder im Hotel, was eigentlich ein großes Restaurant ist.
Wir bestellen als primo piatto Spaghetti Carbonara und bekommen Spaghetti Marinara:
Soviel zu unserer italienischen Aussprache.
Aber: die besten Spaghetti Marinara, die ich je bekommen habe!! Hier hat sich das Missverständnis gelohnt!


Als secondo piatto haben wir dann einen Grillteller bestellt, der auch ganz hervorragend ist: mit gegrilltem Gemüse als Beilage, und das Fleisch mit einem Hauch Rosmarin, wunderbar à point gegrillt.
Er ist allerdings so reichlich bestückt, dass er uns an den Rand unseres Fassungsvermögens bringt.....


Fazit: die Zimmer waren so là-là, aber das Restaurant sehr gut!




9. Tag
Latisana – Punta Sabbioni
91 km


Heute kommt unsere Abschlussetappe – und die ist lang! Ca 90 km haben wir berechnet.
Aber wir rechnen auch mit einem guten Vorankommen, denn die Landschaft ist bretteben – teilweise liegt sie sogar unter dem Meeresspiegel.

 
Unser Ziel ist die Halbinsel Cavallino mit dem Punta Sabbioni an der Spitze an einem der beiden Durchlässe von Venedigs Lagune zum Meer. Und von hier kann man gut per Schiff Venedig und die übrigen Laguneninseln erreichen. Das Hotel Il Ghebo hatte ich vorreserviert: es ist mir schon von meiner letzten Reise hierher bekannt.

Und so machen wir uns auf den Weg: es ist eine wunderbare frische Morgenluft. Der Wind kommt erst so gegen Mittag auf.







Wir fahren auf kleinsten Sträßchen unserem Ziel entgegen. Hinter Jesolo sind wir am Fluss Sile sogar auf einem flussbegleitenden Wirtschaftsweg.



 Jesolo


am Fluss Sile

Kurz vor der Ortschaft Cavallino wird man an einer Schleuse über einen Steg auf die andere Seite des Flusses geleitet und kann dann später auf einer Nebenstraße – immer am Wasser entlang - Richtung Punta Sabbioni fahren.


Im Hotel angekommen, werden wir von der strengen Patronne Daniela Lucato herzlichst – fast wie alte Freunde – begrüßt! Hatte ich doch schon mit ihr telefoniert, eine E-Mail-Bestätigung geschickt, deutlich gemacht, dass  ich schon einmal dagewesen bin und wir mit dem Fahrrad kommen werden und ein Foto von mir dazugepackt: so konnte sie sich vorstellen, wer da kommt. Ich wollte die Irritation vom letzten Mal vermeiden, als ich verschwitzt in Radlerhose ankam und sie von einer E-Mail-Reservierung nichts wusste und mich prüfend anguckte, ob ich denn solvent genug bin.
Aber inzwischen sind schon Jahre vergangen und Radtouristen sind auch hier schon nicht mehr als arme Vagabunden, sondern als gewinnbringende Klientel bekannt.

das Hotel Il Ghebo

Leider, leider hat das Feinschmeckerrestaurant im Haus, auf das ich mich so gefreut hatte, nicht geöffnet.
Überhaupt: wir sind im Abgesang einer Ära! Vielleicht sind wir die letzten Gäste überhaupt unter den strengen Augen von Daniela Lucato. In 6 Tagen - kurz vor Ostern - kommen die neuen Pächter. Daniela und ihr Mann werden sich zur Ruhe setzen und haben das Hotel samt Restaurant an einen Hotelier aus Triest verpachtet.


Daniela Lucato
 
 der Aufenthalts- und Frühstücksraum des Hotels

Ich kann das Hotel nur empfehlen: die Zimmer und die Restauranträume sind richtig schön und wertig hergerichtet.( Der neue Pächter will noch anbauen, um von 7 auf 14 Zimmer aufzustocken – das sei wirtschaftlicher.) Wenn man mit dem Fahrrad kommt und Venedig besuchen will, ist dieses Hotel und die Halbinsel Cavallino der beste Anlaufpunkt.
(ansonsten gibt es da noch da Hotel "La Rondine", wo wir essen waren. Das ist größer und nimmt manchmal ganze Busladungen von Gästen auf, liegt aber auch in Zu-Fuß-Geh-Distanz zum Anleger Punta Sabbioni)

Blick aus dem Fenster meines Hotelzimmers



 
10. Tag
Venedig


Nach dem Frühstück machen wir uns zu Fuß zum Fähranleger auf. Das sind nur 7 Minuten.
Dort erwerben wir am Schalter des ACTV (Vorsicht: nicht die Schalter der Ausflugsdampfer nehmen!) ein 72-Stunden-Ticket, mit dem wir alle Linien des öffentlichen Nahverkehrs in beliebiger Häufigkeit abfahren können.
Das erste Schiff am Anleger fährt nach Burano. Also nehmen wir das.

Burano ist eine Laguneninsel mit einem alten Fischerdorf. Allerdings scheinen die meisten dort jetzt nicht mehr vom Fischfang, sondern vom Touristenfang zu leben. Legendär ist der schiefe Kirchturm.
Hier ist alles beschaulich, niedrige Häuser, bunt angestrichen, enge Gässchen, netter kleiner Kanal in der Mitte: ein Venedig im Kleinen!






 
Wir strolchen herum, warten auf schönes Fotografierlicht, und fahren dann später mit einem Schiff nach Venedig rüber. Murano lassen wir aus.
In Venedig versuchen wir uns einmal quer durchzuschlagen (von Nord nach Süd), was trotz Navigationsgerät gar nicht so einfach ist.
Wir kommen auch zur Rialtobrücke. Mein Reisegenosse ist einfach nur überrascht vom Andrang: er schüttelt immer wieder den Kopf und murmelt: „ das ist ja unglaublich...“ Auf der Brücke drängen sich die Touristenmassen und versuchen in vier Reihen auf jeder Seite ein Erinnerungsfoto zu schießen (wir auch!).


zwei Blicke von der Rialtobrücke

Wir sind froh, als wir ein Schiff finden, das uns zur Insel Giudecca hinüber fährt.
Dort ist es wieder ruhig: kaum Touristen. Hier wird gewohnt.
Ich suche die Kantine der Werft, in der ich beim letzten Mal so preiswert und stimmungsvoll gegessen hatte: die Werft finde ich wohl, aber die Kantine ist jetzt eine Ruine.




Mein Mitradler ist mutig und spricht nun Monteure an. Sie weisen uns zu einer Studentenmensa nicht weit weg von der Werft. Dort wird dann gegessen. Naja, das Stimmungsvolle des Werftgeländes mit den Arbeitern ist weg; preiswert ist es allemal.



enge Gässchen auf der Giudecca

Auf der Wasserseite der Giudecca dann mit Blick auf die Skyline von Venedig trinken wir in einer kleinen Bäckerei unseren Kaffee und genießen die Zeit.

Auf dem Rückweg machen wir noch einmal kurz Station  auf dem Markusplatz: auch hier wieder die unerträgliche Fülle und das Touristengewimmel.






gute Musiker spielen vor den teuren Cafés. Das macht den Massentourismus leider nicht angenehmer

Schnell weg hier.
Das Direktschiff nach Punta Sabbioni bringt uns dann in einer schönen Fahrt am Lido vorbei zurück.



11. Tag

Punta Sabbioni – Lido – Pellestrina – Chioggia und zurück
60km

Nach einem Tag Fahrradpause ist heute wieder Radeln angesagt.
In Venedig selber darf man nicht Radeln; die Schiffe dorthin nehmen Fahrräder auch gar nicht mit. Aber die vorgelagerten Inseln Lido und Pellestrina sind schöne Ausflugsziele mit dem Fahrrad.
So haben wir zuerst einmal wieder die schöne Schifffahrt zum Lido hinüber. Ein Fahrradtransfer kostet 1 Euro pro Fahrt. Auf dem Lido decken wir uns im Supermarkt mit Verpflegung ein und radeln diese schmale Insel herunter, später auf einem Fuß-/Radweg entlang der Deichmauern zum Meer (Murazzi).

die Murazzi des Lido
  
Am Ende warten wir dann auf die Fähre nach Pellestrina hinüber.

dies Schild spricht für sich....
Wenn die Insel Lido schon als schmal bezeichnet wird, dann träfe auf Pellestrina das Wort magersüchtig zu: sie ist quasi nur ein Strich in der Landschaft. Auch hier schützen Murazzi gegen die Gewalten der offenen See.
Der Radweg führt an der Lagunenseite entlang und vermeidet die einzige Verbindungsstraße der Insel. Das ist schön. Die kleinen Orte sind wieder verwinkelt, die Häuser bunt angestrichen, an der Lagunenseite haben die Fischerboote festgemacht.

ein guter Stern wacht über dem Eingang dieser Kirche auf Pellestrina

man sieht es: hier wohnen die Lagunenfischer

Blick auf das Südende von Pellestrina. Kleine Werften gibt es hier auch noch
Das Wetter ist bestens. Die Lagune ist so groß, dass sie wie ein ruhiges Meer wirkt, da man ihr Ende nicht sehen kann.
 Am Südende der Insel beschließen wir spontan, auch noch einmal nach Chioggia herüber zu fahren. Auch hier gibt es ein „Motonave“, das Fahrräder mitnimmt.
Also haben wir eine weitere Schiffsfahrt.
Chioggia selber ist auch eine Laguneninsel, auch mit Gässchen und Kanälen, aber dazu noch mit Autoverkehr. Hier ist nichts richtig angehübscht - von Touristenströmen keine Spur. Das ist ein Fischerstädchen.




Chioggia

auf der Brücke von Chioggia zum Festland

auch hier wird Fischerei groß geschrieben
 
Wir kurven ein bisschen herum und kehren dann zum Anleger zurück und warten auf das Schiff.
Jetzt geht der ganze Parcour wieder rückwärts. Auf Pellestrina nehmen wir dieses Mal die Straße und jagen in einem Höllentempo dahin, um die Anschlussfähre nach Lido zu bekommen, was uns Wartezeit ersparen würde. Inzwischen ist es auch schon recht spät geworden. Knapp, ganz knapp erreichen wir sie und klatschen uns in die Hände. Die Überfahrt dauert nur gut 10 Minuten.
Dann wieder zurück über die Insel Lido zum Anleger der Fähre zurück nach Punta Sabbioni.



12. Tag
Abreise

Für einen Abreisetag haben wir noch ganz schön viel vor.  Unser Nachtzug nach München geht nämlich erst am Abend.
So machen wir am Vormittag noch eine Rundfahrt per Schiff um Venedig: Also auf dem Schiff wieder rüber zum Lido, umsteigen auf ein Boot, das durch den Canale Grande zum Piazale Roma fährt, dort gucken wir uns den Weg über eine Brücke zum Bahnhof an, dann steigen wir in ein nächstes Boot, dass uns vom Piazzale Roma über Cannaregio an der Nordseite Venedigs zurück zum Lido bringt und von dort zurück zum Punta Sabbioni.
Diese Rundfahrt kann man nur jedem empfehlen. Egal wie voll das Schiff ist: nach einer Weile findet man auf jeden Fall hinten im Schiff einen Platz im Offenen, kann schöne Fotos machen oder auch nur die Prachtbauten und die besondere Struktur Venedigs von der Wasserseite aus genießen.
Leider scheint die Sonne nicht, so dass es mit dem Fotgrafieren nicht so ideal ist. Wir können uns trotzdem nicht bremsen...
(Es ist Sonntag. Mir scheint, Kranich schläft noch!)












Wasser, Brücken, Palazzi: das ist die Venedigformel

Der Piazzale Roma ist sozusagen die Autosackgasse Venedigs: hier stehen die Parkhäuser, hier kommen die Busse an. Weiter geht es hier nicht mit dem Motorverkehr – es sei denn man hat ein Schiff.
Und vom Piazzale geht dann diese große, langgezogene Brücke zum Bahnhof hinüber. Wir schauen sie uns an um zu sehen, ob wir die am Abend mit dem Gepäck schaffen werden...wird schon gehen!
Die Fahrt um die Nordseite Venedigs ist auch interessant: man sieht hier Teile Venedigs, die eigentlich im touristischen Off liegen wie z.B. das Arsenale, dem ehemaligen Werftgebiet und Flottenstützpunkt der Republik Venedig.

Diese unvergessliche Rundfahrt (immer noch mit unserem preiswerten 72-Stunden-Ticket) beschäftigt uns am Vormittag. Gegen zwei sind wir am Hotel zurück und holen unsere Fahrräder und unser Gepäck und verabschieden uns.
Wir haben jetzt noch sehr viel Zeit. Wir fahren einmal zum Leuchtturm und sehen die Bauwerke des riesigen Sperrwerkes „Mose“, die in naher Zukunft Venedig vor den regelmäßig wiederkehrenden Hochwassern schützen soll....

der Strand bei Punta Sabbioni

Wir machen ein Picknick am Leuchtturm und dann (Kranich ist wohl aufgewacht), als endlich die Sonne herauskommt und uns schläfrig macht,  ein Nickerchen am Strand.


So gestärkt machen wir uns auf den Rückweg. 
Da ist ein bisschen Know-How gefragt: die Fähre vom Punta zum Lido hinüber nimmt ja Fahrräder mit. Das war ja schon erprobt.
Auf dem Lido selber muss man dann – wenn man das Fahrrad mitnehmen möchte - den Anleger wechseln und einen Kilometer weiter im Norden zum Anleger der Autofähre Lido San Nicolo fahren. Diese Fähre fährt stündlich und bringt einem zum Tronchetto, dem Hafenteil, wo die Kreuzfahrtschiffe anlegen und der auch mit dem Auto zu erreichen ist.
Wir haben also noch einmal eine schöne lange Fahrt durch den Giudeccakanal, jetzt mit goldenem Sonnenschein.



Am Tronchetto angekommen, muss man sich in dem dann folgenden Autogewusel zurechtfinden bis zum Piazzale und dann die Brücke überwinden.
Und da sind wir dann: es wird Abend, die Sonne verschwindet hinter den Häusern, der Wind fegt ungemütlich um das Bahnhofsgebäude. Wir haben uns im Supermakrt auf dem Lido mit Essen eingedeckt, was wir jetzt verspeisen.
Dann ist es Zeit, unseren Bahnsteig zu suchen.
Irgendwie hängt da eine große Unruhe in der Luft. Dauernd kommen Ansagen, die von Zugausfällen berichten. Wir finden dann einen Hinweis, dass die Bahn bestreikt wird und die meisten Züge ausfallen. Oh Schreck!
Ich gehe zum Ticket- und Servicecenter und ziehe eine Nummer.  Die Schlangen sind lang: ich habe 50 Leute vor mir. Das bringt jetzt nichts. Auf der elektronischen Abfahrtstafel ist zu unserer Abfahrtszeit nur ein Zug nach Monaco und nicht nach München angekündigt. Die Zugnummer stimmt auch nicht. Langsam kommt Panik auf.
Endlich – nach vielem Suchen – finde ich noch eine gedruckte Abfahrtstafel: da ist ein Nachtzug nach Wien angekündigt. Mir schwant, dass unser Nachtzug nur Kurswagen sind und deshalb die Zugnummer nicht stimmt.
Nun kommt alles zusammen: der angekündigte Zug nach Monaco ist unser Zug; er fährt nach Wien und hinten sind die Kurswagen nach München angehängt, die deutschen Schaffner sind schon da und schließen uns das Fahrradabteil auf und der Zug wird auch nicht bestreikt. Puh! Entwarnung!
Dass die dämlichen Italiener München mit Monaco verwechselt haben, ist ja mal wieder typisch!
(ca 14 Tage verharre ich in meiner teutonischen Überheblichkeit und erzähle diese Geschichte oft, bis ich irgendwann erfahre, dass München auf italienisch Monaco di Baviera heißt. Da werde ich doch ein bisschen kleinlaut....)


Nachschlag
Unser Schlafwagen ist von der modernen Sorte – eng zwar, aber comfortabel. Und gut gefedert. Und so schlafen wir eigentlich sehr gut und wachen nur auf, wenn der Zug plötzlich mal hält und es plötzlich sehr still ist.
Unsere Wagen werden dann in Salzburg an den Nachtzug angehängt, der aus Budapest kommt. Mit einer Stunde Verspätung erreichen wir dann um 7.10 Uhr München.
Die Verspätung macht uns nichts, weil wir eh erst um 11.15 Uhr weiter fahren. Mein Mitradler hat eine kleine Rundfahrt vorbereitet.
Und so führt er mich an den wichtigsten Sights vorbei erst einmal zum Viktualienmarkt.
Zu dieser frühen Stunde wird da gerade erst aufgebaut.
Aber es wird stilvoll gefrühstückt: Weißwurst, süßer Senf und frische Bezel.
(mein bayrischer Schwager Hermann sagt allerdings, dass so ein Frühstück ohne ein Weißbier dazu nichts sei!!)

 
Draußen ist es eisig - um die 10 Grad - und es weht ein kalter Wind. Wir halten trotzdem an unserer Rundfahrt fest: wir fahren ein Stück den Isarradweg hoch und dann im englischen Garten zurück. Wir Radtouristen stören ein wenig die Radpendler, die – morgendlich maulig – möglichst schnell zur Arbeit kommen wollen und sich über die zwei Hindernisse da auf dem Isarradweg ärgern.
Darauf können wir aber keine Rücksicht nehmen. Wir haben ja genauso eine Existenzberechtigung!

Kurz vor 11 Uhr sind wir dann Bahnhof München Ost und steigen später dann in den Intercity nach Hamburg – dem gleichen Zug, der uns schon auf der Hinfahrt ohne Umsteigen in den Süden gefahren hat.


2 Kommentare:

  1. Ohne Pause bin ich eben die gesamte Strecke mit den schönen Fotos und den netten Texten nachgefahren. Wie immer sind die kulinarischen Erlebnisse für den Leser leider nur theoretische "Leckerbissen".
    Erwähnenswert:
    Kranichs Anteil am Gelingen dieser Tour ist im Textteil doch noch sehr deutlich geworden :-).
    Kranich

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  2. Wonderful choice for a captivating vacation. The landscape has a lot to offer! The photo reportage is really awesome, congrats!

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