Freitag, 23. August 2013

La Franqui - Perpignan 50 km

Um 8 Uhr morgens schwimme ich im Mittelmeer.
Es ist ein langer Weg über den Strand zur Wasserkante; aber er ist schön. Es ist schon so warm, das man außer Badehose nichts braucht; nicht einmal ein Handtuch.
Ich war immer ängstlich wegen meiner Wertsachen ( I-Phone, Kreditkarten, Geld) und habe dieses Jahr noch einen neuen wasserdichten "Safe" gekauft, den man um den Hals hängt.
Aber das ist nun gar nicht nötig: kein Mensch ist am Strand! Auch ich Kurzsichtiger kann meine Sachen im Auge behalten. Eine herrliche Erfrischung!! Und ein schöner Abschluss meiner Reise. Denn nachher geht es nach Perpignan, wo morgen Abend mein Zug abfährt.

Dann habe ich -  im Zelt sitzend - online ein Zimmer in einem Hotel am Bahnhof gebucht, zum ersten Mal per Handy! Aufregend! 
Der Zeltplatz ist wie die anderen Zeltplätze an der Küste: autogängig gemacht und die Emplacements zu sandigen Parkplätzen für Wohnmobile oder Wohnwagen und dazugehörigen Zugmaschinen degeneriert. Der sonstige Service ist mau: "man" hat ja ein Auto! Aber das wußte ich ja vorher. Es musste nur noch einmal gesagt werden.

Ich fahre also für den Kaffee und Croissant in den gegenüberliegenden Ort unterhalb des Felsens: La Franqui!
Zauberhaft! Wenn ich mir einen Ferienort aussuchen müsste, um mich in ein kleines Häuschen einzumieten, dann könnte es dieser sein. Da Gute ist, dass man vom Massentourismus südlich von Leucate (den ich in der nächsten Stunde durchfahren muss!) nichts mitbekommt, da die zum Ort führende Straße gleich hier vorne am Felsen endet.



Übrigens habe ich gestern die 1000 km Marke "geknackt". 
Nicht dass mir die absolute Kilometerleistung sehr wichtig ist - es ist eher die Strecke, die mir wichtig ist: die Transversale und die verschiedenen Landschaften. Das ist - so glaube ich - schon deutlich geworden.
Aber wenn man schon mal 1000km gefahren ist, dann darf man das doch schon mal kurz erwähnen, oder?


Heute also eine Änderung der Routine: erst Schwimmen, dann Schreibarbeit, dann Frühstück en village, und erst dann abbauen. Das gibt der Wäsche von gestern auch noch die Gelegenheit, die Restfeuchte loszuwerden; der Badehose ebenfalls.
Um 11.40 Uhr gelingt es mir, mich loszureißen.
Und Leucate überrascht mich - hatte ich doch befürchtet, auf der vielbefahrenen Durchgangsstraße radeln zu müssen!
Die Lagune ist riesig mit Verästelungen und Inselchen, auch der Landstreifen ist sehr flächig. 
Nach 5km muss ich hochfahren nach Leucate Village in dem Bewußtsein, dass es die letzte Steigung dieser Reise ist. Der Ort ist hübsch, nettes Treiben, 


die Landhäuschen angeschmiegt an die Sträßchen, die sich den Felsen hochwinden. Keine Hochbauten! Unten div Campingplätze und dann kommt erst einmal Heide und Düne. Hier ist viel Platz!
Bis Port Conchylicole folge ich einer kleinen Straße, die zu einer Fußgängerbrücke führt. Drüben tut sich überraschenderweise ein Radweg auf, der immer schöner wird und mich bis über die Brücke bei Port Leucate führt. Da habe ich schon die Hälfte der Landbrücke hinter mich gebracht. Hier oben von der Brücke kann man sehen, dass sich die Feriendorfdesigner dann doch noch ausgetobt haben:


Jetzt im südlichen Teil wird es städtisch: nicht schlimm, nur lästig.
Ich habe noch nicht viel geschafft, aber der Hunger meldet sich: es gibt ein Mittagessen unter Maulbeerbäumen.


Als ich dann eine weitere Brücke nach Le Barcarès überquert habe, endet meine selbstgestellte Mission, Wege zwischen Lagune und Meer zu finden und ich fahre auf Landstraßen nach Perpignan zum Hotel.
In der Ferne winken die Pyrenäen!
Ich bin ein bisschen euphorisch: 
wer hätte am 19. Februar - als ich nach meinem Kniebruch im Oktober das erste Mal wieder auf das Rad stieg - gedacht, dass ich es bis hierher schaffen würde!!!!!

17 Uhr:
Perpignan!
Angekomm'n!


NACHTRAG 1:
Eben habe ich mir am Bahnhof den Nachtzug angeguckt, den ich ja morgen besteigen will. Wichtig als Radfahrer ist ja, dass man gleich seinen richtigen Einstieg  findet; man kann ja nicht mit dem Fahrrad durch den ganzen Zug geistern! Auf dem Bahnsteig relativ viele Zusteigende.
Aber es war alles schön angezeigt an der elektronischen Zuganzeige.
Leider hielt sich der Zug nicht daran: der Straßburgteil des Zuges war nicht hinten, sondern vorn. Das Fahrradabteil demnach von ganz hinten nach ganz vorn gerutscht. Und keine Korrektur über Lautsprecher!
Na, da wäre ich ja hektisch geworden!
Nun bin ich vorgewarnt. 
Aber zur Sicherheit fragte ich noch 2 ( in Worten: zwei) Zugbegleiter, ob das immer so sei. 
Antwort: das kommt darauf an ...
Na dann, Prost Mahlzeit! 

NACHTRAG 2 :
am nächsten Abend kam es dann ganz anders. Ich hatte mich - wie ich dachte: intelligent - in der Mitte des Bahnsteigs 1 aufgestellt; also gleich lange Wege nach vorn und nach hinten. 
Dann aber kam die Anzeige, dass der Zug heute auf Gleis 2 auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig ankommt: der einzige noch ohne Fahrstuhl (die wären hier in Perpignan eh zu kurz für mein Rad gewesen!!).
Also mitten in den nun in Bewegung kommenden Fahrgastmassen abpacken, Fahrrad heruntertragen, Gepäck heruntertragen, dann das Gleiche wieder hinauf. 
Wäre nicht schlimm, wenn nicht die aufgeregten Reisenden immer im Weg stehen oder mitten auf der Treppe anhalten würden...
Aber Ende gut, alles gut!!!!

NACHTRAG 3:
zurück in den Norden kann man fahren:
über Straßburg und Offenburg 
oder
über Luxembourg und Koblenz 
Dezember 2016
NACHTRAG 4: der Nachtzug ist eingestellt worden. Nach Hause geht es jetzt nur noch mit TERs.
Siehe Post vom 15.12.2016 "Bahnrückreise aus Südfrankreich" und " Kleine Katalonienrundfahrt (3)"

2 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch!

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  2. Rad- und Blogtour de Herb 2013 ist leider zu Ende.
    Glückwunsch zum Erreichen des Ziels nach über 1000 km und besten Dank für die stets aktuellen Tagesnachrichten. Ich bin gerne auf diesem Weg hinter Dir her geflogen:
    der Kranich .

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